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charlie haden

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philipp Profilseite von , 25.03.2005, 12:20:46
charlie haden
ich wollte mal eure meinungen dazu hören warum charlie haden so ein großartiger bassist ist
ich meine, er ist ein großer bassist, einer der größten, aber warum?
technisch ist sein spiel ja nicht so das gelbe vom ei... gestern lief auf arte ein konzert mit charlie haden und carla bley, hadens spiel sieht aus als wollte er eine schlange erwürgen...
also:
was macht charlie hadens bassspiel so einzigartig und großartig?

mfg
philipp
felixJ Profilseite von felixJ, 25.03.2005, 23:10:57
Hallo,
fand auch dass das teilweise nach autoditakt aussah, wie er da mit 3 Fingern so komisch schräg aufs Griffbrett drückt :)
und die neuesten Sachen die ich von Ihm gehört hab waren auch eher seichterer Kram: Nocturne oder American Dream z.B. Er hat allerdings bei der Freejazz Bewegung mitgewirkt und auch politische Themem musikalisch behandelt.
Tomsen Profilseite von , 26.03.2005, 16:25:17
Ich denke Charlie Haden ist ein großartiger Bassist, weil er seine Ideen im Kopf 1:1 auf dem Bass umsetzen! Außerdem spielt mit den Eiern (sinnbildlich), und nicht mit dem Kopf!
Ich habe auch über seinen Fingerstatz gestaunt, aber solange die Intonation stimmt, ist es doch scheißegal wie sein Spiel nun aussieht! Es geht ja schließlich um Musik und nicht um die visuellen Aspekte des Spiels! Oder irre ich da?
Charlie Haden ist sowohl ein sehr guter Begleiter als auch ein fantastischer Solist! Nicht zu vergessen Bandleader!
Am besten mal bei "Free Jazz" Von Coleman reinhören und die Atmosphäre fühlen, die er mit LaFaro schafft!
Dave Profilseite von Dave, 28.03.2005, 10:06:06
Ich glaube, hier ist eine wichtige Frage angeschnitten. Eigentlich die nach der Funktion des Basses im Jazz.
Dazu was zu sagen , gibts Berufenere als mich. Deshalb nur so viel aus meiner Sicht:
Auch ich habe Haden vor ein, zwei Jahren live gesehen und gehört. Und war bei den ersten Titeln enttäuscht: Der macht ja nix! Bis ich mich in seine sparsamen Töne reinhörte; es waren toll getimte, runde, meist tiefe und volle Bass-Töne. Und nicht das nervös-hektische Rumgeeiere auf den stegnahen 10 cm der G-Saite ohne erkennbare musikalische Logik, also Artistik, Hochleistungssport nach dem olympischen Motto:"Schneller, höher, weiter", was man nicht selten besonders in Soli geboten kriegt.(Hörte neulich mal: Bass-Soli sind beim Publikum beliebt, weil man da endlich das Bier nachbestellen kann).
Fingersatz, geschenkt, nach der Devise von Altkanzler Kohl: Entscheidend ist, was hinten rauskommt.Issn alter Herr, der Charlie, der sein ganzes Leben gezupft hat: Hat halt sicher schon ein paar Arthrosen der Finger zu kompensieren.
Und "Autodidakt" ist für mich kein Schimpfwort. Auch der liebe Gott war Autodidakt, als er den Menschen schuf...(naja, kein sehr gutes Beispiel).

meint dave
Christian Klein Profilseite von , 28.03.2005, 13:31:05
Ein wenig sprichst du mir aus der Seele ...
Dazu fallen mir nämlich zwei Beispiele ein:
"Kongenialer, sensibler Begleiter" in der Presse empfand ich als großes Lob (damals mit Flamenco-Sängerin u. -Gitarristin).
Natürlich gab´s ein paar Solostellen, aber die eigentliche Virtuosität (die bei Publikum und Kritik ankam) lag darin, ein extrem geschmackvolles "Blum" zum passenden Zeitpunkt zu spielen bzw. virbratoreiche "Flächensounds" zu streichen. Alle legendären InstrumentalistInnen betonen nicht zu Unrecht, dass die Kunst im Weglassen (!) aller unnötigen Töne liegt. Gut, das deckt sich mit anderen Bereichen, wie etwa der Dichtkunst.
Das andere Beispiel: Mein Kontrabass hatte die Ehre, einen Konzertabend lang von James Brown Wood bespielt zu werden. Krasses Gegenteil, weil quasi "Saxofon am Kontrabass", den Parker rauf und runter. Hochmusikalischer, virtuoser Zirkus, Buch der Rekorde ...

