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Hallo zusammen,
bei meinem ca. 100 Jahre alten CZ-3/4-Massivbass (viele Risse, aber anständig geflickt) stehe ich gerade vor folgender Aufgabe: Habe längere Zeit Jazz gespielt, und es waren "Obligato"-Saiten aufgezogen. Die haben für Pizz auch sehr gut funktioniert.
Das ist aber ca. 5 Jahre her, und der Bass stand nun studienbedingt ca. 5 Jahre in der Ecke. Nun würde ich gern so wie ganz früher wieder in ein klassisches Orchester. Die Obligatos sind aber runtergenudelt, habe ich den Eindruck, und als z.Zt. einziger Bass im Orchester braucht es natürlich auch ein bisschen Wumms. Persönlich mag ich die Obligatos für Arco auch nicht so gern, irgendwie zu schlabberig. Kurz, ich möchte wieder zurück zu den Stahlsaiten. Nun ist der Saitenhalter im Eimer und muss gewechselt werden, und da wäre das eine passende Gelegenheit.
Nach allem, was ich so gehört habe, wären die D'addario Helicores Orchestra wohl eine gute Sache, da klanglich gut, robust und langlebig, auch preislich sehr interessant. Die Frage ist allerdings, Medium oder Light? Leider konnte ich bis auf ein vages "Light soll angeblich besser sein" im Saiten-Kapitel hier dazu keine Infos finden. Ich weiß, dass es auch immer sehr vom Bass/Spieler abhängt, was nun die am besten geeigneten Saiten sind, aber trotzdem kann mir ja vielleicht jemand eine kleine Entscheidungshilfe geben? Hat jemand Erfahrung mit beiden Sorten? Sind die Medium zu störrisch, oder die Light zu zittrig? Wäre super dankbar!
Viele Grüße, Felix
Hallo Felix!
Neu hier? Dann erstmal herzlich willkommen!
Willst Du denn ausschließlich Klassik spielen? Oder auch ab und zu mal Jazz? Falls auch Jazz, kann ich die Helicore Hybrid empfehlen. Welche Stärke hängt von der Mensur(=schwingende Saitenlänge) Deines Basses ab. Bei mir ist die etwas über 106cm und ich komm mit den Hybrid Light gut zurecht, sowohl arco als auch pizz. Wobei ich denke, dass für rein klassisches Spiel vielleicht Orchestra medium besser ist. Die Hybrid-Saiten haben eine gute Bogenansprache, VIEL besser als die Obligatos, die ich vorher hatte. Außerdem sind die D'addario-Saiten auch noch halbwegs erschwinglich. Ich habe allerdings keinen Vergleich zu "reinen" Klassiksaiten. Tipp: Check regelmäßig den Marktplatz, dort gibt es Saiten oft sehr günstig.
Viele Grüße,
Johannes
Hallo DrJohn,
schonmal danke für die Antwort! Bin nicht neu hier, war nur sehr lang inaktiv, da der Bass schlafen musste (hab ein paar Jahre Gitarre und E-Bass gespielt). Jetzt möchte ich den Bass wirklich für Klassik einrichten, d.h., Pizz ist bis auf die gelegentlichen Pizz-Einlagen in Orchesterstücken wirklich nicht so wichtig. Werde heut abend mal die Saitenlänge abmessen.
Viele Grüße, Felix
Das mit der Saitenlänge ist nur ein ungefährer Anhaltspunkt - letztlich ist es Geschmacksache. Auch die Saitenlage spielt eine Rolle: Auf einem hoch eingestellten Bass spielen sich harte Seiten schwerer als bei niedriger Saitenlage. Ich wollte nur sagen, dass ich mit den Light-Saiten auch bei Arco gut zurechtkomme, sie sind keinesfalls zu "schwabbelig". Für reine Klassiksaiten beraten Dich besser andere.
D'Addarios sind sehr solide Saiten, gutes Preis- Leistungsverhältnis. Wenn Dir die Obligato zu schwabbelig sind, dann nimm medium, denn Obligatos haben keine besonders niedrige Saitenspannung. Ich hatte mal die medium drauf und war zufrieden mit ihnen.
Wie schon geschrieben hängt es von Deinem Bass, Deinen Vorlieben, Steghöhe etc ab. Manche Bässe brauchen eher höhere Spannung, andere blühen bei geringer Spannung auf. Das kann man austesten, indem man die Saiten testweise einen halben Ton höher oder tiefer einstimmt und schaut, was passiert.
