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2 Bässe doppelt so laut?

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Zugeordnete Kategorien: Klassik

dave2 Profilseite von , 01.10.2006, 13:29:09
2 Bässe doppelt so laut?
Die Frage scheint naiv, aber ist der Höreindruck im Publikum von 2 Bässen (unisono, gleiche Dynamik) wirklich wesentlich verstärkt, sogar verdoppelt?

In der Praxis: Ich spiele seit vielen Jahren den einzelnen Bass im kammerorchester. Prima. Jetzt sind ein paar Streicher mehr hinzugekommen und gleich ruft alles nach einem zweiten Bass. Ich bin der (falschen?) Ansicht, dass 2 Bässe in einem recht kleinen Orchester nicht entscheidend mehr an Lautstärke bringen, aber dafür wegen Intonationsunterschieden (bei Laien) die Durchsichtigkeit und Klarheit nur abnimmt. Ich kenne auch nur Kammerorchester mit 1 Bass.

Ist es denn wirklich physikalisch-akustisch so, dass 2 Instrumente im Unisono doppelt so laut klingen wie eines? Ich denke auch an die möglicherweise interferierenden Obertöne.

Ich erinnere mich an ein Posting zum Oktobass: Jemand berichtet, dass die 40 Bässe, die Ludwig Steicher mal zusammengestellt hat, auch kein ihn umwerfendes Ergebnis erzeugt haben.

Und jeder hat wohl schon mal erlebt, dass ein riesiger Polizeichor eben nicht die erwartete oder besser: befürchtete Laustärke bringt.

Wer lüftet das physikalische Geheimnis?

dave
hanz Profilseite von , 01.10.2006, 15:17:06
hallo dave,

also das sieht eigentlich so aus: die amplitude einer schwingung (wie auch die auslenkung der saite) entspricht der lautstärke des tons. je stärker die saite auslenkt, desto größer die amplitude, desto lauter der ton.

will man eine schwingung verdoppeln (also die amplituden, die von zwei bässen produziert werden), muss man deren vektorenbetrag addieren (die sache mit dem sinuskreis).

wenn also zwei bässe genau das selbe und unendlich genau spielen, dann müssten sie auch zu zweit doppelt so laut sein wie einer alleine. wenn aber beide z.b. ein kontra-a spielen und der eine genau um die zeit einer halben schwingung versetzt einsetzt, dann ist das a nicht mehr hörbar. was bleibt sind die obertöne, die wegen der unterschiedlichen eigenschaften der beiden bässe auch unterschiedlich sind.

wegen der vielen chaotischen brechungen und reflexionen im raum entstehen auch wieder viele interferenzen, bei denen sich schwingungen auslöschen. je mehr man also in den konzertsaal schickt, desto größer ist die gefahr, dass etwas nicht mehr zurück kommt.

bei tiefen tönen hat man zudem das problem, dass sie eine größere wellenlänge haben und sich nicht geradlinig (wie die hohen), sondern eher radial ausbreiten. somit haben mehrere tiefe töne ein "breiteres" forum, sich gegenseitig fertig zu machen, während hohe töne sich schwerer "über den weg laufen".

trotzdem müssten zwei bässe lauter sein als einer. wegen der intonation sind aber 3 bässe besser. ich habe vor einiger zeit ein kammerorchester mit 2 bässen gesehen, als man stravinskys konzert in d gespielt hat (bartok und janacek waren an dem abend nur einfach besetzt). fand ich klanglich fundierter, das chorische moment hat sich besser mit den anderen instrumenten gepaart, und ich bilde mir ein, dass da auch mehr pfeffer dahinter war...
Wolf-Dieter Profilseite von , 01.10.2006, 16:10:59
Vielleicht hilft diese Faustregel aus der Praxis weiter (keine Physik, deshalb keine direkte Beantwortung der Frage): Die Anzahl der Kontrabass-Instrumente (Kontrabass im Kammerorchester, Tuba im Blech-Ensemble) sollte etwa 10 Prozent der Gesamtzahl der Instrumente ausmachen. Also bei insgesamt 20 Streichern zwei Kontrabässe, bei 30 drei Kontrabässe usw. Natürlich gibt es keine 1.5 Kontrabässe bei 15 Streichern, deshalb muss man großzügig auf- und abrunden. Es kommt natürlich auch auf die Zusammensetzung der anderen Instrumentengruppen an, z. B. wäre ein Cello und zwei Kontrabässe etwas unausgewogen.
Neuester Beitrag BassProfessor Profilseite von BassProfessor, 02.10.2006, 21:58:24

Hallo Dave2,

2 Kontrabässe sind keinesfalls doppelt so laut wie einer.
[
Laut Schulphysik erhöht sich die Lautstärke bei einer Verdopplung der Schallquellen (also bei zwei Kontrabässen) um 
+3 DeziBel (dB); man braucht aber 10 dB um doppelte Lautstärke zu erhalten; das wären also 10 gleiche Schallquellen = 10 Kontrabässe (das Ganze folgt einer logarithmischen Skala, deshalb die scheinbare Unlogik).
]
Nun ist \"Lautheit\" stark subjektiv und der Versuch der Physik, den Schallpegel in dB zu messen, keinesfalls exakt. (Versuche mal das Radio auf doppelte Lautstärke zu stellen !) 

Fazit: Für den Zuhörer ist ein zweiter Kontrabass als Lautstärkeerhöhung zwar hörbar (Mindestwert hierfür: + 3dB), aber keinesfalls als doppelt so laut.
Von daher hast Du mit deiner Einschätzung (mehr Probleme als Vorteile) m. E. recht.

Viele Grüße
Peter

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