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Ich bin über einen interessanten Artikel der Schweizer NZZ gestolpert, indem es um Verwendung von Fernambuk und Ebenholz geht, ebenso um einen Instrumentenpass für Musiker, die ins Ausland reisen und z.B. Bögen mit Elfenbeinplättchen spielen. http://www.nzz.ch/feuilleton/musik-und-artenschutz-im-clinch-1.18435496
Mich hat schon länger die Frage beschäftigt, welchen Einfluss die Instrumentenschwemme im Billigbereich, vor allem aus China, auf die Regenwald-Abholzung hat. Wie mir ein Geigenbauer berichtete, hatte er kürzlich ein absolutes Billigteil zum Reparieren, welches aber ein Ebenholzgriffbrett hatte.
Als Musiker kann man sich da moralisch eigentlich etwas lockerer machen: gegenüber der Möbelindustrie ist die Nachfrage aus dem Bereich Kontrabassherstellung eher klein. Wir haben bekommen nur die Verknappung zu spüren, aber sind nur zu einem geringen Anteil ursächlich.
Interssanterweise waren aber Ebenholzgriffbretter noch vor ein paar Jahrzehnten eher Luxus: ich habe mal alte Kataloge ausgewertet, und normalerweise wurden Bässe bis in die 1960er vor allem mit Birnbaum- oder anderen Hartholz-GB geliefert. Ebenholz gab's gegen 10% Aufpreis.
Nachtrag: Es gibt etliche verschiedene Ebenhölzer. Am problematischsten ist das Ebenholz aus Madagaskar. Es gilt als das beste. Und darf legal nicht mehr exportiert werden. Die Ebenhölzer aus anderen Herkunftsländern sind weniger bedroht.
Wäre interessant zu wissen, wie viel prozentual der Instrumentenbau bei z.B. der Ebenholzabholzung macht.
Mich stört einerseits die Haltung der Erzeuger, die andere Harthölzer verwenden könnten, speziell bei den Niedrigpreis-Instrumenten (braucht ein Sperrholzbass Ebenholzgarnitur?), andererseits finde ich es wichtig, auf die Problematik der Regenholzabnutzung, die auch durch den Kauf eines Billiginstrumentes mit Ebenholzgriffbrett etc. unterstützt wird. hinzuweisen. Bestimmt gäbe es die Möglichkeit einer kontrolierten Abholzung, aber momentan wird ja einfach gnadenlos abgeholzt .
Die Profimusiker mit hochwertigen Instrumenten sind ebenfalls Leidträger, da sie mit Restriktionen belegt werden, weil sie ein Ebenholzgriffbrett/Saitenhalter auf ihrem Instrument haben, was für die Ausübung ihres Berufs Sinn macht (wobei auch hier natürlich Alternativen in Betracht gezogen werden sollten).
Ich hatte mal in einem anderen Fred die Idee eines Griffbretts mit Ebenholzfurnier erwähnt. Wäre das nicht denkbar? Bei einer Gambistin habe ich das gesehen und fand es eine pfiffige Lösung.
Das Problem geht weniger von den Erzeugern aus, als von den Kunden, die auch bei billigen Instrumenten auf Ebenholz bestehen. Wäre die Nachfragesituatiuon anders, würden sich die Hersteller sicher sehr gerne drauf einstellen! Allerdings muss man auch sagen, dass die Alternativen zu Ebenholz entweder noch problematischer oder gar teurer sind (Rio-Palisander ist z. B. noch bedrohter!), oder eben qualitativ doch deutlich schlechter sind. Ebenholzfurniere sind grundsätzlich eine Alternative, allerdings erschwerden sie das Abrichten eines Griffbretts (man ist da ja viel schnell durch).
Deswegen ist das keine echte Alternative im *Kontrabass*-Bereich, wo das Abrichten des GB ja eine größere Rolle spielt als bei den kleinen Streichern.
Übrigens ist das auch der Grund, warum synthetische Griffbretter (Carbon usw) schwer zu handhaben sind: schon das Aufleimen ist komplizierter, und die Hohlkehle kann man auch nicht abrichten. Man muss es so nehmen, wie es ist.
Höfner hat übrigens unlängst Gitarrengriffbretter aus einem speziellen Kunststoff vorgestellt. Es tut sich also schon was – aber eine Lösung, die von Kunden auf breiter Front akzeptiert würde ist leider noch nicht in Sicht.
