GEBA-online

Gesellschaft der Bassisten in Deutschland

www.GEBA-online.de

Gesellschaft der Bassisten in Deutschland



• • • Forum

Berliner Kontrabassisten gesucht! <

Darmsaiten in Solostimmung?

> Bertram Turetzky

Auf diese Beiträge antworten | Zurück zur Liste | Zum neuesten Beitrag springen

Zugeordnete Kategorien: Saiten - Klassik

Hen Profilseite von Hen, 01.04.2010, 11:58:02
Darmsaiten in Solostimmung?

Hallo Leute,
folgende Frage beschäftigt mich:

Ich möchte mich verstärkt mit "Alter Musik" beschäftigen und deswegen auf pure Darmsaiten umsteigen. Nun ist es so das ich im Rahmen meines Studium trotzdem mich um die Standard-Sololiteratur kümmern muss für welche in Solostimmung brauche. Um mich aber mit barocker und frühklassischer Musik beschäftigen zu können muss ich natürlich viel Literatur und Kammermusik aus dieser Zeit spielen für welche dann doch eher die Orchesterstimmung besser geeignet wäre. Nun würde mich interessieren welche Erfahrungen ihr mit den Modulationsfähigkeiten von Darmsaiten habt, also ob es möglich ist Darmsaiten in Orchester- und Solostimmung zu spielen? 

Ich habe einen recht alten Bass der nur sehr wenig Druck auf der Decke verträgt. Darmsaiten haben ja bekanntlich eine sehr geringe Spannung, nun weiß ich aber nicht wie hoch das Gewicht auf der Decke ist wenn die Saiten (welche ja in der Regel für Orchesterstimmung gemacht  sind) einen Ganzton erhöht werden. Meine Angst besteht das es dem Bass dann doch zu viel ist und er ziemlich bescheiden klingt - und das würde mich halt auch nicht wirklich weiter helfen. Hier in der Saitendatenbank gibt es einige sehr interessante Rezessionen zu den Pirastro Chorda Carlos Henriquez Special Edition. Da diese wohl etwas dünner und weicher sind als die normalen Darmsaiten könnte ich mir vorstellen das es vielleicht möglich wäre die auch in Solostimmung zu spielen. Hat damit jemand Erfarung?

Falls also jemand irgendetwas weiß dann nur her damit, ich bin für jeden Tipp dankbar. Den Luxus 2 hochklassige Instrumente zu haben ist leider nicht möglich, zwar besitzte ich 2 Bässe doch glaube ich das ein Sperrholzframus für barocke Kammermusik dann doch nicht so das wahre ist ;-) Von daher muss ich schauen wie ich das auf einem Bass hinbekomme!

In diesem Sinne
Viele Grüße
Hen

nagybögö Profilseite von nagybögö, 01.04.2010, 12:07:28

 Hallo Hen,

Darmsaiten kannst Du Dir bei Manufaktur-Saitenherstellern (z.B. Nicolas Baldock) nach Mass herstellen lassen - den Durchmesser der Saite bestimmst Du. Ob blanke Darmsaiten geeignet sind, mehrfach einen Ganzton höher oder tiefer gestimmt zu werden, ist eine andere Frage. Sie sind ja sowieso sehr stimmunstabil. Ausserdem riskierst Du schnelleren Verschleiss der kostbaren Saiten. Spielbarkeit von runtergestmmten Darm-Solosaiten ist noch ein Kapitel. Und: Alte Musik Stimmton ist ja zumeist 415 HZ, also runterstimmen um eine kleine Terz! Ich glaube, es wird schwierig, eine Lösung zu finden. Ich habe irgendwann in den sauren Apfel gebissen und mir einen weiteren Bass gekauft. In der Übergangszeit habe ich immer mal die Saiten gewechselt, ja nachdem, was auf dem Programm stand.

