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Zugeordnete Kategorien: Noten & Literatur - Jazz
Diesem Link zufolge handelt es sich bei dem Real Berklee Book um eine Sammlung speziell für Berklee-Studenten, die nicht nur Jazz-tunes enthält. Zitat:
This collection is the answer to messy, inaccurate fake books. Specifically created for use at the prestigious Berklee School of Music, this Real Book features over 370 songs and is designed for practical use with neat and meticulously checked accuracies in melody, harmony, and rhythms. Popular hits of genres such as pop, rock, and standards include: Across the Universe * Bewitched * Careless Whisper * Every Breath You Take * Fly Me to the Moon (In Other Words) * Heartbreak Hotel * I'm Your Hoochie Coochie Man * In the Mood * Make You Feel My Love * Satin Doll * Still Crazy After All These Years * Teach Your Children * The Very Thought of You * and many more.
Every Breath You Take, Heartbreak Hotel und In the mood sind Titel, die nicht im RealBook zu finden sind.
Komische Mischung …
Finde ich innerhalb dieser kleinen Auswahl von Titeln dennoch schlüssig, wenn noch sowas wie La Grange und Face to Face dabei wären, käme es bei mir auf die Liste der kurzfristigen Selbstgeschenke (mit FedEx?).
Ach ist doch gar nicht so schlecht. Man kann das gut die "Hochzeits-" oder "Geburtstagsauswahl" nennen. Also das Songbuch welches man vorne aufschlägt, am Ende des Abends hinten wieder zu macht und sich denkt: "Wow, 6 Stunden vergangen, Feierabend!". Glücklich sei jeder der sowas nicht machen muss ;-)
Es gibt weißgott schlimmere Schicksale. Nämlich gar keine Gigs.
Naja das kann man differenzierter betrachten. Wenn ich einen künstlerischen Beruf ausübe und dann in meiner Kreativität massiv eingeschränkt werde dann muss ich mich schon fragen ob das so gut ist. Ich gehöre nicht zu den Leuten die mit einem Verhalten ähnlich der Allüren der Stars glänzen doch ich habe einen gewissen musikalischen Anspruch entwickelt auf welchem ich mich auch gewegen möchte. Ich sehe das nicht unbedingt so das ein Gig auf einer Hochzeit auf dem sich kein Mensch für die Musik interessiert und man nur als Überdeckung der Geräuschkulisse dient besser ist als gar keinen Job zu haben. Ich erlebe gerade selber auf der Musikhochschule wie Musik instrumentalisiert, kanalisiert und antiemotionalisiert wird. Ich bin gezwungen bestimme Stücke zu spielen ohne da sich gefragt werde ob mir diese gefallen. Wenn ich ein Stück spiele welches allgemein als "heiter" empfunden wird (nehmen wir mal als Beispiel die bekannte Mozartsonate C-Dur "facile") bin ich gezwungen das zu jedem Zeitpunkt so zu spielen, auch wenn ich mich im Moment einfach nicht heiter fühle weil ich davor mit meiner Freundin gestritten haben. Wenn wir jetzt auf das Beispeil der Jazzband auf der Hochzeit zurückkommen dann kommt man in die gleiche Situation: Man wird gezwungen schöne, lockere Musik zu spielen zur allgemeinen Erheiterung der Gäste, egal wie man sich danbei fühlt. Umgekehrt muss auf einer Beerdigung der Musik Trauer verleihen obwohl man vielleicht gerade kerngesund ist, frisch verliebt und sowieso irgendwie alles läuft. Beides ist möglich, führt aber nie zu einem optimalen Ergebniss.
Ich habe daher in der Zwischenzeit meine Meinung ein wenig geändert. Wärend ich früher auf Teufel komm raus Geld mit der Musik verdienen wollte und mir es quasi egal war was ich dabei zu spielen habe denke ich heute anders darüber. Ich habe keine Interesse mehr Musik zu machen die mich nicht interessiert (was nicht heißt das ich mich mit unbekannten nicht auseinander setzten möchte), ich möchte auch nicht mehr einfach nur Tonfabrik sein (das kann ein CD-Player auch) und bei einer Hochzeit der Musik vom Band vorgezogen werden weil es einfach schicker aussieht eine richtige Band zu haben (besonders unser Kontrabass ist immer wieder ein "Hingucker"). Ich bin heute davon überzeugt das ich lieber keine Gigs bzw. wenige und schlecht bezahlte Gigs habe, mich musikalisch mehr ode weniger verwirkliche (ich mein was heißt das schon?) und dann einen weiteren Job habe mit dem ich meine Brötchen verdiene und mir das ermögliche, zB. an der Musikschule zu unterrichten oder von mir aus bei Musik Schmidt Gitarren zu verkaufen oder auch was ganz anderes zu machen.
Naja, möchte das Thema jetzt aber hier nicht übrestrapazieren, es wäre bestimmt eine interessante Diskussion die man bei Interesse ausweiten könnte. Es lag mir aber am Herzen diesen Satz nicht einfach unkomentiert zu lassen da es durchaus eine andere Sichtweise gibt. Es ist allgemein ein sehr schwieriges Thema und für viele Musiker die diesen Spagat zwischen Geld verdienen und künstlerischer Verwirklichung gehen müssen ist ein enorm wichtiges Thema. Auch gibt es dazu unendlich viele Meinungen die alle ihre Berechtigung haben, am Ende muss jeder seinen individuellen Weg gehen. Das man daran scheitern kann wurde durch zahllose Beispiele von berühmten Musikern bis zum unbekannten Nachbarn gezeigt.
LG Hen
Das kenne ich alles und kann Deine Ansichten gut nachvollziehen. Allerdings, tut mir leid dass ich das sagen muss, die Alternativen die Du aufzählst um Deine Brötchen zu verdienen, die klingen alle recht theoretisch. An einer Musikschule, oder überhaupt Unterricht zu nehmen, und an einer Musikschule zu arbeiten, sind zwei Paar Schuhe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du an einer Musikschule jemals unterrichtet hast, die Zeiten an denen man dort reine Instrumentalisten als Lehrer eingestellt hat sind lange vorbei und die momentanen Einsteigerjobs dort haben immer was mit Gruppen, Klassen- oder Elementarunterricht zu tun, da ist pädagogisches Handwerk, Taktieren, Organisationstalent und Durchsetzungsvermögen gefragt und nicht Künstlertum, das interessiert kaum jemand. Privatunterricht läuft nur bei einen langfristigen Aufbau eines Kundenkreises mit gefälligen Instrumenten gut, ansonsten hast Du ständig Leute die nicht zum Unterricht kommen wenn sie nicht geübt haben und die die Zeit die Du Dir freigehalten hast nicht bezahlen wollen. Bei Musik Schmidt wird der Gitarrenverkäufer nach Umsatz bezahlt und ist gezwungen Pokerface aufzusetzen und nervenden Typen Dinge anzupreisen von denen er nicht überzeugt ist, dass machst Du garantiert nicht. Bleiben Jobs in der Qualität von Supermarktkasse, Taxifahren, Pizzaflitzer, Gebäudereiniger etc. OK Du hast das scheinbar so für Dich entschieden und ich hoffe, es macht Dir auf Dauer nichts aus. Ciao Roland
Na, was Hen und seine Erfahrungen betrifft, bist Du ein wenig im Irrtum. Aber das wird er sicherlich noch selbst korrigieren ;-)
Zum Thema Musikerarbeit vs. -spaß: Es ist halt wie in jedem Job. Nimmt man es als Hauptjob, dann gehört die Prostitution auf Hochzeiten, Betriebsfeiern und mit Strassengigs etc. halt dazu. Ich glaube, außer langjährigen sinfonisch Bestallten gibt es da kaum Ausnahmen. Ist halt so...
Gruß
Roman
Ist eben immer problematisch, wenn sich Hobby und Beruf überschneiden. Für andere Berufe gilt das ja auch. Unterm Strich ist der Beruf des Musikers immer noch recht priviligiert, auch wenn die Zeiten schonmal bessere waren und das mit dem Geldverdienen nicht immer leicht ist.
Bei z.B. Hochzeiten springen ja auch noch immer Kellner und Caterer rum … Du kannst davon ausgehen, dass die nur einen Bruchteil Deiner Gage bekommen, und dafür auch noch länger und anstrengender arbeiten müssen. Und im schlimmsten Fall bekommen die auch nichts zu essen ab.
Hallo Hen und "all the other ommas" (das ist ein Helge-Zitat!!),
Aufgabe des Bäckers ist es, Brötchen zu backen und nicht etwa, den ganzen Tag Brötchen zu essen. Und so ist die Aufgabe des darstellenden Künstlers (Musiker, Schauspieler, Tänzer, Sänger, Schlagzeuger,...), eine Emotion beim Zuschauer / -hörer auszulösen, und nicht die eigene Emotion zur Schau zu stellen.
