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Solo Saiten behalten?

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Zugeordnete Kategorien: Saiten

MB Profilseite von , 09.09.2009, 23:41:19
Solo Saiten behalten?
Hi Jungs.

Habe letzte Woche mein Abschlussprüfung gehabt und bin gerade am überlegen, ob ich die Solo Saiten behalten soll oder wieder Orchester Saiten drauf ziehen soll.
Da ich nie wirklich Solist werde, brauche ich eigentlich keine Solo Saiten mehr, vorallem bei normalen Mucken nicht.
Mit hochgestimmen Solo Saiten macht mir das üben aber viel mehr Spass und habe mich so an den Sound gewöhnt, dass ich ihn eigentlich nicht mehr missen möchte.
Aber runtergestimmt hat mein Bass nicht mehr die Durchsetzungskraft, die ich gerne haben möchte.
Habe schon überlegt, ob ich mir einen längeren Stimmstock einsetzten lassen, damit der Bass mehr Volumen bringt.
Ach keine Ahnung, wie macht ihr es?
Bzw. was denkt ihr darüber?

Gruß Matthias
bassknecht Profilseite von bassknecht, 10.09.2009, 01:19:34

Runtergestimmte Solosaiten sind schlecht.  Runtergestimmte Solosaiten plus  längerer Stimmstock sind ganz schlecht. So würde ich es für mich auf den Punkt bringen. Ich habe nach meinem Examen seinerzeit  wieder Orchestersaiten aufgezogen, das war ungewohnt, die Umgewöhnungsphase dauerte aber nicht lange. Ich wollte zusätzlich die Klangfarbe von Solosaiten, also musste ich mir ein zweites Instrument zulegen, da mir ein ständiger Saitenwechsel zu aufwändig war. Das war aber wirklich nur für mein eigenes ästhetisches Emfinden. Eine Zeit lang habe ich mal geübt Kontrabass C Stimmen mit Solobesaitung plus original E- Saite vom Blatt zu spielen, irgendwann hatte ich aber keine Lust mehr darauf, klanglich war es bei Mucken kein Vorteil  und um Geld zu vedienen war  Solobesaitung niemals nötig. Ciao Roland

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 10.09.2009, 13:11:33

 Vom Thema abkommend:

was hat es denn mit der Stimmstocklaenge auf sich?

Ich habe gerade einen meinen Baesse einstellen lassen (in London) - klingt jetzt super - und der Geigenbauer hat den Stimmstock gekuerzt, da dieser "viel zu fest" sass. Das Kuerzen hat er allerdings vor 2 Jahren schonmal gemacht, als er einen Bassbalkenriss reparierte. Resultat war damals zuerst auch ein guter Klang, doch danach fiel der Stimmstock irgendwann beim Saitenwechsel um (obwohl in Horizontale und noch 2 Saiten drauf waren). Danach brauchte ich einen neuen Stimmstock, da der alte nach Aussage des schottischen Geigenbauers "viel zu kurz" war. Ich hatte dem Typen in London das auch gesagt - er konnte es trotzdem nicht lassen.

Also was passiert bei hoher Luftfeuchtigkeit und/oder Kaelte (Schottland) - macht das den Stimmstock lockerer?

Und was passiert bei laengerer Stimmstock - macht den Bass lauter? Mein  Bass klingt momentan mit Kurzstock besser , nicht unbedingt lauter, aber selbst wenn man sehr leise drauf spielt, spricht er in allen Lagen gut an. Es wurden aber noch andere Sachen an dem Bass gemacht -muss nicht unbedingt der Stimmstock sein.

