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CharlieMingus Profilseite von CharlieMingus, 14.04.2011, 17:35:58
Griffbrett abrichten

 Bevor ich ersten Unterricht nehme, interessiert mich brennend die Physik des Basses und damit der Saitenlage-Strang nicht zu sehr verwässert wird, eröffne ich hier noch einen neuen zum Thema Griffbrett.

Ich lese also, daß sicher auch eine Griffbrett Abrichtung mal fällig sei (bei diesem uneingestellten Chinaimport-Sperrholzbaß).

In welcher Hinsicht wird ein Griffbrett abgerichtet? Abrichten heißt ja auch Materialwegnahme, also wird's dünner.

Muß es in Saitenrichtung absolut plan sein oder was ist hierbei die Maxime? Legt der Baßbauer eine Lehre auf und schaut, ob irgendwo Luft ist? (oder das Gegenteil - Konvexität?

--

Christoph

 

laufenterich Profilseite von laufenterich, 14.04.2011, 18:14:29

 Hallo Christoph,

da habe ich heute gelernt, dass der Bassbauer eine Lehre auflegt und in der Mitte der gesamten Länge des Griffbretts muss ein kleiner Hohlraum (konkav ? konvex? )entstehen. Er hat mir erklärt, dass die Amplitude der Saite den Platz benötigt. Ansonsten würde die Saite am Griffbrett anschlagen und klappern. 

Gruß Gudrun

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 14.04.2011, 20:20:56

 Yep, es muss in Laengsrichtung etwas konkav sein. Heisst in der Fachsprache Hohlkehle. Wenn du die Saite an beiden Enden des Griffbretts aufs Griffbrett drueckst, sollte in der Mitte 1-3 mm Platz sein. Wo der tiefste Punkt ist, und wie viel Platz sein soll, varriert ein bisschen je Saitensorte und Saitenlage und Ansicht des Geigenbauers. Aber wenn du auf deinem Bass spielen kannst ohne dass es scheppert, ist alles OK. Mit optimal abgerichtetem Griffbrett kann man die Saitenlage tiefer machen lassen, bzw koennen die Saiten besser schwingen bei einer gegebenen Saitenlage.

@Gudrun/ anderes Threat: Ich wuerde nicht sagen, dass es sich fuer billige Baesse "nicht lohnt" solche Einrichtungsarbeiten machen zu lassen. Im Gegenteil gerade bei billigen Baessen ist sowas oft wichtig damit ueberhaup was rauskommt. Klar du musst ueberlegen ob du angesichts der Kosten nicht fuer den Preis einen Bass in besserem Zustand bekommst. Auf der anderen seite braucht jeder Bass ab und zu diese Einstellarbeiten, und wenn du einen Bass in besserem Zustand gekauft haette, waere der auch nicht unbedingtt genau auf deine vorlieben eingerichtet - KB spielen ist halt leider ein teures Vergnuegen. Langer Rede kurzer Sinn: wenn du dir es leisten kannst,und der geigenbauer nicht sagt, oh schreck was fuer eine bASSruine,  lass dir ruhig einen neuen steg verpassen und das griffbrett abziehen , wuerde ich eher machen als mich jahrelang mit einer schlecht eingestellten und schlecht klingenden Kiste rumzuquaelen.

laufenterich Profilseite von laufenterich, 14.04.2011, 21:48:19

 @Basstölpel: ich habe vorhin gespielt, ich bin begeistert. Ein Profi würde sich vielleicht die Ohren zuhalten, (das kann ich nicht beurteilen) aber so lange es für mich gut klingt, ist die Welt in Ordnung. 

Leider ist bei meinem Bass der Hals irgendwann weit vor meiner Zeit abgebrochen und wurde mit zwei Schrauben befestigt. Allein aus diesem Grund werde ich nicht viel investieren.

 

DrJohn Profilseite von DrJohn, 15.04.2011, 10:49:45

Falls Du es nicht schon getan hast, lass trotzdem mal einen etwas erfahreneren Spieler auf Deinem Instrument spielen. Einfach, um auszuschließen, dass das Instrument trotz allem so ungünstig eingerichtet ist, dass es Dir eine Entwicklung unnötig schwer macht. Ich habe das bei allen meinen Instrumenten gemacht, gerade auch bei denen, die ich sehr günstig gekauft (Posaune für 35€! :) ) und komplett autodidaktisch erlernt habe. Muss ja nicht gleich ein Lehrer sein, aber wenigstens jemand mit etwas Erfahrung, bei dem Du vielleicht auch mal auf seinem Instrument spielen kannst.

CharlieMingus Profilseite von CharlieMingus, 15.04.2011, 09:54:20

 Liege ich richtig mit der Vermutung, daß die Hohlkehle hauptsächlich dazu dient, daß der nichtschwingende Teil der Saite, also der Teil zwischen Obersattel und Griffpunkt nicht auf dem Griffbrett schnarrt? Denn der klingende Teil der Saite verläuft ja vom Griffpunkt an ohnehin monoton steigend (im mathematischen Sinne ,,monoton" :).

Gudrun, warst Du dabei, wie der Baßbauer das Griffbrett abgerichtet hat? Was für ein Werkzeug hat er da benutzt? Feile, Schleifmaschine?