Deine Erläuterungen, lieber Hen, kann ich gut nachvollziehen. Und doch läufst du in eine Falle, die ich gerne die "Amateurfalle" nenne. Das hat nichts mit dem Niveau dessen zu tun, der in sie reingelaufen ist. Wir reden über Professionalität. Viele Musiker verwechseln die Zurschaustellung ihrer selbst mit dem Auftrag, das Publikum zu unterhalten. Und mit "unterhalten" meine ich keineswegs: seiner Erwartungshaltung zu entsprechen!! Nicht der Musiker im Graben benötigt die Gänsehaut beim Wallkürenritt - der Zuschauer muss sie bekommen. Wenn ich das nicht hinkriege aus welchen Gründen auch immer, sei es, weil ich Wagner Scheiße finde oder Spätromantik oder Oper oderoder, habe ich schlicht und ergreifend meinen Beruf verfehlt. Dann muss ich in der Tat etwas anderes machen. Und Obacht: Unterrichten heißt auch, sich nach dem Schüler zu richten. Und die wollen längst nicht immer das, was ich will.
Zwei Zitate aus der Welt des Theaters, in der ich seit fast 2 Jahrzehnten arbeiten darf, möchte ich dir für deine Entscheidungsfindung mitgeben. Das erste von einem inzwischen verrenteten MD im Rahmen einer Pressekonferenz auf die Frage, was er denn so mache. Seine Antwort: "wir begeistern Menschen!!". Das trifft es sehr genau, wenn man´s denn kann. Das zweite ist von Gustav Mahler, wenn ich mich nicht irre: "wer immer dem Publikum hinterherläuft, bekommt auf Dauer nur dessen Arsch zu sehen". Das sind die beiden Seiten: begeistern, unterhalten, Wohlgefallen erzeugen, aber auch provozieren, fordern, zuweilen verärgern. Der Rest ist Schweigen!
Old Slapperhand bringt es eigentlich auf den Punkt. Aber (na klar aber;-) im Gegensatz zu einem Maurer, der einfach nur dort, wo der Kunde es haben möchte, eine schöne Mauer hinzusetzen hat, muß ein Musiker auch mit dem Herzen dabei sein. Sonst trabt die Walküre nämlich und galoppiert nicht :-) Ein Musiker, der ohne Herzblut spielt, ist nichts anderes als ein Musikcomputer, und gerade die Emotion unterscheidet ja uns Menschen von der Maschine. Der Orchestergraben muß vor Musik überquellen, und das kann er nur, wenn alle Musiker in ihrem Segment ihr jeweils bestes geben.
Insofern stimme ich Hen zu, daß er ohne inneren Bezug zum Stück keine Brillianz aufbauen kann. Es fehlt einfach das gewisse Etwas, und genau DAS ist das Wichtigste an der Musik.
Ist meine persönliche Meinung (und Erfahrung), nicht mehr und nicht weniger. Ich habe eine Menge Auftritte als Gesangssolist absolviert (und auch mit der Gruppe), und nur die, wo wir mit dem Herzen dabei waren, nur die waren die Zeit wert. Der Rest war larifari abgespult, und DAS hat auch das schlechteste Publikum nicht verdient. Manchmal ist es dann wirklich besser, man geht gar nicht auf die Bühne anstatt lustlos. Und mit Profi-Sein hat das wenig zu tun, schaut Euch die Stones an! Auch die haben nach 30 Jahren auf der Bühne schon große Konzerte aus Lustlosigkeit verkackt". Ist halt so...
Gruß
Roman
Schöne Diskussion, sehr interessant die vielen unterschiedlichen Ansätze und Meinungen dazu zu lesen. Das man mich hier ein wenig in die "Bist noch Musikstudent und hast keine Ahnung, komm erstmal ins richtige Leben" - Schublade steckt habe ich erwartet, ich bin momentan am überlegen ob ich mich dagegen jetzt verteidigen soll oder nicht. Ich versuche es mal:
Nach dem ich mit 12 den E-Bass endeckt und meine klassische Pianistenkarierre über den Haufen geworfen haben begann ich 3 Jahre lang autodidaktidsch wie ein Bessesener zu üben/spielen. Mein Glück war das ich von Beginn an der in der Schulband spielen durfte welcher unser Musiklehrer als Gitarrist und Sänger geleitert hat. Der Mann war noch ein richtiger Rocker aus der 70ern, wir spielen Deep Purpel, The Who, Uriah Heep, Alice Cooper, Boston, Hendrix, etc.. einfach nur die guten alten Nummern. Er zeigte mir am Anfang viel denn natürlich konnte er auch richtig gut Bass spielen. Als ich mit 15 dann noch Anfing mit Unterricht bei einem sehr gutem Lehrer war ich mit 16 schon ein recht anhörbarer Bassist. Deshalb fing ich da in meiner ersten professionellen Band an, eine Rock'n'Roll-Oldie-Coverband mit 50 Gigs jedes Jahr an (aus diesem Grund begann 1 Jahr später aus das Kontrabass spielen). Ab diesem Alter fing ich auch an zu unterrichten, 3 kleine Schüler aus der Schule wollten unbedingt E-Bass lernen und kamen auf mich zu da isie gesehen habe wie ch mit der Schulband auf dem Schulfest gespielt habe. Mit 17 spielte ich in meiner ersten Jazzband, einer Latin-Fusion-Band die in Hanau die in einer Bar jeden Abend spielen sollte, wir spielten nur die coolsten Sachen, Petrucciani, Weather Report, etc.. War ne echt coole Zeit damals, da habe ich glaub ich am meisten auf dem E-Bass gelernt denn wenn man den Kram jeden Abend spielen muss dann lernt man es auch. Durch Glück und gute Kontakte (und die hatte ich wirklich, da war schon immer mein riesen Vorteil) gründete ich mit 18 meine eigene Jazzband und fing in einer Profi-Rockband aus HH an. Nachdem ich mit 19 mein Abi machte bekam ich die Stelle für E-Bass mit Nebenfach Klavier an einer Musikschule angeboten. Zwischen 19 und 21 unterrichte ich 40 Schüler die Woche und machte über 300 Auftritte in Deutschland, Österreich, Schweiz und bis nach Italien runter. Mein Wochenplan bestand aus Mo-Mi unterrichten und ab Do im Transporter Kilometerfesse auf der Autobahn um irgendwo in der Pampa zu spielen. Diese beiden Jahre als Profimusiker haben mich sehr geprägt, ich bin zu Hause ausgezogen, musste alles selber bezahlen und auf eigenen Füßen stehen (ich bin dann nach einiger Zeit wieder zurück zu meinen Eltern da es sich nicht lohnte eine Wohnung zu haben in der man so selten war wie ich).
Dieser kurze Abriss meines bisherigen Musikerlebens soll ein wenig verdeutlichen das ich durchaus weis wo von ich rede. Ich habe trotz meiner junger Jahre einiges erlebt, habe von der Dorfkneipe mit 10 Gästen bis auf Schlake vor 60.000 Menschen einiges mitbekommen, weis was es heißt wie bekloppt zu Arbeiten um ein wenig was zu verdienen und weis vorallem wie es ist sich für Geld musikalisch zu prostituieren. In dieses zwei Jahren habe ich gelernt das Musik machen schön ist aber ich das nicht um jeden Preis kann. Natürlich bäckt der Bäcker seine Brötchen nicht für sich, trotzdem möchte ich den Beruf des Musikers noch von dem Beruf des Bäckers unterscheiden. Ich habe mich für einen künstlerischen Beruf entschieden, nicht für einen handwerklichen. Die Zeiten von denen ich von der großen Karriere träumte sind schon lange vorbei, das war mit 15-16 wo man denkt man gründet ne Band, schreibt Songs und wird berühmt, etc.. Ich habe in den 2 harten Jahren im Profibusiness gelernt was es heißt musikalisch zu funktonieren, immer spielen zu müssen obwohl man keine Lust hast, bestimmte Sachen spielen müssen hinter denen man nicht steht (die bestbezahltenten Jobs waren die Musicalaushilfen, viel Geld für bescheidene Musik) und ich vor allem habe ich gelernt das es so nicht funktioniert. Es besteht immer ein Geben und Nehmen zwischen dem Künstler und dem Publikum denn ich mache Musik aus zweierlei Gründen: Einmal um dem Publikum ne schöne Zeit beim Konzert zu geben und einmal um mir selber ne schöne Zeit zu geben. Sobald eines nicht mehr gewährleistet ist wird für mich die Musik zwecklos. In den zwei Jahren habe ich richtig die Lust an der Musik verloren, besonders Rock/Pop-Musik verlor soviel an Wertigkeit, ich hatte keine Lust mehr den E-Bass in die Hand zu nehmen weil sofort das alles wieder präsent würde. Manchmal hing nach nem langem Unterrichtag über dem E-Bass, spielte zu "Dark Side" mit und mir kamen die Tränen weil es so schön war das Spielen zu dürfen was mir gefällt. Irgendwann konnte ich aber auch den E-Bass nicht mehr sehen, ein Grund warum ich mich so in den Kontrabass vertieft habe. Der E-Bass wurde Job, ein Arbeitsgerät welches ich nach der Arbeit vor Ekel in die Ecke warf und erst wieder in die Hand nahm wenn es unbedingt sein musste. Aber auch bei anderen Sachen konnte ich nicht mehr frei musizieren, mir wurde meine gesamte Kreativität geraubt, ich fühlte mich einfach nur noch leer.
