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Sicheres Greifen von Tönen

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Zugeordnete Kategorien: Unterricht & Didaktik

StefanE Profilseite von StefanE, 29.04.2005, 16:11:10
Sicheres Greifen von Tönen
Hallo alle zusammen,

als Anfänger auf dem Instrument und als werdender Musiker schaue ich stets wie gebannt auf den Fersehschirm, wenn dort zu sehende Bassisten scheinbar spielerisch durch die Lagen huschen und ihre Töne blindlings mit tödlicher Sicherheit treffen. Darauf meine Frage an die Könner auf dem Instrument: wie schafft man es, die Töne der höheren Lagen sicher zu greifen? Bildet sich für den Arm eine Art "Mechanisches Gedächtnis" aus, oder wird während der Tonbildung dieser vom Gehör als nicht ganz sauber erkannt und korrigiert?

Viele Grüße an Euch alle,
Stefan
sog i ned Profilseite von , 29.04.2005, 16:54:55
viele tonleitern spielen;-)
pff^^ Profilseite von , 29.04.2005, 17:08:18
täglich zum einspielen ein paar tonleitern und du bist auf dem richtigen weg.
ein paar etüde können auch nie schaden, da gibt welche extra für die ganzen lagenwechsel. schau dir einfach mal ein paar simandl hefte an
philipp Profilseite von , 29.04.2005, 17:10:36
äääh es bildet sich bestimmt irgendwann mal eine ohr-finger verbindung aber darüber denkt man eigentlich nicht nach... generell gilt: wenn man einen ton schon im vorraus in seinem kopf "hört" dann wird der auch mit sicherheit sauber intoniert sein... wie das ganze nun wissentschaftlich gesehen funktioniert weiss ich allerdings nicht...
und was du mit höheren lagen meinst weiss ich auch nicht ganz... wenn du die daumenlagen meinst... die daumenlagen sind höchstens genauso schwer wie die halslagen wenn nicht sogar einfacher weil alles näher zusammen ist :)
und die vielen vielen huntertausend tonleitern die man so über die jahre spielt helfen vielleicht auch ein kleines bischen ;)

