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Wie bekomme ich Dynamik in eine Band?

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Zugeordnete Kategorien: Jazz

Hen Profilseite von Hen, 11.09.2009, 16:36:28
Wie bekomme ich Dynamik in eine Band?

Ich brauche ein wenig Hilfe:

Wir wollen mit der Jazzband demnächst eine CD aufnehmen. Wir habens uns auf die Fahne geschrieben das wir unterhaltenden Jazz machen für "normale" Publikum, nichts anspruchsvolles, keine langen Soloeskapaden, keine nervigen tausend Rhytmuswechsel, etc... Sprich: Jazz für Antijazzer, man könnte es Pop-Jazz nennen. Das macht totalen Spaß, auf Auftritten sind wir ein super Publikumsmagnet weil durch uns alle normalen Leute die keine Ahnung von Jazz haben auf einmal glauben sie verstehen den Jazz. Das ist ein bombensicheres Verkaufskonzept was uns in die Lage gebracht hat neben den ganzen Partybands auf den Festen auch Samstags Abends aufzutreten, ne fette Gage mitzunehmen und trotzdem "How High The Moon" spielen zu dürfen :D

Jez kommt aber das Problem: Wenn wir die CD so aufnehmen wie wir das meiste live spielen.. dann wird es einfach nur super öde. In der Regel haben wir ganz gute Arrangements, kurze Soli durch Aufteilung, rundum also eine gelungenes Paket, Länge pro Standart nicht über 4 Minuten. Was total fehlt ist die Dynamik. Das meiste ist eine Lautstärke, plus minus mf. Wir bekomme ich diese nun in die Band. Die Jungs sind alle keine Profis (ich bin der einzige der da Ambitionen hat) aber durchaus gute Musiker - sie könnten also wenn sie wollten. Ich kann sie nur nicht wirklich dafür begeistern, besonders der Drummer ist ein Problem. Technisch sehr versiert, Timingsicher, eigentlich wirklich gut aber von Musik nichts im Kopf. Er ist das beste Beispiel dafür warum die Schlagzeuger im Studium ein Melodie/Harmonie-Instrument lernen sollten. Naja aber gut, was kann ich da machen? Habt ihr Tipps, Erfahrungen mit sowas? Was kann ich machen um denen das ordentlich zu vermitteln ohne wie der Besserwisser dazustehen bzw. ihnen den Spaß an der Band zu nehmen?

Freu mich auf eure Antworten, die Band ist eine Herzensangelegenheit für mich und von daher ist mir alles was damit zusammen hängt extrem wichtig.

LG Hen

PS: Ach ja, das ist die Band: www.feel-the-mood.de Ich glaube die Bilder sagen alles ;-)

HerrK Profilseite von HerrK, 11.09.2009, 17:55:07

 Hi Hen,

du hast aber mit der Band schon darüber geredet, dass ihr einfach mal mehr mit Dynamik arbeiten solltet?
Das solltest du auf jeden Fall einfach mal machen und nicht versuchen hintenrum den Jungs irgendwie Dynamik beizubringen.

Wie wärs mit einem "Spiel"? Du sagst vorher der Band "Auf wir spielen jetzt mal mit Dynamik" und gibst wärend den Songs Kommandos
und jeder soll einfach sofort reagieren.
Beispielsweise "laut, so leise wie jedem nur möglich am besten hört man fast gar nichts mehr, druckvoll, zart, flüsternd, tight, eher verschwimmend (legato, nicht schwammig)" oder was auch immer. Versuchs nicht irgendwie mit musikalischen Fachbegriffen, sondern einfach, wie es auch ein Laie beschreiben würde.

Einen versuch ist es wert und ich denke so erlebt man die Unterschiede am direktesten. Mit der Zeit muss einfach jeder herausfinden, wie wo wann was passt.
Du kannst ja als nächste Stufe auch einfach mal sagen, dass alle mit dir mitgehen sollen, ohne das du was sagst, also dein Bass gibt die Kommandos.

Und als nächste Steigerung wäre dann wohl, dem Solisten/Melodieinstrument zu folgen um dann als letztes die ganze Gruppe zu beobachten/hören.


Grüße,
Kilian

subbass Profilseite von subbass, 12.09.2009, 11:55:30

 Hallo Hen,

vielleicht hilft es, wenn Du mal eine Probe lang ein Aufnahmegerät mitlaufen lässt und es anschliessend den Kollegen vorspielst.  Wenn die nicht komplett verschmierte Ohren haben, müssten sie von selbst draufkommen dass die Stücke langweilig sind wenn keine Dynamik drin ist.