Aufgrund dieser Erfahrungen bin ich zu meiner Meinung gekommen welche ich hier beschrieben habe. Ich möchte nicht mehr auf einer Hochzeit spielen auf der es keinen Menschen interssiert. Ich bin bereit auf das Geld zu verzichten und von mir aus auch zu kellnern denn es gibt einen großen Unterschied zwischen den Berufen: Musik zu machen ist eine künstlerische, kreative und musische Aufgabe, etwas was man nicht einfach so nebenbei macht, kein Handwerk oder nur ein Job. Musik verlangt von uns das wir unser Innerstes offenbaren, es lässt uns erkennen was hinter dieser Welt ist, es lässt uns eins mit der kosmischen Schwingen werden die alles zusammenhalten. Die Inspiration ist eine heilige Muse welche nicht einfach erscheint wenn man sie braucht, man kann sie nicht auf Kommando instrumentalisieren und benutzen. Ich habe das für mich erkannt und möchte mich auch daran halten. Das man im Musiker-Berufsleben Kompromisse eingehen muss ist klar, wenn ich in einem Orchester spiele dann kann mir nicht alles gefallen. Dafür gibt es aber auch noch andere Werte in der Musik wie der soziale Wert wegen dem man auch Musik macht. Und zu Unterrichten ist nochmal etwas völlig anderes, das ist nüchtern betrachten nicht mehr als ein Handwerk welches man ausübt. Ich bin heute aber bereit etwas anderes zu tun. Lieber gehe ich tagsüber einem völlig normalen Beruf nach um mich Abends auf das Musik machen zu freuen und voller kreativer Energie spielen zu können ohne das mir jemand diese raubt indem er mir vorschreibt was ich zu tun habe weil ich mich für Geld musikalisch prostitieren muss. Lieber gehe ich Taxi fahren, Pizza backen oder setzte mich zu Lidl an die Kasse. Da habe ich für mich entschieden.
Ich denke das kann man verstehen, am Ende muss das jeder sowieso für sich selbst entscheiden und so handhaben wie er am besten damit zurecht kommt. Ich studiere aus idealistischen Gründen, einfach weil es mich interessiert. Noch bin ich jung und am Anfang meiner Entwicklung, bestimmt werde ich meine Meinung auch das eine oder andere mal ändern. Was ich nach dem Sudium mache wird sich zeigen, vielleicht bin ich dann in der Lage mich in den Orchestergraben zu setzten und Wagner zu spielen obwohl er mich nicht gefällt, vielleicht auch nicht. Ich habe druchaus genau vorstellungen wie mein Leben später aussehen soll, was ich realistisch musikalisch-beruflich erreichen kann und was nicht. Natürlich sind diese Ziele so gesetzt das ich auch nur Musik mache und davon mein Geld verdiene, aber ich werde für den Satus "Prodimusiker" nicht mehr alles tun.
In diesem Sinne
LG Hen
warum nicht. es ist schon war das man sich manchmal ganz schön verrenken muß um als ausübender musiker zu überleben.
es ist nicht leicht in zeiten wie diesen. trotzdem denke ich das musik im profibereich auch nichts anderes als ein handwerk ist.
ich denke das das künstlertum etwas überschätzt wird. was macht uns den so besonders. es gibt nur sehr, sehr wenige musiker die etwas neues oder eigenes entwickelt haben. der rest klingt nach einer kopie von dem.
kein wunder. das passiert wenn man transcribtionen übernimmt und keine eigene sprache findet. wir sind auch nicht besser als die klassiker, haben nur mehr kombinationen von noten die wir abrufen können.
naja, klingt etwas pessimistisch. trotzdem frohe weihnachten.
Ich denke mal, Hen geht es gar nicht um die so oft kritisierte Selbsterhöhung des Künstlers aus der reinen Sache heraus. Er will einfach nur sein Bestes geben, wenn er spielt. Und daß man diesen Willen hat, das ist für mich eine der wichtigsten und effektivsten Triebfedern in jedem Job.
Wenn man merkt, daß man aus Frust und Genervtheit mittelmäßig wird, dann sollte man sich immer fragen, ob man dafür dann noch Anrecht auf Salär hat - zumindest auf ein volles.
Aufrrichtig und ernsthaft sein ist leider etwas, was gerade heute im Berufsleben den Meisten abhanden gekommen ist. Und das ist sehr schade. Ich achte jeden ernsthaften Handwerker/Künstler, egal, wie gut er ist - wenn er nur sein ganzes Können in die Waagschale wirft.
Aber "nur ein Job" ist zutiefst verachtenswert. es degradiert den Konsumenten zum reinen Objekt der Geldbeschaffung und zeugt von mangelnder Achtung voreinander. Mittelmaß und Opportunität sind leider Alltag heutzutage - nur kein erstrebenswerter.
Ist natürlich nur meine persönliche Meinung...
Gruß
Roman
ich habe das gefühl das" mangelnde achtung" eher uns musikern entgegen gebracht wird. kein wunder das dann die motivation sinkt. die zuhöhrer sollten sich auch nicht wundern wenn sie lieber ihr geld für alkohol ausgeben wollen als eintritt zu bezahlen.
immer mehr (jazz) clubs zahlen keine festen gagen mehr. wenn man glück hat, hat man am ende des abends 20€ in der tasche; das reicht gerade mal fürs taxi. selbst in der klassik ist lohndumping längst zum alltag geworden.
da wundert es mich kaum wenn man mit frust auf die bühne geht. ich denke das z.t die veranstalter daran schuld sind wenn unmotivierte musiker auf der bühne stehen. wenn sie uns nicht ordentlich bezahlen können sollten sie lieber eine cd abspielen.
Jazz kann eigentlich nur noch subventioniert überleben - von Ausnahmen mal abgesehen. Wo es diese Subventionen nicht mehr in adäquater Höhe gibt, können die Clubs eben oft nicht mehr zahlen. Da sind die Clubbetreiber (meistens, aber nicht immer) auch nicht besser dran als die Musiker.
Im klassischen Bereich ist es ja nicht viel anders, aber anders als beim Jazz da ist es selbstverständlich, dass die Opernhäuser und Theater mit Millionen aus öffentlicher Hand (künstlich?) am Leben gehalten werden.
Aber bei allen Klagen sollte man sich auch mal selbst hinterfragen: ich gehe beispielsweise auch nicht häufiger als alle zwei Monate mal auf ein Konzert, bei dem ich nicht selbst spiele. Vor 15-20 Jahren war ich auf fast jedem Konzert, das mich annähernd interessiert hat. Das gehörte einfach dazu. Und wenn ich mal auf ein Konzert gehe, treffe ich dort nur selten Musikerkollegen. Die sind also auch nicht besser. Wenn also noch nicht mal die Musiker der Konzertbetrieb noch hinterm Ofen hervor lockt …
Ich will diese geäußerte Sichtweise gar nicht per se totarumentieren, sie ist ja wesentlich aus der Sicht des Musikers korrekt. Aber es gehören zu jedem Problem immer zwei Mitschuldige, hier neben dem Clubbetreiber, der lieber Sauferei als Grundlage hat als Musik (erstere ist nämlich die sichere und verläßliche Geldquelle), auch der Musiker, der oft genug mit hoher Gage entlohnt wurde aber dann nur halb geleistet hat. Das Risiko soll beim veranstalter liegen, und oft genug erlebe ch Musiker, die die Gage garantiert und alle Werbearbeit etc. ohne Eigenanteil geleistet haben wollen. Natürlich kommt auch dazu, daß das vielfältige Angebot heute die Werbung extrem teuer macht. Früher gab es halt nur wenige lizensierte Clubs, und schon war der Saal auch gerammelt voll. Fernseher gab's nicht/kaum, Radio nur eingeschränkt...kein Wunder, daß man immer vor vollem Haus spielen konnte. Das umgesetzte Geld hat dann auch für gute Gage gereicht.
Schau mal heute in einen Jazz-Club: 40 Jahre und älter, gut betucht aber meist geizig wie ein dürrer Ast. Dicke-Hose-Drinks für 15,- sind kein Thema, aber Eintritt von 7,- wegen der Combo on stage - Pustekuchen! Geiches gilt für CDs - sind ja als MP3 im Web für lau zu kriegen... Es liegt an vielen Faktoren, warum Musik heute ein Hungergeschäft mit Subventionszwang geworden ist. Und nur darüber zu heulen, daß es so ist, das bringt auch nix. Es gibt eine Menge Musiker, die den Zug der Zeit nutzen und sich mitttels neuer Medien selbst bewerben. Und wenn die in eine Stadt wie Rostock oder Berlin in einen an sich popeligen Club kommen, dann ist der Saal -ohne ein einziges Plakat zu hängen- rappelvoll. Da stimmen dann auch die Bezahlungen...
Ich für meinen Teil halte Hens (und es ist ja nicht nur nicht nur seine) Sicht für legitim und nicht so falsch. Was rar ist, wird auch gesucht. Und wenn Livemusiker sich mehr der üblichen "Prostitution" verweigern, dann wird man sie auch wieder anständig bezahlen. Laß sie doch CDs auflegen, sie werden den UNterschied schon merken.
