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Zugeordnete Kategorien: Bassbau

Doublepizz Profilseite von Doublepizz, 16.12.2016, 17:37:24
Bassrestauration

Hallo zusammen,

ich habe mich jetzt auch mal hier angemeldet, weil ich gerne einen alten Bass kaufen würde und diesen dann wieder selbst und natürlich mit Hilfe eines Geigenbauers herrichten möchte.

Es geht mir dabei nicht so sehr darum möglichst viel einzusparen, als vielmehr darum, durch die aufwendige Restauration ein "engeres" Verhältnis zu dem künftigen Instrument aufzubauen und durch die Verwendung von ausgewählten Zubehörteilen (Saiten, Saitenhalter, Stachel, Lack, evtl. Mechaniken, usw.) die Funktionsweise und die Klangeigenschaften besser zu verstehen.

Weil ich immer wieder weit über 100 Jahre alte Bässe in sehr schlechtem Zustand sehe, stellt sich für mich die zunächst erste Frage.

Hat jemand Erfahrung mit der Entfernung des alten Lacks? Was mir bisher bekannt ist, ist die Tatsache, dass Wärme beim Farbe entfernen nicht gut ist, weil sich dann der Knochleim lösen kann und somit der Bass aufgehen kann.

Kann beispielsweise ein alter Öllack von einem Profi mittels vorsichtigem Sandstrahl entfernt werden, sodass der alte Bass nach der Reparatur von beispielsweise zwei Rissen neu lackiert werden kann?

Hat hierüber jemand Erfahrung?

Vielen Dank schon mal, Gruß doublepizz

Bigsby Profilseite von HannoBass, 16.12.2016, 23:08:59

Hallo,

du solltest dir das Buch von Chuck Traeger besorgen: „Setup and Repair of the Double Bass for Optimum Sound“

http://kontrabass-atelier.de/zubehoer.html#buch

Viele Grüße

MadJazzMorales Profilseite von MadJazzMorales, 18.12.2016, 12:39:33

Gibt es solche Bücher auch in deutscher Sprache? 

Mein englisch ist mir für Fachliteratur zu rudimentär 

Bigsby Profilseite von HannoBass, 18.12.2016, 15:02:43

 

Es gibt einige Bücher zum Thema Geigenbau. Zum Thema Kontrabass kenne ich nur dieses Buch und den dünnen Ergänzungsband. Hier eine Liste: http://www.kontrabassblog.de/?page_id=99
jlohse Profilseite von jlohse, 18.12.2016, 11:14:33

Das mit Lack überlege dir lieber nochmal. Einen Kontrabass zu lackieren ist ziemlich anspruchsvoll. 

Sandstrahlen als Methode ist mir neu, ich glaube nicht, dass das sinnvoll ist. Davon angesehen: "zwei Risse" ist meistens noch kein schlechter Zustand bei einem so alten Bass.

 

Doublepizz Profilseite von Doublepizz, 18.12.2016, 15:17:06

Vielen Dank schon mal für Eure Antworten.

Das empfohlene Buch ist sicherlich sehr interessant, aber englische Fachbegriffe im Geigenbau sind nicht meine Stärke.

Sollte ich solch ein Projekt in Angriff nehmen, so werde ich mich wieder melden und darüber berichten.

Trotzdem würde mich natürlich weiterhin interessieren, ob jemand Erfahrungen mit Sandstrahlen zur Lackentfernung hat.

Gruß doublepizz

Bigsby Profilseite von HannoBass, 18.12.2016, 15:24:25
Beim Sandstrahlen wird Material abgetragen. Das wäre besonders bei weichem Fichtenholz keine gute Idee, wenn man das nicht als Effekt haben möchte. Du solltest den Lack nach Möglichkeit nur ausbessern lassen. Zur Entfernung nimnt man meist einen geeigneten Abbeizer.
jlohse Profilseite von jlohse, 18.12.2016, 15:26:24

Bei Spirituslack tut's auch Alkohol, da braucht man keinen Abbeizer.

jlohse Profilseite von jlohse, 18.12.2016, 15:34:29

Ohne Englisch wird das Selbststudium schwierig: die meiste verlegte Literatur zum Thema Restauration von Streichinstrumenten ist in Englisch. Ich glaube, das liegt daran, dass in den USA der Beruf nicht so eine lange Tradition hat wie hier und deswegen mehr Leute auf das Selbststudium angewiesen sind. Manche Bücher sind obendrein eher teuer (Weißhaar: 300 USD! Ist übrigens ein entfernter Verwandter von mir – leider sehr weit entfernt und schon verstorben, so dass ich das Buch nicht billiger bekommen habe). Es gibt ein paar deutsche Bücher zum Thema Geigenbau (Otto Möckel, gab's mal als Restauflage bei Zweitausendeins für 10 €), das meiste gilt auch für KB, aber eben nicht alles … das lehrt dann die Erfahrung. Für engl. Fachbegriffe gibt's das "Fachwörterbuch des Streichinstrumentenhandwerks" von Thomas M. Gerbeth.

badbone Profilseite von badbone, 19.12.2016, 16:30:17

Oh je, einen alten Bass neu lacken und somit auf ein Patina verzichten die die Geschichte des Instrumentes erzählt? Niemals....zumindest für mich nicht. >;o) Ansonsten finde ich alles gut was die Spielbarkeit und das Klangverhalten auf den Stand der heutigen Zeit veretzt und gewährleistet.

