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Liebe Gemeinde,
von Haus aus Session- und Kneipenbassist, darf ich hin und wieder in einem lokalen Laienorchester aushelfen, und da ist mir folgendes aufgefallen:
In praktisch allen Kontrabassstimmen stehen Noten unterhalb des ‚E. Das bringt mich jedes Mal in die Entscheidungsnot, ob ich den einzelnen Ton, die Notengruppe oder gleich die ganze Stimme oktaviere.
Nun denke ich, dass Arrangeure und Orchestrierer in aller Regel den Tonumfang eines Viersaiters kennen und wissen, dass Bässe mit fünf Saiten oder C-Extension eher die Ausnahme sind. Außerdem wird im Klassikbereich den Musikern sonst kaum freie Hand gelassen. Soweit ich weiß, käme niemand auf den Gedanken, ein e in eine Geigenstimme zu schreiben und dem Geiger zu überlassen, wie er damit umgeht.
Wie kommt das? Struktureller Bassismus? Schlampigkeit?
Hallo User dermöblierteHerr,
Schlampigkeit wäre der falsche Ansatz dies zu erklären!
Die Kontrabassstimme in der Klassik ist zumeist identisch mit der Cellostimme. Sie klingt auf dem Kontrabass eine Oktave tiefer. Das Cello kann bis zum tiefen C, zwei Oktaven unter dem eingestrichenen c spielen. Die Komponisten haben zumeist die Stimme des Cellos komponiert und dies nach untern durch den Kontrabass oktavieren lassen. Die Vorläufer des Kontrabasses, der sogenannte Violone, hat eine tiefe D-Saite und konnte diese auch zum C herunterstimmen. Versaitigen Kontrabässen fehlt dieser Stimmumfang und die tiefen Töne C-Cis-D-Dis werden nach oben oktaviert. Keine Schlampigkeit sondern einfach Regel, auch wenn es gewöhnungsbedürftig ist. Nur die Fünfsaiter können hier alle Töne, wie notiert, spielen. Auch ein klassischer Musiker hat Entscheidungsfreiheiten, die er nutzen kann! Manchmal ist es wegen der Geläufigkeit von einzelen Phrasen hilfreich, mehr als nur die fehlenden tiefen Noten zu oktavieren. Dies ist wie Du schreibst ein Problem der Kontrabässe, aber dies kannst Du bestimmt gut und eigenständig lösen.
Mit bassigen Grüßen
Andrea
Hallo Andrea,
danke für die ausführliche Erklärung. Ja, ich kann das lösen, aber ich sehe es trotzdem nicht ein.
Ich weiß, dass sich die Komponisten bis ca. Haydn nicht die Mühe gemacht haben, eigene Bassstimmen zu kreieren, aber es gibt ja nun Orchester-Arrangements, in denen die Bässe eigene Noten haben (wenn auch oft nur "abgespeckte" Cellostimmen)- und warum der jeweilige Arrangeur in dieser Notierung den Tonumfang des Instruments, für das er gerade die Stimme setzt, einfach unberücksichtigt lässt, ist meine Frage.
Ist natürlich nicht kriegsentscheidend, aber ich frage mich (und andere) das seit Jahren und habe noch keine einleuchtende Antwort bekommen.
bassige Grüße zurück,
Max
In "normalen" Orchestern ist in Europa der Gebrauch von 5-saitigen Kontrabässen durchaus nicht unüblich...alternativ dazu gibt es auch die Möglichkeit, den Tonumfang mittels Extension zu erweitern.. auch das ist nicht sooo selten... auch und vor allem in den USA, aber auch in Deutschland findet man durchaus solche Konstruktionen auch als Anbau für "normale" Instrumente... und auch nach Haydn gibt es durchaus Bassstimmen, die unter E1 gehen...siehe z.B. nur die Hebriden-Sinfonie von Mendelssohn Bartholdy oder auch Sinfonie Nr. 3 von Brahms
nur so als kleines Beispiel:
https://www.high-bass.de/c-extensions
https://bassmannel.de/#c-extension
Ansonsten gilt...oktavieren übt...
Auch moderne Ausgaben klassischer Werke sind normalerweise keine "Arrangements", sondern beinhalten, was damals eben komponiert wurde - einschließlich der Töne, die auf modernen Viersaitern nicht vorhanden sind. Beethoven wäre ein weiteres Beispiel oder Mahler. Für Profiorchester mit Fünfsaitern ist das ja, wie schon gesagt, auch in der Originallage spielbar. Alle anderen zwingt das Transponieren manchmal zu Kompromissen, was musikalische Linienführung und Spielbarkeit angeht, aber im Gesamtzusammenhang ist das normalerweise kein Problem.
Richtig! Die E-Saite stimme ich fast immer auf D. Ist am Anfang ein wenig gewöhnungsbedurftig, aber wenn man daran denkt dass es schon eine D-Saite auf dem Bass gibt wird es eigentlich ganz einfach. Ausserdem klingt der ganze Bass einfach besser mit dem tiefen D...
