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Zugeordnete Kategorien: Saiten
Hey,
ich brüte gerade über einer Frage und da hatte ich gehofft, dass einer von euch mir vielleicht eine Anregung geben kann.
Hab seit langer Zeit jetzt mal wieder angefangen Kontrabass zu spielen und ich muss unbedingt neue Saiten aufziehen. Im Moment sind alte, runtergespielte Stahlsaiten drauf und gerade wenn ich zupfe klingen die fürchterlich dumpf und manchmal wie ein *plopp*. Hab damals hauptsächlich klassische Musik gemacht und arco gespielt. Jetzt habe ich eine neue Kapelle die Folkmusik macht und wo ich ca. zu 2/3 pizze und zu 1/3 dann aber schon streiche.
Ich hätte gerade fürs pizzen gerne nen schön warmen, glockigen Sound. Ein Bekannter schwört unbedingt auf Darmsaiten, ich frag mich aber jetzt wie die dann gestrichen klingen (was er grundsätzlich nicht macht) bzw. obs sowas wie ne Kompromisslösung gibt? Also Saiten, die sowohl gepizzt als auch arco ganz passabel klingen? Oder werd ich irgendwo Abstriche machen müssen?
Hab ihr da Erfahrungen? Freu mich auf eure Antworten.
Grüße
Sue
Hi Sue!
Einen hervorragenden Überblick kanst Du Dir hier unter "Saiten" verschaffen. Ansonsten: Ich spiele überwiegend die Evah Pirazzis "mittel", überwiegend für arco, aber auch für pizzicato sehr brauchbar. Die sind als einige der wenigen Nicht-Darmsaiten für beide Techniken hier mit ++ bewertet, was ich bestätigen kann. Allerdings sind die schon recht hart für die Greifhand. Und ich finde sie akustisch gezupft zwar "glockig" aber relativ leise, verstärkt - mit Shadow Nanoflex 965 NH - kehrt sich das aus für mich unerfindlichen (?) Gründen aber wieder um.
Darmsaiten sind generell - mit all ihren sonstigen Nachteilen - für beide Techniken geeignet, sehr gute und dazu relativ (!) günstige gibt's von Efrano.
Ich hoffe, Dir geholfen zu haben.
Gruß
Thomas
Ich kenne jetzt nicht deine Fähigkeiten deswegen habe ich 2 Tipps:
Wenn du dir Darmsaiten zutraust dann sind sie die optimale Wahl, klingen gestrichen wie gezupft am besten. Aber beides ist nicht einfach, besonders das Streichen auf Darm ist schwer und kann schnell zu Frust führen da diese Saiten keine Fehler erlauben.
Ansonsten würde ich Obligato von Pirastro oder wie oben Evah Pirazzi raten. Wenn du mehr zupfst dann aber unbedingt Evah Pirazzi Weich, Mittel ist sehr anstrengend. Ich habe früher mit den Obligato's sehr gute Ergebnisse bekommen, man diese auch gut abnehmen, also eigentlich können sie alles. Aber der Sound ist geschmacksfrage.
Wenn du viel Geld hast dann solltest du Gerold Gennsler anrufen, der hat für jeden die passenden Saiten da. Aber da gehts erst ab 300 Euro los (im Gegensatz zu den obrigen für etwa 150 Euro).
Gruß Hen
Hey ihr beiden, vielen vielen Dank schon mal für eure Tips.
Tja, Hen, da triffst du genau meinen wunden Punkt. Der Große hat ca. 8 Jahre in der Ecke gestanden, während ich mit E-Bass und Grunge-Band unterwegs war. Ich spiele erst seit 2 Monaten wieder, und auch wenns langsam besser wird, gerate ich doch ärgerlicherweise immer noch häufig ins "Schwimmen". Meinst du dass man mit etwas Übung dann schon irgendwann mit Darmsaiten klarkommt oder stelle ich mir das zu einfach vor?
Und ich möchte gleich noch zwei Fragen hinterher schießen. Ich hab mich jetzt gerade mal ein bisschen durchs Forum gewühlt und viel über Klangumfang und Lautstärke gelesen und frage mich nun mit welchen Saiten ich mich wohl am besten gegen meine beiden Jungs mit den Westerngitarren und der Fiddel durchsetzten kann?
Und wie oft muss man Saiten eigentlich wechseln? Beim E-Bass hab ich da mittlerweile ein Gespür für, aber bei meinem Großen...?
Grüße
Sue
Wann der Zeitpunkt für einen Saitenwechsel gekommen ist, kommt wohl sehr darauf an, wie oft und mit welcher Intensität der Bass gespielt wird. Dem Vernehmen nach ziehen die Bassisten in großen Orchestern jedes Jahr neue Saiten auf (die das Orchester bezahlt, natürlich). Nach Auskunft eines Bassbauers sollten die Saiten mit Kunstfaser-Kern (Obligato, Evah Pirazzi) schneller erneuert werden als die Saiten mit Metallkern (Flexocor usw.). Ich mache den Wechsel, wenn ich den Eindruck habe, dass es nötig ist, wobei ich nicht sagen kann, was mich zu diesem Eindruck bringt. Also: nichts genaues weiß man nicht. Oder hat jemand einen Vorschlag, wie man den Zeitpunkt des Saitenwechsels objektiv bestimmen kann?
