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Auf der Suche nach dem verlorenen Ton

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Pocho Profilseite von Pocho, 03.06.2012, 18:24:51
Auf der Suche nach dem verlorenen Ton

Hallo Freunde des schönen Tons,

vor einigen Jahren habe ich meinen Bass (3/4 Wenzl B. Wilfer) generalüberholen lassen und seitdem fühle ich mich nicht mehr wirklich wohl mit ihm. Leider habe ich im Nachhinein erfahren, dass der Bassbauer meines (ehemaligen) Vertrauens einen eher zweifelhaften Ruf hat. Jetzt habe ich mir einen neuen Steg drauf machen lassen und die Stimme neu einrichten lassen und es funktioniert besser, aber ich bin immer noch nicht zufrieden. Mein Bass hatte immer einen eher hellen und durchsetzungsfähigen Ton, aber jetzt klingt er fast brutal, sehr laut und gar nicht weich und bassig. Die Saiten (Evah Pirazzi) scheinen mir sehr hart zu sein. Es ist wahnsinnig anstrengend mit der linken Hand die Saiten zu drücken und außerdem springen die Saiten nicht besonders gut an (wenn ich den Bass vor dem spielen 3 Stunden an den Tonerite hänge, ist es etwas besser).

Ich frage mich, ob die Saitenspannung der Evahs für meinen Bass zu hoch sein könnte. Ich habe die Saiten einen halbton runter gestimmt und so ist es deutlich angenemer zu spielen. Klanglich macht es aber kaum einen Unterschied.

Ich habe schon viel im Forum rumgelesen und wollte euch fragen, ob ihr eine Ahnung habt, was für Saiten meinem Bass gut tun könnten. Die Corellis sollen ja eine sehr schwache Spannung haben (was mir gefiele), sollen aber andererseits einen eher hellen Klang haben. Die Evahs weich, Obligatos? Bei Darmseiten stört mich wiederum dass sie sehr teuer und sehr schwer anzuspielen sein sollen. Aber es würde mich schon mal reizen, Eudoxas auf meinem Bass zu hören.

Ich spiele ausschließlich Klassik und meistens im Orchester, aber auch Kammermusik. Für Hilfe und Anregungen wäre ich sehr dankbar.

Viele Grüße

Pocho

 

 

 

midioma Profilseite von midioma, 03.06.2012, 19:22:55

Hallo Pocho,

ich hätte ja auch erst einmal auf den Stimmstock getippt, vermutlich in der Generalüberholung verschlimmbessert. Die Klangideale der Streicher und "Zupfer" unterscheiden sich da deutlich. Gerade das Brutale könnte an einem zu nah am Steg stehenden Stimmstock hinweisen. Oder an einem zu tief stehenden Steg, ist ja relativ gesehen sehr ähnlich.

Bei den Saiten kann es einfach sein, dass der neue Steg noch höher ist, als der alte. (Mal verglichen?) Auch ein höherer Steg (dann logischerweise auch höhere Saitenlage, überprüft?) kann den Ton lauter und ggf. auch brutaler machen. Die Anstrengung der linken Hand deuten auch darauf hin.

Angeblich sollen die Evahs mit der Zeit ja steifer werden (vielleicht ja durch Verschmelzung der Kunsstofffasern des Kerns durch Reibungshitze während der VIbration oder Verkleben durch Adhäsion nach Abschleifen der Außenfläche der Fasern durch die Reibung). Vielleicht mal eine Saite herunterspannen und prüfen ob sie steif geworden ist. Ggf. durch vorsichtiges Biegen (über eine Rolle oder den Daumen laufen lassen) über die gesamte Saitenlänge versuchen wieder mehr Flexibilität zu erreichen. Bei einer Saite kann man das ja mal ausprobieren. 
Bei meinen Innovation 140B (ähnlicher Aufbau wie Evahs, aber noch weniger Spannung als die Evah Weich und etwas heller im Ton) habe ich das bei E und A gemacht (Dauer je Saite ca. 1 Stunde bis das gleichmäßig war) und fürs Jazzpizzicato ein sehr viel besseres Sustain und ich meine auch eine bessere Ansprache mit dem Bogen erhalten. Kann aber dann u.U. wieder eine Woche auf dem Bass dauern (s.u.) bis man merkt was nun wirklich draus geworden ist. 

