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Ich habe bei einem Trödler eine Baß gesehen. 3/4, Gambenform. Helle Fichtendecke. Aber, und jetzt kommt das große Aber:
Der - ja wie heißt das Teil? - Fuß des Halses, also da, wo der Hals an den Korpus ansetzt, diese Stück, was senklrecht zum Hals verläuft, sagt schon, wie heißt das Ding? Habe keine Webseite, geschweige denn Wikipedia , gfeunden, die die Anatomie des Kontrabasses in ihren Teilen beschreibt - eben dieses Teil zeigt Holzwurmbefall.
Der Baß ist antik, irgendwie schön. Aber das schreckt mich eben ab. Der Antiquitätenhändler will 300 € dafür haben.
Ich zögere noch. Ich denke natürlich gleich an eine Restauration. Aber vielleicht sollte ich nicht gerade mit einem solchen Instrument einsteigen, zumal ich absoluter Anfänger bin.
Ich erbitte Euren Rat.
--
C.
Bässe mit Holzwürmern können davon befreit werden, indem man die Würmer vergast. Wenn ich einen Geigenbauer richtig verstanden habe, kommt der Bass ein paar Tage in eine Gaskammer (sorry - mir fällt kein passender Begriff ein). Danach sind die Würmer tot.
Guten Morgen,
der Geigenbauer meines Vertrauens hat keine Gaskammer. Wie verbreitet ist so etwas unter Instrumentenbauern? Ich würde aus der Existenz von Löchern auch nicht auf ein "antikes" Instrument schließen und selbst wenn es antik wäre, nicht auf klangliche Qualitäten.
Du wirst sicher neue Saiten brauchen, möglicherweise ist auch einiges kaputt. Unter Umständen kommt ein guter Gebrauchter billiger als dieser Spezialfall. Nimm vielleicht Deinen Lehrer oder sonst jemanden mit Ahnung zu einer Besichtigung mit und erkundige Dich bei einem Kammerjäger nach den Erfolgsaussichten bei Wurmbefall. So ein paar Würmer sind sicher nicht schlimm, wenn der Hals allerding die Struktur eines Emmentalers hat, dann gute Nacht. Aber ich verstehe Deine Gründe, wenn man sich in etwas verguckt hat...
Grüße und viel Glück
Zwengelmann
Dass meine Bässe schön sind, hat mich nicht abgeschreckt.
Für Charles Mingus sind das unerwartete Fragen, aber im Ernst: Vielleicht machst Du ein Schäppchen. 300 Euro sind für einen Baß nie viel. Mach doch mal ein paar Photos und stell' sie hier rein, insbesondere eine Nahaufnahme von der Seite der Decke. Dort kannst Du sehen, ob es ein massiver oder ein Sperrholzbaß ist. Einen massiven ohne Risse für 300 kannst Du meines Erachtens immer kaufen.
Jörn
Hallo
einige Antikschreiner und Restauratoren haben die Möglichkeit Insekten einigermassen dauerhaft und vor allem das Material schonend die Insekten und deren Eier und Larven zu töten.
Wie stark ist der Befall? Kannst Du ein Bild zeigen?
Danke für die Antworten erstmal. Ich muß noch mal zu dem Antiquitätenhändler hinfahren. Werde dann mal ein Photo schießen. Der Baß wird mir wahrscheinlich nicht weglaufen, denn er steht schon seit einigen Monaten in dem Laden und das ist ziemlich in der Pampa.
Ich werde mich in ein paar Tagen noch mal melden.
Schlimm, wenn man sowas einmal im Kopf hat ...
--
C.
"Der - ja wie heißt das Teil? - Fuß des Halses, also da, wo der Hals an den Korpus ansetzt"
… heißt Halsfuß. richtig geraten. Eine Übersicht über die Fachterminologie in vier Sprachen findest Du hier: http://christopher-bass.de/media/kontrabass-plakat2.jpg
...und gegen Wurm hilft eine popelige Sauna mit knappen 65°C (nicht zu trocken bitte!). Der Baß an sich verzeiht die Tortur durchaus (aber bitte nicht über 70°C gehen, das mag der Leim nicht), der Wurm hingegen wird gekocht ;-) So wird es gelegentlich auch in der Restaurierung gemacht. Gas ist eine andere Variante, dazu mußt Du eine Gasquelle in den Baß legen und dann den ganzen Baß ordentlich in Folie einstretchen. Nach 2-3 Wochen hat sich's mit dem Gewürm. Dann kann man den Hals oder was auch immer durchgeknabbert ist, mit durchdringenden Kunsttoffen stabilisieren und auch wieder klanghart machen. Ist allerdings Flickwerk und nie mit einem monolithischen Hals zu vergleichen.