Nimm für die Besaitung Pirastro Obligato, das ist auf jeden Fall eine relativ günstige Lösung, eine einigermaßen gelenkschonende dazu. Obligatos sind - bei allen ihren Nachteilen - eine gut brauchbare Hybridsaite, damit spielst du dann mal ein paar Monate und sammelst Erfahrungen, danach lässt sich sagen, wo die Obligatos für dein Spiel ihre Schwächen haben und dann kannst du dich darangeben, die Sache zu optimieren. Im Moment machst du mit denen nichts falsch.
Ich wechsele die Saiten, wenn sie nicht mehr stimmen. Das klingt bekloppt, schließlich hat man ja genau dafür Mechaniken am Bass und Stimmgeräte u.s.w.. Aber es gibt einen Punkt, an dem die Saiten in sich nicht mehr stimmen, dann verschieben sich die Lautstärkeverhältnisse der Obertöne in Richtung der "Unreinen", die Flageolets weichen zu sehr ab u.s.w.. Bei normalem Gebrauch dauert das bei Gedärm bis zu zwei Jahre, Stahl und Kunstfaser sind nicht so beständig, die sind nach einem Jahr meistens platt.
Grüße!!
Hallo Sue,
meine Empfehlung sind Eudoxas, die ich auch verwende auf meinem halbmassivem Bass. Ob Du Dich über diese, meine Antwort angesichts der Kosten freust, mag ich bezweifeln- aber ich denke, Eudoxas sind optimal und haben ein wunderbares Greifgefühl.
Grüße
Uli
Hi Sue!
Nochmal ein paar Anmerkungen: Ich habe gehört und gelesen, daß sich bei den Obligatos bei vielen Spielern das Gefühl einstellt, als würden sich die Saiten unter den Fingern drehen - sicherlich nicht so toll. Und Saiten mit Kunstoffkern sind sehr "knickempfindlich" am Steg, besonders die Obligatos, etwas weniger die Evah Pirazzis, wenn sie mal auf dem Baß sind, sollten sie auch drauf bleiben, also möglichst nicht mehrfach aufziehen oder gebraucht kaufen, auch wenn sie nur ein paar Tage auf einem Baß waren.
Lebensdauer von Saiten? 1-2 Jahre, wenn sie gepflegt werden, also nach jedem Spiel trocken abwischen, Darmsaiten ölen, aber bitte nur unterhalb des Stegs und oberhalb des Obersattels. Einen "objektiven" Zeitpunkt zum Saitenwechsel wird wohl niemand festlegen können, schließlich erfolgt der Alterungsprozeß schleichend. Und am einen Tag spielt man bei 95% Luftfeuchtigkeit, am nächsten bei 35%, da mag sich das ganze System schon wieder ganz anders anhören und -fühlen.
Lautstärke? Bei ähnlichen Saiten wird die dickere, schwerere und somit unter stärkerer Spannung stehende Saite immer lauter sein - und sich härter anfühlen. Aber Lautstärke ist nicht alles (jetzt muß aber über mich selbst als metal-head lachen...), wichtig ist, daß Du mit dem Klang zufrieden bist, aber mit Fiddel und Westerngitarre sehe und würde ich wohl kein Problem hören. Der Baß ist halt aus akustischen und physiologischen Gründen nicht "das" Vordergrundinstrument.
Und Eudoxas für über 450,-- € sind wohl nicht jedermanns/fraus Sache. Und wie bereits angemerkt - es gibt auch gute Darmsaiten für weniger als die Hälfte.
Grüße
Thomas
Hallo Sue,
das Thema Saiten ist natürlich immer sehr subjektiv und hängt sehr vom Bass und Deinen Klangvorstellungen ab. Deshalb ist es schwer, Dir konkrete Empfehlungen auszuprechen, denn wir können ja nur von unseren Erfahrungen mit unseren Instrumenten berichten.
Hier meine Erfahrungen: Ich habe längere Zeit Obligatos gespielt - die lassen sich in der Tat gut zupfen, aber vor allem die A-Saite ist nicht sehr drehstabil, das verursacht ein komisches Gefühl beim zupfen (daran gewöhnt man sich) und verhindert eine gute Ansprache beim Streichen (daran konnte ich mich nicht gewöhnen). Daher bin ich zu Daddario Hybrid Light gewechselt, eine gute Entscheidung, denn gestrichen klingen sie viel besser und sprechen auch viel besser an. Da ich mit dem Sound der G- und D-Saite nicht so richtig zufrieden war, spiele ich dafür jetzt blanken Darm (günstige Saiten aus Indien, ca. 20€). Meine Erfahrung mit Darm-Saiten ist, dass sie sich im Klang eher auf etwas weitere Distanz durchsetzen, also direkt am Bass klingen Stahlsaiten deutlich präsenter (für den Spieler angenehm), aber Darmsaiten setzen sich auf die Entfernung besser durch, haben mehr Wumms. Außerdem klingen besonders die tiefen Saiten etwas dumpf, was je nach Bass problematisch oder aber passend sein kann. Bei meinem Bass passt es nicht, daher spiele ich dort Stahlsaiten. Allerdings klingen die blanken Darmsaiten gestrichen schnell mal kratzig - da muss man sich erst anpassen.