mfg
philipp
bassknecht Profilseite von bassknecht, 29.04.2005, 23:29:58
Hallo Stefan, Deine Frage war "wie funktioniert das? und nicht "wie erlerne ich das", deshalb spare ich mir die üblichen Patentrezepte und Binsenweisheiten hierzu. Deine Vermutungen zu Deiner Frage sind beide richtig, beim intonationsreinen Spielen eines bundlosen Instrumentes kommen antrainierte Reflexe zur Geltung, die ich gerne "Muskelgedächtnis" nenne. Damit meine ich die Fähigkeit des menschlichen Geistes sich eine Summe von Muskelspannungszuständen sowie Gelenkstellungen als Ganzkörpergefühl zu merken und dieses Körpergefühl bestimmten Tönen und Positionen auf dem Griffbrett zuzuordnen. Bei Sängern gibt es ein ganz ähnliches Phänomen, was von Gesangslehrern oft "Stimmgriff" genannt wird, hier ist die Fähigkeit gemeint sich eine ganz bestimmte Konstellation von Kehlkopf und Stimmbänderspannung als Körpergefühl zu speichern. Leute die diesen "Stimmgriff" beherrschen, können ohne Referenzton jeden Ton ansingen und jeden gehörten Ton nach kurzer Zeit ableiten. Hier wird oft der Mythos vom absoluten Gehör bemüht und als Ausdruck höchster musikalischer Begabung überhöht und verklärt. Das ist alles Unsinn und musikpädagogisches Dilletantengelaber. Alles ist erlernbar, u.U. auch systematisch erlernbar, bei den meisten Leuten ergeben sich besagte Fähigkeiten durch den ständigen Usus im laufe von Jahren automatisch. Man braucht als Lernender also entweder viel Zeit und Geduld oder einen guten Lehrer und einen dicken Nerv um sich die Fähigkeiten durch systematisches Arbeiten zeitnäher draufzuziehen.
Abgesehen vom "Muskelgedächtnis", was einen im Idealfall schon mal sehr in die Nähe der korrekten Tonhöhe bringt, sind permanent sehr schnelle Korrekturreflexe nötig.
Ich hoffe Du hast einen guten Lehrer der Dir alles praktisch demonstrieren kann. Ciao Roland
Christian Klein Profilseite von , 30.04.2005, 00:36:59
Wunderschön erklärt (und gleichzeitig die "Strafe absolutes Gehör" enttarnt). Zwei der mir wichtigsten Punkt möchte ich unterstreichen: 1.) Von A nach B über imaginäre "Lagen", die aber ein Muster aus ganzkörperlichen und psychischen Erfahrungen sind. 2.) Eine gute Bassistin oder ein guter Bassist intonieren sehr wohl (!) - aber mit einer affenartigen Geschwindigkeit, praktisch: bevor der Ton kommt, ist er schon intoniert. Kleine Anmerkung: Das erinnert mich an manche Studierende, die das Intonieren mitgeübt haben (will sagen: haben eingeübt, einen Ton falsch anzusetzen und danach zu korrigieren - statt gleich den richtigen Ton einzulernen. Üben allein ist eben zu wenig, es kommt auch darauf an, wie mensch übt ... ;-)
felixJ Profilseite von felixJ, 30.04.2005, 13:57:26
ich hab den Erläuterungen nichts mehr hinzuzufügen, hätte da allerdings mal eine zusätzliche Frage in dem Zusammenhang:
Wenn wir hier von Muskelgedächtnis sprechen, wieso is man dann relativ schnell in der Lage auf einer neuen Mensur sauber zu Intonieren? Ich hatte früher immer die Befürchtung auf genau eine Mensur auf den Millimeter genau festzementiert zu sein und habe dann neulich bei einem anderen Basslehrer zu meiner Verwunderung festgestellt, dass ich nach kurzer Zeit schon relativ gut Intonieren konnte (beruhte nicht nur auf meinem eigenen Gehör ;-)).
philipp Profilseite von , 30.04.2005, 14:52:18
ich behaupte einfach mal ganz unwissentschaftlich das man irgendwie auf der basis einer tonvorstellung intoniert... sprich man hört den ton im kopf bevor er da ist, so kann man dann auch blitzschnell korrigieren :)
und man hat auch sehr schnell drin das man weiss wo welcher ton ist und wie weit der sprung dahin ist...
probiers doch mal mit nem bundlosen e-bass, geht auch super, oder auf dem cello oder sogar auf der geige... natürlich nicht virtuos aber sauber intonieren geht auch hier noch :)
also denke ich irgendwie das durch ein gutes gehör auch sehr schnell eine ganzkörperliche verknüpfung entsteht wo die anvisierte tonhöhe zu finden ist... aber ich bin sicher das das auch jemand besser erklären kann ;)

mfg
philipp
Neuester Beitrag Christian Klein Profilseite von , 30.04.2005, 15:42:07
Absolut unwissenschaftlich frei assoziiert drängt sich mir ein Vergleich auf:

DirigentInnen heben auf 3, sind auf 4 oben angelangt - und wenn sie zur 1 runter kommen, wissen wir bereits das Tempo.
Weil wir die Distanz zwischen 3 und 4 als Schlag übernehmen.

Ähnlich könnte es mit den Distanzen auf dem Streichinstrument sein.
(Aber auch GitarristInnen fahren ja blind zum X. Bund).

Dazu kurze Geschichte von Ludwig Streicher:
Egal, was er zum ersten Mal in die Hand nahm, er brachte einfach keinen falschen Ton heraus! Dazu meinte er dann: "ICH kann auf dem Bass nicht spielen, aber ich muss ja nicht drauf spielen können, wichtig ist, dass DU darauf spielen kannst". *gg*

(Es erübrigt sich zu sagen, dass mein Kb nie nie wieder so göttlich gesungen hat ... obwohl ich ihn Tausende Stunden mehr gequält habe ... Diese "körperliche Musikalität" hat also vermutlich auch viel mit Flexibilität zu tun).
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