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Zugeordnete Kategorien: Geschichtliches

b-flat Profilseite von , 10.01.2006, 10:34:35
schlagt mich!
Mal ganz ehrlich, liebe Basserinnen und Basser, warum hat unser Instrument eigentlich keine Bünde? Wir quälen uns - mehr oder weniger - mit der Intonierung und könnten es doch so einfach haben. Leo Fender verpasste seinem Bass Bundstäbchen und war so begeistert, dass er den Bass \"Precision\" nannte. Wie passend! Gamben hatten eine Bundierung aus Darmsaiten, die um den Hals gebunden wurden. EUB haben auch oft eine Bundierung. Nur wir sollen das nicht dürfen? Kann doch nicht sein, oder? Bei den E-Bässen ist der Fretless eher die Ausnahme, als die Regel, weil der spezielle Klang eher seltener gebraucht wird. Warum ist das bei den Kontrabässen anders? Weil es schon immer so war? Oder gibt es auch richtige Gründe gegen Bünde?
Jetzt hasst Ihr mich, oder?
b-flat
Christian Klein Profilseite von , 10.01.2006, 12:23:45
Hier wäre mal die Temperatur zu erwähnen.
Streicherei und Gebläse intonieren anders,
wenn sie "unter sich" sind. Ist ein Flügel,
eine Gitarre oder eine Orgel mit im Spiel,
passen sie ihre Temperatur natürlich daran an.
Aber wehe, wenn allein gelassen (je kleiner
das Ensemble, desto größer der Genuss).
bassknecht Profilseite von bassknecht, 10.01.2006, 13:01:58
Nein nein, niemand hier wird Dich nun hassen, weil hier alle Leute so souverän und selbstsicher sind, daß sie Dein Ansinnen nicht als persönlichen Angriff auf die eigene hehere Spielkunst und Klangideale auffassen werden.

- "Lass den Rotarsch doch fuhrwerken, das wird mich nicht enttrohnen und mich weder Jobs noch Connections kosten weil ich eh besser spiele und klinge" -

Mir drängt sich indess die Frage auf, hast Du Deinen nickname b-flat vielleicht nicht selbst gewählt sondern wirst von Deinen Bandkollegen so genannt da Du möglicherweise permanent zu tief intonierst(ich z.B. wurde zeitweilig aufgrund gewisser Essgewohnheiten "Captain Garlick" genannt)? Sollte dem so sein, so klatsche in die Hände, Du hast allerbeste Karten korrekte Intonation zu erlernen. Denn sobald ein Fehler systematisch erfolgt, besteht die Möglichkeit die gleiche Systematik durch kanalisieren und steuern zu positiven Ergebnissen zu nutzen, dazu brauchst Du allerdings einen Lehrer der etwas davon versteht. In der Regel ist das weniger zeitaufwändig als sich Gedanken und Pläne über Kontrabassbebundungen zu machen.


Ich selbst arbeite mit Bebundungen nach Gambenart, allerdings nur bei Schülern die weder singen noch ein anderes Instrument spielen und überwiegend bei Kindern (Erwachsenen ist das meist zu peinlich) und dann auch nur zeitlich befristet. Das ganze hat die Funktion von Stützrädern beim Fahrraderlernen, irgendwann kommen die Dinger ab und dann rennt Papa mit ausgebreiteten Armen hinter seinem flügge gewordenen Zögling her, der mit rasanten Tempo nun endlich alleine loseiert.
Mit den Bünden sprechen Pizzicatos natürlich viel besser an und man muss nicht so fest greifen (alles was man sich so wünscht), man kann Pech haben das man Theater mit Rappeln und Klappern bekommt, meistens muss ich einen "Nullbund" überm Obersattel einziehen. Der Klang hat nur entfernt etwas mit Kontrabass zu tun (die weiche Fingerkuppe fehlt, es raunzt nichts), der Sound ist aber meiner Meinung nach bei den kleinmensurierten Kinderinstrumenten eh zum Steinerweichen, Anfänger sind mit dem Sound aber zunächst gut bedient. Es ist anscheinend ein ganz natürlicher Vorgang, dass die Schüler nach gewisser Zeit von sich aus ohne Bünde spielen wollen. Es klappte bisher dann immer reibungslos und das jemand die Bünde wieder zurückhaben wollte ist mir in zehn Jahren noch nicht untergekommen. Ich finde ein bundloser Kontrabass lässt sich langfristig gesehen einfacher spielen und klingt schöner. Ciao Roland
Jörn Profilseite von , 11.01.2006, 16:27:41
So blöd ist die Frage gar nicht, weil das Ansinnen ja die Kompensation von Intonationsproblemen ist. Derer gibt es leider sehr viele. Christian Kleins Argument stimmt in jedem Fall: Wenn Du Bünde hättest, könntest Du Dich nicht auf die Stimmungen einlassen. Ein bflat ist bei Streichinstrumenten etwas anderes als ein a#. In der wohltemperierten Stimmung wird das ausgeglichen, bzw. mathematisch nivelliert. Bünde eignen sich in der Klassik nicht und ein guter Jazzbassist hat sie nicht nötig. Vielleicht ist es auch eine Frage der Eleganz und des Stils. Bei vielen Fretlessbässen hast Du anstelle der Bünde Markierungen. Manchmal sieht man bei Anfängern oder auf Schulbässen Markierungen am Griffbrettrand.