nagybögö Profilseite von , 10.09.2009, 16:22:27
Vermutlich wirst Du im Laufe Deines Bassisten-Lebens vor allem Orchester- und Kammermusikwerke aufführen. Von daher macht Solo-Stimmung langfristig keinen Sinn. Falls es Dir wriklich sehr am Herzen liegt, bleibt wohl nur der Zweit-Bass als Alternative.
Ich habe meine Solo-Saiten aufgehoben und mache sie gelegentlich (gefühlt: alle drei Jahre) wieder drauf, weil ich ein solistisches Stück einstudiere.
Stimmstockverlängerung soll das Instrument lauter machen? Habe ich noch nie gehört. Ein zu langer Stimmstock kann Dir aber Schäden am Instrument bringen, indem er sich an Decke und Boden durchdrückt. Meines Wissens ist es beim Stimmstock wie mit Schuhen - er muss passen, d.h. die richtige Länge haben.
Pauschal kann man nicht sagen, dass runtergestimmte Solo-Saiten schlecht klingen. Gerade alte Bässe klingen damit oft freier und besser. Mein 150 Jahre alter Bass klingt mit runtergestimmten Spirocore sehr schön. Aber ob es klingt, ist, wie immer, vom Instrument, von den Saiten und vom Geschmack des Spielers abhängig.
MB Profilseite von , 11.09.2009, 09:54:52
Habe nur das Problem, dass ich das Gefühl habe, dass ich viel leiser bin mit runtergestimmten Saiten und ich vorallem bei Pizzstellen gut mit der A und E Saite aufpassen muss, damit sie nicht an das Griffbrett schlagen.
bassknecht Profilseite von bassknecht, 11.09.2009, 12:27:38

 Ich kann mir Deine Probleme gut vorstellen. Neben dem Umstand, dass Saiten mit zuwenig Zugspannung weniger Schwingungsenergie aufnehmen, bzw. schneller wieder verlieren,entsteht eine grössere Amplitude, die die Saite durchaus auch mal aufs Griffbrett schnarren lässt. Darmsaiten haben ja auch eine grosse Amplitude, diese ist aber gleichmässiger und wandert nicht  an der Längsachse, wie es bei zu schlappen Saiten meistens geschieht. Dadurch, dass die Saite eiert  wird der Ton noch unfocussierter als er bei vielen Instrumenten ohnehin schon ist. Am unangenehmsten aber finde ich die Intonationsschwankungen bei dynamischen Schwankungen im arco. Durch den erhöhten Zug des Forte erzeugenden Bogens, wird die Saite zur Seite gezogen und macht das, was man bei der Gitarre  mit der linken Hand bewusst macht und dort Bending nennt, die Tonhöhe steigt und sinkt beim Wechsel der Strichart. Ludwig Streicher nennt diese Effekt "der Ton jault" und bezeichnet das Spielen auf tief gestimmten Solosaiten als Unart. Ich habe Streicher als Solisten immer viel viel höher geschätzt  als wie in seiner Eigenschaft als Lehrer, dennoch liegt er meiner Meinung nach mit dieser Aussage, die aus seiner Schule stammt,  vollkommen richtig. Runtergestimmte Solosaiten klingen leicht mal angepingt vielleicht schön weich, sind aber ansonsten schlecht. Ich mache mir da nichts vor. Natürlich kann man klangästhetische Fragen mit Verweis auf individuelle Gegebenheiten, immer als unbeantwortet stehen lassen. Ich mache das mit der Schlappsaiten  auf jeden Fall nicht und ich höre das auch wenn jemand damit spielt,         

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 11.09.2009, 13:48:25

 Kann Rolands negativen Erfahrungen mit runtergestimmten Solosaiten bestaetigen. In frueheren Thread wurde gesagt, dass dies auch vom Bass und von der Marke der Saiten abhaengt, und bei langen Mensuren besser funktioniert. Macht irgendwie Sinn, jedenfalls haut es fuer mich auf meinem 1/2 Bass und Superflexibles ueberhaupt nicht hin. Wie Roland schon sagt, haengt ferner sicher von der persoenlichen Klangaesthetik und Spielweise ab. In meiner Erfahrung muss man sich vom Anschlag her auf einen sehr niedrigen Dynamikbereich beschraenken, damit sich das "Gejaule" in Grenzen haelt. Mein fall war es nicht, aber es mag in best. Situationen funktionieren, wenn z.B. man seinen Sound hauptsaechlich ueber Verstaerker macht und die Musik keine grossen Dynamikschwankungen hat.

jlohse Profilseite von jlohse, 11.09.2009, 15:48:11

 Je länger die Mensur, um so höher ist die Saitenspannung. Runtergestimmte Solosaiten sind bei einem kleineren Bass also noch schlabbriger als sowieso schon bei einem mit längerer Mensur. 

