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D´Addario Zyex 3/4M

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Zugeordnete Kategorien: Saiten

Ceperito Profilseite von Ceperito, 09.12.2010, 13:43:02
D´Addario Zyex 3/4M

Ein kleiner Testbericht.

Nun hat auch D´Addario eine Alternative zu ihren Stahlseilkern basierten Kontrabasssaiten im Programm.
Ich bin auf diese neuen Saiten durch den Kontrabassisten Diego Imbert, der seit vielen Jahren in der Gruppe von Bireli Lagrene spielt, aufmerksam geworden.
Der spielt diese Saiten und ist seit einiger Zeit auch D´Addario-Endorser.
Was sonst am Schluß steht kommt nun gleich am Anfang: Ich bin kein D´Addario-Endorser, bekomme kein Geld für diesen Beitrag und bin auch kein Mitarbeiter des Vertriebs Meinl, etc.
Wer meine Berichte über die Presto Hybrid Light oder die Velvet Blue oder einige Einträge in der Saitendatenbank gelesen hat weiss, daß ich mich einfach für das Thema Saiten sehr interessiere.

Aufziehen:
Das Angenehme beim Aufziehen: Die Zyex, deren Kern aus einer synthetischen Faser besteht, dehnen sich nicht so endlos wie ich es von den Obligatos und Evahs gewohnt bin. Damit halten sie schneller die Stimmung, müssen dann aber zu Anfang regelmäßig nachgestimmt werden. Sie halten nach ein paar Tagen vollständig die Stimmung und sind - wie vergleichbare Synthetikkernsaiten - unempfindlich gegen Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen. Farbcode am Saitenhalterende: Orange mit roten Streifen, Farbcode am Wirbelkastenende: E=grün, A=schwarz, D=gelb, G=rot.

Spannung:
Die Saiten der Spannung Medium fühlen sich in etwa so hart an wie Evah Pirazzis. Sie sind allerdings ein wenig dünner und schwingen nicht so weit aus (wie z.B Garbos), sind also auch mit niedriger Saitenlage spielbar.
Laut Herstellerangaben ist die Zugkraft relativ hoch (G=27,6 KG bis E=29,9 KG) was ich bei Stahlkernsaiten (z.B. haben Helicore Mediums ähnliche Werte) schon unangenehm finde, bei  diesen Synthetik-Kern Saiten fühlt es sich aber nicht ganz so hart an. Zum Vergleich liegen die Werte bei Velvet-Saiten und Darmsaiten wie z.B Chorda um 25 KG, bei Stahlkernsaiten wie Spirocore medium sogar über 30 KG.
Nun vertragen einige Bässe so eine hohe Spannung recht gut, andere Bässe - meist alte Instrumente - blühen klanglich hingegen eher bei Saiten mit schwacher Spannung auf. Mein zweihundert Jahre alter Bass und ich (nein, ich bin etwas jünger) kommen mit schwacher Spannung besser zurecht.

Pizz-Klang:
Ihnen fehlt der prägnante Eigenklang der Obligatos, was ich als Vorteil empfinde, ebenso dreht die Saite sich nicht um sich selbst - wie bei Obligatos -  die Torsions-Steifigkeit ist ähnlich den Evahs, also gut.
Sie sind im Pizz klanglich ähnlich den Evahs aber mit einem zusätzlichen Schuß an Obertönen.
Damit wirken sie noch lauter und nicht ganz so dunkel wie die Evahs.
So wenig die Evahs den Klang einer Darmkernsaite ersetzen, so wenig tun das auch die Zyex.
Aber es ist eben genau dieser etwas andere Klang von Saiten mit Synthetik-Kern, der den Charme der Evahs, der Obligatos und nun auch der Zyex ausmacht.
Der Satz klingt auf meinen Bass sehr laut und sehr ausgewogen, ordentlich Punch auch in der Daumenlage, gleichmäßiges Sustain. Das Sustain ist etwas schwächer als bei den Evahs, was ich als durchaus angenehm empfinde. Lediglich die E-Saite fällt etwas heraus, sie ist insgesamt etwas matter. Das kann nun wiederum an meinem Bass liegen denn bei Pirastro Flat Chromesteel schwächelt die E-Saite ebenfalls auf meinem Instrument, mit Velvet Garbo oder Pirastro Chorda hingegen klingt auf meinem Bass alles ausgewogen.

