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Bei der Ortung von Nebengeräuschen kann man sich sehr täuschen, vor allen wenn man Spieler und Geräuschesucher in Personalunion ist. Lass jemand anderes spielen während Du dich um das Instrument bewegst und versuchst die
Geräuschquelle näher zu loaklisieren. Hast Du einen Flachbodenbass und eine Querlatte ist los, hast Du möglicherweise ein echtes ein Problem; u.U muss die Latte erneuert oder in der Länge gekürzt werden, dann muss der Bass geöffnet werden. Ist es wirklich ein lockeres Rissplättchen, ist es einfacher, aber so oder so, das mit der Versicherung kannst Du getrost vergessen. Es gibt Möglichkeiten solche Reparaturen zu machen ohne das Instrument zu öffnen, quasi "invasiv". Das macht Dir aber nicht jeder Streichinstrumentenmacher, sei es aus übertriebenen Berufsethos ("das ist nicht fachgerecht, das könnte meinen Ruf als Handwerker schädigen ...!") oder weil es die Leute nicht kennen und nicht können. Natürlich wirst Du auch immer wieder an Leute geraten, die Dir in ihrer Sauregurkenzeit gerne eine Instrumentenöffnung aufs Auge drücken würden. Aus diesem Dilemma kommst Du leider nicht heraus. Wie sieht es mit Deinen eigenen handwerklichen Fähigkeiten aus, hast Du Mut zu pragmatischen und unorthodoxen Vorgehensweisen?
Guten Morgen Armen,
es ist tatsächlich möglich, dass Dein beschriebenes Geräusch z.B. unter dem Einfluß gegenwärtig ja gebietsweise extremen Klimas (ungesund hohe Luftfeuchtigkeit) auftritt und sich bei Besserung, sprich Normalisierung, wieder verschwindet, sich quasi in trockenerer Luft auflöst. Ich habe diese Erfahrung bei einem Kontrabaß machen müssen. Also: eine Weile lang Abwarten kann durchaus sinnvoll sein.!
Zu dem von Roland angesprochenen Problem eines möglicherweise gelösten oberen Querbalkens, habe ich seinerzeit in der hochgeschätzten Geigenbauwerkstatt meines Vertrauens Gen Kimura (Koblenz) übrigens erleben können, dass eine solche Reparatur ohne gewinnorientiertes Zögern oder vorgeschobene Skrupel in puncto Zunftehre, ganz selbstverständlich mit einer, meinen schmalen Geldbeutel empfindlich schonenden, darüber hinaus handwerklich vielleicht herausfordernderen lediglich 1/3-Öffnung des flachen Bodens perfekt und damit langfristig haltbar bzw. stabil durchgeführt werden kann!
Ich schätze und bewundere ja Rolands inzwischen, in positivem Sinne, unbekümmerte und respektlose Haltung vor handwerklichen Eingriffen am Kontrabass ( da habe ich schon auch Mut, Kenntnisse und hilfreiche Arbeitshinweise für mein persönliches Tun dankbar von ihm entgegengenommen), aber bei einem 300 Jahre alten, wertvollen Instrument gilt es in meinen Augen doch, sich eher zu bremsen und stattdessen lieber einen kompetenten Geigenbauer mit Schwerpunkt Kontrabass und gehöriger Erfahrung ran zu lassen.
Wünsche rasche Erlösung von den Nebengeräuschen und grüße herzlich
Pollux
Hallo Pollux,
es freut mich, daß Du mit der Arbeit von Kimura so zufrieden bist. Aus der Gründen der Ausgeglichenheit möchte ich jedoch anmerken, daß ich einige Kollegen kenne, die mit seiner Arbeit ganz und gar unzufrieden waren. Ich werde jedoch keine Einzelheiten und Namen nennen, da ich mich nicht dem Vorwurf der Rufschädigung aussetzen möchte.