Gruß Jürgen

bassknecht Profilseite von bassknecht, 12.09.2009, 12:26:04

 Hallo Hen, vielleicht ist es genau die Tatsache, dass ihr mit wenig Dynamik spielt, die euch in die Position versetzt hat neben den ganzen Partybands auf Festen mit fetter Gage zu spielen. Es gibt Publiken (z.B. hörgeschädigte Walkmantypen) und Situationen von Geräuschhintergründen, bei denen dynamisch gespielte Musik gar nicht angesagt ist (hör dir mal eine dynamisch gut  eingespielte Mozartsinfonie  im Renault Twingo bei Tempo 140 an). Auch direkt nachdem die Partyband  vor euch nach Thriller mit Smoke on the Water  geendet hat und der Feuerspucker seine Fackeln abgeräumt hat, ist meist nicht die Zeit für viel Dynamik. Kann also sein, dass eure pekuniäre Erfolgskurve in den Keller sinkt, nachdem Du die Jungens zu Dynamik bekehrt hättest. Erfolg in der Richtung kannst Du sowieso nur haben, wenn die Jungens ein Problembewusstsein dafür überhaupt haben und sich den Stress antun möchten. Wenn man es nicht gewohnt ist dynamisch zu spielen und dies automatisch tut, bedeutet es mehr Notwendigkeit zu Konzentration und da fühlen sich viele Musiker in der Szene eingeschränkt oder überfordert, wenn zu den Parameten geeignete Töne zur rechten Zeit, Timing und Groove noch die Korinthenkackerei Dynamik (ich zitiere hier) dazukommt. Als alter Mucker folgender Rat: versuch eine gute Sache (in Bezug auf Marktgerechtheit) nicht noch besser zu machen, zumindest nicht mit der Brechstange. Ciao Roland    

Hen Profilseite von Hen, 12.09.2009, 16:11:21

Hi Leute,

danke schonmal für die Tipps. Generell gebe ich Roland recht, never change a winning team. Vielleicht ist es genau das Erfolgsrezept das wir so "einfach" sind, leicht verdaulich und deswegen unser Publikum auch haben. Ich finde es live gar nicht mal so das Problem sonder nur für die CD. Wenn man da dann keine Dynamik hat dann wird diese super langweilig. Das wird selbst der unmusikalischste Zuhörer merken. Und dann wird diese eher kontraproduktiv..

Die Idee mit dem "Spiel" ist nicht verkehrt aber diesen Kunstbanausen haben dafür bestimmt keinen Sinn :D

Ein Aufnahmegerät ist in Arbeit, bisher haben wir lediglich aufgenommen um Tempi zu überprüfen. Aber vielleicht kann ich sie dafür begeistern..

 

Ceperito Profilseite von Ceperito, 12.09.2009, 16:43:16

 Hallo Hen,
speziell für Studioaufnahmen möchte ich Dein Thema noch mal von einer anderen Seite beleuchten:
Fast alles, was aus dem Radio kommt, wird vorher durch einen Kompressor gejagt (begrenzt Dynamikspitzen oder schneidet sie einfach ab, hebt leise Stellen an).
Trotzdem nimmt der Hörer Laut und Leise stärker wahr, als es auf der Aufnahme messbar ist.
Kompressoren hatten früher die Aufgabe, zu verhindern, daß die Nadel bei lauten Stellen aus der (Schellack-) Plattenrille fällt, heute werden sie dazu eingesetzt, daß alles gleichmäßig laut ist, haben aber noch ein paar Zusatzeffekte zu bieten.
Dabei kann ein geschickter Tontechniker die Kompressoren so einsetzen, daß druckvolle Stellen noch druckvoller wirken, lasche Stellen noch lascher wirken.
Dieser Effekt wirkt gut, wenn die Kompressoren gleich bei der Aufnahme arbeiten (möglichst nicht mehr beim Mix, da dann auch unerwünschte Nebengeräusche (z.B. Atmen) mit hochgezogen werden).
Und das nimmt der Hörer dann wieder als Dynamik war, obwohl es sich eigentlich um Intensität handelt.
Macht ein paar Versuche beim Soundcheck im Studio, dann hörst Du, was ich hier versuche zu beschreiben.
L.G. Jan

 

hervejeanne Profilseite von hervejeanne, 15.09.2009, 22:17:07

 "Dieser Effekt wirkt gut, wenn die Kompressoren gleich bei der Aufnahme arbeiten (möglichst nicht mehr beim Mix, da dann auch unerwünschte Nebengeräusche (z.B. Atmen) mit hochgezogen werden)."