Ceperito Profilseite von Ceperito, 11.09.2009, 16:00:33

 Hallo MB,
ich habe die selben Erfahrungen mit heruntergestimmten Solosaiten gemacht, wie von Bassknecht und Basstölpel beschrieben.
Da ich mich aber an die Saitenspannung von z.B. Spirocore Orchestra und Original Flexocor nicht gewöhnen konnte und wollte (bin hauptberuflich Gitarrist), bin ich nach langem Experimentieren mit Darmsaiten, Darmkern- und Seidenkernsaiten sehr zufrieden. Die Spannung ist angenehm weich, Lautstärke ähnlich den genannten Stahlsaiten. Ich habe oft gehört, daß solche Saiten eine höhere Saitenlage als Stahlsaiten benötigen, ich spiele sie aber mit sehr niedriger Saitenlage (hat Scott LaFaro schon vor fünfzig Jahren so gemacht) und das funktioniert bei mit gut, arco und pizz.
Vielleicht wäre sowas für Dich auch eine Lösung.
L.G. Jan

MB Profilseite von , 13.09.2009, 07:43:20
Hatte gestern Abend zwei Mucken mit nem 10Mann Orchester und musste so aufpassen, dass die Saiten nicht schäpperten.
Bei der Tancred Ouvertüre oder Meditation (also viel arco) fand ich den Klang und die Lautstärke sehr gut und ausreichend. Aber Abends hatte ich noch ein Chor Konzert mit Filmmusiken also z.B. Pink Panther und Baby Elephant Walk (also viel pizz) konnte ich vom Gefühl nicht laut genug pizzen, da der Bass sonst schäpperte.
Deswegen muss ich, glaube ich, jetzt Orchestersaiten drauf machen, so schade ich es auch finde. Mit Solosaiten kann ich meinen Job als Bassist bei normalen Mucken nicht 100% erfüllen und keiner engagiert einen Bassisten noch einmal, dessen Bass schäppert.
Hen Profilseite von Hen, 14.09.2009, 13:03:33

Zwar ging es bei diesem Thema mehr um den Klang und die Bespielbarkeit der Solostimmung aber das Grundproblem das wir doch haben ist das Stimmungschaos: Orchesterstimmung, Solostimmung, Wiener Stimmung, manche auch Quintstimmung, 4-Saiter, 5-Saiter, etc... Im Prinzip ist es schön das wir eine gewisse Vielfalt haben die das Ganze interessant macht aber es bringt das Problem mit sich das man viele Bässe braucht um flexibel zu sein. 

Ich mache mir da natürlich auch meine Gedanken und da geistert mir auch seit längerem folgende Stimmung im Kopf umher: E-A-D-a. Man kommt so auf die benötigte Tiefe im Orchester und Jazz und hat trotzdem eine hohe A-Saite für das Solospiel. Nachteil: Terz-Doppelgriffe wie sie verstärkt in der Literatur der Wiener Klassik vorkommen sind nahezu unmöglich. Aber da kommt man auch wieder in die Diskussion ob diese Stücke überhaupt für eine andere Stimmung geeignet sind als die offene Wiener Stimmung. Es gibt ja in der Zwischenzeit viele Bassisten die gezeigt haben das Quinstimmung gut spielbar ist, egal ob 3-FT oder 4-FT. Hier wäre das Problem mit dem großen Abstand der Töne auch sehr gering denn in den etwas höheren Registern (so ab 5. Bund) die Mensur nicht mehr so das Problem und die der Tiefe hätte man die bequeme Quartstimmung..