Wenn es das nicht ist und Du im Prinzip die Evahs klanglich magst (dunkel), dann versuch doch die Evah Pirazzi Weich. Von der Spannung her sind die in etwa wie einen Halbton heruntergestimmte normale Evahs und klingen deutlich offener. Die Ansprache fand ich auch etwas besser, viele Amerikaner meinen ja, das wären die besseren Evahs. Obligatos sind etwas heller im Klang und haben für mein Gefühl eine recht hohe Spannung. 

Es kann aber auch sein, dass der Bass ein paar Wochen braucht bis er sich an die neue Situation gewöhnt hat. Ich habe letzthin zu spät (zwei Tage vor Spielbedarf) die Saiten (von mittelniedriger auf niedrige Spannung) gewechselt und sie klangen erst nach gut einer Woche alle wieder so, wie ich es gewohnt war. Zuvor waren die Saiten mit höherer Spannung für ca. 1-2 Monate drauf. Hauptsächlich habe ich es an der Ansprache der E-Saite und etwas auch bei der A-Saite gemerkt, der Rest war problemlos. 

Viel Erfolg,

Jörg

Bassist14 Profilseite von Bassist14, 03.06.2012, 21:30:40

>>>>>(vielleicht ja durch Verschmelzung der Kunsstofffasern des Kerns durch Reibungshitze während der VIbration oder Verkleben durch Adhäsion nach Abschleifen der Außenfläche der Fasern durch die Reibung)

 

gewagte these! beweise?

midioma Profilseite von midioma, 04.06.2012, 02:11:33

Keine Beweise, sondern wie Du schon gesagt hast eine These, besser gesagt eine begründete Vermutung. Mir ist das auch noch nicht passiert, und wenn, dann würde ich die Saite runternehmen und vorsichtig über die ganze Länge und in mehreren Richtungen biegen bis die Flexibilität (hoffentlich) wieder da ist. 
Warum sonst sollten diese Saiten nach einiger Zeit steifer werden? Die meisten anderen Saiten werden doch mit der Zeit sehr weich und flexibel. Das einige was ich mir noch vorstellen könnte, wäre eine (chemische) Materialalterung, aber da wäre ein Reißen der Saite naheliegender als ein Versteifen (es sei denn die austretenden Stoffe verkleben die Fasern). Kunststoffe werden nach einigen Jahren durch Ausdünstung der Weichmacher etc. ja brüchig. 

Beweise darf das ruhig ein anderer. Widerlegen ebenso. Wer eine andere Vermutung hat darf die genauso äußern wie ich. 

Bislang herrschte bezüglich dieses Verhaltens der Saite ausschließlich Ratlosigkeit. Ich habe versucht eine mögliche Erklärung dafür zu finden, mehr nicht. 
Da ich über dieses Saitenverhalten hauptsächlich bei talkbass gelesen habe, könnte das natürlich auch mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit zu tun haben, aber sicher nicht ausschließlich, denn sonst würde sich das ja von Anfang an oder zumindest sehr bald einstellen. 

Bassist14 Profilseite von Bassist14, 04.06.2012, 09:46:02

danke für deine ausführliche antwort!

Uli Profilseite von Uli, 03.06.2012, 19:28:20

Wenn Du warmen, weichen Klang möchtest, Dir Darm zu heikel und Eudoxa zu teuer sind, könntest Du ja mal gut-a-like probieren...

Hier im Forum gibt es einen längeren Erfahrungsaustausch dazu.

Grüße, Uli

dr.bigbass Profilseite von dr.bigbass, 04.06.2012, 07:44:02

oder Velvet Saiten....leider kostet ein Saitensatz ja etwas mehr als bei der Gitarre so dass ein Durchprobieren belastend sein kann....

Wenn Du in München lebst und mit dem Klang trotz unterschiedlichster Saiten unzufrieden bist, fahre nach Penzberg oder Mittenwald und lasse den Bass dort durchchecken.

LowB Profilseite von LowB, 03.06.2012, 19:34:48

Hi Pocho!

Wenn ein Baß selbst mit Evah Pirazzi - mittel - zu "schrill" klingt wird's schwierig. Die EP weich sind schon deutlich "weicher" zu greifen. Noch leichter sind die Belcantos von Thomastik zu greifen, klanglich sind sie allerdings eine Nuance heller. Die Saitenspannung halte ich nicht für zu hoch, eine zu hohe Saitenspannung würgt ja das freie Schwingen der Decke eher ab und macht den Baß leiser.

Neben weiterem Tüfteln an der Stimmstockposition würde ich auch mal einen anderen Saitenhalter ausprobieren, vielleicht wirkt sich ein schwerer Saitenhalter, ggf. sogar mit dem eigentlich verpöhnten Messingdraht zur Befestigung, für Deine Klangvorstellung positiv aus.