Übrigens kommt mir dabei folgendes in den Sinn:

Bässe sind ja nicht so gleich untereinander wie Pianotastaturen, beispielsweise, oder Guitarrenbünde. So ein Griffbrettabrichten, Saitenlage, Mensur, etc. etc.verändern ja die Geometrie bzw. Physik des Basses. Hinzu kommt noch die eigene Hand, so daß man ja beim Spiel ständig kompensieren muß, um den richtigen Ton zu treffen. Das gilt wahrscheinlich für alle bundlosen Streichinstrumente.

Wie wird der Bassist damit fertig, da er ja sozusagen für das Treffen der richtigen Tonhöhe selbst ,,verantwortlich" ist? Ich hoffe mal, daß jeder Bassist ein gutes Gehör hat, oder gibt es auch Bassisten, die damit Probleme haben, so wie es Sänger gibt, die im Chor singen und den Ton schlecht treffen?

--

Christoph

 

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 15.04.2011, 10:29:32

 Hallo Christoph,

nein du liegst falsch mit deinen Vermutungen.

Die Hohlkehle ist dafuer da, dass der schwingende Teil der Saite genug Platz hat. Wie das genau gemacht wird, weiss ich auch nicht - habe nur gesehen wie mal punktuell korrigiert wurde mit einem sehr scharfen Instrument das glaube ich Zieheisen heisst. In jedem Fall ist das 1/10 mm Arbeit - etwas das auch die Baster hier wohl eher den Fachleuten ueberlassen.

Die Einstellarbeiten an Baessen aendern an den physikalischen Rahmenbedingungen fuer die Intonation nichts. Du kannst ja mal ausrechnen, wieviel Intonationsfehler 1 mm daneben bei sagen wir 1 m schwingender Saitenlaenge ausmacht. Normalerweise wird 5cent (5% eines Halbtonschritts) als "just noticable difference" bezeichnet - etwa das Aufloesungsvermoegen des menschlichen Ohrs - kaum hoerbar, und 1mm daneben wird in diesem Bereich liegen oder darunter. 12 cent - der Unterschied zwischen der rein intonierten und der Temperierten Durterz - das kann man dagegen schon hoeren.

Wie jetzt Intonieren auf Streichinstrumenten funktioniert - dazu nimm lieber Unterricht. Niemand lernt Radfahren oder jonglieren durch theoretische Abhandlungen. Intonation erfordert die Schulung des inneren Ohrs - du musst eine Vorstellung haben von den Toenen, bovor du soe spielst - sowie Muskelgedaechtnis - also du musst dir die richtige Tehcnik zeigen lassen (locker, und eine Haltung bei der du nicht gegen deinen Koerper arbeitest, weil das gibt sonst frueher oder spaeter aua) und dann fleissig ueben, ueben und ueben.

Arpi Profilseite von Arpi, 17.04.2011, 11:32:26

 Hallo, hier wird von der Hohlkehle in der Mitte des Griffbretts geredet. Ist die richtige Stelle für die Hohlkehle nicht die Mitte der schwingenden Saite, also eher im oberen Drittel des Griffbrettes?

 

Gruß

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 17.04.2011, 16:02:23

 Ja im Prinzip hast du recht - wird heute meistens so gemacht, dass der Tiefste Punkt etwa bei der Oktavposition ist, fuer eine mittelere bis niedrige Saitenlage und gute Bespielbarkeit aller Register.

Geigenbauer Profilseite von Geigenbauer, 18.04.2011, 16:09:45
Wichtig ist in erster Linie, dass die Hohlkehle "gleichmäßig" konkav ist. Kleine Buckel können, wenn sie direkt hinter einem gegriffenen Ton liegen, Schnarrgeräusche verursachen. Deshalb sollte ein Griffbrett immer erst mit dem Hobel bearbeitet werden. Damit erhält man das beste Resultat.
Die Stärke der Hohlkehle steht in Abhängigkeit zur Saiten- und Spielart.
Da die leere Saite die größte Amplitude erzeugt, muss der tiefste Punkt passend zu diesem Ausschwingen angelegt werden.
Gruß
C. A.
CharlieMingus Profilseite von CharlieMingus, 20.04.2011, 09:39:15

 Habe mir mal mein Griffbrett genau angesehen und stelle fest, daß es eine schöne Hohlkehle hat. Sieht man gut, wenn man z.B. die D-Saite am Griffbrettende andrückt und die Höhe der Saite über dem Griffbrett verfolgt. Darauf hat man also dann doch bei der Herstellung in Fernost schon geachtet, wenn auch die Saitenlage am Obersattel - wie ich hier lernen konnte - katastrophal war.

--

Christoph

jlohse Profilseite von jlohse, 20.04.2011, 11:19:57

Auch auf die Gefhr hin, Dich zu enttäuschen: Ob es sich um eine "schöne" Hohlkehle im Sinne einer "gut spielbaren" handelt, kannst Du (mangels Erfahrung) so leider nicht beurteilen. Es kann durchaus sein, dass man das Griffbrett dennoch komplett neu abrichten muss.
Selbst Buckel und Täler, die nur einen Bruchteil eines Millimeters ausmachen, können beim Spielen stören.

Neuester Beitrag Ceperito Profilseite von Ceperito, 20.04.2011, 11:40:52

Ich sehe das genau so wie Jonas (jlohse).
Dazu kommt noch: Wenn die Hohlkehle am tiefsten Punkt tiefer als 2mm bis 3mm ist, kann - trotz flacher Saitenlage - das Greifen in den mittleren Lagen schnell zur Qual werden.
LG Jan

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