Die 4. Saite ist meinetwegen sowieso sehr "flexibel". Manchmal stimme ich die auch auf F (Beethoven, 6. Sinfonie, plötzlich ist alles spielbar).
Good luck und viel Spass!
Gute Idee mit dem "Beethoven-F". Vermutlich denkst Du an den Gewitter-Sturm-Satz. Die Celli spielen zu den Bass-Sechzehnteln übrigens Sechzehntel-Quintolen. Beethoven hatte sowieso mehr einen Klangeffekt im Sinn (und die Bassisten des frühen 19. Jahrhunderts, ausser Dragonetti, konnten es eh nicht spielen ...). Aber etwas Ehrgeiz habe ich natürlich auch in den Knochen und werde beim nächsten Mal die F-Stimmung ausprobieren.
Eine Zeit lang habe ich auch mit der D-Stimmung experimentiert, bin aber wieder davon abgekommen, bis auf wenige Ausnahmen. Eine gute Intonation auf der E-Saite bleibt immer eine Herausforderung, vor allem in der Gruppe. Bassta7, Du bist natürlich ein genialer Bassist und wirst es vermutlich ausgezeichnet hinbekommen. Dem Laien würde ich eher abraten.
Noch was zu den Stimmungen: vermutlich gibt es dazu schon alte Foren, aber in aller Kürze: eine einheitliche Bassstimmung gab es weder im 18. noch 19, Jahrhundert. Violone und Kontrabässe gab es mit 3 bis 5 Saiten, Terz-Quart-, Quart- und Quintstimmung. Die Vereinheitlichung, auch bei den historischen Stimmungen, ist ein Kind des 20. Jahrhunderts. Von daher kann relativ ungehemmt oktaviert werden. J.S. Bach hat z.B. seine Brandenburgischen Konzerte für verschiedene Violone-Instrumente/Stimmungen komponiert.
Lieber möbilierter Herr, die Komponisten wollen das schon gerne "da unten". Deshalb schreiben es viele so hin. Wer einen normalen Viersaiter hat, kann normalerweise nicht liefern und muß halt lernen zu oktavieren, wenn der Wunsch instrumentenmäßig nicht erfüllt werden kann. Wir spielen im Orchester 5-Saiter. Der einzige 4-Saiter wird von mir gespielt. Da aber einige Werke eine gewisse Verpflichtung zum 5-Saiter nahelegen, leihe ich mir gelegentlich einen Bass vom Kollegen. Z.B. bei Bach ist das so. Da dieser aber für gewöhnlich mit wenigen Instrumenten gespielt wird, konnte ich immer auf Kollegeninstrumente zurückgreifen. Im Alltag sonst guck ich etwas neidisch auf die Kollegen, wenn die "runter dürfen" bzw. "können" und oktaviere munter drüber. Bei einigen Stellen allerdings (es waren bisher wenige), markiere ich, wenn die Tiefe gefordert ist und die Oktave stören würde. Dann tu ich so als ob. Es gibt übrigens auch Komponisten (vornehmlich Brahms), bei denen kann man in den Noten erkennen, daß sie gerne unter das tiefe E gegangen wären und haben dann die Noten nach oben oktaviert. Es gibt genügend Stellen, da hätte ich gerne den Johannes gefragt, ob wir "runter" dürfen. In solchen Fällen muß ich mich also mit einer Frage an den Dirigenten begnügen oder einfach "machen" - er wird sich schon melden, wenn ihn das stört. Aber die Oktaviererei ist eins der frühen Probleme, über die man als noch nicht eingefahrener Orchesterbassist stolpert. Das ist wohl wahr. Ist aber bei uns sowieso speziell: Octava-Zeichen, Tenorschlüssel, Violinschlüssel, ganz selten mal einen Tenorschlüssel mit Octavazeichen (das haut einen echt raus) ... Immer die Ruhe. Da Bassisten eh die coolsten Socken sind, strahlen wir die tiefste Ruhe aus. Ich würde Dir aus der Erfahrung heraus aber nahelegen, nicht die ganze Stimme zu oktavieren, sondern nur die Töne, die es betrifft. Bzw. schon den Lauf, der in die Tiefe führt. Kleine Anmerkung dazu: kaum einer im Orchester realisiert das, was wir da tun. :D Ein paar meiner Schüler wollten den vollen Genuß und haben sich 5-Saiter bauen lassen. Und ich sag Dir, die haben echt Spaß und sie genießen sehr.
Lieber Achim,
dieser Bassschule ist ein Selbstläufer im besten Sinne. Sie nimmt einen an die Hand, ohne einem etwas aufzuzwingen, und macht aus absoluten Anfängern selbstbewusste und musikalische Bassist*innen.
Die Schule ist vielfältig und in einem guten Maße herausfordernd. Wer also wirklich Bass spielen lernen will – egal ob als Hobby oder mit Ambition – ist, aus meiner Sicht, mit dieser Schule bestens beraten.
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