Das Hauptproblem der Obligatosbeim Streichen ist meiner Meinung nach nicht die fehlende Saitenspannung, sondern eher die Eigenschaft der Saite, nicht sehr drehstabil zu sein. Vor allem die A-Saite dreht sich sehr leicht entlang der Längsachse, was einer knackigen Bogenansprache nicht gerade zuträglich ist. Meinem Gefühl nach haben die Obligatos ungefähr die Spannung der D'addario Hybrid Light, sind aber nicht so steif (zupfen sich daher angenehmer).
Danke für die hilfreichen Antworten! Ich habe jetzt herausgefunden, dass die Saitenspannung bei den Helicore light bei 112 kp liegt, bei den medium sind es 121 kp. Pirastro gibt die Spannung eines Satzes Obligato mit 117 kp liegt, alle für eine schwingende Länge von 1060 mm. Damit müssten die Helicore medium also besser passen als die light. Jetzt werde ich heute abend endlich mal aktiv werden und sie aufziehen. Bericht folgt!
Das ist interessant und bestätigt meine Wahrnehmung, dass sich die Obligato (beim Pizz) durch den Synthetikkern weicher anfühlen als die D'addario mit Stahlkern, also vom Pizz-Gefühl her eher den Light entsprechen. Da Du allerdings überwiegend streichen wirst, bist Du mit den Medium sicher besser bedient.
So, nun hab ich die Medium-Helicores seit gestern drauf und so langsam ist auch die Stimmung stabil. Bei der Gelegenheit habe ich auch den alten, halb verrotteten Saitenhalter samt rostigem Eisen(!)draht entsorgt und durch einen Wittner Ultra mit Nylon-Henkelsaite ersetzt. Was hat sich geändert?
Klang: Der Klang der Helicores ist relativ warm, natürlich brillanter als bei den Obligatos, aber nicht irgendwie schrill oder kratzig. Der Wolf, den ich vorher auf der A-Saite hatte, ist fast weg, das kann natürlich auch am Saitenhalter liegen.
Spielbarkeit: Die Saiten sind deutlich dünner und auch härter als Obligatos, aber trotzdem noch angenehm zu greifen. Soll ich an der Saitenlage noch was machen (z. Zt. G 9 mm)? Zuerst hab ich natürlich Pizz ausprobiert, dafür, dass es orchesteroptimierte Saiten sind, ist der Sustain gar nicht schlecht, etwa wie bei den Obligatos auch. Ein riesiger Unterschied dagegen bei der Bogenansprache! Schnell, direkt und präzise. Endlich schluss mit dem "Rollen", und auf einmal funktioniert's auch mit dem Springbogen :).
Fazit: (Bislang) eine sehr gute Klassiksaite! Zur Langzeit-Stimmstabilität und zur Haltbarkeit kann ich natürlich noch nichts sagen.
Meine alten Obligatos verschenke ich gern, falls sie mal jemand ausprobieren möchte. Sind natürlich nicht mehr neu, aber um einen ersten Eindruck zu bekommen, reichts wohl.
Wenn die Hohlkehle stimmt, kannst Du die G-Saite auf 7 mm runter feilen, die dickeren Saiten jeweils 1 mm mehr, so als Richtschnur.
Tja, die Hohlkehle. Das war das Stichwort. Ich habe mal nachgemessen und eine Hohlkehle von unglaublichen 11 mm bei der G-Saite in der V. Lage festgestellt. Daraufhin den Bass zum Geigenbauer, da ohnehin ein neuer Steg daraufsollte. Nun ist der Bass wieder da. Der Geigenbauer hat sich wohl sehr plagen müssen, es war auch nicht gerade billig, aber der Effekt ist unglaublich. Auf einmal spielt sich das Ding wie Butter, und der Klang hat sich um Welten verbessert! Nie hätte ich gedacht, dass die Qualität des Stegs so einen Riesen-Einfluss auch auf die tiefen Töne hat. Da ist auf einmal richtig "Fffump" dahinter! Allerdings ist mir aufgefallen, dass der Klang noch viel satter und sonorer ist, wenn die Saiten um 1 Ganzton tiefer gestimmt sind, als es sich "gehört". Ich werde vielleicht mal Saiten mit niedrigerer Saitenspannung als die Helicore Medium ausprobieren. Weiß jemand etwas über die Pirastro Passione? Die Amis fahren da drauf ja ab, dass es kracht, wenn man sich mal in den englischsprachigen Foren umschaut...
Einen schönen Rest-Sonntag!
Felix
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