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Zugeordnete Kategorien: Klassik - Bassbau
Hallo ihr Lieben,
Ende 2016 hatte ich mir einen "Billig-Bass" von Strunal Schönbach zugelegt, "Josef-Jan Dvorak", 3/4, 5-Saiter, vertrieben von Thomann für nur noch 2000 €. Zu diesem Kontrabass haben mich im letzten Jahr ein paar Fragen erreicht, und ich denke, man darf die Fakten ruhig auf den Tisch legen.
Vorweg, Neupreis 2000 € - dafür bekommt man in der Regel nichts Halbes und nichts Ganzes, aber etwas Brauchbares. Für den Preis stimmt zumindest die Optik, im Bild ist ein Rubner, ein Fischer, und der Thomann dazwischen fällt überhaupt gar nicht auf:
Nach wenigen Nacharbeiten ist die Bespielbarkeit zwar fantastisch, aber, im Vergleich zu höherwertigen Bässen gibt es wesentliche Unterschiede im Klang, in der Lautstärke, und in der Verarbeitung. Sehenswert auch die "Bearbeitung" des Thomann-Meisters (es sollen 4 Geigenbauer vor Ort sein), der letztendlich den Instrumenten-Rohling für den Kunden spielfertig herrichten soll. Dabei wird schnell klar, dass die Werkstatt für den geringen Preis den Bass natürlich nicht tagelang bearbeiten kann - dabei bleibt die Qualität auf der Strecke.
Ein paar Einzelheiten:
Die unförmigen Stegfüsse waren so mieserabel an die Decke angepasst, dass sie bleibende Eindrücke im Lack hinterließen:
Ne? Iss klar, wat dat für ne Arbeit iss dat so wieder herzurichten, dat man zukünftig weitere Stege anpassen kann...
Der Stimmstock war ... auch keine Meisterleistung, der stand direkt unter dem Stegfuss (hä?) und war zu lang:
Obwohl ich den Bass für Klassik bestellt hatte, waren Radius von Griffbrett und Steg (Bogenfreiheit) so flach, dass es auch mit viel Geschick beim Streichen praktisch nicht möglich war weniger als 2 Saiten gleichzeitig zu erwischen:
Glücklicheweise konnte das Blackwood-Griffbrett problemlos bearbeitet werden, eine moderne Hohlkehle ermöglichen bei diesem Bass mit Belcanto-Saiten einen Abstand am Ende des Bretts von 5mm für die G-Saite, maximal 9mm zur dicken H-Saite, das schont Finger und Gelenke, und es schnarrt noch nicht bei Forte, weil - FF gibt der Bass sowieso nicht her, später mehr:
Die Stachelbirne war schräg eingesetzt und klapperte, leider damals kein Foto gemacht
Sattelkerben waren viel zu hoch, Nadelfeile und Visitenkarte haben geholfen.
Unterm Strich zum Kaufpreis noch geschätzte 500,- Geigenbau dazu, und damit zum Schluss: der Bass ist im Vergleich zu teureren 3/4-Bässen deutlich leiser. Ich probiere das immer wieder aus, wenn wir im Orchester 4-7 Bässe sind, und jemand während der Probe im Publikum sitzt der sachlich urteilen kann, dann spielen wir nacheinander die gleichen 4 Takte, und direkt nach dem Strunal heisst es "...jo, hast schon Du gespielt? Da kommt ja gar nix raus."
Als einzelner Bass im Kammerorchester geht es ganz gut, zum Üben wegen der guten Bespielbarkeit ganz nett, und der Ton ist zwar nicht so gewaltig und voll wie bei einem hochwertigen Bass oder gar einem 4/4, aber dafür sehr angenehm und warm.
Und er passt viel leichter ins Auto als ein 4/4, links der Thomann/Strunal/Dvorak, rechts etwas anderes :-)
Hat man hier nur ne halbe Stunde füt einen Beitrag? Boa ich bin langsam...
Weitere Fragen, Details oder Fotos, gerne per eMail an mich.
Gruß,
Karsten
Als Schmankerl vielleicht ein Youtube-Video, (Vorsicht, Klassik, Bach), der Spieler rechts im Bild spielt genau diesen beschrieben Bass, die lockere Spielweise begründet durch die gute Ansprache, der Ton nur zu hören wenn man Bass-Boxen am Rechner hat :-) (2 der Cellistinnen sind übrigens über 80 Jahre alt - Daumen hoch!)
Toller Bericht! Vielen Dank! Und schön bebildert!
Das ist so interessant und der Bericht so sorgfältig gemacht ! Herzlichen Dank!
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