Hallo Frank und Alex, ich glaube ihr habt euch eine für euch wichtige und tolle Sache vorgenommen, bzw. gemacht. Ich persönlich werde nicht müde immer wieder zu betonen wie (musikalisch) wertvoll es für einen Musiker sein kann, wenn er sich musikhandwerklich betätigt - man gewinnt ein anderes Verständnis für die Entstehung von Klang. Sei es auf zunächst simple Weise, indem man sich einen Satz Saiten selbst aufzieht, bishin zum kompletten Selbstbau eines Instrumentes (in der Tat scheuen sich manche selbst vor dem Saitenaufziehen und überlassen dies - fatalerweise - dem Lehrer oder einem Instrumentenbauer).
Wenn man so einen Selbstbau nun vorhat, so will man soetwas nicht in Großserie machen und hat daher nicht die technischen Voraussetzungen eines Instrumentenbauers (Werkstattraum, Werkzeug, Maschinen ec.). Eine wichtige Hilfe wird ein zeitweiliger Zugang zu einer Holzwerkstatt sein - auf der Basis einer solchen Gegebenheit lässt es sich ganz anders planen! Auf der Internetseite von dem Niederländer die Du aufgetan hast, geht ja auch ganz klar hervor, daß die Benutzung einer solchen Werkstatt, bzw. die Nutzung von Schreiner Know How, eine ganz zentrale Bedeutung für die Entstehung des Instrumentes hatte.
Wenn Du einen Upright bauen willst, würde ich Dir empfehlen Dir möglichst viele anzuschauen bzw. anzuspielen um Dich zu mehr Kreativität zu inspirieren. Andererseits ist es aber auch wichtig eine Ahnung davon zu bekommen was maximal klanglich und vom Handling her möglich ist und was nicht bzw. was auf der Ebene von Low Budget und Laienhandwerkertum ganz unwahrscheinlich zu realisieren ist. Dadurch gewinnst Du einen gewissen Realitätssinn und bist hinterher nicht von Deinem Ergebnis enttäuscht.
Leider ist es nicht leicht Uprightbässe zum Antesten zu finden, je nach dem wo Du wohnst kann ich Dir anbieten zu mir ins Ruhrgebiet zu kommen um meinen modifizierten Yamaha Silentbass anzutesten oder kann Dir empfehlen Kontakt mit Jonas Lohse aufzunehmen und einen seiner Eminent Uprights zu probieren. Jonas lebt in Frankfurt und am besten schaust Du mal auf seine bekannte Homepage.
Zum Schluß noch eine zentrale Erfahrung die ich mit allgemeinen Konstruktionsprinzipien von Uprightbässen gemacht habe. Ich unterscheide zwischen Uprightbässen bei deren Konstruktion rein praktische Komponenten im Vordergrund stehen - klein , leicht, transportabel (kostengünstig, positive Erfahrung durch Selbstbau). Hier ist die Konstruktion von M. Hackelbörger sicher gut und erfüllt genau diese Prämissen.
Die andere Art von Uprightbässen hat (für mich) vorwiegend klanglich interessante Aspekte, diese gehen von "hart am Originalklang orientiert" bis zu klanglichen Möglichkeiten die ein akustischer Kontrabass niemals leisten kann. Hier bin ich bei dem für mich entscheidenden Punkt - ich kann am Klang eines Uprightbasses hören ob es sich um ein Instrument mit schwingenden Saitenhalter handelt oder nicht. Da ich den Klang eines Instrumentes mit schwingenden Saitenhalter einfach mag, sind für mich alle Uprights die das nicht haben (um 35 cm Konstruktionslänge zu sparen) indiskutabel. Das ist gewiss keine Marotte von mir, man kann messen und belegen, das gerade bei einem Uprightbass der vorwiegend mit Piezopickups abgenommen wird, der Klanganteil eines schwingenden Saitenhalters sehr prägend ist. Wenn Du Dir das MP3 Klangbeispiel von dem Niederländer anhörst, dann hörst Du einen Uprightsound den ich persönlich nicht mag, bzw. nicht für das Optimum halte was aus einem Upright herauszuholen wäre.
Sei es wie es sei, die anderen Zwecke die ein Uprightselbstbau für einen erfüllen kann sind sehr zu empfehlen und darum gutes Gelingen und halt uns hier weiter auf dem Laufenden. Gruß Roland