Das verstehe ich nicht, Jan... warum werden Nebengeräusche nicht betont, wenn man während der Aufnahme komprimiert??

Ich würde eigentlich nie während der Aufnahme komprimieren, weil ich finde, die Gefahr ist viel zu groß dass der Tonmann den Kompressor falsch einsetzt und die natürliche Dynamik (z.B. eines Basses mit Darmsaiten) zerstört wird (das ist mir leider passiert bei einer Platte die dann recht erfolgreich wurde).

Beim Mix kann man ja alles mögliche ausprobieren, auch wenn ich ehrlich gesagt bezweifle, dass man mit Kompressoren das Ziel von Hen erreichen kann.

LG Hervé

Ceperito Profilseite von Ceperito, 16.09.2009, 12:33:00

 Hallo Hervé,
gleich vorweg: natürlich kann man das Ziel von Hen - also eine größere Dynamikbrandbreite im Zusammenspiel bei Aufnahmen - nicht mit dem Einsatz von Kompressoren erreichen.

Kompressoren - richtig eingesetzt - können aber die vorhandene Dynamik auf einer Aufnahme besser herausarbeiten.
Während bei Konzerten ("live") ein Kompressor ein regelrechter "Dynamikvernichter" sein kann, kann seine Verwendung bei Aufnahmen das Gegenteil bewirken. Durch Zugabe von "Attack" kann man z.B. aus einen schwach gezupften Ton einen Ton mit hartem Anschlag suggerieren, etc.
Außerdem kann das Instrument durch Absenken der Lautstärkespitzen (und Anheben der schwächeren Töne) besser im Vordergrund plaziert werden (z.B. Ron Carter: "Song for you" (c) 1978 - in dem Stück wird dem Bass sehr stark Attack und eine sehr starke Kompression im "Soft knee"- Bereich zugegeben).
Ob das dann noch "natürlich" klingt, ist allerdings eine Frage des Geschmacks - ich mag es.

Bei meiner Debut-Produktion als Gitarrensolist hatten wir 1992 die Gitarre mit wenig Kompression auf - damals noch - Tonband aufgenommen und hatten dann beim Mix das Problem, daß der Kompressor nun auch das Bandrauschen, meinem Atem, meine Fußgeräusche, etc anhob - ich fand´s fürchterlich.
Seit dem komprimiere ich lieber gleich bei der Aufnahme, damit habe ich ein wenig mehr Kontrolle über meinen Sound. Sicher gibt es andere Methoden aber ich komme mit dieser Arbeitsweise gut zurecht und das wollte ich als Tipp an Hen weitergeben.

Natürlich kann ein Kompressor - schlecht eingesetzt - auch viel mehr kaputt machen, als wenn man gleich darauf verzichtet.
Und dann ist es sicher auch ein wenig eine Geschmacksfrage, ob man die "natürliche Dynamik" in etwa so aufnimmt, wie sie ist (z.B. bei vielen Klassikaufnahmen) oder mit Kompressoren manipuliert (z.B. bei vielem, was so im Radio läuft).

L.G. Jan
 

 

Hen Profilseite von Hen, 12.09.2009, 17:10:58

Cooler Tipp Jan, vielen Dank. Ich werde das fürs Studio im Hinterkopf behalten!

Schwyzer Profilseite von Schwyzer, 12.09.2009, 19:35:43

 Hallo Hen

Als früherer Blasmusikant kenne ich das Problem sozusagen umgekehrt. Da erreicht man mit viel Fleiss eine möglichst grosse Dynamik und hat auch am Jahreskonzert ein tolles und vor allem stilles Publikum. Die Musik wirkt und gefällt. Spielt man aus dem gleichen Programm - nur die E-Musik - in einer Festhütte, geht man am Ende frustriert von der Bühne, weil die ganze Dynamik im Geplaudere des Publikums untergeht.

