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Zugeordnete Kategorien: Bogen & Streichtechnik

Barmin Profilseite von Barmin, 18.08.2005, 20:04:25
Bogen: welcher und wie teuer?
Liebe Leute,

moechte mir einen neuen Bogen kaufen (deutsch) und wissen, wieviel man Eurer Meinung nach anlegen sollte. Bin bogentechnisch fast Anfaenger, habe vor 15 Jahren fuer 2 Jahre Untericht gehabt, simandl und so, und schnell alles vergessen. Musikalisch mache ich mittlerweile Free Jazz und Freie Improvisation (hat den Vorteil dass es hier keine falschen Toene gibt ;-), also 'klassik' in dem Sinne interessiert mich nicht, etwas Bogentechnik brauche ich trotzdem.

Mein Lehrer kommt aus Free - und Neue Musik- Szene hier in London, hat aber eine klassische Ausbildung und macht mit mir ganz konventionelle Bogentechnik. Er meint, man solle etwa 1/4 des Wertes des Basses fuer einen Bogen anlegen, am besten Fernambuk (das waeren dann so ca. 400 Euren, viel Kohle ... aber anscheinend eher die untere Preislage bei Boegen).

Ich habe mal so im Internet herumgeguckt und der preisguenstigste Anbieter scheint mir der Bass-Shop Thomas Mueller zu sein, z.B. Schuelerbogen Fernambuk fuer 410 Teuros. Kennt jemand dieses Modell und taugt es? Andere Quellen mit gutem Preis/Leistungsverhaeltnis?

Was mich weiter interessiert ist die Groesse und das Gewicht des Bogens. Wusste bisher gar nicht, dass Boegen auch in Vierteln gemessen werden. Ist 3/4 Standard? Ist es Geschmackssache, ob man einen schwerern oder leichten Bogen spielt, und was sind so charakteristische Gewichte die als leicht oder schwer gelten?

Danke Euch schonmal fuer Eure Tips!
Jean Profilseite von J-O, 18.08.2005, 21:43:16
Also ich kann dir nur empfehlen einfach ein paar Bögen probe zu spielen. Es hat viel mit Geschmack zu tun, ob du einen leichten oder schweren Bogen vorziehst. Ich selbst spiele einen alten Bogen von august rau, sehr geiles teil. der wurde von einem kbass-bauer aus hamburg auf 2000-3000€ geschätzt. trotzdem habe ich jetzt schon 2 leute getroffen, die mit ihm nicht richtig klar kommen.
was ich damit sagen will: man kann das schwer oder nur teilweise verallgemeinern, welcher bogen gut oder schlecht ist, wichtiger ist, welcher dir gefällt!
also am besten kontakt zu bassisten aufnehmen und erstmal nen bogen leihen! soweit ich weiß ist ein leichter bogen allerdings im jazz schon geeigneter.
außerdem kommt es noch auf die größe deiner hand an. wenn du eine kleine hand hast, dann ist ein bogen mit großem frosch natürlich unschön.
pff^^ Profilseite von , 18.08.2005, 21:59:12
Den Bogenpreis vom Basspreis abhänhig zu machen, ergibt keinen Sinn...
Ob ein Bogen was taugt hängt auch immer mit der Bogentechnik zusammen.
Mann kann auch mit dem billigsten Bogen gut spielen, wenn man die richtige Tehcnik hat.

Man sollte am besten verschiedene Bögen ausprobieren ohne dabei auf den Preis zu schauen. Oft ist es so, dass man mit einem 200Euro Bogen besser zurecht kommt, als mit einem für 2000. Wenn man vom Preis beeinflusst ist, geht man mit einer ganz anderen Einstellung an die Sache und denkt sich so Sachen wie "hmm 2000eur, voll geiler Bogen. Ich komm zwar nicht damit zurecht, aber das liegt bestimmt daran, dass ich mich erst daran gewöhnen muss"...
Geh am besten mitm eigenen Bass zu nem Bassbauer und lass dir ein paar Bögen (ohne Preis oder weiteren Kommentar) zum ausprobieren geben. Wenn du deinen Favoriten gefunden hast, wirst du sehen ob du Glück hattest oder nicht vielleicht doch nen anderen nimmst.

Da du wohl wenig Erfahnung im Spiel mit Bogen hast, wird fürn Anfang bestimmt ein Standardbogen reicht. Die gibts meistens schon ab 200eur.
philipp_ Profilseite von , 19.08.2005, 06:36:13
kein tip für den bogen aber eine heftige hörempfehlung wenn du mal hören willst was man mit einem bogen so alles anstellen kann....
cd "contrebasses" von joelle leandre/william parker, zu beziehen über amazon (nicht deutschland! entweder uk oder us)
ich kann dir nich genau sagen ob das nu freejazz ist oder ganz freie improvisation, aber hörenswert auf jeden fall :)