Viele Grüße,
Frederik
Die Rufschädigung ist ja schon längst passiert. Jemand, der sich nun fragt, welche Zahl und statistische Relevanz sich hinter dem Plural "einige Kollegen" steckt, wird vorsichtig sein und seine resultierende Vermutung weniger als neutrale Unwissenheit und eher als Gerücht weitergeben. Heisst "ganz und gar unzufrieden" erhitzte Diskussion in der Werkstatt mit anschließende Türzuknallen oder tausend Gutachten und Schadenersatzprozess wegen eines Mancini der verwechselt und versehentlich ausgeschäumt wurde?
Als Bemühung um Ausgeglichenheit hätte sicher auch ein Loblied auf Willer Windelreit getaugt, in dem Du dessen nicht zu toppende Arbeitsqualität zum Dumpingpreis, über den guten Mann aus Koblenz gestellt hättest. Ich finde das was Du schreibst, trotzdem nicht wirklich schlimm, ist ja auch sicher gut gemeint. Nur schade, dass Du keine persönliche Eindrücke schilderst, diese, so Du denn welche hast, hätten mich eher interessiert als das, was Du mal gehört hast. Da ich seit Jahren maximal mit einem Bogen und nicht mit Kontrabass bei keinem Streichinstrumentenmacher war und mein Lebtag noch nie in Koblenz, kenne ich Herrn Kimura nicht und werde ihn in Kontrabassangelegenheit vermutlich auch nie kennenlernen. Ciao Roland
Tach auch Frederik,
ob Du Dich wahrhaftig darüber freust, dass Meister Kimura gute Arbeit an meinen Kontrabässen geleistet hat? Ich weiß es nicht so recht! Deine Anmerkungen zu meinem kleinen Erfahrungsbericht läßt aber doch eher daran zweifeln - und irritiert mich zudem etwas; denn ich erkenne in meinem als nicht meinungsmanipulierend formuliert empfundenen Lob für Gen Kimuras handwerkliche Leistung keine Notwendigkeit, eine, gegenüber in die Höhe katapultierte, imaginäre Waagschale ausgleichend mit unzufriedenen Kunden oder bösen Kritikern seiner Werkstatt füllen zu müssen. Ich habe doch mit meinem Reparaturreport hier nicht wirklich einen Kundenstrom nach Koblenz lenken und damit wohlmöglich die Verschiebung irgendeines bestehenden deutschen Geigenbauer-Kompetenz-Qualitäts-Geleichgewichtes einleiten wollen.
Lange Rede kurzer Sinn: mein von Dir angesprochener Beitrag hat niemandem geschadet! Dein Kommentar dazu bewegt sich aber - im Sinne der einleitenden Sätze aus Rolands Tastatur - leider in eine solche Richtung. Ich finde das schade und erkläre zum Schluß noch einmal, dass ich's schlicht und einfach nicht nachvollziehen und damit auch nicht verstehen kann!
Gruß in's Forum, Pollux
Flachbodenbässe klingen für mich fast immer besser als Bässe mit Bodenwölbung, gelegentlich entwickeln sogar kleinere Flachbodeninstrumente einen Klang der mit grösseren Gewölbtbodenbässen von der Tragfähigkeit her locker mithalten kann, sehr praktisch wenn man grosse Mensuren scheut. Nachteil dieses Konstruktionsprinzips ist eben die Schwachstelle "sich lockernde Bodenbalken". Jedes Ding hat zwei Seiten und wenn Du das Eine willst, musst Du halt das Andere akzeptieren. Allein diese Sicht der Dinge hilft nicht gegen einen Finanzengpass, da kann man nichts mit der Brechstange regeln. Trotz aller unorthodoxen und respektlosen Eingriffe die Pollux mir zu Recht unterstellt, würde ich besagte Brechstange im vorliegenden Fall mal nicht ansetzen, wohl aber Augenmass und überlegtes Handeln. Nochmal, gerade lockere Bodenbalken kann man entweder mit geringer Bodenöffnung (wie von Pollux beschrieben) neu leimen oder ganz ohne Bodenöffnung , ich nenne das invasiv.