Bassist_0815 Profilseite von Tiefes-C-Saft, 21.12.2016, 13:27:39

+1

Ich erinnere mich an einen Post, da hat jemand einen alten Fender Jazz Bass selbst neu lackiert und wollte anschließend den Wert wissen. Alle Beteiligten waren sich einig, der Preis war im Urpsrung vorher um einige Tausend Euro höher, als nach der Restaurierung... ;-)

Uli Profilseite von Uli, 20.12.2016, 18:02:18

>>Oh je, einen alten Bass neu lacken und somit auf ein Patina verzichten die die Geschichte des Instrumentes erzählt? Niemals...<<

Volle Zustimmung meinerseits. Ein neuer Lack auf einem restaurierten, alten Bass schreckt mich ab. Nur eine Frage meines ästhetischen Empfindens.

Doublepizz Profilseite von Doublepizz, 02.01.2017, 14:39:12

Vielen Dank für Eure Antworten.

Also mit Sandstrahlen hat noch niemand Erfahrung.

Dies macht natürlich nur Sinn, wenn der Bass in einem sehr schlechten Zustand ist und die Patina nicht gerettet werden kann. Dass der Bass dann sogar an Wert verlieren kann ist mir auch bewusst. Andererseits sehe ich darin auch eine Chance.

Die Idee kam mir eigentlich durch einen sehr bekannten Bassbauer, der zur Zeit einen Bass anbietet, bei dem nur die Decke alt ist und der Rest (Boden, Zarge, Hals usw.) neu gebaut wurden. Ich ich habe mich gefragt, wie hat er diese Decke so hinbekommen und vermutlich wieder neu lackiert.

AlexKanzian Profilseite von AlexKanzian, 02.01.2017, 18:52:21

Der Lack gehört auch zur Originalsubstanz des Basses, ihn zu entfernen entwertet ihn und ist schade um die alte Arbeit. Kommt natürlich auch auf die Qualität des Instruments an. Bei den oben gestellten Fragen möchte ich zusätzlich warnen - ohne wirklich fundierte Ausbldung in der Restaurierung von Kontrabässen (glauben Sie mir, bei Geigen repariert man anders - die Kräfte die auf den Bass ausgeübt werden sind nicht zu vergleichen) sollten Sie lieber die Finger davon lassen, und Ihre Beziehung zum Bass beim freudigen Bespielen des fachmännisch reparierten Basses vertiefen. 

Lustige Geschichte zu genau dem Thema: wir restaurieren gerade einen Johann Georg Leidolff Meisterbass, Wien ca. 1770.

Ein älterer Herr hat ihn gebracht - hat ihn am Dachboden vor 40 Jahren gefunden, keinem Kundigen gezeigt, und ihn in Kooperation mit einem Orgelbauer "repariert". Naja, der Boden ist jetzt durch eine Sperrholzplatte ersetzt, und da die Herren nur mit leimgetränkten Leinen repariert haben, hat der Wurm den Rest auch noch zerlegt. So ein Instrument hat übrigens einen sehr hohen Wert, wenn in brauchbarem Zustand. 

badbone Profilseite von badbone, 03.01.2017, 13:55:16

Ist so ein Instrument überhaupt noch zu retten?

Neuester Beitrag Piazzolla Profilseite von Piazzolla, 06.01.2017, 07:53:57

Sandstrahlen auf altem Holz führt dazu, dass die weichen Anteile der Holzmaßerung stark abgetragen werden. Danach bleiben die harten Jahresringe sichtbar und fühlbar erhaben stehen. Vom Sandstrahlen rate ich dringend ab. Aus meiner Sicht ist die einzige Möglichkeit das abziehen mit eine Ziehklinge. Wenn es tatsächlich Öllack ist, dann wäre dieser nur mit Terpentin anzulösen und das braucht ewig und zieht stark ins Holz ein. Genau diese direkte Verbindung von Lack und Holz war und ist nicht gewollt. Geigenbauer grundieren häufig mit verdünntem Knochenleim oder Schellack, um die Poren zu schließen. Wenn der alte Lack als Patina erhalten bleiben soll, dann ist zu beachten, dass der neue Überzug niemals härter sein darf, als die alte Schicht. Lackierung von Streichinstrumenten erfolgt von hart zu weich(er). Wenn ein Öllack drauf war, dann sollte wahrscheinlich auch wieder einer drauf. Aber Achtung: Trocknungszeit bis zu einem Jahr!!! Die alten Meister in Norditalien hatten auf der Südseite ihrer Häuser Laubengänge, unter denen sie die Instrumente dem Sonnenlicht aussetzten. Die Polimerisation von historischen Öllacken erfolgt mittels Licht. Viel Freude beim Bau und der Restauration! Ich selbst spiele auch am liebsten den Bass, den ich aus totalem Schrott selbst restauriert habe, obwohl ich sogar über ein Meisterinstrument aus Markneukirchen verfüge.

 

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