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Kontrabass - Preise aus historischer Sicht?

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Zugeordnete Kategorien: Geschichtliches

FrankW. Profilseite von FrankW., 06.02.2010, 22:36:04
Kontrabass - Preise aus historischer Sicht?

 Hallo Zusammen,

rein aus Interesse möchte mal folgende Frage loswerden:

Gibt es eigentlich "Preislisten" oder Anhaltspunkte, was ein Kontrabass vor 100/200/300 Jahren gekostet hat und wie der Anschaffungspreis in Relation zum Durchschnittseinkommen/Monatseinkommen zu werten ist?  Waren Instrumente bezahlbar oder oder verschlang die Anschaffung  eines einfachen Instrumentes "ein Jahresgehalt" der Durschnittsbevölkerung? Das es damals auch schon, je nach Qualität des Instrumentes etc., Unterschiede zwischen billig und  teuer gegeben hat ist natürlich klar - ich fände erste Anhaltspunkte sehr interessant. Da ich wirklich keine Vorstellung habe, was beispielsweise ein einfacher heute 120 Jahre alter Bass (Marktwert heute in brauchbarem Zustand wahrscheinlich ab 3500/4000€) im Jahre 1890 gekostet hat würde mich das echt mal interessieren.

Ich bin schon gespannt, wie Ihr das einschätzen würdet. Falls Ihr interessante Links zu dem Thema kennt würde ich natürlcih über einen kurzen Hinweis freuen.

Besten Dank schonmal und schönes Wochenende.

Gruß

Frank

 

jlohse Profilseite von jlohse, 07.02.2010, 00:12:28

Interessante Frage!

Ich habe kürzlich festgestellt, dass mein Trixon-Vibraphon in den 50er Jahren rund 2000 DM gekostet hatte – und heute für bis zu 2000 € gehandelt wird. Es hat also ungefähr seinen Wert verdoppelt. Allerdings bekam man damals für 5000 DM einen Opel Olympia Rekord. Ein Opel Insignia kostet heute aber 20000 € aufwärts …

Irgendwann hatte ich mal einen alten Kontrabass-Prospekt aus den 50ern in den Händen - ich glaube, er lag einem alten Jazzpodium bei. Die einfacheren massiven Bässe (waren es Framus?) kosteten damals rund 500 DM, glaube ich. Das wäre 1/10 eines Opel Rekord. Das wiederum entspräche heute 2000-2500 €. Kommt etwa hin, oder?

Uli Profilseite von Uli, 07.02.2010, 16:26:03

 Hallo Jonas,

vielleicht sollte man das Durchschnittseinkommen eines Menschen zu jener Zeit zugrunde legen. Ich glaube, einfache Autos sind heute billiger im Verhältnis zu damals.  Bei Eiern, Brötchen, Milch haben sich die Verhältnisse auch verschoben.

Die Statistiker nehmen ja immer den Warenkorb als Grundlage

Grüße

Uli

alexhaas Profilseite von alexhaas, 09.02.2010, 01:52:58

 Hallo,

ich weiß, es ist eher spät, aber ich hab gerade nochmal im Netz geschaut und auf einer Seite des statistischen Bundesamtes das gefunden. Monatliches Einkommen vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer von 1913 bis 2008. Ich hab mal drei Jahre rausgepickt:

Jahr      insges.    Männer     Frauen

 

2008     3213       3413          2724

1960     263        302           178

1950     135        150            83

 

abgesehen davon, daß es wohl immer noch so ist, daß Frauen weniger verdienen (wie ist das eigentlich bei Musikern?) kann man sehen, daß sich das Einkommen im Schnitt verzehn- bis verzwanzigfacht hat. Und daß der Opel (wegen DM-Euro) seinen Preis verachtfacht hat, also eher etwas billiger geworden ist. weil er nicht mehr 10 Monatslöhne, sondern nur noch ab ca 7 Monatslöhne kostet. Leider war das Vibraphon nach dieser Tabelle mal knapp 4 Monatslöhne wert und würde heute nur noch 3 Wochenlöhne kosten. Hat also anscheinend an Wert verloren. Weiß ich aber nicht. Weil ich den Rest der Preise nicht wirklich kenne. Autos werden damals eher ein extrem teures Luxusgut gewesen sein und deshalb auch im Verhältnis zu heutigen Autos teurer...

 

So. Jetzt reichts mir mit der Statistik und ich geh ins Bett. Die durchschnittliche Schlafenszeit eines Bassisten, der zwei schulpflichtige Kinder hat, jedoch am Abend vom Gig kommt und jetzt noch wach ist, liegt bei ca. 5 Stunden. Auch in DM. Und auch 1957...

 

Alex

 

Bassist14 Profilseite von Bassist14, 07.02.2010, 00:57:13

 zum kaufkraftvergleich kann ich nichts sagen aber z.b.  zum thema preise für hawkes bässe:

"In 1924 the four string Professor instruments were being advertised at £22, the four string Concert at £26 and the four string Panormo model was £36. For the three string versions of these same models prices were £20, £24 and £32 respectively."

ein hawkes panormo in guten zustand müßte heute ungefähr das 1000fache bringen

 

edit: es gibt bestimmt bessere links, aber ggf. hilfts das: http://www.measuringworth.com/ppoweruk/

sagt:

Current data is only available till 2008. In 2008, £36 0s 0d from 1924 is worth

  £1,530.14 using the retail price index.
  £6,841.47 using average earnings.