Eine Anekdote aus meinem Pfuschleben: Ich mußte vor Jahren mal Black Orpheus in der Daumenlage spielen und wußte, daß ich das nicht vorspielwürdig kann. Ich habe mir dann, um jede für das Publikum sichtbare Hilfestellung zu vermeiden, mit einem Edding Punkte auf die Saiten gemacht. Hat keiner gemerkt.

Gruß
Jörn
b-flat Profilseite von , 18.01.2006, 15:00:34
Nein, nein, bitte nicht falsch versehen! Ich will meinem Bass keine Bundstäbchen verpassen. Schließlich leistet er mir schon seit 1984 treue Dienste. Beim b-flat und allen anderen Tönen ;)
Das Temperatur-Argument leuchtet mir ein. Merkwürdig finde ich es trotzdem, dass sich ausgerechnet die Bünde der Gambe nicht über die Jahrhunderte retten konnten - wer weiß, was aus der Gitarre geworden wäre, hätte auch sie diese Entwicklung mitgemacht.
Merkwürdig ist auch, dass mit dem Boom der elektrisch verstärkten Basstöne eben jene Bünde zum Standard wurden, die beim Kontrabass verschwanden. Also so blöd fände ich das nicht, wenn es auch (!) bundierte Kontrabässe gäbe. Der Bedarf besteht zumindest im Jazz, denn es gibt ja zahllose gute E-Bassisten, denen man nicht nachsagen möchte, dass sie zu dämlich sind, Kontrabass zu spielen.

In diesem Sinne: Ich habe nur mal laut nachgedacht. Kommt bestimmt wieder vor.

b-flat
TX Profilseite von , 18.01.2006, 16:25:55
Ich hab auch mal gehört, dass Geigen/Celli/Counterbassies auch deswegen nie Bünde bekommen haben, weil sie ja als klassische Instrumente zum Vom-Blatt-Spiel konzipiert wurden, und da soll man ja gar nicht hingugge sondern nach Gefühl spielen... Hat mir mal eine Geigerin gesagt...
Bassist14 Profilseite von Bassist14, 18.01.2006, 16:38:47
hallo tx,

jetzt übertrag mal dieses argument auf "nicht-klassische" musik/gefühl/hingucken...

ich glaub, das ist es nicht so ganz... ;-)

grüße
bassist14
Neuester Beitrag lehmu Profilseite von , 11.02.2006, 10:24:53
interessante Argumente,
eins noch von mir: spiele seit Jahren einen frettless ebass, bin jetzt auf KB umgestiegen obwohl das viel komplizierter ist, schon allein das Verstärkerproblem - endlos.
Aber ich finde gerade diese "Unsicherheit" ohne Bünde zu spielen gibt halt dem Bass seinen Charakter und jedes Spiel ist Dein eigenes, hat Deine Farbe und wird viel persönlicher, wenn auch - oder gerade weil der Ton nicht immer gleich ist.
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