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Zugeordnete Kategorien: Bassbau - Kauf & Verkauf
Hallo,
ich bin gerade in Italien und am ueberlegen, einen Bass zu kaufen.
Es soll sich um einen deutschen Bass vom Ende des 19. Jahrhunderts handeln.
Ich werde ihn bald ausprobieren. Im Vorhinein wuesste ich gerne, was generell die Nachteile bei alten Baessen sind. Ich koennte mir vorstellen, dass sie anfaelliger fuer Risse etc sind. Dieser hier hat auch einen flachen Boden und ich meine mich zu erinnern, dass das die Baesse auch etwas anfaelliger macht.
Zu eurer Info stelle ich ein paar Fotos des Basses rein.
Viele Gruesse
Pocho
Hi Pocho!
Wenn ein Baß nach über hundert Jahren und zahllosen Luftfeuchtigkeits- und Temperaturschwankungen (nahezu) rißfrei ist, dann spricht das sehr für den Baß und es ist nicht zu erwarten, daß solche Probleme in nächster Zeit auftreten. Am rechten F-Loch scheint er ja zwei Risse zu haben - sind die repariert? Dann ist zusätzlich Spannung von der Decke genommen.
Flachboden ist natürlich heikler als ein gewölbter Boden. Hat der Boden keine Wellen oder Dellen - womöglich in Stimmstocknähe? Der Baß sollte von innen mit geeigneter Lampe und Spiegel genau untersucht werden. Sind alle Balken fest? Sind alle Reifchen ohne Spalt? Natürlich sollte auch der Übergang von Boden/Decke zu den Zargen äußerlich bombenfest erscheinen.
Bild 2. ist leider im Gegenlicht aufgenommen, so viel erkenne ich nicht. Ist der Knick symmetrisch? Unterhalb davon scheint der Stoß der Deckenhälften auf ca. 12 cm nicht bündig zu sein - oder täuscht das nur? Sollte aber inversiv zu reparieren sein, falls da ein kleiner Spalt sein sollte.
Sollten Preis und Klang stimmen dürfte das Teil durchaus einer näheren Begutachtung wert sein, soweit die Fotos Details erkennen lassen.
Grüße
Thomas
Hi Thomas,
vielen Dank fuer die Antwort!
Der jetzige Eigentuemer hat mir folgendes zu dem Bass erzaehlt:
Er hat den Bass waehrend seines Studiums gekauft und dann nach dem Studium durch einen groesseren ersetzt. Jetzt will er beide verkaufen, weil er sich einen ganz alten Bass kaufen will. Er habe damals (vor Euro) 10 Mio Lire (umgerechnet 5.000 Euro) ausgegeben.
Seiner Meinung nach muss was am Bassbalken gemacht werden und dafuer muesste der Bass geoeffnet werden. Daher gehe ich davon aus, dass ich ihn auf jeden Fall einer Generalueberholung unterziehen lassen muss. Wegen dieser Kosten ist er bereit auf 3.000 runterzugehen (er hatte 4.000 inseriert). Das finde ich einen durchaus guten Preis, wenn man berechnet, dass man fuer die Generalueberholung 2.000 - 2.5000 Euro ausgibt, haette man fuer 5.000 - 5.500 Euro einen sehr guten Bass.
Was genau meintest du mit Wellen oder Dellen in Stimmstocknaehe? Und was meinst du mit Reifchen? Die sind mir bisher im Dauerduell mit meinem bisherigen Bass (staendige Reparaturen und Rumprobierereihen nach einer misslungenen Generalueberholung) nicht untergekommen. Werde auf jeden Fall Spiegel und Lampe zur Besichtigung mitnehmen...
Hi Pocho!
Reifchen sind die hölzernen Verstärkungsstreifen, die innen am Stoß zwischen Decke/Boden und Zargen eingeleimt werden. http://www.geba-online.de/1-97-Reifchen . Macht man das zusätzlich außen auf den Zargen heißt's Karnies.
Wenn ein zu langer Stimmstock gegen den Boden drückt kann er von innen das Holz ausbeulen. Dann muß ein Stimmstockfutter her, kürzlich bei einem Cello gesehen, Kostenpunkt 1.700,-- €, also ein durchaus wichtiges Detail.
Zum Preis kann ich Dir an dieser Stelle natürlich nichts sagen. Baßbalken: Wenn er "nur" locker sein sollte (Lampe/Spiegel!) kann man das wahrscheinlich auch inversiv, also ohne den Baß zu öffnen, reparieren. Sollte allerdings ein Baßbalkenriß - also ein Riß in der Decke neben dem Baßbalken - vorhanden sein - Hände weg.
Sollte ein Geigenbauer in der Nähe sein und Du Italienisch sprechen kannst, ist natürlich eine Begutachtung vom Fachmann sehr hilfreich.
Grüße
Thomas
Korrektur: Zu Bild 2. in meiner ersten Antwort meinte ich natürlich den Stoß der beiden Bodenhälften...
Vielen Dank fuer die Tips! Am Donnerstag schau ich mir den Bass an. Und deine Hinweise sind auf jeden Fall eine Hilfe.
VG
Pocho
Fuer alle die wissen wollen, wie die Geschichte ausgegangen ist...
Der Bass hatte einen wunderbaren Klang. Tief, aber nicht zu brummig, warm und voll und eine sehr gute Ansprache.
Ich hatte mir extra eine Stelle aus dem Brahms-Requiem mitgenommen, die mir auf meinem Bass nie so richtig zufriedenstellend gelungen ist. Eine pianissmo Stelle v.a. auf E- und A-Saite mit einigen gebundenen Lage und Saitenwechseln. Mit diesem Bass ein Traum...
ABER: Das Problem mit dem Bassbalken war dann leider genau der angesprochene Bassbalkenriss. Auf mittlerer Hoehe des Saitenhalters ein ca. 12 cm langer Riss genau parallel zum Bassbalken. Und da hiess es dann leider: Haende weg...
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