Was meint ihr? Irgendwelche Erfahrungen, Meinungen, etc.. damit?

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 15.09.2009, 00:25:25

> Es gibt ja in der Zwischenzeit viele Bassisten die gezeigt haben das Quinstimmung gut spielbar ist, egal ob 3-FT oder 4-FT. Hier wäre >das Problem mit dem großen Abstand der Töne auch sehr gering denn in den etwas höheren Registern (so ab 5. Bund) die Mensur nicht >mehr so das Problem und die der Tiefe hätte man die bequeme Quartstimmung..

oh, da hoffe ich doch, dass einer dieser bassisten mal bei mir vorbei kommt und MIR das auch mal zeigt. also, ich habe Quintenstimmung auf einem meiner baesse und es klingt SO GOIL dass ich direkt in linguistische späatpübertät abrutsche, aber gut spielbar??

diese stimmung ist ein schmerz im orsche, wie der englaender sagt! Solange man leersaiten einbauen kann, oder sobald man in der Daumenlage ist, mag es ja gehen, aber Lagenspiel weiter unten ist in dem Sinne wie ich es bei Quartenstimmung mache einfach nicht moeglich. Ausser man definiert einen Halsbereich von 25 - 30 cm als eine Lage - was aber nichts bringt - wenn man so denkt, wuerde man ja staending rauf und runter gehen mit der Linken Hand wenn man eine TL spielt. Das macht man aber nicht und geht dafuer dann wesentlich mehr auf einer Saite hoch und runter - was diese Stimmung einfach schwerfaellig macht. 

In der Improvisation kann man natuerlich von vorn herein ein Vokabular entwickeln, was den Möglichkeiten der Stimmung gehorcht, z.B. pentatonische Leiter nicht zusammenhaengend zu spielen, sondern eigenartige umkehrungen, die dann besser liegen.

Ich persönlich komme mit stimmungen nicht gut klar, wo verschiedene intervalle zwishcen den Saiten sind. Also nicht quarten und Quinten kombinieren. Ich spiele gerade mal wieder etwas Gitarre, just for fun und zum Harminielehre studium, und ich finde es supernervig dass auf einer gitarre das gleiche 4-Saitenvoicing drei verschiedene Griffbilder hat, je nachdem auf welchen saiten man es spielt. ich finde das gute an saiteninstrumenten ist, dass sie ähnlich einem "isomorphen" keyboard-layout (Reformvorschläge die das klavierspielen erleichtern würden, aber sich nicht durchgesetzt haben) funktionieren können (solange man halt nur ein Intervall in der stimmung hat), d.h. man kann graphisch denken und das gleiche graphische pattern ist überall das gleiche intervall-pattern.

Neuester Beitrag Hen Profilseite von Hen, 15.09.2009, 10:41:10

Das ist echt interessant. Ich finde Quintstimmung total easy zu beherschen. Natürlich ist die 4-FT ein enormer Vorteil denn man kann dann Tonleiter ohne Lagenwechsel spielen. Aber mit der Rabbat-Technik erleichtert sich ja der Lagenwechsel auch sehr. So den richtigen klassischen Lagenwechsel a la Simandel wird heute auch nur noch selten gespielt, zumindestens fasst ja jeder mehrere "Lagen" in eine zusammen (vielleicht nicht 30cm ;-). 

Du sprichstdann noch von Schmerzen was ich überhaupt nicht verstehen kann. Gerade die viele Bewegung in der linken Hand ist doch gut denn so kann man sich gar nicht auf eine Position verkrampfen da man permanent Muskeln anspannt und entspannt. Ich finde es viel schmerzhafter wenn man zB. nen Blues in F spielt und am Anfang alles ein wenig rudimentär halten (Quinten und Oktaven, nen paar Durchgangstöne) will und dann die Hand in der halben Lage parken muss was mir nach ein paar Durchgängen einen Krampf bereitet. Da kommen Ausflüge in höhere Register mehr aus medizinischer  als aus musikalischer Sicht vor.

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