Wobei, was ist denn anständig? Welcher "Lohn" ist denn angemessen? Das sind dann schon wieder Fragen, die man zuerst mal beantworten muß, bevor man über knauserige Veranstalter mault... Musik machen ist ein selbst gewählter Job. Und genauso wie ein Stahlarbeiter bei Thyssen-Krupp kann man auch da arbeitslos werden, wenn der Markt einfach wegbricht. Man muß sich mal vom Gedanken verabschieden, als Künstler automatisch ein Recht auf Alimente erworben zu haben. Arbeitszeit ist Leistungszeit - auch in der Musik, und wer nicht leistet, der wird auch nicht mehr gefüttert. Macht mal die Augen endlich auf! Die Zeiten der 3-Gigs-Monate mit gefülltem Konto sind doch schon lange lange vorbei...so ein paar hundert Jahre etwa.-)
Gruß
Roman
@ dumdidum: "arbeitszeit ist leistungszeit. wer nicht leistet wird auch nicht gefüttert?" (sondern gefeuert?)
diese einstellung die sich hier in deutschland breit macht halte ich für ziehlich unangebracht. das könnte ein slogan der fdp sein.
neoliberalismus und null soziales denken. "die zeiten der 3-gigsmonate sind doch schon lange vorbei"
das klingt für mich als ob du das befürwortest. doch wenn wirklich alle musiker zusammenhalten würden und vereinbaren das
man beispielsweise unter 50€ nicht spielt, würde sich schon etwas ändern. und 50€ ist ja wirklich nicht viel.
ich denke das man sich nicht alles über sich ergehen lassen sollte. doch wenn viele so eine einstellung wie dumdidum haben; na dann gute nacht.
Nee nee, genau lesen bitte! Gefeuert wird niemand, man läßt ihn einfach im "sozialen" Netz verrotten bis er von selbst aufgibt. Das hat nix aber auch absolut gar nix mit Neoliberalismus zu tun! Das ist zum Einen ein Fakt der allgegenwärtigen "sozialen" Marktwirtschaft a la Westeuropa. Zum Anderen ist es nur ein Hinweis darauf, daß die Zeiten sich (wie sonst in der Geschichte auch) mal wieder mächtig geändert haben. Kunst ist nur noch dann akzeptabel, wenn sie entweder direkten wirtschaftichen Nutzen bringt oder zumindest nachweisbar einen (gesamtwirtschaftlichen) Schaden verhindert (z.B. musikalische Präventionsarbeit).
Du kennst das ja sicherlich mit dem Wind der Veränderung?. Man kann also nun zwei Dinge tun: Mauern bauen oder Windmühlen. Du willst Mauern, andere halt Windmühlen. Es wird sich zeigen, wann wer noch da ist.
Die Zeiten, wo man für (relativ) wenig Arbeit viel Geld bekommen konnte, sind (im Handwerklichen zumindest - wozu auch die handgespielte Musik oder Malerei/Bildhauerei zählt) für längere Zeit vorbei. Wir haben nun mal eine Marktwirtschaft, und in der bestimmen die Worte Markt und Wirtschaft. Da steht nix von Kunst und Kultur. Niemand soll verhungern, verdursten oder erfrieren - mehr steht da nirgendwo drin. Und ob man das nun gut oder schlecht findet, interessiert herzlich wenig, wenn man davon leben will muß. Es ist einfach eine Übereinkunft, die die Majorität der Gesellschaft getroffen hat. Und wenn da eine Minoritätsmeinung (z.B. die der Berufskünstler) drin fehlt, dann ist das einfach "nur" Demokratie in Reinstform. Selbstgewält - wie schon oben geschrieben...
Richte Dich nach den äußeren Regeln, dann kannst Du Deine inneren auch anwenden! So einfach kann man es auf den Punkt bringen und auch erfolgreich damit durchkommen. Klar kannst Du beständig rebellieren und am althergebrachten oder gewöhnten System festhalten. Nur, die Gefahr, damit einfach nur unterzugehen, ist groß. Die Geschichte hat Beispiele genug in allen Sparten.
Hen hat nichts anderes gesagt als Du jetzt: Spiel nicht, wenn es Dir nicht paßt, und Laß Dich nicht vom Kommerz "überzeugen". Vielleicht klappt es und man erkennt Deinen speziellen Wert. Wenn nicht, dann regelt sich auch das "von allein". Genauso sehe ich es auch - sei ernsthaft, und mach Dein Ding! Wenn es halt nicht zukm Leben reicht, dann ist es trotzdem Deine Entscheidung, Dich als Musiker vereinnahmen zu lassen oder halt einen anderen Weg zu suchen. Den Spagat zwischen eigenem Ehrbegriff und gesellschaftlicher Relevanz desselben hast Du in jedem Job.
Man schätzt die meisten Dige erst, wenn man sie verloren hat. So ist es mit der Kunst auch, wenn sie weg ist, werden die Leute feststellen, daß sie etwas wert war und das Fehlen derselben etwas kostet. Aber mehr als ein folgenloses Nachdenken kann man im derzeitigen Finance-Hype nicht erreichen. Schau in die Wirtschaft, es ist dort nicht anders. Erst wenn man einen Betrieb aus "finanziellen" Gründen komplett schließt, bemerken die Kommunen, daß 10.000 Arbeitslose jahrelang auf ihre Kosten leben werden und die paar angesparten Gewerbesteuern vom mehrmals "geretteten" Betrieb nicht weit reichen. Ein korrigierender Schnitt zur rechten Zeit und eine Neuorientierung wäre oftmals sinnvoller als ein ewiges Nachhängen "guter alter Zeiten" - die ja sowieso immer besser waren als das jetzt ;-) der Ansatz "...wenn jeder..." ist eine schöne Utopie, aber die Realität zeigt, daß es immer mindestens Einer ist, der aus dem Jeder ausschert. Genau diese, den positiven Effekt verhindernde, Individualität ist das Problem. Du wirst sie nie ausschalten können - gerade nicht bei Künstlern ;-)
Die Musikbranche ist da keine Ausnahme (und war es auch nie).
Gruß
Roman
PS: Zur Grundeinstellung - ich war schon immer purpurrot, bin es und bleibe es garantiert auch ,-) Und in den mir gegebenen Grenzen lebe ich das auch aus. Aber ich bin auch ein Realist, sonst wäre ich an dieser Welt schon längst verzweifelt (insbesondere seit 1990 :).
PS2: Ach übrigens - für 50,- würdest Du spielen?!? Das muß aber dann ein Hauskonzert bei Dir oder geich um die Ecke sein. Für 50,- kannst Du ja nicht mal 10min hinfahren geschweige denn eine Stunde spielen! Da liegt Dein netto-Verdienst abzüglich Packzeiten, Versicherungskosten, Anschaffungsumlage für's Instrument, Sprit...unter 5,- Rechne mal! Ein Musiker sollte verdienen wie ein anderer Handwerker auch: 30,- die Stunde aber umgerechnet auf einen 8h-Arbeitstag also auch mit Übezeit etc.). Und dann kann man unter 150,- bis 200,- am Abend gar nicht mehr spielen.
@dumdidum: zu p.s.1: da bin ich ja erleichtert. wäre ja auch schlimm wenn auch noch wir als musiker zum neoliberalen lager überlaufen würden.
zu p.s.2: tja 50€ auf die hand sind in berliner (jazz)clubs standard (für lokale musiker). es gibt einige wenige orte die mehr zahlen und andere die sogar weniger zahlen , wenn man z.b auf eintritt spielt. soweit ist es schon gekommen. da überlegt man sich schon vorher ob man es sich und seinen mitmusikern wirklich zumuten kann. und wenn nicht gibt es immernoch abertausende bands die das einfach so hinnehmen. wenn 50-100 anfragen pro tag an einen club gehen, wird man sich über die ausmaaße bewusst. wenn man das als hobby betreibt o.k. wenn man damit die miete zahlen muß, dann nicht.
gruß, otto
;-( Also da kann ich Dir und den anderen Betroffenen nur die Daumen drücken, daß es über kurz oder lang auch mal auskömmlichere Gigs gibt! Mit solchen Preisen sind tatsächlich keine Miete und Futter gleichzeitg machbar. Ich seh's auch an einem Freund, der inzwischen in 4 Trupps sielt, damit er in der Woche 4-5 Auftritte schafft und u.a. seinen Bus bezahlen kann. Seine Swing-Combo macht teilweise mit 2h Strassenmusik mehr Einnahme als mit einem Abend im Club. Traurig ;-(
Gruß
Roman
PS: Wo spielst Du in B? Bin 14tägig da. Das wär doch mal ein guter Grund, etwas Kleingeld in den Club zu tragen ;-)
danke fürs interesse. spiele in den nächsten 14 tagen in keinem club. doch am 29.12. im konzerthaus am gendarmenmarkt beethovens 9. wenn du lust hast. muß ja schließlich etwas in die kasse kommen. sonst läuft überall jazz in berliner clubs. die auswahl ist groß, die bezahlung schlecht.