Als weitere, günstigere Alternative zu Darmsaiten empfehlen sich die Velvet-Saiten (Anima und die günstigen Blue), die gestrichen auch ganz brauchbar sind, sich aber nicht so leicht verstimmen und klanglich in Richtung Darm gehen.
Schöne Grüße,
Johannes
P.S.: Schaumal hier in den Marktplatz, Rubrik Saiten. Ich würde erstmal günstige Saiten ausprobieren (100-200€), bevor ich hunderte Euro in Eudoxa oder andere teure Lösungen investiere.
Hey, vielen Dank für eure Anregungen.
So hab ich jetzt wirklich einen guten Überblick. Wirklich ein Glücksfall, dass ich euch und dieses Forum gefunden habe.
Danke und Grüße
Sue
Hi Sue!
Laß uns bei Gelegenheit mal wissen, zu welcher Entscheidung Dich unsere Empfehlungen geführt haben - und ob Du damit zufrieden bist.
Gruß
Thomas
Hallo Sue,
Ich habe ein ähnliches Problem wie du gehabt, wollte Saiten, die arco (für Klassik & Kirchenmusik) genauso geeignet sind wie für pizz (Swing, Blues, Folk). Auf Anraten meines damaligen Geigenbauers habe ich dann Thomastik Superflexible aufgezogen & bin seit Jahren mit diesen Saiten sehr zufrieden. Sehr ausgewogen beim Streichen, schönes Sustain beim Zupfen, zudem sind sie billig (etwas über 100 €) & langlebig.
Liebe Grüße,
Wolfgang
Hallo Sue,
hatte auch mal Superflexibles, in Solostimmung (ein neuer Satz war beim Basskauf dabei), und fand auch dass sie als Hybridsaite gar nicht schlecht sind. Allerdings haben sie doch so einiges an Zug, subjektiv wuerde ich sagen, etwa wie Spiros in mittel, also vielleicht fuer Dich nicht die beste Loesung.
Meine Favoriten sind Spiros in weich --- ich stehe auf den hellen Sound. Sind keine richtigen Hybridsaiten, Klassiker finden sie auf den meisten Baessen weniger geeignet, aber fuer andere Stile lassen sie sich schon einigermassen streichen. Haben allerdings mehr Zug als Obligatos, also der Tipp oben, es erstmal mit Obliogatos zu versuchen, ist OK.
Was den Sound verschiedener Marken angeht, hoer dir mal Herves Saitenmatrix an. Das wird zwar auf jedem Bass anders sein, aber die Aufnahmen dort geben dir erstmal eine Orientierung.
gruss, Armin
Hallo Bassgemeinde,
komme eben vom Bassbauer. Neue Saiten aufgezogen, einen kleinen Riss geleimt und die Saitenlage neu eingestellt. (Übrigens ein Tip, den ich auch hier irgendwo im Forum gelesen habe und der -wie ich jetzt merke- unglaublich was ausmacht. Der Bass lässt sich jetzt viel viel leichter und angenehmer spielen.)
Schlussendlich hab ich mich jetzt für die Thomastik Spirocore weich entschieden, wie Armin auch meinte.
Von den Velvet Blue hat mir der Bassbauer abgeraten. Im Laden hab ich dann die Obligatos, die Helicore Hybrid und eben die Spiros angespielt und mochte den Sound auf anhieb.
Im Pizzicato finde ich sie wundervoll! Der Ton ist schön warm und vor allem klingt er auch klasse nach. Mit den alten Stahlsaiten (ich weiß gar nicht was das für welche waren) hab ich gezupft, dann *plop* und weg war der Ton. Jetzt kann ich bei ruhigen Stücken den Ton auch ruhig mal einen Takt stehen lassen ohne dass er gleich wegbricht. Toll, macht wirklich Spaß jetzt zu spielen.
Gestrichen finde ich sie ganz in Ordnung. In den Höhen sind sie ziemlich stark, was ich nicht unbedingt für jeden Song so toll finde. Und beim ersten Versuch, fand ich dass sie irgendwie komisch ansprechen. Jetzt nach ner Stunde spielen hab ich den Eindruck allerdings nicht mehr. Ist wahrscheinlich einfach Gewöhnung.
So, und jetzt bin ich unglaublich neugierig wie sie mit Klampfe und Fiddel zusammenklingen. ;)
Also, vielen vielen Dank für euren vielen Tips und Anregungen. Echt klasse wie ihr mir geholfen habt!
Danke und Liebe Grüße
Sue
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