>>Das Problem geht weniger von den Erzeugern aus, als von den Kunden, die auch bei billigen Instrumenten auf Ebenholz bestehen.<<
Ebenholz ist nun mal sehr verschleißfest, und es ist doch durchaus so, daß manche Billigbässe mehr gefordert werden (slap) als andere teuere Instrumente, die z.B. von Klassikern gestrichen werden. Es kommt mir so vor, als habe man auf einem Dacia auch Billigreifen zu fahren. Natürlich sollte die Verwendung von Ebenholz nicht zum Automatismus für Hersteller und Käufer werden, und man sollte die heimischen Hölzer (Birnbaum, Buche?) nicht aus den Augen verlieren, sofern die Verwendung dieser Hölzer dem Zweck angemessen ist.
Tatsächlich ist das nicht unerheblich. Und Ebenholz gibt es wirklich substanziell weniger, deshalb unterliegt das schon strengen Einfuhrrichtlinien.
https://www.youtube.com/watch?v=anCGvfsBoFY
Der nicht unbekannte Hersteller Gibson musste z.B. schon eine saftige Strafe zahlen:
http://dotearth.blogs.nytimes.com/2012/08/06/ ... lose-seized-tropical-hardwood/
Hier ein Zitat aus dem von mir angegeben Artikel zum Thema Gibson: "... So wurde 2011 – nicht zum ersten Mal – beim Gitarren-Hersteller Gibson widerrechtlich geschlagenes und importiertes Edelholz entdeckt. Der Zoo Zürich verschickte damals eine gepfefferte Medienmitteilung : Gemäss eigenen Nachforschungen sei das von Gibson aus Madagaskar importierte Holz zu sieben Achteln illegal; obendrein werde sogar im geschützten Masoala-Nationalpark Holz geschlagen. ..."
Die Furnier-Idee ist auf dem Bass wohl nicht sinnvoll - Danke für Eure Anmerkungen. Dennoch frage ich mich, ob man nicht auf alternative Harthölzer ausweichen kann. Jonas hat ja schon Birnbaum erwähnt. Ich vermute, die Geigenbauer im 18. Jhd. hatten nur in begrenztem Umfang Tropenhölzer zum Instrumentenbau. Deshalb habe ich ja den Artikel gepostet, um ein Umdenken des Konsumenten anzustossen.
Wenn man das vernünftig macht, ist Ebenholz nicht zu verteufeln. Kann im Gegenteil sogar die Wirtschaft der betreffenden Länder nachhaltig stärken. Gerade was den KB angeht ist Ebenholz schon sehr vorteilhaft bzw. ähnliche Hölzer sind eben auch aus den Tropen.
Guter Artikel zu dem Thema Holzbedarf für Musikinstrumente:
http://violinorum.de/der-oekologische-fussabdruck-einer-geige/
Weltweit werden jährlich rund 13 Mio ha Wald abgeholzt. Das entspricht der Landesfläche von Bayern, Baden-Württemberg und Saarland.
80% der Entwaldung sind auf Flächenumwandlung durch Landwirtschaft zurückzuführen (darunter auch Palmölplantagen).
In Deutschland sind 2013 rund 53 Mio m³ Holz geschlagen worden, davon sind 11,2 Mio m³ "ökologisch nachhaltig" verfeuert worden.
Musikinstrumentenbau als ökologisch bedenklich und als wesentlichen Beitrag zur Vernichtung der Tropenwälder einzustufen, ist schon arg überspannt.
Danke - gute Ergänzung zur Quantität des Tropenholzverbrauchs. Ich persönlich finde die Frage dennoch sinnvoll, wie wir mit den Ressourcen umgehen, auch wenn es im Einzelnen unbedeutend erscheint. De facto steht Madgaskar vor einer ökologischen Katastrophe
https://www .regenwald.org/regenwaldreport/2010/300/madagaskar-raubmord-im-paradies Da braucht es ein Umdenken vieler "Einzelner".
Bei den exotischen Hölzern muss man auch bedenken, wie groß die zusammenhängenden Holzstücke sind. Ein KB-Griffbrett setzt ein Baum voraus der mindestens den Stammdurchmesser des Griffbrettes hat. Und das schwarze Ebenholz ist nur der innere Kernholz des Baumes. der "Rand" (der nicht wirklich dünn ist), Splintholz, ist effektiv nicht als Griffbrett zu gebrauchen, wohl aber für anderes. Man muss also zusehen wie der Baum komplett verwertet wird.