Wichtig ist, das Du vorher untersuchst oder mit einem Fachmenschen abklärst, ob wirklich nur eine partielle Lösung der Verleimung vorliegt (das wäre der günstigste Fall),oder ob die Länge des Bodenbalkens nicht mehr stimmt. Du liest richtig, der Grund liegt in unterschiedlichen Koeffizienten von Schrumpfung des Bodens und des Bodenbalkens, das passiert, selbst wenn für beide Bauteile die gleiche Holzart genommen wurde. Hier liegt auch meistens der Grund für die partielle Lösung der Verleimung, wenn der Boden mehr schrumpft als der Balken, wird die Leimung teilweise abgeschert. Im Extremfall (und den habe ich schon erlebt)drücken die Bodenbalken die Zargen allmählich zur Seite weg, dann rappeln die gelösten Zargen. Es muss daher immer etwas Platz sein zwischen den Enden der Bodenbalken und der Zarge, nomalerweise sieht man dieses Prinzip sofort, wenn man in das Schalloch einer guten Gitarre hineinsieht. Ist das nicht der Fall, müssen die Bodenbalken entsprechend gekürzt werden und neu eingeleimt werden, in der Situation kommt man um eine Instrumentenöffnung nicht herum, da man die Balken nicht durch die Flöcher herausbekommt.
Investiere das dann, wenn Du der Meinung bist, dass es sich für das Instrument lohnt, diese Entscheidung ist nicht selbstverständlich, denn auch vor dreihundert Jahren hat man schon Instrumente für „wat Kleines“ gebaut, da waren dann Lehrlinge oder ungelernte Hilfskräfte dran. Die sind zwar oft immer noch besser als zeitgenössische Serienproduktionen, trotzdem gibt es auch bei alten Kisten für mich eine ganz klare Grenze bis zu der ich grössere Summen in ein Instrument hineinstecken würde. „Alter schützt vor Torheit nicht“ und ein uraltes Instrument was im Laufe der Jahrhunderte zu wenig gespielt wurde, klingt nicht. Wenn Du die nächsten 40 Jahre fleissig Flageoletts sowie Tonleitern.und Arpeggien in Kreuztonarten drauf spielst hat die nachfolgende Generation sicher viel Spaß mit dem Instrument. Vibrationsentdämpfung ginge auch, aber erstmal der Bodenbalken. Im Zeifelsfall warte bis Du flüssig bist. Ciao Roland
Hallo Roland
Könntest du mal in wenigen verständlichen Worten beschreiben, wie die invasive Leimung eines lockeren Bodenbalkens vor sich geht?
Genauso wie es der Begriff impliziert. Es funktioniert nach dem Prinzip einer Marionette, man "BOHRT" zwei oder mehrere 1,5mm Löcher in Boden, Decke oder Zargen (je nach Ort der Leimung), fädelt Kunststoffschnur dadurch und fixiert mit Schlingen im Innerern des Instrumentes, natürlich muss man auch viel über die F Löcher und gegf. durch die Stachelbohrung mit Greifwerkzeugen bugsieren, bestimmte Dinge kann man mit einem Pärchen filzbezogener Dauer-, bzw. Elektromagneten erledigen (eine Art Fernsteuerung). Bei einfachen Rissen, die nicht weit klaffen, kann eigentlich auch ein Laie die kleinen Beleghölzchen relativ einfach setzen. Bassbalkenrisse sind auf die Art nicht gut zu machen, aber die sind ja auch bei geöffneten Instrument nicht einfach zu reparieren und stellen immer ein Risiko dar. Alles was man mit Einsätzen / Futter machen muss (Stimmrisse ec), geht so natürlich nicht. Beim Bodenbalken hat man das Problem den Leim an die richtige Stelle zu bringen, wenn es mit einer Spritze plus Sonde nicht geht, müste man auch hier kleine Zugangsbohrungen setzen, die man nach erfolgter Reparatur allerdings allesamt komplett und für das blosse Auge unsichtbar verschliessen kann. Ciao Roland
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