Es stellt sich nämlich die Frage, welche Funktion der Kontrabass (im Vergleich zu E-Bass u. Synthi) erfüllen soll. Soll er wie ein Cello klingen? Wie ein Saxofon? - Oder soll er wie ein Kontrabass klingen?
Nicht nur aus Faulheit tendiere ich zu letzterem ... ;-)
felixJ Profilseite von felixJ, 28.03.2005, 16:32:27
wollt noch kurz bemerken, dass für Autodidakt auch keineswegs als Schimpfwort gemeint war und die Kritik auch nur auf seine jüngeren Albem gemeint war, bei denen ich auch nicht seine technischen Fähigkeiten sondern einfach den musikalischen Inhalt bemängel, worüber man natürlich auch streiten kann. Ansonsten sind mir die schön tiefen Basslinien eines Ray Brown auch lieber als irgendwelche 32stel eines NHÖP.
AlexderK Profilseite von AlexderK, 28.03.2005, 19:42:37
??? NHÖP ???

Danke, Alex
philipp Profilseite von , 28.03.2005, 20:03:43
Niels-Henning Ørsted Pedersen ist damit gemeint
dieser unverschämt schnelle und präzise mistkerl... :)
stilmäßig könnte man ihn als gegenteil von haden verstehen wenn man so will, er ist wahnsinnig schnell und verschnörkelt seine linien teilweise schon sehr extrem, ich persönlich kann seinen stil nicht leiden aber bewundere ihn als musiker :)
aber ich denke mal du weisst ja wer NHÖP ist...

mfg
philipp
bigintelligence Profilseite von bigintelligence, 28.03.2005, 20:05:58
NHÖP = Niels Henning Örsted Pedersen

Hans aus Großgeschaidt
bigintelligence Profilseite von bigintelligence, 28.03.2005, 20:09:39
Auch wenn Philip schneller war beim Quiz,

ich finde den krnorrigen und robust wie eine deutsche Eiche stehenden Ton und Groove in Verbindung mit fein ziselierten Ausschmückungen von NHÖP,die aber voll locker kommen, einfach genial.

Hans aus Großgeschaidt
thobug Profilseite von , 30.03.2005, 17:54:24
hallo, bin natürlich kein charlie haden experte und habe leider die doku nicht gesehen.
am meisten findet man jedoch heraus wenn man transkripiert und nachspielt.
z.b. Turnaround auf der CD "i Wish" von josua redmann.
ist eigentlich ein blues in C. hör dir mal das solo raus.
GEIL !!!!!!
Bassmund Profilseite von Bassmund, 31.03.2005, 22:34:00
Also, ich finde Hadens Genialität darin begründet, dass er sich die Freiheit eines wirklichen Solos im Sinne des Wortes nimmt (dies stilbildend schuf!!), er bringt seine Kollegen im besten Sinne des Wortes zum Schweigen und schafft so Platz für seinen musikalischen Kosmos. Wer nicht permanent von drei eifrigen Kollegen "begleitet" wird findet Ruhe und Muße sein Solo intuitiv zu planen und wirklich in sich hinein zu hören. Und dennoch, an dem Punkt, als ich dachte, jetzt ist alles bei ihm nur Wiederholung und ein Bad im eigenen Klischee, hörte ich ihn und Metheney auf "Beyon the Missoury Sky", perfektes formgebundenes Changesspiel und, wie immer, Begleitung auf dem Punkt.
Eins noch, wer verdammt klingt so persönlich (unique) wie Haden?
Liebe Grüße aus Köln Jan
Neuester Beitrag Barmin Profilseite von Barmin, 18.04.2005, 19:18:12
Hallo Philip,

mal wieder eine nette kleine Diskussion um die Aesthetik des Jazzbasses?

Fuer mich hat Charlie Haden's Basskonzept eine immense Bedeutung fuer die Entwicklung des Jazzbasses. Klar, trotz seiner begrenzten Technik ist er in meinen Augen immer noch ein toller Musiker - bloss zu viele Ueberaschungen braucht man von ihm heute nicht mehr zu erwarten. Und sein heutiges Spiel mit dem heutigen Spiel anderer ionternationaler Bassisten zu vergleichen bringt nicht recht raus, was an ihm neu war: wer im Modernen Jazz (d.h. Post-Free, nach 60er Jahre) waere denn nicht von Haden beeinflusst? Und da geht es eben nicht um solistisches, sondern um eine sehr offene, harmonisch nicht einengende Begleitung.

Dazu hoere man sich die Ornette Coleman Scheiben "The shape of Jazz to come" und "Change of the Century" an (Atlantic) (und versuche anhand von zeitgleichen Aufnahmen nachzuvollziehen, wieso das damals die Leute schockiert hat). Oder, wer denn Keith Jarrett mag und mal was aus seiner Free Phase hoeren will, "Eye of the heart", mit Paul Motian, Charlie Haden und deWEy Redman (ECM).

Tschau
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