Und dann auch mal andere Bögen ausprobieren, vielleicht könnte auch das eine klangliche Verbesserung für Dich bringen.

Jetzt hast Du schon einen neuen Steg, aber vielleicht würde auch hier eine dezente Anbringung von Zusatzgewichten eine Verbesserung für Dich bringen.

Nur ein paar Überlegungen, Ferndiagnose ist immer schwierig.

Grüße

Thomas

Edit: Zeitliche Überschneidung mit den Beiträgen von Jörg und Uli.

Bigsby Profilseite von HannoBass, 03.06.2012, 21:11:06

Hallo,

ich spiele Daddario Helicores und finde, dass sie sehr weich und warm klingen. In light sind sie auch sehr gut zu greifen. Du kannst auf der Daddario Seite ein Video anschauen. Ich finde, dass dort der Klang sehr gut getroffen wurde.

Klingt sehr danach, als ob dein Steg jetzt höher und die Saitenspannung bei dir angestiegen ist. Wie ist die Saitenlage jetzt und hattest du vorher andere Saiten aufgezogen?

Grüße

Bassist14 Profilseite von Bassist14, 03.06.2012, 21:29:13

ich würde einfach mal zu einem anderen bassbauer gehen.

da spielen für eine ferndiagnose zu viele faktoren mit hinein. (hat schon jemand was zur hohlkehle gesagt?)

schreib mal wo du wohnst, dann lassen sich gezielte tipps geben wo du hingehen kannst

Pocho Profilseite von Pocho, 03.06.2012, 21:47:30

Vielen Dank für eure Antworten! Ich bin jetzt nach München gezogen und habe mir hier von Bassico in der Schellingstraße den Steg und den Stimmstock machen lassen. Die meinten auch, dass der Stimmstock zu nah am Steg war. Hohlkehle wurde glaube ich bei der Generalüberholung gemacht.

Ich denke auch, Ferndiagnose ist immer schwer, eigentlich unmöglich. Aber jetzt werde ich erstmal mit anderen Saiten experimentieren, nachdem zwei verschiedene Bassbauer am Instrument dran waren.

Eine Frage noch, die Evah Pirazzis sind relativ dick. Ist es ein Problem, in den Steg dann dünnere Saiten reinzumachen?

LowB Profilseite von LowB, 03.06.2012, 22:04:06

Hi Pocho!

Die etwas dünneren Saiten sollten im Normalfall kein Problem darstellen, weder am Steg noch am Obersattel. Zu eng ist viel schlimmer. - Und die Rillen immer schön mit Graphit (weicher Bleistift) schmieren.

Grüße

Thomas

nagybögö Profilseite von nagybögö, 03.06.2012, 21:57:22

Klangeinstellung ist für jeden Geigenbauer eine Herausforderung. Es gibt so viele Faktoren, die ineinander greifen (nicht, dass ich es wüsste - habe aber gerade ein Buch des Geigenbauers Martin Schleske gelesen, indem er in einem Kapitel über die heikle Arbeit der Klangeinstellung schreibt). Das kann man kaum im Netz beantworten.
 Ein zu langer Stimmstock kann z.B. ebenfalls den Klang hart und schreiend machen. usw

Corellis habe ich gespielt und war mit dem Klang, der nicht hell ist, zufrieden (extra forte, die immer noch weiche Saiten sind. Hier im Forum wurde über Corellis ausgetauscht). Nicht zufrieden war ich mit der schlechten Umwicklung der E-Saite und der Ansprache in der Tiefe.

EP mittel sind mir übrigens auch zu hart. Belcanto waren mir da viel lieber. Obligatos - heller Klang, komischer Twist in den Fingern (A- und E-Saite), wurde auch schon viel drüber geschrieben.

Wenn Darm, dann empfehle ich Dir Genssler-Saiten. Die sind nur unwesentlich teurer als Eudoxas, aber besser. Die Ansprache, gerade auch in der Tiefe, ist ausgezeichnet. Bei den Saiten komme ich ins Schwärmen.

midioma Profilseite von midioma, 04.06.2012, 02:25:00

Der Stimmstock muss gar nicht mal zu lang sein, es genügt ja den stärker in Richtung Zarge zu ziehen um den Druck auf Decke und Boden zu erhöhen. 

