Das
Thema "früher Anfang auf dem KB" - "Minibass /Kinderkontrabass" ist in musikpädagogischen Kreisen zwar nicht so ganz neu, dessen Sinnhaftigkeit bzw. Notwendigkeit wird aber immer noch gern diskutiert und damit experimentiert. Standardisierte Richtlinien, verbreitete Erfahrungen (wie z.B. für die Modeinstrumente Flöte, Geige, Gitarre Klavier ec) gibt es in vergleichbarer Art für frühen Kontrabassunterricht definitiv nicht, genau so wenig wie es ein auf breiter Ebene akzeptiertes Unterrichtskonzept gibt. Ich bin Kontrabasslehrer und habe vor gut zehn Jahren begonnen mit Kindern ab sechs Jahren Unterricht zu machen. Das Einstiegsalter sechs ergab sich aus der Unterrichtsnachfrage im entsprechenden Altersklientel und aus dem Umstand, da ich ebenfalls Lehrer für allgemeine Musikerziehung (musikalische Früherziehung /Grundausbnildung) bin, es waren z.T. Kinder meiner eigenen ausgelaufenen elementaren Musikkurse, also gewissermassen eigene Zucht. Damit war ich zwar kein Vorreiter (in England macht man pädagogisch strukturierten, sinnvollen Kontrabassunterricht mit Kindern schon seit 20 Jahren), dennoch galt ich als Exot, vor allem da ich vom Konzept her nicht von der Stange arbeiten konnte und den Kollegen vieles ungewöhnlich erschien.
Wichtig ist es zunächst herauszubekommen ob ein Kind wirklich den Kontrabass und vor allem dessen Klang meint wenn es sagt ich will das spielen. Oft ist es so, das Kinder gerne so bald wie möglich gross und stark werden wollen und eine laute Stimme die vernommen wird, haben wollen. Da der Kontrabass diese Eigenschaften vermeintlich hat wollen manche Kinder das Instrument um an dessen idealisierten Eigenschaften zu partizipieren – eine denkbar schlechte Voraussetzung!
Unproportional zu grosse Instrumente sind grober Unfug auch wenn das in Einzelfällen ohne Körperschäden und Demotivationen mal geklappt haben soll .
Ein Bass muss stets angemessen gross sein und wie Schuhe, Kleidung und andere Instrumenten „mitwachsen“, durchschnittlich alle zwei Jahre ist eine grössere Ausgabe des Instrumentes nötig, in der Regel kann man das nur über ein Leasing- oder Instrumentenverleihsystem realisieren.
Viele Kinder relativieren ihren Instrumentenwunsch schon dann, wenn ihnen nahegebracht wird, das ein Kinderkontrabass auf dem sie überhaupt nur lernen können zunächst erstmal überhaupt nicht so richtig gross ist, sondern mit eingefahrenen Stachel sogar kleiner als sie selbst.
Ein anderes Problem ist, das die kleinen Instrumente im Vergleich zu einem Kontrabass in Erwachsenengrösse ziemlich pappig klingen (mein subjektiver Eindruck) und das wird auch nicht besser wenn man zu einer sogenannten besseren Qualität aus Massivholz und handgefertigt greiftt. Es bedarf nach meiner Erfahrung etlicher Voraussetzungen um frühen Kontrasbassunterricht sinnvollund für das Kind motivierend zu gestalten. Die besten Eindrücke habe ich noch von kleinen Sperrholzinstrumenten mit extrem dünnen Holzstärken (4- 6mm) qualitativ sehr gute Besaitung. Dazu müssen die kleinen Schüler nach Möglichkeit mehr als einmal in der Woche einen ernstzunehmenden Kontrabass erleben können (z.B. 2 mal 30 Min Unterricht oder direktes Mitwirken in einem kindgerechten Spielkreis in dem ein erwachsener Kontrabassist mitspielt. Das ist wie ich es ständig erlebe extrem wichtig dafür, das sich eine bassistische Hörästhetik sowie das klangfarbliche und intonatorische Hören in den tiefen Lagen bilden kann, u.a. aus diesem Grund halte ich auch nichts von kleinen Kontrabässen die eine Oktav höher gestimmt sind.
Ein 1/8 Kontrabss ist für ein normal grosses sechsjähriges Kind zu gross, auch wenn diese Instrumente günstiger und einfacher zu beschaffen sind ist die Verwendung dieser Instrumentengrösse bei ganz kleinen Kindern nicht anzuraten. Nun konkret zu der Frage nach 1/16 Bässen. Es gibt diese in Handfertigung und in heimischen Landen hergestellt, daher viel teurer als Fernostprodukte. Für mich lohnen sich diese Instrumente nicht, statt dessen kaufe ich für die Hälfte des Preises eines 1/16 Kontrabasses 2 - 3 ausrangierte Celli in 4/4 Grösse und baue diese so um das sie sich wie 1/16 Kontrabässe spielen lassen. Das ist eine erprobte Technologie und ist von einer knapp budgetierten Musikschule die Leihinstrumente beschaffen muss leichter zu realisieren. Ausserdem eröffnet sich so die Möglichkeit zu Gruppenunterricht, auch dieses ist viel kindgerechter als traditioneller Kontrabass Einzelunterricht.
Mein Rat, suche einen wirklich pädagogisch ausgebildeten Kontrabasslehrer und versuche abklären zu lassen ob der Instrumentenwunsch des Kindes wirklich ernstgenommen werden kann und sich die sich daraus ergebenden Umstände lohnen. Ciao Roland