...was immer das heißen mag...

Samy Profilseite von Samy, 07.02.2010, 09:04:21

<"zum kaufkraftvergleich kann ich nichts sagen aber z.b.  zum thema preise für hawkes bässe:

"In 1924 the four string Professor instruments were being advertised at £22, the four string Concert at £26 and the four string Panormo model was £36. For the three string versions of these same models prices were £20, £24 and £32 respectively.">

zitiert nach the Contrabass Shop

alexhaas Profilseite von alexhaas, 08.02.2010, 15:01:05

Hallo,

sehr interessante Frage. Ich lese ziemlich gern Geschichtsbücher und steh dann regelmäßig da wie der Ochs vorm Berg, wenn es wieder mal heißt, daß der Kurfürst von Schaumburg-Lippe das Soundso-Gebiet für 100.000 Gulden an den Dingens-Herzog verkauft hätte. Auch ein Jahresgehalt von 300 Gulden (oder so, ich erfinde grade Zahlen in ungefährer Größenordnung) sagt mir nicht viel. Manchmal gibt es ja auch noch seltsame Kleinwährungen, und in Deutschland war das alles wegen der Kleinstaaterei noch komplizierter, weil jeder Kleinadelige sein eigenes Kleinherzogtum mit seiner eigenen Kleinwährung hatte.

Interessanterweise steht da wohl auch der Berufs- und Hobbyhistoriker ein bißchen im Off. Es wird nie gesagt, wieviel denn welche Summe in heutigen Währungen sei. Das hat sicher mit der Ungenauigkeit historischer Währungen zu tun - wieviel Edelmetall war nu wirklich in welcher Münze und wie verhielt sich das Silber zum Gold.... Ich dachte eigentlich, daß es mit Zeit ab dem Aufkommen der Nationalstaaten da einfacher wäre, es wird aber eigentlich immer nur mit den damals gültigen Währungen hantiert.

Was es nicht wirklich einfach macht. Egal, wo man nachschaut, alle reden sehr um den heißen Brei herum und sagen bzw. schreiben, daß die jeweiligen Lebensumstände des einzelnen, das jeweilige System (das ja noch nicht kapitalistisch im heutigen Sinne war) und natürlich die Wechselkurse kein irgendwie festzunagelndes System hergeben.

Das einzige, was ich gefunden habe, war in einem Forum diese Wechseltabelle eines Mutigen. Aber da gibt es bestimmt hunderte Gegenaussagen und ergänzende Tabellen. Irgendwo in den Tiefen von Bibliotheken und Wikipedias...ausserdem gabs damals wohl auch schon sehr deutlich das Prinzip der Inflation.

Hier steht aber auch nicht, aus welcher Gegend der jeweilige Pfennig, Taler etc. kommt. Aber immerhin - jetzt kann man in abendlicher Runde mit Wechselkursen aus der Zeit von Wallenstein angeben - und zumindestens annähernd mal einen Basspreis errechnen... und immer daran denken, daß die Mark 1967 noch was wert war :-)

Kaufkraft-Tabelle 1967 

Zeitraum Münzeinheit Kaufkraft 1967 ca.
1226-1375 1 Pfennig 1,10 DM 1 Schilling 4,30 DM
1376-1450 1 Schilling 7,80 DM
1451-1545 1 Schilling 5,40 DM
1546-1572 1 Reichstaler 69,00 DM
1611-1622 1 Reichstaler 45,00 DM
1622-1775 1 Reichstaler 32,50-43,00 DM
1839-1855 1 preuß. Taler 14,70 DM
1854-1863 1 preuß. Taler 9,00 DM 
[Verdenhalden]
Nur zur Erinnerung: 1 € = 1,95583 DM. - Leider ist die Tabelle schon älteren Datums. Unabhängig davon sollten diese und ähnliche einfache Vergleichsrechnungen nicht allzu ernst genommen werden, selbst wenn sie sich nicht bis ins Mittelalter vorwagen. Aussagekräftiger (seriöser) sind Vergleiche der Preise einzelner Waren in bestimmten Landesteilen in Relation zu den Einkommensverhältnissen "damals" und heute - was einen realistischen Vergleich natürlich sehr erschwert bzw. aufwändig macht. 

Grüße Alex

4saiter Profilseite von , 08.02.2010, 17:13:55

 Hallo Alex,

sehr interessant. Danke.

Mein KB soll, laut Geigenbaumeister, 200 Jahre alt sein und aus Böhmen stammen. Kennt jemannt die Währung zu der Zeit in Böhmen?

Liebe tiefe Grüße

Holger

FrankW. Profilseite von FrankW., 08.02.2010, 19:08:38

 Danke schonmal für die Infos! Das Thema ist ja wirklich komplizierter als ich dachte. An Umrechnungstabellen, Inflationsraten und verschiedene Währungen hatte ich nicht gedacht. Jonas hat aber wirklich ein interessantes Beispiel gebracht. 2000 DM für ein Vibraphon waren in den 50ern aber mal ein Wort!!!! Vielleicht findet ja noch jemand genaue Angaben zu den Kontrabasspreisen (neben den Pfund angaben - die Umrechnung muss ich mir nochmal genauer anschauen)?

Bis später

Gruß

Frank

Neuester Beitrag jlohse Profilseite von jlohse, 14.02.2010, 19:50:55

 Hier habe ich noch was dazu: http://www.kontrabassblog.de/?p=671

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