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Zugeordnete Kategorien: Unterricht & Didaktik

Heitsche Profilseite von , 16.07.2005, 00:36:33
Links oder rechts spielen
Hallo,
mein Sohn (6 Jahre) hat es sich unbedingt in den Kopf gesetzt, Kontrabass zu lernen. Nun schauen wir uns schon nach einem kleinen Instrument um. Er ist Linkshänder. Wie ich bisher gehört habe, gibt es äußerst geteilte Meinung, ob Linkshänder auch links spielen sollten. Welche Argumente sprechen dafür und dagegen?
Grüße von Heitsche
Thomas D. Profilseite von , 16.07.2005, 13:18:20
Hallo,

eigentlich ist das ganz einfach: wie alle Streichinstrumente ist auch der Kontrabass bereits ab Werk in der sogenannten normalen Spielhaltung, d.h. in der Spielhaltung, die etwa 99,9 Prozent der Spieler auf diesem Planeten nutzen, ein Linkshänderinstrument!! Nein, kein Tippfehler: ich als Linkshänder habe nie verstanden, warum die Rechtshänder sich nicht andere Instrumente besorgen, das wäre logischer. Die Greiferei ist der grösste Aufwand, und das macht man in der normalen Spielposition mit links. Bogen- und Zupfarbeit sind gerade am Anfang längst nicht so kompliziert und anstrengend wie die Greifarbeit, später relativiert sich das wieder.

Also soll dein Bub ruhig Kontrabass lernen, aber ganz normal wie alle anderen. Wenn man ihm nicht sagt, dass er es als Linkshänder vielleicht anders machen könnte, wird es ihn auch nicht interessieren.

Weitere Gründe gegen ein anders gepoltes Instrument: das Instrument wird teurer, es muss speziell angepasst werden. Die Auswahl an guten Instrumenten geht gegen Null. Sobald es in ein Orchester geht, ist der Junge nicht kompatibel zu den anderen, das geht mit Platzproblemen los und endet bei klanglichen Differenzen. Sollte er Berufsbassist werden, wird er keine Stelle finden. Undsoweiterundsofort.

Wäre der normale Kontrabass ein Instrument, das den Rechtshänder bevorzugt, wäre genau das das einzige Argument zu sagen: da brauchen wir was spezielles für den Linkshänder. Der normale Kontrabass jedoch bietet eher dem Linkshänder Vorteile.

Ich spreche zu dir als Linkshänder, der seine motorischen Vorteile links immer zu nutzen wusste.

mfg
philipp_ Profilseite von , 16.07.2005, 17:34:23
ob man es nun glauben will oder nicht, aber die arbeit des bogens ist sehr viel wichtiger als die greifarbeit der linken hand... und das meiner meinung nach auch direkt vom frühesten anfang an, wer nur zupft.... naja dem sei selbst überlassen wie das zu beurteilen ist...
"der bogen macht die musik"
wie mein lehrer stets sagt, das bischen greifen mit links ist lange nicht so schwer wie eine gute saubere und farbenvolle bogenführung...
ich habe übrigens längst aufgehört die aussagen von laien zu zählen, die die bedeutung des bogens völlig falsch einschätzen, als nur ein bischen hin und her, aber es sind wirklich viele leute die das denken

mfg
philipp
Thomas D. Profilseite von , 16.07.2005, 18:53:29
hi phillipp,

ich habe Kontrabass studiert, Klassik und Jazz (in der Reihenfolge!!), du kannst meine Aussage getrost aus deiner Liste der unqualifizierten Laienaussagen streichen, es ist keine, weder unqualifiziert noch die eines Laien.

Meine Erfahrung als Bassist und Lehrer sagt: das Greifen macht am Anfang mehr Probleme. Vielleicht siehst du es nach 20 Jahren Berufspraxis ähnlich, dann kannst du selber urteilen und musst nicht die Weisheiten deines Lehrers widerkäuen.

Bei genauem Durchlesen meines ersten kurzen Statements hätte dir auch auffallen können dass ich davon rede, dass die linke Hand ZUNÄCHST mehr zu tun hat.

Und bedenke, worum es geht: um eine Debatte über angebliches oder nicht-angebliches Für und Wider von was auch immer oder darum, einem Kontrabassanfänger das Leben schwer oder leicht zu machen? Ich denke, letzteres sollte der Fall sein. Und sein Bassistendasein wird - egal ob Laie oder Profi - auf einem normalen, nicht umgepolten Bass einfacher sein.