Die Biographie als Buchform ist bereits in Arbeit, einen exkusiven Auszug gibt es hier extra für die Geba zu lesen!
Du bekommst natürlich ein handsignierte Ausgabe von mir geschenkt, versteht sich doch von selbst oder..
Für alle die da Buch vorbstellen möchten sollen sich an mich wenden, ich übermittle dann gerne die Kontodaten auf der dann die entsprechende Anzahlung gemacht werden kann!
Beeindruckender Werdegang, und alles ohne Preisträger bei "Jugend Musiziert" gewesen zu sein. Aber Der arme Lektor!
Hehe danke. Leider muss ich dich aber enttäuschen, einen Jumu-Preis habe ich auch noch bekommen, zwar nur den 2. Preis auf Landesebene aber immerhin mit ner Eigenkompostition (Duo E-Bass und Geige für meine Freundin und mich). Immerhin kann ich momentan noch behaupten das ich der einzige E-Bassist bin der einen Preis bei Jumu in einer "klassischen" Wertung geholt hat (ich glaube unsere Rubrik hier "Kammermusik in besonderer Besetzung"). Muss aber mal nachfragen ob ich diesen Titel immer noch habe, in der Zwischenzeit muss doch jemand auch auf die Idee gekommen sein was kammermusikalisches mit dem E-Bass zu machen, ist jetzt eigentlich nicht sooo schwer ;-)
Um noch ein paar kurze Worte zu meinem Werdegang loszuwerden: Ich hatte verdammt viel Glück! Ich kann das nicht anders sagen aber irgendwie ist mir vieles einfach so in der Schoß gefallen. Wärend andere Schülre mit E-Bass anfangen, kein Geld für Unterricht haben und deswegen in ner Garagen-Emo-Punk-Band mit gleichgesinnten rumzocken konnte ich sofort mit meinem Musiklehrer die Klassiker der Rockgeschichte unter professioneller Anleitung spielen. Mein E-Bass-Lehrer hat mich dann unglaublich gefördet, er hat mir Gigs, Kontakte, etc.. alle geschafft weil er wollte das mal was aus mir wird. Ich habe in einigen Bands nur deswegen gespielt weil er da aufgehört hat und die Leute überredet hat mich zu nehmen. Mein erster Kontrabasslehrer war auch jemand der sich sehr um mich gekümmert hat weil er unbedingt vor der Rente es nochmal schaffen wollte jemanden an die Musikhochschule zu bringen. So hatte ich auch viel Unterricht und bekam zu Beginn sofort die nötigen Kontakte um in guten Orchstern mitspielen zu dürfen. Und von den Mühen die sich SiDaTo mit mir macht möchte ich gar nicht erst sprechen.. Also eigentlich habe ich einfach saumäßiges Glück gehabt das bei mir das eine zum anderen kam. Das einzige was ich gemacht habe war immer sehr gut vorbereitet zu sein, ich habe damals (und heute auch noch) viel geübt und einfach echt gearbeitet dafür. Das machen aber viele nur bei mir trug diese Arbeit auch Früchte. Ich weis das dies aber nicht mein Verdienst war.
die rausgehörten standards wurden damals von berklee studenten zu dem realbook zusammengefasst.
so enstand das erste realbook. irgendjemand kam dann auf die idee die bücher zu drucken und eine menge geld damit zu verdienen.
ich habe selber in berklee studiert und kann mit sicherheit sagen das das oben genannte "the real berklee book" nicht im unterricht genutz wurde. völliger quatsch. außerdem sind in den realbooks jede menge fehler vorhanden. das realbook von dick hyman wurde mir persönlich von lehrern dort empfolen. alle changes machen sinn und beinhalten keine schreibfehler oder enharmonische verwechslungen.
Das beste Realbook finde ich bis jetzt das Leonard Hal "The Real Book" (Sixth Edition), gibts auch Vol. 2+3 und vor allem sehr schön - im Taschenformat - ist halb so groß wie das Normale, aber ich zumindest kann es auch noch auf 1,5m Entfernung gut vom Blatt spielen, wenn ich das wollte. Aber Standards lernt man ja bekannter Weise am besten auswendig.
Stimmt alles schon, aber das erste Real book war halt illegal. Es wurde von ganzen Generationen von Jazzdozenten vertickt, viele haben ihre Kopien weiter kopiert usw.
Es ging damals darum, wo kann man Kopien kaufen (z.T. in best. Musiklaeden unter der Ladentheke), und wie gut (oder wenig grausam) ist die optische Qualitaet?
Da fuer viele der Sachen noch Rechte existieren,und ausserdem editieren ja auch kostet, ist es normal, dass dann Fake-Books "legalisiert" rauskamen - da kann ich keine whansinnige Geldmacherei drin sehen.
Problem war halt lange, dass das "originale" aber illegale Real Book eben die beste (weil am meisten gespielte) Auswahl hatte. Soweit ich weiss, ist es sein einiger Zeit auch legal erhaeltlich.
Fehler gibt's ueberall - so richtig schlimm war es nur im 2. Band des real book, wo anscheinend misslungene Transcriptionen der Berklee Studenten ohne irgendein Editieren abgeheftet wurden.
Ich kann die Diskussion oben nicht so ganz nachvollziehen. Es ist immer eine zentrale Frage, wie kann ich mein musikalisches Schaffen frisch und lebendig halten, ob Profi oder Semi/Profi. Es gibt ja ausserdem 100 verschiedene Profi-Varianten - ausser fuer "Stars" ist es fuer die meisten Unterichten plus (...), und das Plus ist dann auch Hoererkreis erarbeiten, bzw. KOntakte (Veranstalter, Musiker, Multiplikatoren wie Radio, Jazzinitiativen) und Zugang zu Foerdergeldern. Man muss sicher ein gewisses Niveau haben, ansonsten ist es aber eher, wen kennt man, ist man zuverlaessig und umgaenglich, und passt man stilistisch (z.B. wenn Leute aus dem Ausland einfliegen und die Frage ist, wer aus der lokalen Syene wird angerufen). Das kann man alles aufbauen, wird man sicher nicht bei reich und dauert halt, ist aber moeglich.
Oooops, diese Debatte läuft ja mal in 10 verschiedene Himmelsrichtungen gleichzeitig, da komme ich schon mit dem Lesen nicht mehr richtig hinterher, erst recht nicht mit passenden Antworten. Nur ein paar kurze Einwände, den teilweise üblen Unsinn aufzuklären versuchend ohne Anspruch auf PRAWDA:
* Der vielzitierte WindOfChange wird hier als quasi Naturgesetzt oder gar gottgegeben dargestellt, als etwas, das "passiert" ist. Das ist natürlich Unsinn. Dinge verändern sich nicht von alleine, sie werden verändert. Der Hinweis, man möge in Anbetracht des Wechselwindes Mauern oder Windmühlen bauen erinnert stark an das Schrödersche Diktum der Alternativlosigkeit anlässlich der ach so fremdbestimmten Fakten, das hieß damals: DasNotwendigeTun!! Auch hier wurde reichlich Sand, der ins Getriebe gehört hätte, in die Augen der staunenden Zuschauerschaft gestreut. Die Folgen sind bekannt. Man sollte Vorsicht walten lassen, wenn insbesondere Politik und Eliten behaupten, "es" sei nun mal so und so. Wie so oft sind die herrschenden Verhältnisse die Verhältnisse der Herrschenden.
*Kultur und Kunst sind natürlich das schmückende Beiwerk, das in Zeiten der Systemkonkurrenzen üppigst ausgestattet wurde, man durfte ja nicht schlechter da stehen als "die anderen". Seit nunmehr zwanzig Jahren gibt es keine Konkurrenz der Systeme mehr, also kann der künstlerische Firlefanz zurückgefahren werden. Dies mag bedauern, wer zuvor mehr als einen dicken Krümel unterm Tisch der Mächtigen rauskratzen konnte, es juckt letzendlich kaum jemanden. Im Rahmen einer rasch fortschreitenden Re-Feudalisierung dieser Gesellschaft wird zunehmend offenbar, dass es immer schon lediglich zwei Sorten von Künstlern gegeben hat: diejenigen, die um ihren Hofnarrenstatus wissen und diejenigen, die vehement abstreiten, Hofnarren zu sein. Der aufmerksame Leser hat es bemerkt: streng genommen ist das nur eine Gruppe, sie heißt HOFNARREN. Ich persönlich genieße die daran gekoppelten Privilegien sehr: der Kühlschrank ist gut gefüllt, ich darf jederzeit überall sagen, was ich denke, ohne geköpft zu werden, da man meine Rede für eine Karikatur hält, was sie ja auch ist.