Ach ja, und noch was: Wenn lackierte Teile kleine Löcher haben, dann ist dahinter meist ein Labyrinth vorhanden, das nur noch ansatzweise stabil ist. Verlaß Dich also nciht drauf, daß der Baß die erste Stimmung übersteht!
Gruß
Roman
PS: EIn neuer Hals lohnt sich allemal, wenn der Baß ansonsten ok ist. Ein gut bespielter massiver Altbaß taugt allemal noch.
Ich komme noch mal auf meinen ursprünglichen Eintrag zurück. Der Baß stand letztens immer noch bei dem Antiquitätenhändler und zu meinem Entsetzen mußte ich feststellen, daß die Decke nunmehr einen Riß hat (!). Und er will immer noch 300 € dafür haben.
Was sagt Ihr zu dem Riß in der Decke? Ist das ein K.O.-Kriterium? Oder kann man da trotzdem noch was draus machen?
C.
Also, mich würde es sehr wundern, wenn der Bass nicht mehr als diesen einen Riss hätte (ohne bilder gesehen zu haben, nur von der Story her geurteilt). Ein KO-Kriterium muss das nicht sein.
Deckenriss: das kommt drauf an wie und wo. manchmal kann es von ausser gemacht werden ohne den Bass auseinander zu nehmen, manchmal nicht, und in dem letzteren Fall lohnt es sich meistens nicht - das laeuft dann auf eine teure Totalrestauration heraus, die selbst bei vielversprechender Substanz immer auch Risiko ist, je nachdem wie gut die Kiste hinterher klingt.
Insgesamt solltest du ueberlegen, dass auch kleinere Reparaturen und Einstellarbeiten teuer sind. Z.B. habe ich einen Bass gekauft fuer £390, doch dann das Griffbrett abziehen lassen (£200), einen neuen Stachel (€60) und neue Saiten (£120). Gut waeren des weiteren ein neuer Steg und eventuell Saitenhalter (£200), ausserdem ist eine der Mechaniken am Ende. Sowas sollte man alles mit einrechnen - ist halt die Frage ob es ein Bass ist bei dem sich die Investitionen lohnen. Das zu beurteilen ist gar nicht so ohne --- ich wuerde dir raten, falls du wenig Ahnung hast, lass es lieber bleiben, und suche weiter. Mit etwas Geduld findest du sicher einen gebrauchten , gut gepflegten Bass von einem/r Kollegen(in), der/die sich was teureres kaufen will.
Korrekt. Wenn du ein Auto brauchst, um täglich damit zur Arbeit zu fahren, kaufst du dir auch keinen ’52er Käfer ohne TÜV. Sondern einen neuen oder gebrauchten, aber fahrtüchtigen Golf, und den Käfer dann für Sonntagsausflüge oder als Schraub-hobby, je nach Neigung.
Der Traum ist zu Ende! Ich war eben bei dem Trödler. Der Baß ist weg. Aus dem Auge, aus dem Sinn.
Danke für die vielen gutgemeinten Ratschäge. So muß ich mich doch nun ernsthaft aufmachen, etwas Realistisches zu finden.
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C.
Besser als Kafka
Jörn:,,Besser als Kafka"
Klär mich Ungebildeten auf: War die ganze Geschichte kafkaesk?
Heißt hier jemand Kafka?
Gibt es eine Geschichte von Kafka, die mit dieser Ähnlichkeit hat?
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C.
Hallo Mingus,
sorry, ich hoffe, daß ich nicht herablassend 'rüberkam. Eigentlich war es ein Insiderscherz, weil die schöne Baßkauferzählung von MeierHH besser als Goethe anmutete.
Zu Kafka findet man natürlich viel im Netz, wie immer bei wikipedia. Hier kannst Du Dir das Schloß runterladen:
http://www.digbib.org/Franz_Kafka_1883/Das_Schloss_.pdf
Eines der Hauptmotive bei Kafka ist das Absurde, kafkaesk steht für besonders absurde Situationen, an denen die Hauptakteure lebensverzweifeln. Daß Du 2009 einen Thread zum Baß eines Antiquitätenhändlers eröffnest, am 26.01.11 um 16.14 den Thread wieder aufwärmst und den Kauf erwägst, der Baß um 18.17 aber verkauft war, ist natürlich etwas schräg, zumal Du schreibst, daß der Traum zu Ende sei. Für Charles Mingus ist dies sicherlich ein nicht zu erwartender Traum.