Nun aber doch noch eine Antwort auf Deine Frage: Vielleicht hilft es, wenn Du mit der Band in aller Stille die Stücke, die Ihr auf die CD brennen wollt, in einer dynamischen Version anhört und versucht, die Wirkung der Dynamik zu erkennen. Oder wenn Ihr mal ein Orchester - egal welcher Stil - hören geht, dessen Publikum während des Konzerts still ist, weil es in einem Konzertsaal sitzt. Vielleicht sind dann Deine Kollegen bereit, im Proberaum auch mal sowas wie Dynamik auszuprobieren, um die Wirkung auf die Qualität der Musik zu spüren. Dabei hilft es, die Unterschiede zunächst mal extrem zu gestalten. Zum Beispiel bei "How hight the moon" den Beginn so richtig laut zu spielen, nach dem ersten ersten "How high the moon" im Text extrem leise weiterzufahren und langsam wieder lauter zu werden. Du wirst in Euren Stücken sicher die richtigen Stellen finden, um sowas auszuprobieren. Ich wünsch Dir viel Glück bei Deinem Unterfangen.

Herzliche Grüsse, Felix

kontrakroet Profilseite von , 15.09.2009, 17:42:31

 Hallo Hen,

ihr könnt auch mal bei einen Chorus nur im Duo spielen. Schlagzeug und Posaune oder Bass und Posaune. Auswendig spielen hilft auch, da hört man mehr auf den Anderen und geht somit auch besser auf das was er spielt ein. Jeden Gig mitschneiden und jedem eine Kopie zukommen lassen - wichtig dabei ist, erst mal auf sich selbst zu hören. Da wird Dir bestimmt auch einiges an Deinem eigenen Spiel auffallen was Du noch besser machen kannst. Eine gute Sache ist auch ein Bandcoach, es gibt Bandworkshops da wird Euch das Dynamik Problem von einer neutralen Person aufgezeigt und auch gleich Alternativen angeboten. Diese Kritik von Außen wird meist besser angenommen....... Spielt viele Live Gigs und habt Spaß an der Musik :-)Gruß,Alwin

 

Hen Profilseite von Hen, 16.09.2009, 15:33:22

Hallo Leute,
vielen Dank für die vielen Antworten, Tipps, Tricks, etc.. Ich versuche nun mal zusammenfassend dazu Stellung zu nehmen, verzeiht mir wenn ich den einen oder anderen Tipp in der Masse vergesse ;-)

Ich denke da Hauptproblem der Band ist die fehlende musikalische Klasse. Es sind alle Amateur-Freizeit-Musiker die sich der Musik durchaus mit Elan und viel Hingabe widmen, deren Fähigkeiten aber begrenzt sind. Wir alle machen die Band weil es uns sehr viel Spaß macht zusammen zu musizieren aber auch zusammen einfach was zu unternehmen. Eine Bandprobe besteht bei uns nicht nur aus üben sonder auch aus nem Bierchen trinken, quatschen, lachen, Spaß haben. Das ist eine schöne Sache, wir kennen uns alle schon seit Jahren (durch die Schule) waren immer gut befreundet. Umso schöner ist es das wir uns nun außerhalb der Schule immer noch treffen und sehen. Nun sind aber, durch meine Ambitionen professionell Musik zu machen, mehr und mehr Probleme in die Band gekommen da ich mich musikalisch viel stärker weiterentwickelt habe als die anderen. Wärend ich mehrer Stunden pro Tag übe arbeitet der Posaunist in der Bank und nimmt sein Instrument wenn es hochkommt alle 2 Tage für ne Stunde in die Hand. Ich habe lange dafür gebraucht zu lernen damit richitg umzugehen (früher hatten wir deutlich mehr Stress deswegen) und gewisse musikalische Ideen, die ich gerne verwirklichen würde, zur Seite zu legen da diese nicht machbar sind in dieser Besetztung. Das ist grundsätzlich auch kein Problem für mich und unser Erfolg zeigt das man auch mit einfachen Mittel sehr weit kommen kann. Man kann (wie Roland geschrieben hat) durchaus sagen das wir unsere Schwächen zu unseren Stärken gemacht haben und uns damit vom Markt abheben was ja den Erfolg bringt.