Allerdings ist mir schleierhaft wie man mit normalen Evahs einen hellen durchsetzungsfähigen Ton bekommen kann. Möglicherweise hat der Bassbauer entschieden, dass der Bass nicht typisch für diese Saiten klingt (er muss so prinzipiell schon sehr hell klingen) und ihn mehr in Richtung Durchschnitt getrimmt. Mein Bassbauer hat den Stimmstock auch versetzt und damit den Bassklang dunkler gemacht. Für das Orchester auch sehr schön, nur ist das leider nicht mein typischer Anwendungsbereich. 

Bei allen Corelli-Sätzen haben die tiefen Saiten recht wenig Spannung. Die 370M sind mir zu schrill (nur G-Saite probiert, vielleicht hätte ich länger drauf spielen sollen). Die 380M waren mir leider untenherum zu schlapp. 370TX (nur hohes C probiert) schien mir ganz brauchbar, aber mehr Spannung als ich haben wollte. Auf einer 105er Mensur aber sicher OK. 

Die Obligatos kann man auf G und D einsetzen und für A und E ggf. auf Stahlsaiten ausweichen (z.B. Spirocore Mittel oder Weich). 

Pocho Profilseite von Pocho, 03.06.2012, 22:11:06

Herr Genssler sitzt in Berlin, schade dass ich gerade aus Berlin weggezogen bin... sonst hätte ich mal bei ihm vorbeischauen können.

Pocho Profilseite von Pocho, 03.06.2012, 23:23:54

Vielen Dank noch einmal an alle! Ich habe jetzt die Thomastik Belcanto bestellt. Bin sehr gespannt...

Gute Nacht!

Bassist14 Profilseite von Bassist14, 04.06.2012, 00:00:09

na, das klingt jetzt aber nach einer zu einfachen lösung....

 

bin auch gespannt

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 04.06.2012, 15:44:50

 Verlorene Zeit durch ...

koennte man vor deinen Titel stellen. Das Problem, dass dieses Thema leider aehnlich epische Breiten annehmen kann wie der Romanzyklus von Proust, auf den du anspielst,  ist leider allen hier bekannt.

Im einzelnen spielt hier eine Rolle, dass es erstens -zig Faktoren gibt, die es sein koennen, und es zweitens wenig Bassbauer gibt, die wirlich wissen, wo der Bartel den Most holt. Ich kenne das Problem, man gibt den Bass ab, laesst was machen, und hinterher klingt er nicht besser, sondern so als haette er sich erkaeltet. Das liegt dann eher am Bassbauer. Manche machen halt nur, was man ihnen sagt, und scheinen auf ihren Ohren zu sitzen.

Ansonsten hast du natuerlich das Problem, wenn man Saiten wechselt und gleichzeitig was anderes, weiss man hinterher nicht, was jetzt eigentlich den Ausschlag gab.

Evah Pirazzi in weich habe ich mir fuer einen meiner Baesse gekauft, gefaellt mir nicht so super. Gepizzt haben sie einen ganz guten "Hums", bisschen in Richtung Darmsaiten, aber insgesamt sind sie mir zu dumpf.  Gestrichen kann ich es nicht beurteilen, da nicht-Klassiker -- mir ist aber aufgefallen, dass man seine Technik umstellen muss, und ich bin da etwas am kaempfen. Hast du nicht die Saiten noch, die vorher drauf waren, rein zu Vergleichszwecken?

Bon courage,

Armin

 

Pocho Profilseite von Pocho, 05.06.2012, 00:58:38

Nein, leider habe ich die Saiten nicht mehr und weiß auch nicht welche es waren. Aber ist mir jetzt auch egal, einfach mal andere probieren und dann kann man es Stück für Stück weiter probieren. Ich erwarte mir jetzt auch nicht "die" Lösung, aber vielleicht funktioniert es ja mit den Belcanto besser. Ansonsten muss ich es halt irgendwie anders probieren...

midioma Profilseite von midioma, 05.06.2012, 01:55:23

Hallo Pocho,

Darf man aus Deiner Antwort schließen, dass die Evahs mit der Überholung des Basses drauf gekommen sind und vorher was anderes drauf war? Das war mir voher nicht klar.

Vielleicht kannst Du Dich ja noch (teilweise) an die Farben der Saitenumspinnung (am Wirbelkasten und am Saitenhalter) erinnern, vielleicht bekommen wir darüber heraus was Du vorher gespielt hast. Zumindest ob die Farben am Wirbelkasten alle gleich waren (und welche) oder nicht.
Die Evahs sind schon sehr dunkel, wenn Du vorher z.B. Stahlsaiten drauf gehabt hast waren die selbst bei ausgesprochenen Streichersaiten nicht so dunkel wie die Evahs. Die Änderung des Klangs und der Saitenspannung durch die Evahs kann einem schon einen gehörigen Schock versetzen. 

