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Zugeordnete Kategorien: E-Bass - Geschichtliches - Jazz
Als ich mit Big Band anfing, war der Band Leader Anfang 80 und die Stücke aus den 30- 50er Jahren. Nachdem er uns für immer verlassen hatte, folgte eine junge Musikerin- und neuere Sachen wie Smooth Operator, In The Stone und andere. Die habe ich nicht gerne gespielt (-und lieber der E- Bassistin überlassen).
Seither habe ich auf Anfrage von mehreren Big Band Leadern zu hören bekommen: E- Bass ja, aber Kontrabass nur für wenige Sachen noch. Oder auch ein schlichtes 'Nein'.
Natürlich sind auch die Big Bands mit ihren Stücken mit der Zeit gegangen. Was bedeutet das für den Kontrabass?
Grüße, Uli
Hi Uli,
erfahrungsgemäß kann ich das überhaupt nicht bestätigen.
Alle BigBands, die ich kenne, sind sehr froh wenn sie einen Bassisten haben bzw. wären sehr froh wenn sie einen hätten, der Kontrabass spielt.
Die Realität sieht leider nur so aus, dass im Laien Bereich zu wenige Kontrabassisten in BigBands unterwegs sind.
Meine Aufteilung in der BigBand ist relativ einfach ... immer Kontrabass wenn es geht bzw. Sinn macht.
E-Bass nur wenn es sein muss bzw. die Stilistik es verlangt.
Eigentlich komme ich vom EBass und habe danach mit dem Kontrabass gestartet.
Viele Grüße, Matze
Natürlich wollen die meisten Big Bands heutzutage auch Musik für jüngere Spieler und Publikum machen. Da ist die Bassgitarre universeller. Außerdem gibt einfach wenige Kontrabassisten unter den Amateuren, die einem gemischten Repertoire in einer Big Band auch gewachsen sind. Die Amateur-Kontrabassisten findet man dann eher im Sinfonieorchester oder wo sonst noch der Bogen gebraucht wird.
Die Bassgitarre ist heute eben das Instrument der Wahl bei Anfängern. Billiger, leichter zu transportieren und universeller im Einsatz. Wenige (Amateure) steigen im Erwachsenenalter auch auf Kontrabass um. Deren Hauptinstrument bleibt aber in der Regel die Bassgitarre. Einige machen es sich auch leicht (denken sie zumindest) und steigen auf einen bundlosen elektrischen Upright mit Bassgitarrenmensur um. Und glauben dann das klänge wie ein Kontrabass. Einbildung ist halt auch eine Bildung.
Die Bigbandleiter sind wohl auch ein Grund. Von der Rhythmusgruppe jenseits des Klaviers haben sie (nach meiner Erfahrung) meist keine oder kaum Ahnung. Da wird schon einmal vorschnell ein Urteil gefällt, insbesondere wenn die nicht selbst arrangieren oder komponieren und Arrangements nur eingekauft werden. Da wird nur geschaut was in der Besetzungsliste steht und das ist meist "Electric Bass". Oder auch nur Bass, was heutzutage für die meisten Bassgitarre bedeutet, auch wenn Bass ja ein recht allgemeiner Begriff ist.
Kürzlich fragte bei mir jemand über ein Musikforum nach einem Bass an und ich ging davon aus, dass der Kontrabass gemeint war, da dies mein Hauptinstrument ist. Allerdings war ich dort mit vielem eingetragen. Aber es wurde ein Sänger gesucht.
Ich bin doch sehr für präzise Angaben, um Missverständnisse zu vermeiden. Und allgemeine Angaben sollten nicht zu einseitig ausgelegt werden.
Bei einer Ablehnung vom Bigbandleiter sollte man aber auch nachfragen warum und ggf. anbieten mal bei einer Probe zu spielen bevor man endgültig abgelehnt wird. Da kann es natürlich sein, dass die eigene Erwartungshaltung (insbesondere des Repertoires) nicht zu den Interessen der Band passt.