Deiner abfälligen Bemerkung den "Nur-Zupfern" gegenüber sei gesagt: sie ist so fundiert wie die abfällige Bemerkung eines Zupfers einem "Nur-Streicher" gegenüber. Beide verpassen was.
philipp_ Profilseite von , 17.07.2005, 13:56:12
ok seh ich ein....
ich kenne übrigens zahlreiche gitarristen die linkshänder sind und rechts spielen, weils sie es einfach nie anders gelernt haben (ich kenne auch eine bluesgittaristin die links und rechts spielen kann und als schoweinlage die gitarre dreht, aber das is wieder was andres)
verbleiben wir bei der aussage das ein linksbass im orchester leider schwierig ist, weil die kollegen dann leiden müssen, es sei denn er vertauscht auf und abstrich was musikalisch allerdings wenig sinn macht :)

mfg
philipp
pff^^ Profilseite von , 16.07.2005, 14:15:59
Man könnte jetzt natürlich erörtern, welche Hand mehr macht und welche wichtiger ist.
Aber egal wierum er den Bass spielen wird, haben beide Hände genügend zu tun.
Bei einem Instrument, das zwei Hände erfordert sollte man das Instrument immer im "Normalzustand" lernen, aßer man ist z.B. nach einem Unfall oder durch eine Behinderung gezwungen die Aufgabenverteilung für die Hände zu ändern.
Laut wissenschaflichen Studien ist es sogar ein gutes Training für das Gehirn mal die weniger aktive Hand mehr zu benutzen. Z.B. dass man als Rechtshänder mit links die Zähne putzt, aber sonst alles beim alten lässt...
Wenn ein Kind anfängt Klavier zu lernen schaut man auch nicht darauf ob es Rechts- oder Linkshänder ist und dreht danach die Tastatur um...
Beim Kontrabass haben wie beim Klavier beide Hände eine wichtige Rolle und darum macht es meiner Meinung nach keinen Sinn ein Instrument umzusaiten und den Lehrer mit dem umdenken zu stressen, wenn es nicht unbedingt nötig ist.
pff^^ Profilseite von , 16.07.2005, 14:22:35
Achja, kleine Ergänzung:
Ich schrieb soeben vom umsaiten. Das ist natürlich nicht das einzige, was am Instrument geändert werden muss.
Aus verschiedenen Gründen müssen auch noch andere bautechnische Dinge, wie z.B. der Bassbalken, Steg oder der Stimmstock geändert werden. Wenn man sich ein Neuinstrument bauen lässt wird das nicht unbedingt teurer. Aber solche Instrumente zu finden wird schwer.
Ein Umbau wird natürlich teuer, weil das halbe Instrument zerlegt und umgebaut werden muss.
Wenn man schon länger spielt und nach einem Unfall umbauen muss, lohnt sich das. Aber für einen Anfänger, der eigentlich keine Probleme hat ist das nicht gerechtfertigt.
Alwin Profilseite von , 16.07.2005, 16:53:47
Hallo, es gbt einen Bassbauer Namens Dominik Hufnagl, der baut Kontrabässe speziel für Kinder. Von 1/16 bis zur Größe 5/4 ist da alles zu haben. Unter www.bassbau.de finden sie mehr. Ich bin ebenfalls der Meinung das eine Umstellung auf Links nicht nötig ist. In dem Alter schafft ihr Sohn das doch mit "LINKS". Zum anderen wächst er noch, d.h. es ist öfter mal ein neuer Bass fällig. Es ist sicherlich schwer eine Sonderanfertigung ohne finanzielle Einbußen wieder zu verkaufen. Ich hoffe Sie unterstützen ihren Sohn bei seinem Wunsch. Kontrabassspielen ist der Waaahhhhnnnsinn!!!Positiv gesehen !!!! Grüße aus dem Allgäu
Heitsche Profilseite von , 19.07.2005, 22:31:57
Hallo,
vielen Dank für die Meinungen, die sehr interessant für mich waren. Dass 99,9 % es so lernen, weil es eben immer so gemacht wurde, ist für mich allerdings kein Argument. In den 60er Jahren und sogar heute noch wurden zahlreiche Linkshänder auf rechts getrimmt, weil es angeblich "einfacher" in unserer rechtsorientierten Welt ist. Ich weiß auch nicht, ob mein Sohn mal im Orchester mit mehreren Bassisten spielen wird...
Überzeugend fand ich eher das Argument, dass der Bass eher Vorteile für Linkshänder beinhaltet. Gerade zu Beginn ist es wichtig, Erfolgserlebnisse zu haben. Der Lehrer selbst hat noch keine Erfahrung mit dem Lehren von so kleinen Kindern und als Erstinstrument (mein Sohn hatte nur zwei Jahre Musikal.Früherziehung). Gibt es hier Besonderes zu beachten?
Ja, ich glaube auch schon, dass Kontrabass der "Wahnsinn" ist, mein Sohn träumt nachts von Kontrabässen...
Ist Kontrabass schon zu Beginn sehr anspruchsvoll für die Feinmotorik? Mein Sohn tut sich beim Malen nämlich nicht so leicht...
Vielen Dank und Grüße von Heitsche
Neuester Beitrag karsten Profilseite von , 20.07.2005, 19:01:40
Hallo,

kurz zum Thema Feinmotorik: mein Sohn ist in zwischen 10 jahre und was das malerische Talent anbelangt eine "Katastrophe". Er spielt aber seit knappen 4 Jahren Cello, dies inzwischen richtig super und mit wachsender Begeisterung.
Ich selber spiele seit ca. 1/2 Jahr Kontrabass und würde sagen, was die feinmotorischen Fähigkeiten anbelangt, liegen Cello und Kontrabass nicht weit auseinander. Also keine Sorge deswegen, wenn dein Sohn Lust auf Kontrabassspielen (ist das jetzt mit 3 s richtig?) hat und ihr einen GUTEN Lehrer findet klappt das mit Sicherheit.

Gruß, Karsten
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