Ceperito Profilseite von Ceperito, 02.04.2010, 09:13:32

Hallo Hen,
ich denke, Dein Vorhaben hängt auf der einen Seite von der Mensurlänge Deines Basses ab. Beispiel: Mein Instrument hat eine Mensur von 101cm. Nun gibt es Bassisten, die einen Chorda-Satz auf einen Bass mit 110cm Mensur spielen. Die 9cm Differenz entsprechen ja etwa den zwei Halbtönen, um die ich die Saite strecken würde, wenn ich die Saite auf meinem 101cm Bass auf Solo-Stimmung strecken würde. Das würde die Saite also locker aushalten.
Wenn Dein Bass allerdings schon eine große Mensur hat (109+), könnte es Probleme mit dem Hochstimmen geben, die Saiten könnten reissen.
Auf der anderen Seite wird durch das Hochstimmen ja auch der Deckendruck erhöht, was sich bei einem Bass der - wie Du über Dein Instrument schreibst - nicht viel Spannung verträgt, negativ auswirkt.
In diesem Fall wäre es besser, wenn Du Dir Darmsaiten in Solo-Spannung machen läßt und diese dann bei Bedarf auf Orchesterstimmung runterstimmst. Das Ergebnis wird dann in Orchesterstimmung nicht optimal sein, schont aber Instrument und Saiten und funktioniert in Solostimmung perfekt.
Eine Anmerkung zu den Chorda light:
die sind nur geringfügig weicher, als der normale Chorda-Satz und bei weitem nicht so weich wie ein Solo-Satz im Verhältnis zum Orchester-Satz sein müsste.
LG Jan

 

Hen Profilseite von Hen, 02.04.2010, 10:34:37

Hallo nagybögö & Ceperito,
danke für die Beiträge, sie sind sehr aufschlussreich!

Mein Bass besitzt eine Mensur von 105,5, also ordentliches Mittelmaß. Das die Saiten auf 101er Bässen wie auf 110er Bässen gespielt werden ist interessant denn es es zeigt wirklich das man einiges damit machen kann. Das man Darmsaiten in Solostimmung benutzt ist auf jeden Fall auch eine Option. Da wäre es für mich wichtig zu klären was ich denn mehr benötige, Solostimmung oder Orchesterstimmung. Das ich einen Kompromiss gehen muss ist mir auf jeden Fall bewusst, von Orchesterstimmung auf 415HZ nach Solostimmung mit 443HZ ist es ein Riesenschritt welcher nicht einfach für Instrument und Saiten sind. Das ist auf jeden Fall ein Problem.

Tja es bleiben Fragen über Fragen. Meine Angst bei einem Solosatz ist das in Orchesterstimmung gespielt die Saiten so weich und schlapp sind das auch nicht mehr viel rauskommt und ein ordentliches Bogenspiel nicht mehr möglich ist. Von der Grundidee ist es zwar okay das Solosaiten etwas strammer sind und mehr Druck erzeugen (denn den braucht man halt auch um sich gegen ein Klavier solistisch durchzusetzten, auch wenn die Klangschönheit dabei verloren geht) und Orchestersaiten etwas weicher sind und breiter, weiter klingen. Ob das von der Orchesterstimmung oder von der Solostimung besser zu erreichen ist bleibt die Frage.

Gruß Hen

 

HerrK Profilseite von HerrK, 04.04.2010, 19:16:59

Wie wärs mit transponieren?
Da ich mir auch nicht mehrere teure Instrumente leisten kann transponiere ich einfach.
Ich habe im Moment Solostimmung und wenn ich jazze, dann denke ich einfach einen Ganzton tiefer,
wenn das so nicht klappt, dann kannst du es dir ja auch aufschreiben.

Ist zumindest die günstigste Lösung und klanglich wohl auch am besten, wenn man sich nicht zwei Instrumente leisten kann.
Falls dein Alte Musik-Ensemble in 415Hz spielt, dann musst du halt eine Terz transponieren.

Grüße,
K

Neuester Beitrag Frank Profilseite von Frank, 07.04.2010, 17:27:16

 Hallo Hen

Original Classics Solo mit angepasster Saitenspannung machen lassen und optional eine blanke G , event. D Saite für die Alte Musik. 

Wenn du umbedingt alles blank haben willst, dann kommen wohl nur die Antigues von baldock in Frage, aber E Saite 6mm!

Aus meiner Erfahrung würde ich unten 2 umsponnene nehmen. (Genßler!) und oben kannst du ja blank nehmen. Ich spiel für Solo A auf dem Wiener 1,9mm. (430hz). Nimm halt vielleicht 2,1 die gehen auch auf G =415. für die D hab ich 3mm, vielleicht dann etwas dünner, dann gehts auch in Solostimmung.

Gesagt sei dir aber, daß das "moderne" Solospiel auf Darmsaiten ein heikles Unterfangen ist und die ganze Sache nicht leichter macht.

VG

Frank

Berliner Kontrabassisten gesucht! <Zurück zur Liste> Bertram Turetzky

Nur angemeldete Benutzer dürfen Beiträge schreiben. Bitte hier einloggen: LogIn



Zuletzt aktualisiert von Besucher am 01.12.2024, 17:42:49.