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Ich habe in der Band bisher entweder ohne Schlagzeug gespielt, oder wenn mit, dann Jazz im wesentlichen mit Walking Bass linien.
Neuerdings spielen wir nun ein paar Reggae- und Funk-Nummern, und ich schwimme da etwas, was für ein Rhythmus-Pattern ich da spielen soll. Jedenfalls meinte unser Drummer, ich sollte am besten oder am einfachsten das Rhythmuspattern doppeln, das er mit der Bassdrum spielt. Ist das korrekt, oder ist da zumindest was dran? Ich muss zugeben, dass ich bisher nie bewusst darauf geachtet habe, was er mit der Bassdrum spielt.
Zu Reggae kann ich nichts sagen, aber im jazz mach es mich wahnsinnig, wenn irgendjemand (Klavier oder Bassdrum) mich mitspielt.
Hallo,
ich finde es als Grundregel am Anfang nicht schlecht, erstmal mit der Bassdrum zu gehen. Das heißt ja bei der meisten Popularmusik erstmal 1 und 3 evtl. auch 2 und 4. Wenn die Bassdrum auf 1 und 2+ ist, dann kannst du das ja auch anfangs machen und aus diesem Grundrhythmus dann deine eigene Linie entwickeln, so finde ich ist es anfangs am leichtesten ein Feeling für den jeweiligen Rhythmus der Stilistik zu bekommen.
Bei Soul-und Funknummer sollten sich Bassgoove und Schlagzeuggroove zu einer Einheit verschmelzen. Das heißt nicht zwangsläufig das der Bass immer mit der Bassdrum mitspielt. Er "verwebt" sicher eher mit den Drums, spielt mal auf die Bassdrum und mal um die Bassdrum herum. Man muss auch beachten was die Snare spielt und was auf der Hihat oder dem Ride geschlagen wird. Wo liegen in der vertrackten 16tel-Grooves die Synkopen? Darüber solltest du und dein Drummer sich Gedanken machen. Eine gute Herangehensweise ist sich erstmal das Grooveskelett klarzumachen. Also wann spielt die Bass und wann spielt die Snare. Wenn man sich darüber im klaren ist (unbedingt aufschreiben, erleichter die Vorstellung ungemein) überlegt man sich wo man als Bassist mitspielt und wo nicht. Dies ist auch wichtig für den Drummer zu wissen damit er entsprechnd dynamisch spielt - ein Bassdrum ohne Basston braucht mehr "kick" als eine mit Basston. Wenn man das erstmal hat und einen guten funktionierenden Groove komponiert hat (merkt man in der Regel daran ob man in den sogenannten "flow" kommt) kann man anfangen die Basslinie auszuschmücken. Dies kann durch Deathnotes, Oktaven, kleinen Läufen etc.. geschehen. Wichtig ist das man nie das Grooveskelett verlässt. Auch hilft da die Regel: Weniger ist mehr! Im Soul und Funk ein unausgesprochenes Gesetzt. Für einen Fill oder eine Überleitung ist es wiederum ganz gut das Grooveskelett zu verlassen denn so wird der Fill automatisch betont (ohne das man lauter spielen muss oder ähnliches).
Soviel in alles Kürze dazu. Du kannst dich darüber auch so weiterbilden, das Thema nennt sich "Groovebuilding" und es wurden einige sehr gute Bücher dazu geschrieben u.a. von James Jamerson welches ich nur wärmstens empfehlen kann.
Über Reggae jetzt hier etwas kurz zu schreiben ist sehr schwer denn es ist teilweise sehr kompliziert (obwohl es nicht so klingt). Grundsätzlich sind Reggae-Grooves 2-taktik komponiert, in einem Takt wir die 1 gespielt, im anderen Takt nicht. Naja, das ist jetzt sehr ungenau aber man könnte es so definieren. Wärend es im Soul/Funk eher um das immer wiederkehrende geht, also der Grooveschwerpunkt nicht verlassen wird, geht es im Reggae eher um Ungleichheit und Varation zwischen Grooveschwerpunkt spielen und Grooveschwerpunkt absichtlich nicht spielen. Da dies aber auch immer wiederkehrt und somit als Ganzes einen Grooveschwerpunkt bildet ist das also sehr relativ zu verstehen. Puhh, ich hoffe du weist ungefähr was ich meine.
Ich empfehle einfach mal dir viel anzuhören und zu schauen wie es die Profs machen. Zum Funk kann ich als "Lernband" The Meters empfehlen da sie sehr gradlinig spielen und trotzdem tolle Ideen haben und super grooven. Im Reggae ist natürlich Bob Marley nicht zu umgehen, schau aber vor allem das du Aufnahmen mit den Bassist Robbie Shakespier bekommst. Als kleine Mischung aus Funk und Reggae empfehle ich dir eine meiner absoluten Lieblingscds: "Echo and Smoke" von Martin Jondo mit Frieder Gottwald am Bass - groovt ohne Ende!
Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen.
LG Hen
Fuer den Anfang ist der Tipp deines Drummers schon OK. Natuerlich gibt es verschiedene Moeglichkeiten, Bass und Drums/Bassdrum koennen zusammen phrasieren oder kontrapunktisch.
Im bebop-beeinflussten Jazz hat die Kickdrum eine voellig andere Rolle als im Funk und R'n'B. Der Schlagzeuger spielt im Bebop damit freie Akzente, waehrend im Funk und R'n'B die Bassdrum straight ein bestimmtes Pattern durchzieht.
Bei Reggae ist zu beachten, dass es sich um Musik aus der Karibik handelt, die aus einem Calypso-aehnlichen Stil, dem Mento, hervorgegangen ist und dann Soul/Motown einfluesse aufgesogen hat. D.h. man hat einerseits die nordamerikanische Black Music mit ihrer Backbeatbezogenheit, andererseits diese von Hen angesprochene Balance zwischen einem mehr einem weniger synkopierten Takt - erinnert ja an den Clave im Son usw. Es gibt von einem Typen namens Ed Friedland (oder Friedman?) auf youtube einen Werbeclip zu seiner Reggaebassschule - ganz witzig, vielleicht mal reingucken.
Bei Funk muss die Rhythmik sehr exakt/trocken rueberkommen - Reggae hat dagegen oft so ein komisch verschlepptes Grundfeeling
erstmal vielen Dank für die guten Hinweise! Von "The Meters" und "Echo and Smoke" habe ich noch nie gehört, werde mirr mal in den nächsten Tagen was von denen besorgen...
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