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Zwei bis drei Fragen:
Sind Darmsaiten überhaupt ein Thema?
Wenn ja, dann alle 4 oder nur bestimmte?
Wenn ja, wo bekommt man Darmsaiten?
--
Christoph
hi christoph,
je nachdem was du spielen magst gibts es die entprechende mischung mit stahl und darm oder pur. hab noch 2 sätze rumliegen wenn du interesse hast meld dich.
Hi Christoph!
Darmsaiten sind immer ein Thema.
Ja. Alle viere blank. Oder auch umsponnen, besonders E und A. Oder in Kombination mit anderen Saiten - kommt halt ganz darauf an...
Bei den üblichen Bezugsquellen (Geigenbauer, Internetversand, teilweise direkt vom Hersteller) oder z. B. aus Indien von Globalgut.
Ansonsten: Saiten-Datenbank und Forumsbereich "Saiten" durchforsten.
Wenn Du wirklich welche haben möchtest (teuer, empfindlich, schwer zu streichen) sind für den Anfang Efranos nicht schlecht.
Grüße
Thomas
Wie ist das wenn die Darmsaiten für 3/4 und 4/4 geeignet sind. Kürzt man dann die Darmsaiten für den 3/4 , und wenn ja um wieviel, oder wickelt Ihr einfach mehr auf?
Liebe Grüße
Holger
Hallo Holger!
Es ist wie bei allen anderen Saiten auch: Die Länge muß halt stimmen, so etwa 3-4 Umwicklungen auf der Mechanikwelle.
4 cm Längendifferenz in der Regel zwischen 3/4 und 4/4 machen etwa eine Umwicklung mehr aus. (Durchmesser der Welle mal pi, bei 12 mm Durchmesser also ca. 3,8 cm.)
Bei zu wenig Umwicklungen kann die Saite durchrutschen, bei zu vielen liegt sie eventuell nicht gleichmäßig fest an der Welle und kann plötzlich irgendwann nachrutschen. Kontakt der Saite zur Zarge des Wirbelkastens sollte auf jeden Fall vermieden werden.
Grüße
Thomas
Gedärm ist natürlich immer ein Thema. Die Unterschiede sind aber in etwa vergleichbar mit denen von Stahlsaiten: viele Sorten, je nach Anwendung. Alle 4 oder gemischt - je nachdem. Allen Darmsaiten gemein ist ein gewisser Zickenfaktor, sie sind nicht so stimmstabil wie Stahlsaiten und können auch schon mal reissen. Wenn man sich mal dran gewöhnt hat und mit dem Gezicke umzugehen gelernt hat fällt es schwer, vom Darm zurück zum Stahl zu kehren, der Sound entschädigt für manche Unbill.
Pirastro hat 4 verschiedene Darmsets im Angebot, je nach Bedürfnis. Kürschner wickelt dir die Saiten auf Anfrage, Gerold Genssler ebenso. Andere Hersteller wurden ja schon genannt. Eine gute Alternative sind Kunststoffsaiten, Velvets sind haptisch und klanglich nicht weit entfernt vom Darm. Kaufen kannst du sowas im Musikalienhandel oder eventuell bei den Herstellern direkt.
Mein Favorit seit mindestens mehr als einem Jahrzehnt und aller sonstiger Versuche zum Trotz: Obligato E+A, Oliv D+G, alles von Pirastro. Die beiden tiefen Saiten sind aus Kunststoff und deshalb günstig, sie mischen sich klanglich sehr gut mit den beiden hohen Darmsaiten, die Kosten sind mit rund 300 Euro und einer Haltbarkeit von mindestens einem Jahr durchaus im Rahmen. Diese Besaitung habe ich auf meinem Erwerbsbass, der von unplugged Jazz über Operette und Musical bis zum amplifizierten freien Lärm alles aushalten muss, quasi ein Hybridsatz.
Wenn es bogentechnisch aufwändiger werden soll, nehme ich den Stahlsaitenbass. Obwohl man sehr wohl auf Gedärm sehr gut streichen kann, bin ich als notorischer Faulenzer lieber ein Stahlsaitenstreicher. Das muss man probieren.
Unbedingt mal machen, der Spirocore-Spieler weiß in der Regel nicht, was er sich da antut. Darm macht Laune!!
Herr Frank von Efrano wickelt auch Saiten nach Kundenspezifikationen.
Grüße
Thomas
Ich mach Barockmusik und komm mit Efrano auch sehr gut klar. Aquila sind bei mir immer gerissen, aber der produziert eh nicht mehr, wegen so ner komischen EU-Richtlinie, die die Einfuhr von Rinderdarm verbietet.
Kürschner ist auch noch ganz nett und sogar Chorda (Pirastro) hab ich schon gespielt. Die sind aber - besonders am Anfang - ziemlich steif.
Ich spiele (inzwischen) alle viere blank und möchte den warmen und gleichzeitig gut zeichnenden Sound nicht mehr missen!!
Hallo Consti, selber spiele ich G 2.10 und D 2.80. Es gibt ganz verschiedene "Schulen" bei Darmspieler, einige stehen auf dicke Saiten, andere haben es lieber etwas leichter. Es gibt auch Bässe die überhaupt keine Darmsaiten mögen, und andere die damit besser klingen. Das kann man leider nicht im Voraus wissen. Sowas ist mir letztlich passiert, dat hat der (moderne) Kontrabass im Vergleich zu den Stahlsaiten sehr slecht auf Darmsaiten reagiert und nicht nur der Klang sondern auch die Ansprache waren wirklich peinlich.
