Christoph
, 25.03.2004, 12:43:57
Good morning,
ich versuch` das mal mit meinem "Bassistenlatein" so zu erklären, wie es sich für mich persönlich darstellt:
wenn ein Bass eine D-Mensur hat, dann treffe ich bei korrekter simandlscher Handhaltung den Ton D auf der G-Saite (quasi: 7. Bund) mit dem Zeigefinger auch noch mit 1,2 Promille nach 5 Stunden Dixielandmucke durch blosses sacken Lassen des linken Armes. Für Klassiker: die 4. Lage hat sozusagen einen leicht identifizierbaren Ankerpunkt am Bass, wer schon mal mit 5 weiteren Bässen im Rudel gespielt hat und nur erahnte, was er da spielte, wird`s zu schätzen wissen. Diese "Trefferquote durch Fixierung des Daumens in der Halskehle" trifft aber nicht nur auf den Ton D zu, sondern auch auf alle Töne, die ich gewohnt bin, aus dieser Fixierung heraus zu treffen. Bei mir reicht das bis zum Oktav-G, auf den tieferen Saiten natürlich dementsprechend. Das geht eigentlich auch in den noch höheren (Daumen-)lagen so weiter, aber das sprengt den Rahmen dieses Diskurses.
Bei einem Bass mit sogenannter Es-Mensur trifft das auch zu, nur einen halben Ton höher. Wenn ich also "vergesse", auf einem Bass mit Es-Mensur zu spielen und freudig ein D auf der G-Saite durch Armfallenlassen zu intonieren versuche, wird kein D dabei herauskommen, sondern ein Es, siehe oben.
Problematisch wird der Unterschied zwischen D und Es - Mensur (es gibt auch E - Mensuren!!) also in folgenden Situationen: Blattspiel, schlechte akustische Eigenkontrolle, technisch anspruchsvolles Material welches extra ausgiebig geübt werden muss.
Meine Erfahrungen auf diesem Gebiet: jahrelang Es-Mensur gespielt, kein Problem. Man nimmt seinen eigenen Bass überall mit hin und gut is`. Seit einigen Jahren immer häufiger Jobs auf Fremdbässen, da muss man sich schon mal ein wenig einspielen, wenn`s eine D-Mensur ist. Seit etwa 3 Jahren nutze ich einen anderen Bass, dieser hat eine D-Mensur. Seitdem klappt das Spielen auf Fremdbässen besser, diese sind fast immer in D-Mensur.
Ich spiele also sowohl einen Bass mit Es-Mensur als auch einen mit D-Mensur. Wenn ich mit Material konfrontiert werde, das ich nicht kenne, nehme ich den Bass, auf dem ich aktuell am häufigsten spiele, unabhängig von klanglichen Besonderheiten. Während einer laufenden Produktion vermeide ich, die Bässe zu wechseln. Wenn ich es doch tun muss, weil mal wieder was kaputt ist z.B., dann muss ich einen Extra Übetag einlegen, um die D - Es Gewohnheiten "umzuüben".
Meine Intonation ist erheblich genauer, wenn ich nur einen Bass unter den Fingern habe, und sie wird schlechter, wenn ich häufig wechsele. Im Jazzgetöse ist das ziemlich egal, da merkt kaum einer was, bei klassischem Spiel sieht das schon ganz anders aus.
Ich meine, dass der nichtstreichende Unterhaltungsbassist das Thema nicht überzustrapazieren braucht. Für den klassischen Solisten ist`s hingegen eine Katastrophe, mit wechselnden Mensuren spielen zu müssen. Die absolute Länge der Mensur halte ich für relativ scheissegal, lediglich mit einer sehr kleinen Hand kann es auf einem dicken Hals zu Problemen kommen. Ich hatte mal eine Kiste mit einer 111er Es-Mensur, das war too much, dafür bin ich zu klein.
Alles klar?