U.U. wäre es auch hilfreich, zu wissen in welchem Jahr etwa Du die alten Saiten gekauft/aufgezogen hast. Pirastro Flexocore könnten es bei einem gestrichenen Bass gewesen sein und die haben um 1991/92 bei gleicher Farbgebung eine andere Konstruktion bekommen. Die alte Kostruktion gibt es noch, hat aber jetzt andere Farben und heisst nun Original Flexocor. 

Jörg

bassogrosso Profilseite von bassogrosso, 05.06.2012, 17:54:24

Hallo Pocho,

man muss generell Basstölpel zustimmen mit seiner Äußerung:

Ansonsten hast du natuerlich das Problem, wenn man Saiten wechselt und gleichzeitig was anderes, weiss man hinterher nicht, was jetzt eigentlich den Ausschlag gab.

Davon aber abgesehen ist es aus meiner (langjährigen) Erfahrung doch der Stimmstock, der den Sound maßgeblich beeinflusst. Ich kann dir -wenn du dich traust- nur ermutigen, den Sitz der "Stimme" selber mal zu variieren, und seien es auch nur Millimeter. Das habe ich oft gemacht - so lange eben, bis ich mit der Ansprache (gleichmäßig) und dem Sound zufrieden war.

Dazu die Saiten fast ganz abspannen (je nachdem wie fest die Stimme sitzt... zu fest sollte sie natürlich auch nicht "klemmen") und mit einem geeigneten Werkzeug leicht schieben, ziehen oder auch mal kurz dagegenklopfen, bis du spürst, dass der Stimstock richtig "einrastet". Mit einem Spiegel reinschauen (+ Taschenlampe) ist sicher nicht verkehrt, die Enden des St.St. müssen ganz plan an der Decke (Boden) sitzen. Wenn das -durch ungenaues Zuschneiden von Seiten des Geigenbauers- nicht gegeben ist, hilft alles nix!

Als Saiten kann ich -sowohl für pizz als auch arco-  D'Addario Helicore Medium sehr empfehlen. Aber, wie gesagt, haben die Saiten für mein Dafürhalten nicht den Einfluss wie der Stimmstock...

Viel Erfolg

bassogrosso

 

Pocho Profilseite von Pocho, 06.06.2012, 07:24:12

Wäre sicherlich keine schlechte Idee, das mal selber zu versuchen. Würde mir auch Spaß machen, mich ein bisschen intensiver mit dem Aufbau und der Funktionsweise des Kontrabasses zu beschäftigen. Ich werde es im Auge behalten.

Die Saiten sind jetzt erst mal da, leider komme ich aber erst am Montag dazu, sie aufzuziehen.

el_loco Profilseite von el_loco, 06.06.2012, 05:39:31

Hi Pocho,

falls Du an den alten Evah Pirazzi keine Verwendung mehr hast,
hätte ich evtl. Interesse diese zu erwerben.

Ich drücke Dir die Daumen.

Grüße

el

Pocho Profilseite von Pocho, 06.06.2012, 07:25:11

Ich melde mich bei dir, wenn ich sie nicht mehr brauche.

Viele Grüße

Pocho

dr.bigbass Profilseite von dr.bigbass, 06.06.2012, 07:40:43

Auf der Suche nach dem verlorenen Ton? Da fällt mir eine eigene Anekdote ein: vor einigen Jahren hatte ich recht wenig Bass gespielt und war mit dem Klang meines Basses unzufrieden. Früher, als ich noch viel geübt hatte, klang er besser. Bei einem Orchesterprojekt fragte mich ein anderer Bassist nach dem Instrument, es gefiel ihm und er wollte ihn mal spielen. Mein Kommentar damals: Klar aber irgentwas stimmt nicht, er klingt nicht mehr so.....Nach einer Viertelstunde dann sein Kommentar: Am Instrument liegt es nicht!

Machmal hift kein Saitenwechsel, kein Bassbauer, kein neues Setup oder sonstige Verschlimmbesserungen sondern einfach nur Üben. 

