Hallo,
mit den speziellen Musikerkrankheiten allgemein und den Bassisten-Wehwehchen im Besonderen dürften die meisten der hier anwesenden (?) schon mal Bekanntschaft gemacht haben.
Im Laufe von inzwischen 2 Jahrzehnten Geschäftstätigkeit habe ich so eine kleine, nicht empirisch belegte persönliche Theorie bzgl. Bassbelastung:
1. Im Sitzen spielen kommt für mich nicht in Frage. Ich habe bei längeren Proben einen Stuhl oder einen Hocker in meiner Nähe, da kann ich mich mal ausruhen. Ein muskuläres Rückenleiden vor einigen Jahren konnte zweifelsfrei auf die dem Körper nicht sonderlich zuträgliche Spielposition im Sitzen zurückgeführt werden.
2. Dieser Ansatz wird immer wieder durch ausschliesslich sitzend spielende Kollegen bestätigt, ich bilde mir ein, dass diese Fraktion generell mehr Rückenprobleme hat als die stehende.
3. Die grössten Probleme haben die, die unheimlich darauf achten, bloss keine Rückenprobleme zu bekommen und mit fengshui, thaitschieh, fujitsusiemens und ähnlichen Methoden verzweifelt gegensteuern. Ich schone meinen Körper schlichtweg garnicht, renne rum, arbeite im Garten, sitze zu viel am Computer, handwerkele sehr viel u.s.w.. Gestern habe ich mehrere Stunden lang mit einer Kettensäge eine 80 Jahre alte Linde gefällt und kleingeschnibbelt. Da wird alles ordentlich massiert und durchgeknetet!! Der Bass klang heute morgen phantastisch.
4. Es gibt verschiedene Menschen und verschiedene Körper. Ich glaube, sowas wie Kontrabass sollte man nur spielen, wenn einen ein spezieller Ruf ereilt. Ich erlebe sehr viele Bassistinnen und Bassisten, die quasi überhaupt nicht für dieses Instrument geschaffen sind. Meine Physiotherapeutin würde sagen: da stimmen die Hebel nicht. Man kann aus einem sehr guten Sprinter keinen Radrennfahrer machen. Die Sportler wissen sowas und finden lange vor einer Profilaufbahn heraus, welche Sportart zu ihren speziellen Körpermaßen passt. Musiker sollten das Gleiche tun. Bei mir passt zufällig mein Körper und der Kontrabass gut zusammen, ich hatte noch nie (!!!!) eine Sehnenscheidenentzündung oder ein Überbein oder sonstwas. Viele Bassisten mit körperlichen Problemen sollten mal über einen Instrumentenwechsel nachdenken. Ich glaube, dass nicht jeder zu jedem Instrument passt und halte die solches propagierenden pädagogischen Konzepte für falsch. Alles probieren ja, aber die Musiklehrer sollen besser dafür ausgebildet werden, im Zweifelsfall einen Schüler auch mal an ein anderes Instrument zu verweisen, vor allem, wenn sie noch sehr jung sind. Ich werde z.B. NIEMALS Klavier spielen können, also lasse ich es einfach.
Dem niederländischen Kollegen rate ich, das Gespenst der Belastung durch Aufnahme einer extrem unmusikalischen Tätigkeit (nein, ich meine jetzt NICHT: Orchesterdienste:)) zu vertreiben. Wie gesagt, bei mir ist es Gartenarbeit. Eine Richtlinie für maximales Spielen pro Tag gibt es m.W. nicht. Auch gut: Tubaspielen!!!!! Extremes Tiefatmen in entspannter Position, da kannst du jeden Jogakurs für in die Tonne kloppen. Ganz früher war die Tuba ja auch mal das Pflichtnebenfach für Kontrabassisten. Ich bin davon überzeugt, dass diese Bassisten weniger Rückenstress hatten.
Gute Besserung!!!