Für die CD-Aufnahme (die wir einfach brauchen nach 3 Jahren, die Nachfrage ist hoch) muss man leider ein wenig umdenken. Wir sind uns alle einig das live vieles vom Publikum unbemerkt bleibt, bei einer CD abe auffällt. Hat diese kleine Fehler, keine Dynamik, langweilige 0815-Arrangements merken das die Leute spätestens nach dem 3. mal hören. Und da fängt nun das Problem an. Spielfehler (zB aus technischem Unvermögen) werden nicht das Problem werden, ich kenne die Jungs und weis das sie viel üben werden damit sowas nicht passiert. Langweilige Arrangements wird es auch nicht geben da das ja eher unsere Stärke (also die Tipps die kontrakroet genannt beherzigen wir bereits) ist und gerade bei ner CD auf der nur 8-10 Nummer drauf sein werden wir natürlich nur die besten auswählen werden. Die Dynamik wird aber ein Problem werden denn dafür fehlt den Jungs leider das Ohr. Besonders der Schlagzeuger (Klassiker ne, immer die ;-) spielt rythmisch gesehen sehr gut, ist Timing sicher, hat auch einen guten Klang aber von Musik nichts im Kopf (nie ein anderes Instrument außer Drums gespielt..). Er hat also eine gewisse Lautstärke und merkt selten wann es mal leiser sein soll. Dazu ist er erst 16 und gerade in einer schwierigen Phase die Kritik nicht zulässt. Es ist also ein wenig vertrackt, das Problem ist eine Mischung aus musikalischem Unvermögen und nichtprofessionelle Ambitionen (wie Roland geschrieben hat: Einschränkung durch zu viele Parameter ist nicht erwünscht). Folgende Tipps habe ich jetzt erstmal hier mitgenommen und werde sie auch nach und nach anwenden:

Für die Proben:

- CDs vorspielen um den Jungs ein Ohr dafür zu geben
- Aufnahmegerät mitlaufen lassen
- eine "Respektperson" von außen die Kritik anbringen lassen

Für das Studio:

- Kompressor mitlaufen lassen und mit dem Tontechniker das mal austüffteln

Tipps wie "musikalische Spiele" daraus machen sind nicht drin, dafür sind die Jungs zu alt (sorry Killian ;-)

Vielem Dank nochmal!
LG Hen 

HerrK Profilseite von HerrK, 16.09.2009, 16:15:52

 Hi,

kein Ding, war nur ein Vorschlag, damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht.

Zu alt fürs Spielen? Dann sind sie meiner Meinung nach auch zu alt für Musik.
Ich habe bis jetzt bei Workshops (keine Musik, sondern Sprache, Mimik und Gestik)
mit Spielen immer die beste Erfahrung gemacht.
Ich habe diese Workshops nicht geleitet, aber begleitet. Teilnehmer waren oft Manager
oder Projektleiter und alle möglichen anderen Menschen, die viel Sprechen
und mit anderen Menschen zu tun haben, Theatermenschen (Schauspieler, Tänzer), Clowns
oder auch Lehrer.

Bis jetzt ist das spielerische eigentlich immer gut angekommen, auch wenn man sich am
Anfang erstmal ne Menge Mühe machen muss, bis beispielsweise der 45 Jahre alte Abteilungsleiter
auch irgendwelche "kindischen" Spiele mitmacht, bei denen man z.B. Grimassen schneiden muss
oder unartikulierte Laute herrausrufen.

Für mich sind pädagogisch gesehen der Spieltrieb und die Neugier die besten Lernmotivationen.

"Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." (Friedrich Schiller)
"Spiel ist notwendig zur Führung eines menschlichen Lebens." (Thomas von Aquin)
"Ein Mensch, der unfähig ist zu spielen, dessen Seele hat bereits Schaden genommen." (deutsche Volksweisheit)

Grüße,
ein glückliches Spielkind

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 16.09.2009, 16:56:01

Hen, also ich weiss nicht, einerseits ist das Konzept der Band anscheinend ja, Jazz stark zu popularisieren, andererseits scheinen Deine Ansprueche dann doch superhoch zu sein.

Meine Tipps waeren:

1) Die technischen Grenzen der Musiker in der Band zu akzeptieren und mit dem zu arbeiten was Ihr seid.

2) Was du oben beschreibst (4 min Nummern, vieles sehr oft gespielte Standards, Soli aufteilen unter verschiedenen Instrumenten) - das passt in meiner Vorstellung nicht zu dem was du an mangelnder Differenziertheit sagst. Das Konzept schreit nicht unbedingt danach. Irgendwie ist mir nicht klar was Du genau willst.

3) Fuer die CD Produktion wuerde ich ein anderes Konzept erarbeiten als fuer die Live-Gigs. Vielleicht nicht fuer alle Stuecke, aber Standards einfach so runtergespielt wird halt schnell langweilig. Also schieb die Schuld nicht auf die Musiker, sondern darauf, dass ihr bisher einfach zu wenig Arbeit und Ideen in Arrangements gesteckt habt.