Arco-Klang:
Die Zyex lassen sich sehr gut streichen, sind modulationsfähig und liefern auch gestrichen neben einem fetten Bassanteil viele helle Klanganteile. Dabei kratzen sie nicht sondern liefern einen - für meine Begriffe - schönen warmen und präsenten Ton.
Für den Arco und Pizz im Jazz-Kontext ist die Saite einfach klasse, das  kann man sich auch bei Diego Imbert anhören, der bei seinen Solos gerne mal zum Bogen greift.
Leider fällt auch hier auf meinem Bass die E-Saite etwas heraus, arco ist sie etwas leiser als die anderen Saiten.
In wie weit die Saiten im klassischen Orchesterbetrieb einsetzbar sind kann ich nicht beurteilen, darüber sollte lieber ein versierter Orchester- bzw. Klassik-Bassist urteilen. Das selbe gilt auch für die Slap-Qualitäten der Zyex, das sollte lieber jemand beurteilen, der wirklich slappen kann. Und da es sich um ein neues Produkt handelt kann ich natürlich auch keine Aussagen zur Haltbarkeit machen.

Fazit:
Zyex sind eine ernstzunehmende Alternative zu hochwertigen Synthetikkern-Saiten wie Evah Pirazzi oder Obligato, sie liegen auch preislich im selben Segment. Wer den Torsionseffekt bei den Obligatos nicht mag, wem die Evahs zu dunkel klingen und wer eine Saite sucht, die sehr gut auf den Bogen anspricht aber auch ordentlich Punch und Durchsetzungskraft im Pizz hat, ist mit den Zyex sicher gut bedient.


LG Jan


Hen Profilseite von Hen, 12.12.2010, 10:21:16

Hallo Jan,

mal wieder vielen Dank für diesen kompetenten Bericht, einfach klasse welche Mühe für uns (das Forum)! Weiter so!

LG Hen

Ceperito Profilseite von Ceperito, 12.12.2010, 18:33:13

Hallo Hen,
danke, das freut mich
LG Jan

jazzmaschine Profilseite von jazzmaschine, 13.12.2010, 08:25:53

 Sehr gute Arbeit mal wieder, Jan!

 

Gerade bei Saiten sind Erfahrungsberichte hilfreich, um sich eine Vorstellung machen zu können und keine Unsummen in die falschen Saiten zu stecken (ein teurer Spass ist das Ausprobieren natürlich weiterhin). Freu mich schon auf den nächsten Bericht!

 

Ceperito Profilseite von Ceperito, 13.12.2010, 11:52:17

 Danke, jazzmaschine,

ein nächster Bericht kommt sicher irgendwann...

LG Jan

DrJohn Profilseite von DrJohn, 13.12.2010, 11:27:31

Hallo Jan,

danke für den Testbericht. Ich lese Deine Berichte immer gerne. Gerade Deine Vergleiche mit anderen Saiten machen es einem leichter, den Klang einzuordnen und zumindest eine relativ grobe Vorstellung zu bekommen, wie die Saiten auf dem eigenen Bass klingen könnten.

Ich spiele momentan D und G Darm blank sowie E und A Daddario Hybrid Light, da Darm-Saiten und die Velvet Animas bei E und A auf meinem Bass zu dumpf und undefiniert klingen. Ich könnte mir vorstellen, dass E und A Zyex Light vielleicht eine gute Alternative zu den Stahlsaiten ist. da sie sich nach Deinem Bericht wohl etwas weicher anfühlen als die Hybrids. Momentan ist der Unterschied zwischen A Stahl und D Darm doch recht groß (aber zu verkraften). Klanglich funktioniert die Kombi auf meinem Bass allerdings ganz gut. Würdest Du sagen, dass die Zyex dunkler klingen als die Hybrids? Dunkler als die Obligato? Die Obligatos hatte ich auch mal ne ganze Weile, aber die sich extrem drehende A-Saite nervt und außerdem finde ich sie arco nicht gut geeignet.

Schöne Grüße,
Johannes

 

Ceperito Profilseite von Ceperito, 13.12.2010, 11:56:28

 Hallo DrJohn,
vielen Dank. Zu Deiner Frage:

Ja, die Zyex klingen dunkler als die Helicore Hybrids. Ich hatte die Zyex E & A mit Chorda D & G kombiniert, das geht sehr gut, auch von der Spannung her. Auf meinem Bass passen zu den Chorda allerdings am besten E & A Evah Pirazzi weich oder E & A Pirastro Pizzicato. Aber das hängt natürlich immer sehr vom jeweiligen Bass ab...

LG Jan

Neuester Beitrag audiophile.concept Profilseite von audiophile.concept, 20.02.2011, 07:26:00

Hallo Jan,

danke für den prima Testbericht, entspricht bis in's Detail meinen Erfahrungen mit diesen Saiten, insbesondere der Vergleich mit den Evah Pirazzi. Ich habe die D'Addario Zyex letztendlich jedoch durch Velvet Compas 180 ersetzt, traumhafte Saite (für Arco und Pizz gleichermaßen), allerdings auch wesentlich teurer, womöglich empfindlicher, und auch 2 Wochen nach dem Aufziehen immer noch etwas Stimmungsinstabil....klanglich aber in etwa Zyex + Seele... :-)

VG,

Johannes

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