mfg
philipp
Wolf-Dieter Profilseite von , 19.08.2005, 07:55:15
Vielleicht solltest Du auch einen Bogen aus Kohlefaser-Verbund in Betracht ziehen (siehe Eintrag "carbonbogen" in diesem Forum, oder in der Rubrik Markplatz). Ich habe zwar selbst keine Erfahrungen mit solchen Bögen, aber was die Kollegen berichten, klingt doch vielversprechend. Die Verkäufer von Karbonbögen räumen meistens ein Rückgaberecht innerhalb von zwei Wochen ein, so dass man auch kein Risiko eingeht.
Mit freundlichen Grüßen,
Wolf-Dieter
Bianca Profilseite von Bianca, 19.08.2005, 09:12:18
Hi, ich habe noch einen leichten Fernambuk-Bogen, siehe Marktplatz, nur ein Wochenende gespielt, gebe ich ihn für 300 € ab, weil er mir zu leicht ist (und ich leider kein Rückgaberecht hatte). Wenn Du in der Nähe von Stuttgart bist, kannst Du ihn dir gerne ausleihen und sehen, ob du damit zurecht kommst.
Gruß Bianca
bassknecht Profilseite von bassknecht, 24.08.2005, 12:04:34
Hi Barmin, in den hier eingegangenen Beiträgen steht alles Wesentliche schon drin. Eine Quitessenz meiner Erahrungen ist:
1. Ein passender (und dann als gut bezeichneter) Bogen ist oft schwieriger zu finden als wie ein guter Kontrabass. Das liegt meiner Meinung nach an der komplizierten Gesamtkonstellation: Mensch (mit all seinen körperlichen Vorraussetzungen und seinem Spielvermögen) - Instrument - Saiten- Bogenbehaarung - Kolophonium - Bogen - Musikstil. Es beeinflussen sich alle Faktoren gegenseitig, der Bogensuchende reduziert meist alles was er wahrnimmt auf den Bogen allein, das ist irreführend und daher das hauptsächlich Problematische an der Bogensuche.
2.Bogenpreise stehen ab einer gewissen Kategorie in keinem angemessenen Verhältnis zu Material- und Herstellungskosten, sie sind meist gnadenlos überteuert. Die Preise folgen dem simplen marktwirtschaftlichen Gesetz, das die Nachfrage den Preis bestimmt. Aufgrund der beschriebenen verbreiteten Problematik bei der Bogensuche ist demnach die Nachfrage relativ hoch. Dazu kommt, das es Bassisten gibt die Geld genug haben sowie verzweifelt und verrückt genug sind sich auf überzogene Preisforderungen einzulassen. Ausserdem gibt es immer wieder Institutionen wie z.B. Berufsorchester die zu einem bestimmten Zeitpunkt X die Reste ihres Instrumentenbudgets raushauen müssen um die Kohle vor dem Zugriff des Kämmerers zu retten, auch hier ist es dann scheißegal ob für ein Stück Holz 500 oder 4000 Euro bezahlt wird - so entstehen Mythen von grossen Herstellernamen und diese Mythen werden dann mit astronomischen Preisen zementiert.
Wenn ich lese Lehrer aus Free Jazz und Neue Musikszene, dann fällt mir sofort mein verstorbener Freund und Kollege Peter Kowald aus Wuppertal ein. Ich habe Peters Bogeneinsatz ziemlich präsent vor Augen, übrigens hatte der gute eine sogenannte klassische Kontrabassausbildung hinter sich und rumpelte bisweilen zum Warmspielen vor dem Gig den alten Capuzzi noch kurz runter. Peter war in den meisten Dingen ein grosser Pragmatiker und frei von Dogmen. Ich bin sicher, das Peter, würde er noch leben heute mit grosser Wahrscheinlichkeit einen Carbonbogen mit der von ihm bevorzugten gemischtfarbigen Behaarung eines gescheckten Pferdes spielen. Das wäre auch meine Empfehlung an Dich, doch pass auf, auch bei Carbonbögen gibt es Halsabschneider und Pseudofachleute die Dir irgendwelchen Quatsch über Qualitätsunterschiede erzählen - zahl nicht mehr als 300 Euro für so ein Teil und wenn er für seinen Preis nicht vernünftig behaart ist, zieh ihm das Ding übers Kreuz. Gruss Roland
Barmin Profilseite von Barmin, 25.08.2005, 20:24:54
Liebe alle,

danke fuer die vielen Kommentare, die mir nicht zuletzt einiges Geld gespart haben. Mache erstmal mit meinem Anfaengerbogen weiter, bis ich ein bisschen mehr Technik habe und genauere Vorstellungen.

Bianca: danke fuer dein Angebot, hoert sich sehr fair an, aber aus erwaehnten Ueberlegungen kaufe ich erstmal nichts. Phillipp: guter Tipp, die beiden zusammen ist sicher infernalisch. Bassknecht: wenn ich mir einen Bogen kaufe, lass ich Zebrahaare drauf machen, in der Hoffnung dass das Peters Segen haette!

Gruss
B.
Neuester Beitrag Felix Profilseite von , 28.08.2005, 20:49:11
Hi Barmin,

du solltest unbedingt mal Kohlefaserbögen testen, ich spiele einen LeGouic und die Handhabung ist hervorragend, das Preis-Leistungs-Verhältnis unübertroffen. Mach dich mal im Forum schlau zu dem Thema.

Viele Grüße, Felix
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