Ich habe das mal indirekt erlebt als ein Freund von mir, der dort selbst in der Big Band spielte, in einer lokalen Big Band mich als Kontrabassisten vorgeschlagen hat und ich abgelehnt wurde, ohne dass mich der Leiter je gesehen hat. Die Band ist eher schlecht als recht, die Musiker selbst im Konzert sehr unmotiviert und bei denen würde ich heute wohl bestenfalls noch gegen Bezahlung aushelfen. Aber es wäre gut möglich, dass ich da anecken würde, da ich das dort vermutlich nicht ertragen kann ohne etwas dazu zu sagen.
Bei uns steht ein Kontrabass für die Big Band im Probenraum und der wird in der Regel für alles benutzt, was aufs Pult kommt. Da ich noch einiges an Übung auf der Bassgitarre brauche und manches dafür geschriebene darauf dann auch leichter zu spielen ist, nehme ich für wenige Stücke meine Bassgitarre mit, die ich dann nicht selten unbenutzt wieder mit nach Hause nehme (die geprobten Stücke sind von der Anwesenheit der Mitspieler abhängig und nichtig Voraus planbar).
Auf dem letzten Uni-Big-Band-Festival hatten von sechs Bands drei Kontrabassisten, einer davon k Asmus von der Bassgitarre her und spielte erst seit kurzem Kontrabass, und die andern drei spielten ausschließlich Bassgitarre.
Wen es interesiert, das Uni-Big-Band-Festival findet jährlich an einem Wochenende im Frühjahr an der Uni Bonn statt, mit offenen Workshops. Eintritt zu allem frei.
Bei einer anderen recht modern orientierten Big Band, in der auch einige Musiker sind, mit denen ich zusammen gespielt habe und noch spiele, habe ich mal angefragt. Ich wäre da die Drittbesetzung als Reserve/Sub.
Die Frage Kontrabass oder Bassgitarre kam da auch gleich. Meine Antwort "vorrangig Kontrabass und ein wenig Bassgitarre" wurde da aber durchaus positiv aufgenommen.
Allerdings sage ich immer auch, dass ich moderneren Stilistiken auf dem Kontrabass durchaus aufgeschlossen bin.
Wenn man vorrangig die klassische Big Band-Sachen spielen will und Thad Jones-Mel Lewis schon eher etwas zu modern ist, dann wird es sicher schwer, eine Sparten-Big-Band für klassische Big Band-Musik im Amateurbereich zu finden.
Als Bassist gründet man ja eher keine eigene Big Band, zumal man in der Regel dazu nicht die Fertigkeiten besitzt und die Leitung vom Bass aus auch schwierig ist. Das wäre sonst der einzige Ausweg, der mir einfällt, wenn man selbst keine passende Band findet. Aber leider eher theoretischer Natur.
Hallo und recht vielen Dank für Eure Beiträge.
Ich sehe für mich die Situation inzwischen eher philosophisch:
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.
OK, ich gehe auch... auf die 74 zu. Eigentlich Zeit, kürzer zu traten. Kürzer? Na ja, die Noten für 2,5 Stunden Chorbegleitung Haydns Jahreszeiten und Bruckners 4. komplett liegen schon hier... oder doch wieder ein Musikverein- meine Tuben schauen mich immer so vorwurfsvoll an :-)
LG, Uli
Hallo, zu der Frage: Hat der Kontrabass in der Big Band (weitgehend) ausgedient? Keinesfalls hat der Kontrabass seinen Platz in der Big Band verloren, siehe z.B.WDR Big Band John Goldsby oder SWR Big Band Decibal Badila. Für viele Stilistiken ist der Kontrabass geeignet, er ist ein vielseitiges Bassinstrument mit einem optischen Erscheinungsbild und einem prägnanten Sound, an den ein E-Bass nicht heran kommt. Muss der E-Bass jedoch auch nicht, denn er ist ein eigenständiges Instrument mit eigenen Qualitäten. Im Verhältnis wird der E-Bass, schon an Musikschulen, häufiger unterrichtet. Letztenendes ist das E-Bass Spiel doch leichter zu erlernen, und es dauert viele Jahre bis man den Kontrabass einigermaßen beherscht, vom Bogeneinsatz ganz zu schweigen, denn das Streichen ist noch mal eine ganz andere Herausforderung. Und vielleicht ist der Kontrabass in der Big Band doch eher eine Domäne der Profis, wobei ich den Amateuren, die am Kontrabass stehen, nicht absprechen will, das sie ihre Sache, auch im Big Bandkontext,nicht gut machen.