@Poncho: nicht persönlich gemeint

Pocho Profilseite von Pocho, 11.06.2012, 19:09:58

Endlich bin ich dazu gekommen, die Saiten auszuwechslen und ausgiebig auf dem Bass rumzugeigen. Hier mein Bericht:

Der Saitenwechsel (mein erster) war weniger komliziert als gedacht. Vor allem der Tip aus einem anderen Thread, den Bass aufs Bett zu legen, war hervorragend. Für das nächste mal werde ich mir aber wohl eine Kurbel besogen, man muss schon ganz schön viel drehen.

Insgesamt auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Am Anfang war ich etwas geschockt, weil die G-Saite arg nasal klang und der Unterschied zwischen der E, A und D-Saite zur G-Saite sehr krass war. Mein erster Reflex war, sofort die Evah G-Saite wieder drauf zu ziehen, aber dann hab ich einfach mal weitergespielt und entweder ich habe mich dran gewöhnt oder die G-Saite ist schon etwas weniger nasal.

Insgesamt spielen sich die Saiten etwas leichter und leiser. Das gefällt mir sehr, weil das Piano insbesondere auf der E und der A Saite dadurch sehr viel einfacher anspricht und schöner geworden ist.

Klar sind der Klang und die Ansprache noch nicht perfekt, aber für das was ich mir da noch anders vorstelle muss ich vor allem dem Rat von Dr. Bigbass folgen und an mir selber rumtunen (Bogentechnik!!!).

Jedenfalls habe ich Blut geleckt und ich bin mir sicher, dass das nicht die letzte Saite ist, die ich auf dem Bass ausprobiert habe. Dazu werde ich einmal sehen, was man sonst noch so rumprobieren kann (Stimstock, Bogen etc.).

Viele Grüße und vielen Dank nochmal für alle Tips!

 

 

LowB Profilseite von LowB, 11.06.2012, 19:21:48

Hi Pocho!

Danke für Deine Rückmeldung. Das klingt doch alles ganz gut und Dein Baß hoffentlich bald noch  besser. Wie bereits mehrfach erwähnt: Stimmstock...

Grüße

Thomas

Pocho Profilseite von Pocho, 15.06.2012, 21:32:52

Ein Erweckungserlebnis!

Heute kam der Stimstocksetzer mit der Post an und los gings. Saiten entspannt, Stimmstock angedrückt und wumms, umgefallen. Da ist guter Rat teuer, ein Klammerdings aus dem Baumarkt habe ich nicht, am Ende habe ich mit zwei Kochlöffeln mit Klebeband umwickelt das gute Stück aus meinem Bass rausbekommen.

Aufgespießt und einfach mal 2mm tiefer eingesetzt (zum Glück hatte ich davor die Position mit Bleistift markiert, vielen Dank dafür nochmal an den Kochlöffel!), Saiten wieder angespannt und den Setzer rausgezogen. Der Bass spricht spürbar besser an und klingt auch anders. Leider ist es schon zu spät und ich muss meine Nachbarn schonen, darum kann ich den neuen Klang nicht wirklich erkunden. Ich freu mich schon auf morgen.

Und da meine Fahrradlampe nicht in den Bass reinpasst habe ich kein Licht und kann auch nicht beurteilen, ob der Stimmstock senkrecht steht. Aber egal, jedenfalls werde ich beizeiten munter weiter probieren und sehen, wie ich das beste aus meinem Instrument rausholen kann.

Spannend die Welt des Instrumentenbaus kennenzulernen. Vielen Dank nochmal!!!

 

Neuester Beitrag bassogrosso Profilseite von bassogrosso, 17.06.2012, 00:19:32

 

Tja, wie ich sagte: der Stimmstock machts! Du hättest  natürlich den Stimmsetzer vor dem Abspannen reindrücken sollen - aber was solls, ein umgefallener Stimmstock ist der ultimative Anreiz, sich mit dem Metier zu beschäftigen...

Ich benütze dazu übrigens eine passend verbogene Fonduegabel (in der Schweiz, na klar, was denn sonst!), einen Schminkspiegel (mit Flachzange gehalten) oder einen kleinen Zahnarzt-Spiegel mit Vergrößerungseffekt - sowie so ne kleine Maglite zum Reinfunzeln. Das Klopfen (von dem ich schrieb) besorge ich mit einem ausgedienten Bass-Stachel...

Auf jeden Fall bist du auf dem richtigen Weg, dein Instrument zu optimieren. Ich finde, das kann man gut selber machen. Der Geigenbauer nimmt sich nie im Leben die Zeit, die es einfach braucht, um sich an das Optimum heranzutasten. Viel Spaß und viel Erfolg wünscht

bassogrosso

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