*Der Jazz, um mal etwas dichter on-topic zu segeln, ist nun ein besonders dramatisches Kapitel aus der Festschrift der Jubiläumsausgabe der "international society of absurdities". Da wäre die Klage um mangelnde Popularität - ich empfehle, mal zu einer Jazzsession zu gehen, auf der halb verhungerte Studenten in Lumpen gekleidet komische Dinge unabsichtlich, aber zu laut von sich geben. Wie kann ich mich ernsthaft beschweren, dass eine Musik, die ihren Popularitätszenit längst überschritten hat und vor 50 Jahren aufgehört hat, dem Massengeschmack zu entsprechen, zu wenig Zuschauer und damit zu wenig Geld einbringt? Das geht doch garnicht! Als nächstes wird mangelhafte Subventionierungsfreude unterstellt - in Anbetracht der Tatsache, dass inzwischen praktisch jede deutsche Großstadt ein "Jazzstudium" anbietet, obwohl man Jazz nicht studieren kann! Hier wären wir bei einem entscheidenden Grund für die wirtschaftliche Notlage der Jazzmusiker angekommen: es gibt zu viele, ach was, es gibt viel zu viele! Nachdem die Gründung von Jazzabteilungen als Konjunkturprogramm für arbeitslose Jazzmusiker ganz gut funktionierte war doch klar, dass das nur ein einziges Mal klappt! Wie bescheuert ist, wer glaubt, von vor 20 Jahren zur Arbeitslosigkeit Verdammten Ausgebildete fänden bereits aufgrund ihrer Masse genügend Arbeit? Nach dieser Logik sollten unbedingt die Bochumer Opelmalocher zu Universitätsangestellten umgeschult werden, natürlich an einer FH für Automobilbau, an der ausschließlich Automobilbaufacharbeiter ausgebildet werden. Hier wiederholt sich der gleiche Fehler wie in der Klassik: auf einen schrumpfenden Markt wird mit einer Überproduktion an Arbeitskräften reagiert - welch ein Schwachsinn! Neulich bewarben sich auf eine frei werdende Klarinettenstelle an der Dortmunder Oper 800 (in Worten: achthundert!!) Bewerber!!!!! Alle Musikhochschulen schließen, und zwar sofort!!!!! Vielleicht in 10 Jahren eine handvoll davon wieder eröffnen und entlang der Arbeitsmarktbedürfnisse ausbilden, eventuell braucht man dann auch mehr Jazzmusiker. Nur so lässt sich das ekelerregende Preisdumping auflösen. 50 Euro Mindestgage - seid ihr bekloppt???? In der Szene, in der ich Mitte der 80er anfing, spielte niemand unter 200 Mark (das war soviel wie heute 200 Euro). Vor zweieinhalb Jahrzehnten!!
*Zum Schluss zwei schöne Zitate aus der Welt der Musik: "jazz is not dead, it just smells funny..." - o.k., geschenkt, den guten F.Z. kennen alle. Teil zwei: ein bekannter deutscher Jazzmusiker wurde auf einem Festival dem in der Tat berühmten Freddy Hubbard vorgestellt. Freddy entgegnete auf die Einleitung, dies sei der berühmte deutsche Jazzmusiker Bla_Blubb: "es gibt keine berühmten deutschen Jazzmusiker!!"
Und tschüssi!!!!!!!!!!
...den teilweise üblen Unsinn aufzuklären...
Äh, wie jetzt? Was wurde wo aufgeklärt? Bahnhof?!
Der vielzitierte WindOfChange wird hier als quasi Naturgesetzt oder gar gottgegeben dargestellt
Du weißt aber schon, daß sich die Ausführungen lediglich auf ein Zitat bezogen?! Es beginnt mit: "Wenn der Wind der Veränderung weht..." Such mal danach ;-) Und bitte beachte das WENN am Anfang! Dieser zitierte Wind ist ein stetiger, und man kann ihn Evolution nennen, Gottes Plan oder systematische Weiterentwicklung oder sonstwie. Aber daß er ein soziales Gesetz und auch vorhanden ist, das ist inzwischen mehr als unstrittig zumindest für die breite Masse;-).
*Kultur und Kunst...
Hmmh, Du stellst eine Menge banaler und unargumentierter Allgemeinplätze auf, behauptest und interpretierst. Eine faßbare Aussage vermisse ich zwar, aber es klingt zumindest hochtrabend. Die von Dir als aus dem Systemstreit als Zwangsfolge interpretierte Kunstförderung und deren positive Folgen gab es auch schon zu Zeiten, da war an die von Dir zitierten Lager bzw. konträren Systeme noch nicht mal ansatzweise zu denken (z.B. am französischen Königshof des 18.Jh. und in der zugehörigen Gesellschaft außerhalb davon). Ja selbst die Benenner der späteren "Lager" waren noch nicht mal geboren. Aber ich denke mal, das weißt Du schon.
...obwohl man Jazz nicht studieren kann!
Und wieder eine Behauptung von Dir, die vom tatsächlichen Fakt der aktuellen Lage widerlegt wird. Gegenbehauptung: Man kann Jazz studieren - sonst gäbe es ja kein Jazz-Studium ;-) Bring mal eine Definition von Jazz bei, die die Möglichkeit des Studiums ausschließt! Also ich finde da rhythmische Vorgaben, tonale Vorgaben, Kompositionsregeln, Interpretationsregeln...alles Dinge, die, rein mathematisch und sprachlich formuliert, gelehrt werden können. Also, WARUM kann man (Deiner Meinung nach) Jazz nicht studieren? Komm jetzt bitte nicht mit Lebensgefühl etc., das ist in keiner Jazz-Definition enthalten - mal abgesehen von eventuell Deiner individuellen. "Jazz" ist als Musikstil definiert - common ground.
Und was den Rest angeht, so hast Du zum Teil sogar mal Recht. Es gibt tatsächlich zu viele Musiker der unteren Mittelklasse, denn jeder halbwegs trainierte Instrumentalist hält sich für Paganini und tritt auch so auf. Musik erscheint vielen als die leichteste Form des geld verdienens - zumindest anfänglich.
Hens Keranaussage aber ging ja genau in die andere Richtung: Nicht mehr scheinen wollen als sein und so abkassieren als sei man der Gott der Musik, sondern hohe Ziele stecken, gut werden und auch dann gutes Geld verlangen (und bekommen dürfen).
Die Crux mit den 50,--Muggern ist ja genau die, daß der gute und anständige Musiker verdrängt wird vom Halblaien. Und für dessen (oftmals weniger als mittelmäßige) Leistung will man (als Veranstalter) natürlich nicht die erwartete Pofigage zahlen. Zu unterscheiden zwischen eben diesem Halbkönner und dem Virtuosen mit Herzblut ist für den Kunden im Vorfeld schwer, und deshalb kommt genau das zustande, was oben beklagt wurde - Maloche für zu wenig Geld.
Gruß
Roman
PS: Früher konnte man ohne ein gutes Instrument und ohne eine fundierte Ausbildung wenig bis nichts reißen. Heute emöglichen Verstärker/Ent- und Verzerrer, Halbplayback und eine gnadenlos überdrehte Lautstärke fast jedem eine "ansprechende" Performance. Ausbildung ist oft Fehlanzeige, und wirkliches Können wird ersetzt durch gute Promotion. Aber das ist kein Problem der Musik allein. Die substanzlosen Schnacker a la förderalistische Bildungsphilosophie findest Du überall - und sie sind überall gleich schädlich für die Qualität und Preisbildung. Die zeit, daß ich instrumental gute Bands auf der Bühne sah, ist bestimmt 10 oder mehr Jahre her. Und ich seh durchaus viel. Auch die meeisten Jugendmusikcorps sind inzwischen mehr Interessengruppen denn wirkliche Orchester. Wenn synthetische Kinder-Combos wie Tokio Hotel oder Hard Style-Techno aus dem Rechnerlabor das Maß der Dinge für "Musik" sind, dann wundert mich nix mehr ;-)
Ach ja, ob es jetzt deutschen oder ueberhaupt europaeischen Jazz gibt, braucht man wohl nicht zu diskutieren. Wie immer man die vielen Jazz-Subgenres nennen will, ob dies oder das noch Jazz ist, ob die das ueberhaupt duerfen, das ist ein so uninteressantes Thema, da geht es dann nur noch um Rechthaberei. Fakt ist, es gitb durchaus deutsche und andere europaeisceh Musiker, die aus der Jazztradition ihr ding gemacht haben, und dies seit mehr als 30 Jahren. Ja, und das is Minderheitenmusik, na und? Die ganzen bloeden Klischees a la Jazz ist Musik fuer verklemmte strudenten oder baertige Altbiertrinker, da faellt mir nichts zu ein ausser: erstens, Rock ist genausowenig deutsch, auch was fuer studenten und altbierfeste, braucht sich aber nicht zu rechtfertigen, zweitens, es gitb halt Musiken fuer Jugendsubkulturen, da ist nichts verkehrt dran, aber sorry, da gehts um alles moegliche aussermusikalische was fuer mich (46) einfach kein Thema mehr ist, und sowas ist Jazz eben nicht, und deswegen laeufts nicht auf MTV, na und? gibt trotzdem Leute aller altersklassen, die sowas hoeren
Weitere Themen die oben anklingen:
1) Kanonisierung des Jazz ueber die Jazzpaedagogik. Da halte ich perseonlich wenig von. Ich habe wenig einblick in das was wirklich in den Jazzhochschulen ablaeuft, aber von dem was ich hoere wie die Absolventen spielen, ist mir das zu schmalspur. Das heisst ich lehne eine verenegung des jazzbegriffs auf Bebop und Mainstream ab, und finde ferner dass man Jazz nicht studieren kann, ohne sich ueberhaupt mit musik zu beschaeftigen - also von klassik bis bob dylan oder velvet underground. Alle bekannten Jazzmusiker des Modern Jazz haben auch ezuropaeische Kunstmusk studiert. Kann man natuerlich trotzdem machen (Jazzstudium) und sich rausholen, was einen weiterbringt.