4) Man kann total viel machen uber Assoziation. Also anstatt inmusik-technischer Sprache das Arrangement z.B. mit Bildern verdeutlichen, z.B. aus einem Serie noire film. Intro: der Held kommt im durchnaessten Regenmantel in eine leere Spelunke. Erstes solo, er bestellt einen doppelten Whiskey und zuendet eine Zigarre an, drittes Solo/ Bild.... Soli koenne sich auch ueberlappen...  oderes kann auch mal eine zeit leere sein , miles davis maessig...einfach mal nachdenken, was ihr mit euren mitteln machen koennt.


Dann der Band klarmachen, dass auf alle ankommt, fokusiert zu sein und so die Spannung aufzubauen auch wenn die Dynamik unten ist. Wenn ihr versucht mit solchen bildhaften Meta-scores zu arbeiten, so ist das nicht-ausgrenzend, d.h. jeder kann folgen, und niemand bekommt den Eindruck, oh Mist, hier kann ich jetzt nicht mehr mithalten. Also eher versuchen, wie kannst du die Leute motivieren, sich selber miteinzubringen, als ein Gefaelle aufzubauen.

5) ich versteh nicht wieso du so auf dem Schlagzeuger rumhackst, gerade wenn er noch so jung ist. Dein argument kann man auch umderehn, jeder Musiker sollte als Nebeninstrument ein Percussionsinstruemnt lernen, gerade wenn man afro-amerikanische Stile spielen will. Wie Sun Ra sagte, alle Mitgleider meines Arkestra spielen Percussion, genauso wie alle Marines ein Gewehr haben. Meiner ansicht nach muss ein guter Scxhlagzeuger nicht unbedingt formales Training in einem Melodie- oder Harmonieinstrument haben. Es geht da ja eher um Dinge wie Form hoeren und Dynamik, und das faellt allen schwer. Die Umkehrprobe ist naemlich eine laengeres Drumsolo, wo dann die anderen gefragt sind, die Form zu hoeren. Auch nicht eifanch.

Hen Profilseite von Hen, 17.09.2009, 12:55:25

@ HerrK: Ich stimme da voll und ganz zu! Ich wäre auch immer für solche pädagogisch sinnvollen Spiele zu haben, ich weis aber das meine Jungs da weniger den Nerv hätten, ich würde wahrscheinlich zur Antwort bekommen: "Ach was soll das, lass die Nummer einmal spielen und dann gehen wir nen Bierchen zwischen.." Tja, aber vielleicht versuche ich es mal und schlage die Idee vor wenn ich einen guten Zeitpunkt erwische.

@ Basstölpel: Danke für deine Tipps! Das Problem ist aber etwas anders als du es verstanden hast, ich habe mich da nicht gut ausgedrückt. Wir haben sehr gute Arrangements und investieren sehr viel Zeit darin. Wir teilen Solos auf, fügen Breaks ein, Stopps, gemeinsame Aktzente, verteilen die Themen auf alle Instrumente, etc.. Was die Band sehr gut beherscht ist die Klangfarbe zu wechseln weil mal die Drummer alleine mit der Posaune spielt oder das Thema vom A-Teil von Dont Get Around Much Anymore erstmal nur vom Bass erklingt oder oder oder.. Wir sind durchaus abwechslungsreich, die typischen Thema-Solo-Solo-Thema-Arrangements wirst du in keinem Song finden.

