Hallo Frank,
hier einige Anmerkungen zum "schweren Bogen", vielleicht helfen Ihnen diese etwas weiter:
Entgegen einer weitverbreiteten Meinung spielt sich der schwere Bogen - nach einer Gewöhnungsphase, die etwa zwei bis drei Monate dauert - nicht schwerer, sondern leichter bzw. einfacher, weil
1. das Eigengewicht des Bogens vor allem das Spiccato-Spiel wesentlich vereinfacht. (Wie bei Geige oder Cello muss der Bogen nur fallengelassen werden, um Klang zu erzeugen - mit einem 130 g Pfretzschner- oder Carbonbogen ist das nicht möglich, weil dabei lediglich ein Geräusch entsteht, weswegen der rechte Arm immer nachhelfen muss.)
2. die Muskulatur durch den völligen Verzicht auf Druck wesentlich entspannt wird und dadurch auch
3. die Dämpfung des rechten Armes durch Spannung (die durch Drücken automatisch entsteht) entfällt.
Man kann also mit einem sehr lockeren Arm den Klang aus dem Instrument gewissermaßen herausziehen. Natürlich sind die Klangvorstellungen individuell. Mir persönlich gefällt der übliche Kontrabassklang nicht, weil er immer etwas nasales, dünnes und rauschendes hat (letzteres kommt vom Kolophonium: weil der Bogen zu leicht ist, muss er "angeklebt" werden, was zu starker Reibung und dem entsprechenden Geräusch führt.)
Wenn Sie experimentieren wollen: mit dem Bleiband kann man einen Eindruck bekommen, allerdings lässt sich der Bogen damit nur schwer handhaben, denn das Gewicht sollte im und nicht auf dem Holz sein. Dazu kommt, dass das Eisenholz, welches für die schweren Bögen verwendet wird, exzellente Klangeigenschaften hat. Wir haben kürzlich im Tonstudio einen Pfretzschner Goldbogen mit dem schweren Bogen per objektiver Frequenzanalyse verglichen: der schwere Bogen erzeugte dürchgängig mehr Resonanz und ein breiteres Frequenzspektrum als der leichte. Einige meiner Studenten spielen das "medium"-Modell (180 g), mit dem man schon einen sehr guten Klang machen kann - es müssen also nicht unbedingt 230g (das Gewicht meines Bogens) oder 300g sein (Azarkhin).
Übrigens steht auf meiner Liste für das neue Jahr eine Testreihe mit einem schweren Carbonbogen.
Viel Spaß beim Tüfteln und alles Gute für 2006 (nach einem hoffentlich schönen Weihnachtsfest) wünscht
Silvio Dalla Torre