Als Hobby-Drechsler weiß ich, dass der Rand des schwarzen Kerns, der öfters auch mal braune und hellere Streifen hat, gerne zu Furnier und kleinen Abschnitten verarbeitet wird (z.B. Rohling für gedrechselte Stifte, rund 12x2x2 cm). Diese Abschnitte haben meist nicht die Festigkeit und Reinheit vom richtigen Kernholz, aber sehen durch die leichte Maserung sehr gut aus. Was aber mit dem hellen Splintholz des Baumes passiert, weiß ich nicht. Aber ich nehme an, dass es in den Müll kommt.
Es gibt ein synthetisches Material was "Ebonol" heißt und, wie der name suggeriert, Ebenholz immitieren soll. Sehr einfach gesprochen besteht es aus dutzenden Blättern Papier die mit einem Kunststoffharz getränkt werden und danach zusammengepresst werden. Ein Freund hat einen Fretless Bass mit so einem Ebonol-Griffbrett und hat nur gutes darüber bekundet.
Ich könnte mir vorstellen, das Ebonol-Griffbretter für KB auch möglich sein sollten. Die Herstellung ist ja anderen Schichtverklebungen sehr ähnlich (Sperrholz, Multiplex) und es sollte auch sehr einfach in jede Form zu pressen sein (inkl. Hohlkehle etc.). Darüber hinaus muss kein exotisches Holz herhalten, sondern "nur" billiges Holz für Papier.
Auf der anderen Seite brauch man oft nicht ein sehr hartes Holz. Ich habe einen Stagg EDB Deluxe der ein Palisander-Griffbrett hat. Das verwendete Stück Palisander ist alles andere als beste Qualität. Man kann ohne Kraftaufwand mit dem Fingernagel richtig tiefe Kerben reindrücken. Die Saiten haben bis jetzt dennoch kaum Abnutzung erzeugt, bei gemäßigtem Spielen. Durch Ungeschick sind schon ein paar Dellen auf dem Griffbrett entstanden, eine genau dort, wo man einen Ton greifen würde. Mit einer Mischung aus Sekundenkleber und Palisanderstaub (Schleifpapierabrieb von Palisander) kann man solche Dellen perfekt auffüllen. Klanglich nicht zu bemerken und optisch auch nicht. Wenn man will und etwas handwerklichen Geschick hat, kann man selbst ein Abfallpalisander-Griffbrett lange benutzen.
Das ist ja gerade ein hochbrisantes Thema.
Streichinstrumente, auch billige, werden zum Großteil aus Ahorn und Fichte gebaut - und das Holz wird kontainerweise nach China exportiert. Aus Europa. Sprecht mal mit Tonholzhändlern...
Das Ebenholzgriffbrett ist ja kein riesen Teil. Es gibt schon lange Plantagen auf denen Ebenholz gezüchtet wird, natürlich bleibt die Herkunft trotzdem fraglich. In Mitteleuropa gelten strenge Richtlinien, woher chinesische Fabriken ihr Ebenholz beziehen ist wieder eine andere Frage.
Das harte Griffbrett hat klanglich nicht zu vernachlässigenden Einfluss, Hartholzgriffbrett oder Composite Materialien haben nicht die Stabilität und schwingen deutlich anders. Ganz zu schweigen von Verarbeitbarkeit und Abnützung.
Bezüglich CITES und den Reisebestimmungen: Hier wurde viel Geredet und Panik gemacht. Eine Declaration of Materials kann ein Bassbauer erstellen, dies ist in Österreich dem Ministerium zu melden und wird geprüft.
Sie ist nur für Reisen in nicht EU Länder nötig.
Und eigentlich nicht schlimm oder unlogisch: verbotene Materialien (z.B. Elfenbein) dürfen nicht über den Zoll. Kopfplatten für Bögen kann man auch aus Mammut machen, das ist nicht geschützt. Andere Materialien können "Reisepapiere" erhalten und am Zoll gehts ohne Stress. Mehr Info haben meine wiener Kollegen zusammengefasst, siehe: http://www.geigenmacher.at/Seiten/images/Broschüre%20A4.1.pdf
Ebenholz wie für Griffbretter oder Saitenhalter verwendet wird ist nicht verboten. Eine Declaration of Materials ist trotzdem empfehlenswert um Probleme zu vermeiden. Auch für den Bogen mit Rindsknochenkopfplatte. Palisander ist teilweise problematisch. Gitarristen haben deshalb eher Probleme.
Ich liebe die Geigenbaukunst und alte Instrumente. Ebenholz ist die beste wahl fü Griffbretter, seit Jahrhunderten.
Und wollt ihr die Umwelt und den Regenwald schonen, dann kauft keine Billigbässe.
Zahlt mehr (oder eigentlich gleich viel) für europäische Instrumente. Nur das macht einen Unterschied!
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