2) die konmservativen Tendenzen im Jazz seit W. Marsalis. Kann ich auch wieder nichts mit anfangen - ich finde im Gegenteil Leute wie die Musiker des AACM und Free Jazz 1000X interessanter, und diese buergerlichen Sprueche a la, "das ist ja Charlatanerie", oder, "wie die schon aussehen, in ihren Dashikis, und dann noch marxistische Parolen verbreiten", dass sind sprueche wie sie von meinem Gross vater kommen koennten. Trotzdem hat das die Definition von Jazz tiefgreifend veraendert. Als ich anfing mich fuer musik zu interessieren, da waren es Jazz-Rock Gruppen wie Gong und Doldingers Passport, die in waren. Ehrlich gesagt, nichts gegen eine auseinandersetzung mit der Jazztradiution, um den Horizont zu erweitern, das Intrument zu lernen usw, aber die Verengung des Jazzbegriffs auf "Vintage sound" das ist, wo Jazz "dead" wird. Meine Erfahrungen in Deutschland in den spaeten 70ern bis 80ern war, dass es ziemlich viele Festivals gab, auf denen man alles moegliche an jazzverwandter Musik hoeren konnte, auf denen eine gute stimmung war, und eine gute mischung aus "anstrengender" und "anspruchsvoll aber unterhaltsamer" Musik - auch wenn es dem Jazzbegriff der konservativisten sicher nichtr entsprach. Wie es jetzt in deutschland konkret aussieht weiss ich nicht, aber es gibt immer einen Hoererkreis fuer andere Musiken; dafuer Auftrittsmoeglichkeiten zu schaffen und die Hoerer anzulocken, das ist halt Basisarbeit. Also anstatt zu jammern ueber das arme Kuenstlerdasein, besser aktiv werden ueber Musikerinitiativen, Kneipenbesitzer beschwatzen, Lokalradio Sendungen organisieren usw. usw. Leute die sowas machen haben meinen absoltuten Respekt, das ist die Basisarbeit die gebraucht wird nicht nur von Jazz in welcehm sinne auch immer, sondern von allen Musikrichtungen mit eher "Spezial" Publikum.
Hallo Liebe Leserinnen und Leser,
es macht keinen Spass, Pointen mit Sternchen versehen und auf der letzten Seite genau erklären zu müssen. Zur Not einfach zweifach lesen! Auf folgenden Satz mache ich aber sternchenhaft aufmerksam, ich zitiere mich selbst natürlich:
................Der aufmerksame Leser hat es bemerkt: streng genommen ist das nur eine Gruppe, sie heißt HOFNARREN. Ich persönlich genieße die daran gekoppelten Privilegien sehr: der Kühlschrank ist gut gefüllt, ich darf jederzeit überall sagen, was ich denke, ohne geköpft zu werden, da man meine Rede für eine Karikatur hält, was sie ja auch ist........................
Da steht alles für alle BahnhofsuserInnen und -user.
Einer noch, dann gebe ich auf:
"Guten Tag, einmal Pommes bitte."
"Tut mir Leid, das hier ist ein Blumenladen."
"O.K., bitte doppelt Mayo drauf!!"
Schönen Sonntag, guten Rutsch, watch out where the huskies go.........
Das Problem ist sehr vielschichtig und ich wage kaum etwas zu schreiben da mir da doch viel konkretes Wissen fehlt. Zum Probelm der vielen "Musiker" und deren "Berufung" (hach wa für schöen Wortspiele man daraus machen kann ;-) kann ich aber ein wenig sagen:
Was Basstölpel geschrieben hat stimmt voll und ganz. Die Frage danach was wirkliches Profitum ist lässt sich schwer beantworten. Gute musikalische Fertigkeiten (die durch eine solide Ausbildung kommen können aber nicht zwangsläufig kommen müssen) sind eine Voraussetztung, Kontakte, Zuverlässigkeit, soziale Kompetenzen sind aber genauso wichtig wenn nich teilweise noch wichtiger. Je nach Musikrichtung sind verschiedene Voraussetztungen wichtiger oder nicht.
In der Popularmusik ist der Markt wirklich schwierig geworden weil viele Leute mit schlechten musikalischen Fähigkeiten durch eine entsprechende Vermarktung und einem Haufen Elektronik die Leute blenden können. Auch fehlt vielen Veranstaltern einfach das Fachwissen um zu unterscheiden wer eigentlich gut und wer es nicht ist. Auf Tour mit der Band habe immer wieder die Erfahrung gemacht das der Anspruch der Leute teilweise im Keller ist. Die grölen lieber zu "Highway to hell" mit welches von einer Band stümperhaft gespielt wird als sich eine gute Band anzuhören die eigene Songs spielen. Das merkt auch der Veranstalter und handelt danach denn solange die Leuten zum trinken bleiben ist alles wunderbar. Wir hatten als Band mit unseren eigenen Songs immer Probleme die Leute für uns zu gewinnen obwohl mir musikalisch eigentlich recht gut waren (zumindestens denke ich das ;-). Höhepunkt dieser traurigen Tatsache war ein Doppelauftritt mit einer Coverband im Allgäu. Wir waren als der große Hauptact aus Hamburg angegündigt und eine regionale, völlig unbekannte Coverband die bei dieser Gelegenheit ihren ersten Aufrtitt feierte machte die Vorgruppe. Die Halle war voll, 1000 Leute, echt die ganze Stadt mit umliegenden Dörfern war da. Die Coverband spielte eine sehr tanzbares Programm (sehr rockig und funky) und die Leute feierren auf den Tischen und sagen jeden Song mit. Nichts gegen diese Band damals, es waren super nette Leute und wir hatten nach dem Auftritt noch viel Spaß zusammen, aber sie waren nicht gut. Der Schlagzeuger spielte hölzern und der Bassist war nicht tight (der sich dazu noch seinen schönen Sound vom StingRay mit einem Kompressor total kaputt gemacht hat), der Gitarrist machte einen ordentlichen Job wenn auch er an seinem riesen Effektboard mehr am treten war als am spielen an den Saiten, der Keyboarder hatte einen Plastiksound und die Sängerin machte zwar eine schöne Figur aber hatte einige Probleme die hohen Töne zu treffen. Aber okay,diese Leute machten das zum Spaß in ihrer Freizeit und dafür war es echt gut, man kann sagen es war dem Anspruch entsprechend. Als wir dann auf die Bühne sind und unser Programm gerockt haben haben wir schon gut gemischt, also immer 2 Eigene und 1 Cover. Trotzdem schafften wir es nicht die gleiche Stimmung zu erzeugen, ja es wurde eigentlich eine recht traurige Veranstaltung am Ende. An der musikalischen Qualität lag es glaub ich nicht aber das Purblikum wollte sich nicht auf etwas neues einlassen. Durch die viele Technik war für einen Laien der Unterschied zwischen dem Können auch nicht zu erkenn (unser Gitarrist benutzt nur einen Umschlater für die 2 Kanäle am Amp, ich spiele immer ohne irgendeinen Effekt, nicht mal den EQ am Amp benutze ich..). Am Ende kamen dann ein paar vereinzelte Leute auf uns zu und lobten uns das wir echt gut gewesen wären und das es schade wäre das es so wenige in dem Saal erkannt hätten. Naja so ist das halt..
Klassik und Jazz sind da deutlich ehrlicher. Das Problem was ich mit Jazz in dieser Beziehung habe ist das man leider fast keine objetkiven meßbaren Kriterien mehr hat. Die meisten guten Musiker spielen nur noch eigene Songs und wenn einen Standart mal dran ist dann bis zur unkenntlichkeit verstellt (normal hat man ihn ja schon zu oft gespielt), man hat so gar nicht die Möglichkeit wirklich zu schauen was jemand kann. Erst letzten habe ich mich auf der Session mit nem Bassisten unterhalten und hinter der Bühne ein bissle am Bass rumgezupft. Er war mit seiner Band da, sie spielten Fusion und er machte alles am Kontrabass was andere am E-Bass machen, sehr beeindruckend. Ich fragte ihm nach seinem Solokonzept und er sagte er könne es nicht erklären. "Gut" dachte ich mir, "nicht schlimm" und Schlug vor doch einfach mal ein Solo über Autum Leaves zu spielen, daran könnte man ja schon viel erkennen. Naja und was soll ich sagen, er konnte es nicht. Die Harmonieen hatte er nicht wirklich im Kopf, er fummelte völlig planlos sich ein paar Töne zusammen und war dabei noch völlig unsauber. Wenn man ihn aber auf der Bühne gesehen hat mit welcher Viruosität er in der Daumenlage seine Soli spielte über echt komplizierte Harmonien und Grooves dann hätte man das nicht erwartet. Nun die Frage: Ist der nun gut oder nicht? Das kann man wohl nicht beantworten..
