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Fehler beim Unterrichten

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Zugeordnete Kategorien: Unterricht & Didaktik

Jörn Profilseite von , 17.08.2005, 15:46:06
Fehler beim Unterrichten
Liebe Kollegen,

schreibt doch mal, welche Fehler Euch bei Lehrern oder beim Lehren passiert sind. Ich kann mich noch daran erinnern, daß ich mit ca. 16 mal schon einige Banderfahrungen mit dem E-Baß hatte und wußte, wie ein Walkingbass in einer Bluesband klingen sollte. Dann kam ich zu einem Klassik-Hardliner, der mit Mitte 30 seine Haare über die Glatze kämmte; der Typ hatte noch nie im Leben gepizzt und war katastrophal unflexibel. Wir spielten zwei - drei Kapitel Simandl und der Schrecken hatte eine Ende - der Unterricht wurde abgebrochen. Für eine Jugendmusikschule war der der falsche. Der hat einem wirklich den Spaß an der Musik genommen.

Ich selber mußte neulich feststellen, daß es für Anfänger nicht klar sein muß, wie eine II-V-I-Verbindung zu transponieren oder zu erkennen ist. Ich kann mir vorstellen, daß man als Jazzer zuviel theoretisches Wissen voraussetzt.

Grüße
Jörn
Christoph Reisdorf Profilseite von , 17.08.2005, 17:26:11
Hallo Jörn,

ich bin auch schon ein älteres Semester, und habe nunmehr fast 2 Jahre Unterricht. Auch ich habe den Simandl "genossen". Ich denke aber, der beschriebene Fehler liegt an der schlechten Formulierung der Wünsche. Wenn ich Jazz oder Rock mit dem Kontrabass spielen will, ist die klassische Schule sicher sehr hilfreich ( schliesslich ist hier in erster Linie die Technik gefragt ), aber eben nicht alles.

Mir macht halt eine Basslinie von J. Pastorius mehr Spass als die Übungen im Simandl ( liebe Klassiker: mea culpa !).

Eine Musikschule wird von sich aus wohl kaum zugeben nur einen Teilbereich unterrichten zu können - Ausnahmen bestätigen hoffentlich die Regel. Abgesehen davon sind Lehrer für den Kontrabass ja auch recht rar.

Ich hatte zwischenzeitlich auch eine Begegnung mit einem "Klassiker", der sicherlich musikalisch sehr fähig war, jedoch sein Können nicht vermitteln konnte. Dafür schmeisse ich mein Geld sicher nicht zum Fenster raus - mir tun nur die jüngeren Schüler leid, die sich dank elterlicher Fürsorge nicht so einfach dem Unterricht entziehen können.

Ich bin froh, mittlerweile einen am Jazz orientierten Kontrabasslehrer zu haben, mit dem ich recht orgdentliche Fortschritte mache. Allerdings muss ich dafür auch 35 Km. Anreise zu meinem Unterricht in Kauf nehmen.

Der schlimmste Fehler war es allerdings, vorher einige Wochen ganz ohne Lehrer mit dem Instrument rumzuspielen - das hat mich einige Unterrichtsstunden gekostet, die dabei entstandenen Fehler wieder rauszubekommen. Ein E-Bass ist halt kein Kontrabass ( aber entgegen mancher vertretenen Meinung hier im Forum ein durchaus ernstzunehmendes Instrument ).

Christoph
philipp_ Profilseite von , 18.08.2005, 16:25:20
lehrer wie der oben beschriebene sind auch überall sonst "falsch" und nicht nur in einer jugendmusikschule :)
leider gibt es auch heute immer noch leute die unterrichten dürfen ohne einen schimmer zu haben wie man unterrichtet, davon ab das es natürlich eine katastrophe ist sich seinem schüler nich anzupassen ist es noch schlimmer sein Können nicht vermitteln zu können, also eine pädagoge ohne ahnung von pädagogik zu sein....
als gegenentwurf hierzu sei mal mein lehrer genannt, der auch gut damit zurecht kommt das ich vierfingrig spiele und französischen bogen und mehr an klassik interessiert bin, während er simandlmäßig spielt, mit deutschem bogen und eigentlich ein jazzer ist :)

mfg
philipp

ps: beschriebenes problem mit den "undpädagogischen pädagogen" wird auch jeder kennen der in der schule ist/war und/oder kinder hat die noch zur schule gehen....
ich hatte da einen mathelehrer.... den rest erspar ich euch :)
AlexderK Profilseite von AlexderK, 19.08.2005, 11:39:05
Halli Hallo!