Und dann ist es sogar wenn die Saiten zum Bass passen immer noch so daß man sich wirklich daran gewöhnen muss, wie die Saiten klingen und auf dem Bogen reagieren. Ich mag das rauhe und das "kratzige" im Klang (wenn es nicht zuviel wird), und die andere Sensitivität im Bogen die man bei Darmsaiten braucht. Wenn man, im Vergleich zu Stahlsaiten, leichtere Darmsaiten benutzt muss sich auch der Bass daran gewöhnen. Der Zug, und der Druck auf dem Steg sind ganz anders, da muss man den Bass einfach Zeit geben (oft viele Wochen) sich an den veränderten "Umständen" anzupassen. Leider sind Darmsaiten teuer, und die Suche nach den idealen Saiten für jeden Bass kann lange dauern und kostspielig werden. Aber für mich persönlich hat es sich wirklich gelohnt und ich spiele fast nie mehr auf Stahlsaiten (ich spiele mit dem Bogen, von Barock bis Modern). Ich kenne und verstehe sehr gut Deine Frustration und Enttäuschung... meine Motivation war stark und ich habe die meisten Probleme überwunden oder (und das macht dann richtig Spaß) sie einfach in meinem Musizieren integriert. Turn weakness into strength.
Good luck, ich hoffe daß es Dir bald gelingt Freude an den Darmsaiten zu finden!
Bassta7
Lieber Constantin, toll daß Du nicht aufgibst! Und Wiener Stimmung ist Spaß ohne Ende, vor Allem auf Darmsaiten und mit Bünden. Es gibt sogar ein 500 Saiten langes Buch/Methode darüber: "Meta Hodos", kannst Du hier finden :
https://viennese-tuning.com/method/
Selbst spiele ich seit vielen Jahren hauptsächlich Wiener Stimmung, vor Allem das Solo-Repertoire. Im Orchester habe ich auch sehr oft Gamba-Stimmung gespielt (D-G-C-E-A von Unten bis Oben). Die ganzen Mozart-Opern und Sinfonien, zum Beispiel. Alles auf Darm. Macht voll Spaß! Ein weiterer, grosser Vorteil beim Spielen auf Darmsaiten ist, daß man das gelernte (Bogenführung, Artikulation, "Tone Shaping", Verständnis für die alte Aufführungspraxis usw....) nachher auch auf Stahlsaiten realisieren kann. Da geht wirklich eine ganz neue Welt auf. Man muß nur dafür offenstehen, ohne Vorurteile. Selber habe ich mit Darm angefangen weil ich mich eines Tages realisiert habe daß ich meine vielen Vorurteile über Barock/Alte Musik usw. mal ehrlich prüfen soll. Und Mensch, was für eine Entdeckunsgsreise is es gewesen und ist es noch immer, jeden Tag...
Alles Bestens, enjoy the trip!
Bassta7
Schließe mich der Freude von Bassta7 an, dass Du nicht aufgibst, Constantin!
Darmsaiten sind zickig und bedürfen besonderer Behandlung. Ich spiele leider nur zwei bis drei Mal im Jahr auf Darmsaiten in einem dedizierten Barockensemble. Der Leiter leiht mir die Darmsaiten für die Konzerte, die ich dann auf einen modernen Bass aufziehe. Es dauert mehr als vier Wochen, bis sie halbwegs stimmstabil sind. Damit meine ich, dass sie eine oder zwei Arien durchalten, ohne dass die einen Halbton verstimmt sind. Leere Saiten versuche ich daher in den Konzerten zu vermeiden. In der Zeit, in der die Darmsaiten nicht aufgezogen sind, legt der Eigentümer sie in Öl ein.
Das hat einen positiven Einfluss auf die Lebensdauer der sehr teuren italienischen Saiten. Aber leider auch einen sehr negativen auf die Tonansprache. Egal was ich mache - viel oder wenig Druck mit dem Bogen, schnell oder langsam streichen, den Bogen nah am Griffbrett oder eher in Richtung Steg - es quickt wie wenn eine Sau abgestochen wird. Jedenfalls beim Saitenwechsel. Beim Tonwechsel auf derselben Saite ist es dagegen deutlich entspannter.
Ein versierter Darmsaitenbassist hat mir nun den Tipp gegeben, die Saiten mit Kolophonium vorsichtig einzureiben. Damit funktioniert es um Klassen besser, und endlich hat das Spielen mit Darmsaiten angefangen Spaß zu machen. Ich spiele die Darmsaiten mit einem Barockbogen, nicht mit dem modernen.
Meiner Meinung nach ist in der Barockmusik die Phrasierung des Notentexts wichtiger als die Frage der Saiten. Solange es nicht ordinäre Stahlsaiten sind. Auch mit entsprechender Bogentechnik kann man dem Darmsaitenklang recht nahe kommen. Speziell uns Bassisten kommt zu gute, dass die unterschiedlich ausgeprägten Obertöne der Saiten von den höheren Streichern im Orchester zugedeckt werden. Als Bassist sehe die Frage nach dem Originalklang daher etwas entspannter als andere.
Dir, Constantin, viel Geduld, es lohnt sich!
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