Was der Band aber fehlt ist feinfühlige Dynamik die aus der Situation entseht. Ein Beispiel: Wenn der Solist einen bestimmtest Pattern anfängt zu wiederholen und dadurch harmonisch neue Muster enstehen, Spannung weil die Akkorde wechseln und die Töne mal harmonisch besser passen und mal nicht, dann ist die Band nicht in der Lage darauf zu reagieren, das Thema aufzugreifen, zu verarbeiten, vielleicht leuter zu werden oder leiser. Das ist vor allem das Problem vom Drummer. Der haut immer gleich aufs Becken, egal ob im langsamen Rubato-intro oder im Drummsolo. Da machts zack und buff und fertig. Die Möglichkeiten den Sound auf einem Becken zu variieren sind enorm aber das beherscht er nicht und möchte es (anscheinend) auch nicht weil es Arbeit und Konzentration bedeutet. Ich bin auch dafür das jeder Melodie-Harmonie-Instrumentalist eine gute Schlung in der Rythmik erfahren sollte. Mein Vater ist Schlagzeuger gewesen, ich habe gelernt ein wenig Schlagzeug zu spielen (nen paar Grundrythmen trommeln und ab und zu mal nen Fill einzufügen, mehr nicht) und das hilft mir ungemein weiter weil ich den Drummer verstehen kann und mit ihm so kommunizieren kann. Unser Drummer kann das aber nicht auf der melodischen, harmonischen Ebende. Ob das nen normaler, reinklingender C-Dur Dreiklang ist oder ein hartvermindeter Septakkord mit einer zusätzlichen kleinen None macht für ihn keinen Unterschied wenn er spielt -  und wir wissen das da Welten dazwischen liegen was Spannung, Energie und Charakter angeht. Da fehlt es aber insgesamt der ganzen Band, auch wenn der Pianist und der Posaunist eher noch ein Gespür dafür haben. Vielleicht könnte man die Sache auch so auf den Punkt bringen: Technisch sind alle Leute in der Lage viel zu leisten aber wir hören uns gegenseitig nicht zu (ich versuche es aber habe es ehrlich gesagt ein wenig aufgegeben). Ich bin da nicht übermotiviert aber ein Solo dynamisch aufzubauen, zB. leise anzufangen und zum Höhepunkt lauter zu werden, sollte dann doch drin sein, selbst wenn man nur Popjazz macht.

Der Tipp mit den Bilden finde ich sehr gut, an sowas habe ich noch gar nicht gedacht. Ich werde das damit mal probieren, wird bestimmt Spaß machen und ist der Band gar nicht so fern. Ich erinner mich an eine Nummer in der ein Battel zwischen Posauen und Klavier welche und die beiden haben sich jedes mal nen neues Mädel vorgestellt um die es geht. Sehr amüsant und gewonnen hat immer der Posaunist denn am Ende hat er einfach lauter gespielt :D

Noch was zu meinen Ansprüchen: Die sind in der Tat superhoch, ein Problem welches mich immer wieder behindert beim musizieren weil ich alles so perfekt haben will das ich schnell verkrampfe oder die Lust verliere wenn es nicht klappt - mein Prof. hällt mir das jedes mal vor. Das ist keine gute Eigenschaft und ich arbeite mit Alexandertechnick und Thai Chi daran um ausgeglichener zu werden in dieser Beziehung. In der Band ist das Problem nicht so groß denn ich akzeptiere die Stärken und Schwächen der anderen. Ich würde mich eigentlich auch überhaupt nicht darum kümmern wenn wir nicht CD aufnehmen wollten. Denn was man live nicht bemerkt hört man auf der CD und dann wirds ein Prroblem denn mit einer schlechte CD schaden wir uns mehr als das sie uns was bringt. Auf der anderen Seite kommen wir ohne CD auch nicht dahin wohin wir hinmöchten nämlich zu noch mehr gut bezahlte Gigs pro Jahr und einem noch größeren, breiteren Publikum ansprechen.

hervejeanne Profilseite von hervejeanne, 17.09.2009, 14:19:05

 Was sagen die Bandkollegen zum Thema Dynamik? Falls die der Meinung sind: "Alles super, so wie es ist", dann würde ich folgendes machen: Studio für drei Tage buchen, so dass man im Studio Zeit hat, noch Sachen zu entwickeln. Dabei würde ich am ersten Tag nicht zu viele Takes vom gleichen Stück hintereinander spielen, sondern lieber nach dem Soundcheck das ganze Programm ein oder zwei mal durchspielen (oder das ganze Programm durchspielen mit ein bis zwei Takes pro Stück). Dabei soll nicht der Anspruch da sein, das dies die "Endtakes" werden sollen. Dann sollte jeder den Roughmix des Tages mit nach Hause nehmen und überlegen, ob das ganze in dieser Art OK ist oder nicht.

Wenn die Mehrheit sagt es sei alles OK, dann kann man so weiter machen, vielleicht sind sogar Takes des ersten Tages für die CD verwendbar. Wenn die Mehrheit sagt dass die Musik etwas langweilig klingt - weil z.B. zu wenig Dynamik vorhanden ist - dann würde ich am zweiten Tag ins Detail gehen: 2-3 Stücke vornehmen und "Spielchen" machen wie andere es vorgeschlagen haben (vor allem Killians Vorschlag mit Bildern, Filmszenen, usw. ist super). Es kann sein, dass ihr an diesem Tag das Gefühl habt, das wird alles nichts (sog. "Studiokoller"). Egal, denn ihr habt einen dritten Tag. Am dritten Tag würde ich dann wieder das ganze Programm zwei mal durchspielen ohne zu viel nachzudenken. Wahrscheinlich sind dann die Infos vom Vortag gesackt und verdaut worden, und es klappt dann von allein.