Na, da hatt ich ja sagenhaftes Glück!

Ich hab in meiner Kleinstadt (Lienz/Österreich) sofort und wie durch Zufall einen tollen jungen Lehrer für Kontra und Ebass gefunden. Der teilte meinen Musikgeschmack, lehrte mich was ICH spielen wollte, und zumindest die Technik kam nicht wirklich zu kurz.
Jetzt kann ich etwas dass die meisten (glücklicherweise nicht alle) Musikschulgeschädigten nicht können: Improvisieren.

Ok, ich gebs zu: Ich habs noch immer nicht geschafft vom Blatt zu spielen, aber dass wird schon noch.

Meine Freude an der Musik wächst mit jedem tag, lassts euch nicht von inkompetenten Lehrkräften versaun, und lasst eure Kinder erst nach ausführlicher betrachtung des lehrers mit ihm allein, dann gibts endlich mehr musiker!

Liebe Grüße ans Forum!

Alex
Jean Profilseite von J-O, 19.08.2005, 12:38:42
wie ihr schon richtig sagt, ist es total wichtig einen lehrer zu finden, der auf die individuellen fehler UND bedürfnisse seiner schüler eingeht. sicher gibt es da exemplare von unfähigen lehrern die zu nichts als zum abgewöhnen von nutzen sind. ich spreche da auch aus eigener erfahrung, als ich meine ersten berührungen überhaupt mit der musik machte (damals noch auf der gitarre) landete ich bei einem jungen mann in einer privaten musikschule, mit langen haaren, einer e
-gitarre in der hand, der mir erstmal ein klassisches stück auf seiner gitarre samt verzerrer vorspielte. damit war sogar mein jungfräuliches ohr restlos überfordert. der mann konnte allerdings WEDER spielen noch unterrichten... ein trauerspiel.
inzwischen habe ich bei einem tollen kontrabasslehrer unterricht, der langjährige erfahrung nicht nur mit spielen sondern auch mit unterrichten hat. was ich besonder bewundernswert finde, dass er es versteht den charakter eines stückes einem mit kleinen bildern oder geschichten begreiflich zu machen.
letztens meinte er "in diesem stück muss dein vibrato eine stimmung erzeugen, die an eine vergebliche liebesgeschichte im sibierischen winter erinnert".. sofort war klar was er meinte!
Neuester Beitrag bassknecht Profilseite von bassknecht, 20.08.2005, 02:03:17
Instrumentalunterricht (also auch Kontrabassunterricht) ist eine musikpädagogische Dienstleistung. Wennauch sehr komplex und spezifisch , ist der Beruf des Instrumentallehrers ein Handwerk innerhalb einer Dienstleistungsbranche. Natürlich gibt es Interessierte Leute und SchülerInnen die Musik verklären und vielleicht noch nicht richtig begriffen haben, innerhalb dieser Klientel werden oft nicht musikpädagogische Dienstleister sondern gezielt Gurus gesucht. Daher ist dem Gegenteil von solidem Handwerk - Scharlatanerie und Dilletantissmus in Bezug auf Instrumentalunterricht seit je her Tür und Tor geöffnet. Solche Lehrer wird man noch langee finden, die Selbstregulierungskräfte des Marktes werden noch etwas brauchen bis sie greifen. Das es daher unpassende Zusammentreffen von Lehrern und Unterichtssuchenden gibt ist meiner Ansicht nach ein unvermeidbares soziologisches Phänomen und es ist eigentlich müssig darüber zu lamentieren und Anekdoten auszutauschen.

So wie es mir sicher scheint, daß ein Lehrer auf Bedürfnisse von Schülern flexibel zu reagieren in der Lage sein muss, so scheint es mir sicher, das ein Lehrer nicht allein dadurch das er dies kann automatisch zum guten Lehrer wird. Ein Lehrer ist weder Kasper noch Protestuierter, sondern irgend etwas Topausgebildetes dazwischen - das macht diesen Beruf meiner Meinung nach so speziell. Meine Erfahrung zeigt, daß spielpraktische Spezialisten und Fachidioten (reine Berufsmusiker, Orchestermusiker) oft als Gurus, Idole und Metaphernprediger "Vibrato wie verschmähte Liebe in Sibirien" einer gewissen Erwartungshaltung entsprechen , letztendlich aber aber nur ein eingeschränktes Interesse daran haben zum "autarken und mündigen Bassisten" auszubilden. Frohes Schaffen wünscht Roland
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