VG Michael
John Goldsby ist ein gutes Beispiel - der spielt ja bei der WDR Big Band beides, je nachdem, was zum Stück passt. Horses for courses ...
Hallo Uli,
mich überrascht tatsächlich, dass Du auf Ablehnung gestoßen bist, einen Kontrabass in der Big Band spielen zu wollen. Ich glaube, dass ganz unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen können. Bin gerade aus einer Big Band ausgestiegen, dass aber nur, weil ich andere Projekte verfolgen möchte, mit dem E-Bass, wie mit dem Kontrabass. Hier an der Universität Duisburg Essen hättest Du jetzt sofort eine Chance mit dem Kontrabass zu landen! Der Leiter ist jemand, der sehr strikt Lautstärke und Klangideale den alten Big Bands abgelauscht hat. Ich habe deshalb eine Weile beides in der Band gespielt mich aber nachher davon gelöst, da die Ausrüstung zu transportieren für Proben und Konzerte immer sehr aufwändig war. Das war mir mit der Zeit einfach zu viel und ich habe mit viel Akribie meinen E-Bass Sound mit Flatwounds/Dämpfer/Lautsstärkereduzierung an die Stücke angepasst, die idealerweise mit einem Kontrabass hätten gespielt werden sollen. Blues oder Swingtitel sind aber auch unschlagbar mit der Hundehütte, dagegen sind Rock/Funk/Latinsachen für meine Ohren eher für einen E-Bass geeignet. Möglicherweise hängt es extrem vom Repertoire ab, ob der Kontrabass noch eine Rolle spielt. John Glodsby geht nun auch in seinen wohlverdienten Ruhestand. Ich bin aber sicher, dass sein Nachfolger, so wie er, beide Instrumente beherrschen muss. Auch neuere Arrangements, Uraufführungen gar, spielen sich angepasst an den Modern Jazz ausschließlich auf dem Kontrabass. Die WDR Big Band wird aber dafür auch extra ausgewählt! Amateur Big Bands hingegen buhlen ums Publikum mit einem eher angepassten, bekannten Programm, dass die Menschen erwarten, Hits, Evergreens, Swingklassiker, die der Einfachheit halber ausschließlich auf dem E-Bass gespielt weden. Erstens, weil es das Publkum nicht stört (die meisten "sehen" auch eher einen Bass, als dass sie ihn "hören"), zweitens, weil der Bassist der Band häufig auch nur E-Bass beherrscht.
Viele Grüße, Berthold
Hallo Berthold,
danke für den Tipp mit der Uni Big Band.
Von hier, Stolberg/Rhld. nach Essen sind ca. 120 km- doch etwas weit für den Abend im Berufsverkehr. Und mit John Goldsby will ich mich gar nicht erst messen.
Muß mal sehen, ob sich im Großraum Aachen- Düren- Jülich eine Big Band findet, die Verwendung für den Kontrabass hat.
Apropos Sehen und Hören: Ich war mal bis zu Corona in einer Big Band zusammen mit einer E- Bassistin, die mir 15 Jahre Erfahrung voraus hatte: Unser Leitspruch: Die ist für das Spiel zuständig und ich für das schöne Aussehen! ;-)
Viele Grüße, Ulrich
Da hätte ich doch glatt gedacht, dass es zumindest bei letzterem umgekehrt war.
Was die Instrumente betrifft hast Du da aber sicher recht.
Nee
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