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Tiefste Töne leiser als höhere?

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Kontrabassfreak Profilseite von Kontrabassfreak, 01.09.2017, 15:20:12
Tiefste Töne leiser als höhere?

Hallo liebe Forumsleser!
zuerst möchte ich mitteilen, dass ich neu im Forum bin.

Ich bin ein großer Fan des Kontrabasses und habe vor Jahrzehnten begonnen, das Instrument auch zu erlernen - leider mit wenig Erfolg... (beim inzwischen verstorbenen Prof. Bürgschwendtner am Mozarteum in Salzburg)
Das Interesse habe ich mir dennoch erhalten und halte es mit einem frühen Dirigenten der Wiener Philharmoniker, der einst gemeint hat: "wenn I hör kan Bass, i pfeif auf Melodie!!!..."
Nun ist mir aufgefallen, dass insbesondere beim Pizzikato die Töne von der E-Saite generell leiser, schwächer klingen als die von den höheren Saiten (A, D - die Töne der G-Saite ist schon zu hoch für einen Vergleich!). Als Beispiel führe ich Schubert's Unvollendete an mit den gestrichenen Solobässen bei den tiefsten Stellen.
Worauf könnte mein Höreindruck zurückzuführen sein?

(Dass zuhause die Wiedergabe des Bassbereichs von der Raumakustik (meist negativ) beeinflusst wird, ist mir bekannt.)

Ich bin schon gespannt auf die Antworten! :-)

LG Wolfgang

Uli Profilseite von Uli, 01.09.2017, 22:08:23

Was ist mit den Jüngelchen, die mit lautem Bass wumm- wumm- wumm in ihren Golf Kleinwagen durch die Stadt flanieren, damit die Hühnchen sich nach ihnen umschauen? Die werden doch im Inneren der Blechkiste wohl auch andere Töne aus den Mega Boxen hören- oder? Aber der Bass trägt eben weit, vom restlichen Gejaule ist- glücklicherweise- auf der Straße nix mehr zu hören.

Oder: Den Bass soll man nicht hören, sondern spüren. 

Man hört Dich (am Kontrabass) nicht, aber wenn Du nicht spielst, dann fehlt irgendwie was.

Dantschge Profilseite von Dantschge, 04.09.2017, 16:01:41

Servus Wolfgang,

das menschliche Gehör ist nicht über alle Frequenzen gleich empfindlich (siehe folgende Grafik):

1280px-Kurve_gleicher_lautstaerke_svg

Die Grafik sagt im wesentlichen aus, dass tiefe Töne (beim Kontrabass z.B. 40 Hz für das Kontra-E der E-Saite) im Verhältnis wesentlich lauter gespielt werden müssen als höhere Töne z.B. so um die 1000 Hz, um das gleiche Lautstärkeempfinden beim Hörer hervorzurufen.

Zusätzlich lassen viele elektronische Übertragungssysteme (Mikrofone, Verstärker, Lautsprecher) in den tiefen Frequenzen etwas nach mit ihrer Übertragungsleistung, sodass bei Deiner Stereoanlage zu Hause ggf. auch deswegen die Bässe weniger laut wiedergegeben werden (bei ansonsten gleichem Pegel) wie die Mitten oder die Höhen (der Frequenzgang v.a. der Boxen spielt da die größte Rolle).

Der Haupteffekt, warum wir die Bässe leiser hören, liegt jedoch in der Frequenzabhängigkeit der Empfindlichkeit des menschlichen Gehörs.

Viele Grüße vom Dantschge

mattes Profilseite von mattes, 04.09.2017, 19:25:48

So ist es, Schuld ist das menschliche Gehör. Der Effekt lässt sich auch gut an den verschiedenen Dimensionen von Verstärkern erkennen, während ein 50 Watt Transitor Gittaren Verstärker schon richtig richtig laut werden kann, braucht man bei einem Bassverstärker mindestens sowas wie 200 Watt um noch mithalten zu können.  

Heibass Profilseite von , 04.09.2017, 21:44:05

Das hat aber noch andere Gründe.

Kontrabassfreak Profilseite von Kontrabassfreak, 05.09.2017, 17:33:55

Lieber Dantschge&Kollegen,

herzlichen Dank für Eure Antworten! Um dieses Hörmanko auszugleichen gibt es u.a. die s.g. Loudnesstaste an Verstärkern. Ich hätte aber nicht gedacht, dass sich das erst bei der tiefsten Saite hören lässt...musicband

LG

Wolfgang

Dantschge Profilseite von Dantschge, 06.09.2017, 14:41:53

Servus Wolfgang,

die Loudness-Taste an HiFi-Verstärkern dient lediglich dazu, die größere Steigung (Abhängigkeit des Hörempfindens von der Frequenz) der Hörempfindlichkeitskurve bei niedrigen Lautstärken gegenüber höheren Lautstärken (da ist die Kurve etwas flacher, d.h. die Abhängigkeit des Hörempfindens von der Frequenz ist nicht so stark ausgeprägt wie bei niedrigen Lautstärken) auszugleichen, um ein ähnliches Hörempfinden bei niedrigen Lautstärken zu erzeugen, ohne dass man den Verstärker besonders laut aufdrehen muss.

Die Abhörlautstärke im Studio beim Mischen und Mastern liegt (v.a. bei Popmusik) meist jenseits der 80 dB(A), Zimmerlautstärke ist doch deutlich niedriger. Eine fertige Mischung klingt oft erst dann richtig ausgewogen, wenn man sie in der Original-Lautstärke hört, die beim Mischen und Mastern eingestellt war. Um diesen Unterschied auszugleichen, gibt es die Loudness-Taste am HiFi-Verstärker, die einem ein Frequenzspektrum erzeugt, wie es bei einer höheren Wiedergabelautstärke empfunden würde.

Viele Grüße vom Dantschge

Neuester Beitrag nagybögö Profilseite von nagybögö, 07.09.2017, 18:46:29

Hallo Wolfgang,

ein weiterer Grund für die leise E-Saite liegt in der Grösse des Basses. Der Korpus müsste für diesen Frequenzbereich grösser sein. (Hat mir mal ein Physiker erklärt - habe aber den genauen Sachverhalt vergessen.)

Unsere Bässe sind ein Kompromiss zugunsten der Spielbarkeit, die ab gewissen Dimensionen zu eingeschränkt ist.

Wegen dieses klanglichen Mankos haben sich die Dreisaiter so lange gehalten.

P.S. Heisst das Zitat nicht: "... scheiss ich auf Melodie."?

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