Christoph
, 01.09.2003, 13:02:10
Hallo!!
Ich spiele die alte Dreifingertechnik, sogar auf dem eBass in den ersten Lagen, dort jedoch überwiegend bei so typischen Begleitfiguren wie Grundton-Quinte-Oktave, jedoch ohne das sehr systematisch zu trennen. Wenn ich (auf dem eBass) den 4erSatz passender finde, benutze ich ihn auch.
Den exakten Grund für die 3erSätze kenne ich nicht, ich kann da nur spekulieren: lange Mensur, dicke Saiten, (früher) meist sehr hohe Saitenlagen, daraus resultiert ein hoher Kraftaufwand. Ich habe bei einem Lehrer gelernt, der damals schon weit über 60 war, also habe ich den 3erSatz gelernt und gar nicht hinterfragt, was das soll. So wird es wohl den meisten ergangen sein. Durch die langjährige Gewöhnung an dieses System kann ich mir nicht vorstellen bzw. habe ich keine Lust, es umzustellen. Ich komme so sehr gut zurecht. Damit meine ich aber nicht, die 3erTechnik sei die richtige, die andere die falsche. Ich kenne etliche (klassische) Bassisten, die die 4erTechnik spielen. Michael Wolf hat das sehr systematisch analysiert und an seine Studenten weitergegeben, andere vor ihm sind aber auch schon auf die Idee gekommen, wahrscheinlich gab es den 4erSatz auch immer schon parallel zum 3er. Alte italienische Solobässe haben recht kurze Mensuren, gut möglich, dass vor 200 Jahren, als der Bass noch dicht an der Gambe war, nur der 4erSatz existierte.
Weil es mich interessierte, habe ich vor vielen Jahren Michael Wolf kontaktiert und versucht, auf den 4erSatz umzusteigen. Er hat ein Buch zum Thema geschrieben, ich habe ihn mehrmals getroffen, Schützenhilfe kam dann auch noch von Adelhard Roidinger, er macht`s genauso. Der Umstieg hat trotz fachlicher Begleitung nicht funktioniert, ein Orthopäde musste ran, um meinen völlig verzogenen Rücken wieder zu richten, anschliessend wochenlang Krankengymnastik u.s.w.. Diese Erfahrung ist sicher nicht repräsentativ, wie gesagt, ich kenne sehr viele, die bei Michael studiert haben und den 4erSatz beherrschen. Die meisten dieser Kollegen sind erheblich grösser als ich, haben demnach grössere Hände, dies könnte ein Grund sein, warum es bei ihnen klappte und bei mir nicht. Ein anderer Grund jedoch ist mir damals definitiv klar geworden: ich spiele (und spielte) fast nur Jazz, ich mag einen Sound, bei dem z.B. ein auf der E-Saite gespieltes Ab richtig fett klingt und viel sustain hat. Sowas geht nur, wenn man die Saite kräftig aufs Griffbrett drückt, das habe ich mit meinem kleinen Finger nicht geschafft. Für reine Bogenspieler sieht das anders aus, der Bogen hat einen erheblich grösseren Einfluss auf den Sound als die Greifhand. Ich behaupte einfach mal, dass der klassische Spieler mit weniger Kraft in der linken Hand auskommt als ich, und unter dieser Voraussetzung findet er auch einen leichteren Zugang zur 4erTechnik. Für mich hat das nicht funktioniert. Die mir bekannten Bassisten, die die 4erTechnik spielen, sitzen fast alle in Orchestern und bedienen eine ganz andere Klangästhetik als ich. Unter den Jazzern, deren Sound mich beeindruckt, spielt keiner die 4erTechnik, was nicht heissen soll, dass das generell nicht geht, ich habe nur noch keinen getroffen. Wenn du aber mit diesem Verfahren zurecht kommst, spricht nichts dagegen. Erlaubt ist, was gut klingt!! Mach`dir aber mal den Spass und übe ein wenig mit Bogen und Kontrolltönen aus einem Keyboard o.ä., die Intonation ist wichtiger als eine hohe "Lick-Nudel" Geschwindigkeit. Das schadet auf gar keinen Fall.