Viele Grüße
Jörn
Jörn,
ich weiß schon, wer Kafka war und ich habe einiges von ihm gelesen. In der Schule, "Der Prozeß" und "Das Schloß" kenne ich auch. Auch den Begriff kafkaesk, den ich ja hier in die Diskussion selbst eingeführt habe, brauchst Du mir nicht zu erklären.
Der ,,Traum" bestand bei mir darin, daß eben der Gedanke, diesem Händler den Baß doch mal für 100 € abzuschwatzen in meinem Kopf immer wieder aufflammte, zumal ich im vergangenen Jahr mehrere Male dort vorbeigefahren bin im nahegelegenen Belgien und den Baß immer wieder gesehen habe, mal im Schaufenster, zuletzt eben vor 3 Wochen im Laden, wo ich dann sehen mußte, daß er einen Riß bekommen hatte.
Jetzt kam mir eben just am 26.1. um 16.14 der Baß wieder in den Sinn und ich fand meinen Thread von damals wieder. Und habe mich spontan ins Auto gesetzt, zum Geldautomaten gefahren, 200 € gezogen. Mehr nicht, wirklich nicht, das wäre mein oberes Limit gewesen - eben wegen des Risses. Und bin ab ins nahe Belgien zu dem Händler hin. War so um 17.00 da,
erfuhr, daß der Baß weg war. Habe mir dann aus Frust noch eine Portion belgische Fritten 'reingezogen und bin wieder zurück an meinen Computer, wo ich meine Enttäuschung gleich eintippte.
Das war's. War das nun kafkaesk? Vielleicht.
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C.
Hallo C. der Fisch ist gegessen und wahrscheinlich wirst Du Konsequenzen aus dem Erlebten und den Ratschlägen hier ziehen. Dennoch scheinst Du Dir Gedanken darüber zu machen, wie Dein thread rübergekommen ist. Rein vom Schreibstil her sind Vergleiche von Dir mit Kafka oder MeierHH mit Goethe natürlich völlig daneben, ist aber auch keine Schande mit diesen Freunden des gepflegten Wortes in einem Atemzug genannt zu werden. Die ganze Geschichte kommt mir überhaupt nicht kafkaesk oder absurd vor, da ich etwas ganz ähnliches vor 25 Jahren auch erlebt habe.
Mein Bass stand allerdings als Dekorationsobjekt in einer Wohnlandschaft im Schaufenster eines Möbelgeschäftes in meiner Heimatstadt, die ich gerade zwecks Studium verlassen hatte. Unterschied zu Dir, ich habe fast 5 Semester gebraucht bis ich den Bass für kleines Geld kaufen konnte und er hatte zwar einen offenen 40 cm langen Bassbalkenriss, aber keine Holzwürmer, war längst nicht so toll wie ich es mir immer geträumt hatte, aber ein brauchbares Arbeitswerkzeug mit dem ich viel Muckengeld verdient habe und auf dem ich viel gelernt habe. Gegen Zähigkeit und Ausdauer im Verfolgen von speziellen Zielen habe ich nichts einzuwenden und gelegentlich zahlen sie sich aus.
Recht geben muss ich Jörn in seiner Aufzählung der Merkwürdigkeiten, hauptsächlich bestehend aus der Chronologie Deines threads. Diese Umstände in Verbindung mit einer standard Anfängerfrage, auf die meistens ganz viele Antworten (ich mittlerweile nicht mehr), hätten mich normalerweise dazu gebracht Dich für einen Forenspammer zu halten. Hätte ich meine Geschichte nicht erlebt, hätte ich Dir über kurz oder lang sicher Spammerei oder Provokation unterstellt bzw. dies als Frage in den Raum gestellt, das hätte dann sicher Jörn oder andere hier auf den Plan gerufen die mich daraufhin gerügt hätten einen Anfänger brüskiert zu haben. Solche kausalen Ereignisse gibt es hier oft, und die erinnern mich dann an den Film "Und täglich grüsst das Murmeltier" - Drehbuchautor ist Danny Rubin. Gibt es für vorhersehbare Banalitäten den Ausdruck "rubinesk" ? Ich weis es nicht, auf jeden Fall blieb es uns dieses mal erspart. Ciao Roland
Hallo Charlie,
zum Trost: wenn das Ding da jahrelang ungekauft rumstand, wird es kein spektakulaeres schnaeppchen gewesen sein - Profis schauen ja auch immer nach Material zum restaurieren.
A.
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