Die Klassik ist da meines Erachtens noch am ehrlichsten. Alle spielen komplett unplugged, wer es nicht von sich aus bringt kann sich auch nicht helfen. Ich glaube auch nicht das es heute viel schwieriger ist den Konkurenzkampf zu bestehen als damals. Wenn man mit älteren Personen spricht dann klagen die eher das die Leute heute immer schlechter werden - zumindestens im Spitzenbereich. Dafür ist der Leistungsbreich des Mittelmaß völlig überfüllt. Ich sehe das bei uns im Orchester bei den Geigern. Meine Güte gibt es viele an der Hochschule. Wenn man aber mal nen paar Klassenabende besucht und genauer hinschaut dann merkt man das es auch nur eine Handvoll wirklich richtig gut sind. Gerade das Beispiel mit der Klarientten finde ich sehr interessant. Ich habe zufälligerweise letztens ein Projekt mit Klarinetten gespielt und da einen schönen Einblick in die Welt dieses Instrumentes bekommen. Der Prof erzählte gerade in einer Pause vom Probespiel aus seinem Orchester in Berlin welches er letzte Woche geleitete hat. Eine 2. Soloklariente wurde gesucht. Die Bewerberzahlen waren etwa gleich wie die in Dortmund und es wurden immerhin 80 Musiker auf 3 Tage verteil eingeladen in die erste Runde. Er klagte dann nur das viele so schlecht wären, in die 2. Runde schafften es gerade mal 6 Musiker, in die 3. Runde 3 und am Ende haben sie dann einen genommen. Die Studentinen stellten ihm auch die Frage nach dem allgemeinen Niveau und der Prof war schon ein älterer Herr der gerne von früher schwärmte und meinte nur: "Das ist heute sehr nervig, da kommen so viele an und meinen nur weil sie studiert haben das sie es können. Früher kamen 20 Leute zum Probespiel aber die hatten es auch wirklich drauf. Wenn heute 300 kommen dann können auch nicht mehr als 20 spielen aber wir müssen uns der Rest trotzdem anhören.." Hart aber ehrlich, ich denke er hat nicht so unrecht. An der oberen Leistungsgrenze ist es heute nicht schwieriger zu bestehen als damals, richtige Qualität wird sich auf Dauer auch immer durchsetzten. Das gehobene Mittelmaß ist aber das Problem, Leute die früher zufrieden ihre Stelle im Tutti des B-Orchesters bekommen haben (und da muss auch spielen können) und dann nebenbei in der regionalen Musikschule ein paar Stunden gegeben haben und an Weihnachten in der Dorfkirche eine Messe aufführten - diesen Leute geht es richtig schlecht denn durch die Masse sind selbst diese Stelle hart umkämpft! Durch die ständige Kürzung der Mittel haben es die kleinen Orchester auch immer schwerer und schwerer Leute zu bekommen und das macht es noch schwieriger. Selbst A-Orchester können heute teilweise keine Stellen mehr besetzten weil sie kein Geld haben. Trotzdem werden es nicht weniger Musiker..
Naja, soviel von meinen persönlichen Ansichten dazu. Ich weis das ich diese nicht wirklich belegen kann, ich erhebe auch keinen Anspruch darauf das diese voll und ganz stimmen. Es ist halt ein schwieriger Thema welches man sehr differenziert betrachten muss und seine Worte mit großer Vorsicht wählen sollte. Die eine Sichtweise, die eine Antwort und vor allem der eine Lösungsansatz gibt es nicht, zu allem ist ein Gegenbeispiel vorhanden und jeder macht andere Erfahrung. Aufgrund all dieser schwierigen Umstände bin ich ach zu meiner Meinung gekommen: Ich mache die Musik die ich machen will, unabhänig vom Markt und allem anderen. Blumig ausgedrückt: Ich spiele die Musik welche in meinem Herzen erklingt weil das die einzige Musik ist welche ich wirklich spielen kann (was nicht heißt das man nur selbst komponiert oder so, das ist symbolisch gemeint ;-) Ich schaue für mich dann einfach am Ende ob danach gefragt wird oder nicht. Wenn nicht dann mache ich halt was anderes, aber ich lasse mir nicht mehr durch äußere Umstände meine Spiellust, meine Kreativität, meine Inspiration, ja das was die Musik für mich erst musikalisch macht rauben. Denn einfach nur seinen Job machen, im Orchestergraben sitzten und die Noten abspielen und das Geld zu kassiern um dann nach Hause zu gehen und progessiven Rock zu machen - das funktioniert nicht für mich. Denn wenn ich dann zu Hause bin und an den Bass gehe dann habe ich keine Lust mehr denn es hängen schlechte Gefühle daran welche davor im Orchestergraben entanden sind (dazu hat man nach 3 Stunden Probe und 3 Stunden Konzert keine Lust mehr auf Bass). Wenn ich aber beim Lidl an der Kasse sitze und dann nach Hause komme und den Bass gehe dann brenne ich darauf zu spielen denn ich habe das den ganzen Tag nicht gemacht und darauf gewartet. Und das wichtigste ist: Ich habe kein schlechtes Gewissen dabei ;-)
Sehr idealistisch, besonders bei der schwierigen Lage des Musikmarktes, aber für mich der einzige Weg! So und jetzt mir bitte nicht den Kopf abreißen, ich habe nicht wirklich Ahnung daovn, ist einfach nur meineganz persönliche Einschätzung der Digne aufgrund meines beschränkten Erfahrungsschatzes ;-)
LG Hen
Hmm, die Frage nach Qualitaet.
Hen, ich stimme mit zwei Sachen nicht ueberein (i) Elektronik als Antithese von Musik und (ii) Standards als Mass der Dinge in der Improvisation.
Meiner Ansicht nach gibt es nur gute und schlechte Musik. Was gut ist, ist wahrscheinlich schwerer zu definieren und letztendlich immer teilweise subjektiv. Was schlecht ist, kann man einfacher definieren: Entweder unoriginell (geklaut) oder wird dem nicht gerecht was es verspricht oder unehrlich oder eine Kombination.
Zu (i)
eS gibt meiner Ansicht nach im Elektronik Bereich sehr gute Sachen, da geht es eher um Sounds, und da ist es vooellig OK wenn Harmonie, Melodie, Rhythmik schlicht sind oder ganz reduziert. Oft machen die Leute dort die beste Musik, die von konventioneller Musik voellig unberuehrt sind. Was Pop-produktionen angeht, da ist es mir persoenlich egal, ob das "echt" gespielt ist, oder rein elektroinisch. Hat beides seine berechtigung. Abgesehen davon dass ich das meiste heute langweilig finde, aber bin halt 46 und gehoere damit nicht zu der Zielgruppe. Aber falls du es so einfach findest, schreib doch mal einen Hit. Da muss alles stimmen, von der Komposition ueber Text ueber Produktion ueber Outfit und Image der Band. Mich interessiert das nicht besonders, aber einfach stell ich mir das nicht vor, egal ob das jetzt klonierte Bands (Produkte von Produzenten) sind oder echte, die halt das Material selbst erarbeitet haben und auf den Durchbruch warten.
zu (ii)
Wenn man Fusion oder Free Jazz (z.B. Post-Coltrane stuff) machen will, ist es reine Zeitverschwendung, Stuecke mit serh alt modischen Akkordverbindungen zu ueben, zumindest nicht auf Fortgeschrittenen Niveau. Das ist eben ein Vokabular das man in moderneren Stilen nicht braucht. OK, als Anfaenger oder auch rein Studienhalber wuerde ich keinem abraten, Cole Porter und Co zu studieren, oder Duke ellington. Die meisten Musiker spezialisieren sich auf die dauer aber eben doch, und als Player ist es sicher keine schande, nicht alles zu machen. Da wuerde mir auch nichts drueber einfallen, sorry. Die Fixierung auf so alte Kammellen ist ein Produkt sowohl reaktionaerer Stroemungen im Jazz wie W. Marsalis, als auch der Verhochschulisierung. Klar, Standards koennen auch spass machen, z.B. wenn Leute wie Anthony Braxton sie spielen, der wuerde aber doch bei jeder deutschen Hochschule durch die Zwischenpruefung fallen und ist ja bekanntlicherweise einer von W. Marsalis Erzfeinden. Das mit der spezialisierung ist aber bei Klassik doch genauso, da gibt es auch Leute die hauptsaechlich Alte Musik machen, oder dieses oder jenes.
das war das wort zum sonntag
Armin
Hallo,
was so eine Anfrage über Real- und Facebooks bewirken kann - das war / ist ein ehrlicher Weihnachtsgruß! - Denn hier fand wirkliche "Besinnung" statt in Form von Rückschauen und Vorblicken, über unser Dasein als Musiker, ob wir die Musik nun zum "Broterwerb" nutzen oder nicht.
Danke dafür - es war wirklich spannend, das alles zu lesen.
Deshalb wünsche ich allen einen guten Rutsch - auf dass ihr im kommenden Jahr viel ehrliche Musik machen dürft und viele gute Zuhörer findet!
Manni
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