Horst
, 11.08.2003, 10:20:43
Um die Angemessenheit eines Preis-Leistungs-Verhältnisses zu beurteilen empfehle ich, mal den eigenen Stundenlohn zugrunde zu legen, inkl. Nebenkosten natürlich: Steuern, Sozialversicherung, Büromiete e.t.c., Werkzeugkosten,.....
Man kommt dann meistens dahinter, dass ein Handwerker nicht für 10 Euro pro Stunde arbeiten kann, auch wenn man selber von seinem Bürojob nur 10 Euro netto übrig hat.
Ich kann zu Geigenbauers Preisen nur Schätzungen abgeben, sprich: auf Erfahrungswerte der beiden letzten Jahrzehnte zurückgreifen. Ein paar Beispiele: die Saiten auf den Chinabässen sind superscheisse, ein neuer Satz schlägt mit 100 - 150 Euro zu Buche; der Stimmstock ist recht zügig gestellt, wenn man das richtige Werkzeug hat. Wenn dabei rauskommt, dass er zu lang oder zu kurz ist, muss er wieder raus und angepasst werden. Da kann schon mal eine Stunde ins Land gehen. Wenn der Steg in Ordnung ist - und das ist bei billigen Bässen längst nicht der Normalfall!! - ist auch er recht zügig korrekt eingestellt. Das Hauptproblem ist das Griffbrett: da wird ab Werk irgend eine gefärbte Dachlatte draufgeknallt. Die sind meistens totak verzogen und zu dünn, so dass man sie nicht zurechtschleifen kann. Wenn man es bearbeiten kann und es schon ab Werk einigermassen gerade ist, geht da ruckzuck ein Vormittag drauf. Sowas wird von Hand gemacht, das kann man nicht mal eben durch eine Fräse schicken. Wenn es nicht zu gebrauchen ist, muss ein neues drauf, ein Rohling kostet so zwischen 2oo und 3oo Euro.
Ich fasse mal den günstigsten Fall zusammen: Steg und Griffbrett sind nutzbar, müssen aber angepasst werden, der Stimmstock passt, nur neue Saiten müssen gekauft werden, dann sollte der Geigenbauer mit 5 Stunden klarkommen, zzgl. Kosten für die Saiten. Normale Handwerkerlöhne vorausgesetzt lande ich so grob Richtung 350 bis 400 Euro.
Das ist die günstige Variante!! Die für dich passende Variante lautet: geh` zum Geigenbauer um die Ecke (s. Branchenbuch), lass` den Stimmstock stellen für kleines Geld "under the table" und gut ist`s. Der Bass wird weder gut klingen noch gut bespielbar sein, egal, das merkst du am Anfang sowieso nicht. Nach einer Weile wirst du dich fragen: Scheisse aber auch, wie hält so ein normaler Bassist über einen langen Abend überhaupt durch? Eventuell greifst du zu Hanteltraining, wahrscheinlich zur Salbe gegen Sehnenscheidenentzündung, und nach einem halben Jahr ganz gefrustet wieder zum eBass. Du wirst denken: ich bin wahrscheinlich zu doof oder zu unbegabt, dabei lag es am Instrument!! Du glaubst das alles jetzt nicht, ich ahne es schon, denn es ist immer so. Gib` doch so Anfang 2004 mal einen Erfahrungsbericht hier ab, vielleicht täusche ich mich, andernfalls darfst du mich gerne der Klugscheisserei bezichtigen. Nix für ungut: Horst