Es ist so: Im Proberaum will vielleicht keiner sich anstrengen und lieber Bierchen trinken. Im Studio kostet aber die Zeit Geld UND die Musik wird für immer "konserviert", und das ist manchmal psychologisch ganz gut, damit sich die Kollegen anstrengen.

Viel Glück!

Hervé

bassknecht Profilseite von bassknecht, 18.09.2009, 01:58:26

Gesetzt den Fall, einer oder mehrere der genannten pädagogisch /taktischen Tricks funktioniert und es entsteht ein Problembewusstsein für die fehlende Dynamik und in weiterer Folge daraus, ein starkes Bemühen dynamisch einzuspielen. Es gibt bestimmt das Problem, das zuwenig Kapazität da ist alles umzusetzen. Nicht böse sein, ich konstruiere mal, euer Drummer, den Du als sehr timingfest kennst, hat noch nie in seinem Leben deutliche Dynamik gespielt, nun ist er so emsig bemüht darum, dass er schleppt wie ein abschlappender Akku, euer Posaunist entdeckt Pianopassagen und echomässige Möglichkeiten mit Dir, soviel Dynamik hat noch nie jemand von ihm vernommen, aber leider spielt er alle Sforzati  gut  40 Cent zu hoch und immer ein Sechzentel zu früh. Dynamik spielen wollen ist eine Seite, dieses spieltechnisch umsetzen zu können ist eine andere Liga und hängt wie andere Dinge in der Musik ab von Anleitung, Technik, Trainig und Erfahrung, das kommt nicht in drei Tagen Studio blos weil man es plötzlich will. Ein akzeptables Forte entsteht nicht, indem ich einfach den Bogen fester auf die Saite presse, das brauche ich Dir als Streicher nicht zu erklären.  Ich habe meine Ansicht in meinem ersten Post schon angedeutet, häng den Hammer nicht so hoch, plant von mir aus im ersten Stück zwei saftige Shots und im dritten einen Tuttischweller, mehr aber nicht, vor allem keine Diminuendi am Schluss von Balladen. Der Musikkritiker der Dorfpostille weiss dann: "Aha, das war deutlich, die machen das alle, folglich ist das kein Zufall und ich kann mir beruhigt etwas mit markanten dynamischen Schwung einfallen lassen".   Überfordert euch nicht und tut das was ihr überblicken könnt, ihr werdet im Studio sicher keine fünf Titel die ihr noch nie gespielt habt auflegen, oder? Ciao Roland        

Neuester Beitrag Hen Profilseite von Hen, 18.09.2009, 12:11:44

Ich gebe Dir vor und ganz Recht Roland, genau den Effekt hatten wir gestern bei der Probe. Nach längerem Gespräch haben wir versucht dynamischer zu spielen (sie haben sogar eingesehen das es für die CD wichtig ist..) ist prompt der Drummer im piano abgefallen und hat richtig geschleppt. Wir werden das aber in Zukunft üben, haben einige Erneuerungen eingeführt, so spielt der Schlagzeuger jetzt mit Klick im Ohr um das Temp trotzdem zu halten, er wird sich daran gewöhnen. Auch hat der Posaunist sein Tenorhorn mitgebracht was zusätzliche Dynamik reingebracht hat weil es einfach deutlich  leiser ist als die Posaune und so alle leiser spielen mussten. Ich werde euch auf dem Laufendem halten wie es so läuft, unser nächstes Ziel ist es alle unsere Nummer (glaube ca. 25) einmal aufzunehmen um die Arrangements zu festigen und das ganze dann mal in Ruhe von Außen zu hören. Bis zu den Aufnahmen sind es noch einige Monate, im Moment peilen wir die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester an weil da alle frei haben. Was dann noch so passiert schaun wir einfach, ggf. muss halt im Studio viel nachgebessert werden, auch wenn es im Jazz unüblich ist. Und wenn es net anders geht dann spielt halt der Drummer die CD mit Klick im Ohr ein, auch eine Möglichkeit, ist ja immerhin Popjazz :D

LG und nochmal Danke für die viele Hilfe
Hen

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