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bass hat nebengeräusche !

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Zugeordnete Kategorien: Bassbau

armen Profilseite von , 14.05.2009, 22:29:59
bass hat nebengeräusche !
hallo,

mein bass macht seit einigen tagen störgeräusche. von der leeren a-saite bis zum "des" der a-saite. es hört sich an als ob etwas locker wäre und mitschwingt. ich schätze das es ein rissplätchen ist, das sich gelockert hat;an der decke.da kommt das nebengeräusch jedenfalls her. was kann ich da machen? bezahlt die versicherung so etwas? und lohnt es sich deswegen die decke abnehmen zu lassen? ich schätze das jeder bassbauer mir sagen wird , die decke abnehmen zu lassen.die versuchen ja meistens auch nur aufträge zu bekommen.zu alldem wurde der bass vor kurzem erst restauriert. das fehlt mir jetzt gerade noch.
danke für eure beiträge.
bassknecht Profilseite von bassknecht, 14.05.2009, 23:28:18

Bei der Ortung von Nebengeräuschen kann man sich sehr täuschen,  vor allen wenn man Spieler und  Geräuschesucher in Personalunion ist.  Lass jemand anderes spielen während Du dich um das Instrument bewegst und versuchst die
Geräuschquelle näher zu loaklisieren. Hast Du einen Flachbodenbass und eine Querlatte ist los, hast Du möglicherweise ein echtes ein Problem; u.U muss die Latte erneuert oder in der Länge gekürzt werden, dann muss der Bass geöffnet werden. Ist es wirklich ein lockeres Rissplättchen, ist es einfacher, aber so oder so, das mit der Versicherung kannst  Du getrost vergessen. Es gibt Möglichkeiten solche Reparaturen zu machen ohne das Instrument zu öffnen, quasi "invasiv".  Das macht Dir aber nicht jeder Streichinstrumentenmacher, sei es aus übertriebenen Berufsethos ("das ist nicht fachgerecht, das könnte meinen Ruf als Handwerker schädigen ...!") oder weil es die Leute nicht kennen und nicht können. Natürlich wirst Du auch  immer wieder  an Leute geraten, die Dir in ihrer Sauregurkenzeit gerne eine Instrumentenöffnung aufs Auge drücken würden. Aus diesem Dilemma kommst Du leider nicht heraus. Wie sieht es mit Deinen eigenen handwerklichen Fähigkeiten aus, hast Du Mut zu pragmatischen und unorthodoxen Vorgehensweisen?

armen Profilseite von , 15.05.2009, 11:05:00
hallo bassknecht,

danke für deine tips. selber traue ich mich da nicht ran, da dies ein wertvolles fast 300 jahre altes instrument ist. ich
habe zwar eine zeit lang hobbymäßig bei einem guten geigenbauer in boston gelernt, doch da hab ich zu wenig erfahrung und zu schlechte nerven. ich werd wohl erstmal abwarten müssen und hoffen das es vielleicht wieder verschwindet.
Pollux Profilseite von Pollux, 15.05.2009, 11:52:03

Guten Morgen Armen,

es ist tatsächlich möglich, dass Dein beschriebenes Geräusch z.B. unter dem Einfluß gegenwärtig ja gebietsweise extremen Klimas (ungesund hohe Luftfeuchtigkeit) auftritt und sich bei Besserung, sprich Normalisierung, wieder verschwindet, sich quasi in trockenerer Luft auflöst. Ich habe diese Erfahrung bei einem Kontrabaß machen müssen. Also: eine Weile lang Abwarten kann durchaus sinnvoll sein.!

Zu dem von Roland angesprochenen Problem eines möglicherweise gelösten oberen Querbalkens, habe ich seinerzeit in der hochgeschätzten Geigenbauwerkstatt meines Vertrauens Gen Kimura (Koblenz) übrigens erleben können, dass eine solche Reparatur ohne gewinnorientiertes Zögern oder vorgeschobene Skrupel in puncto Zunftehre, ganz selbstverständlich mit einer, meinen schmalen Geldbeutel empfindlich schonenden, darüber hinaus handwerklich vielleicht herausfordernderen lediglich 1/3-Öffnung des flachen Bodens perfekt und damit langfristig haltbar bzw. stabil durchgeführt werden kann! 

Ich schätze und bewundere ja Rolands inzwischen, in positivem Sinne, unbekümmerte und respektlose Haltung vor handwerklichen Eingriffen am Kontrabass ( da habe ich schon auch  Mut, Kenntnisse und hilfreiche Arbeitshinweise für mein persönliches Tun dankbar von ihm entgegengenommen), aber bei einem 300 Jahre alten, wertvollen Instrument gilt es in meinen Augen doch, sich eher zu bremsen und stattdessen lieber einen kompetenten Geigenbauer mit Schwerpunkt Kontrabass und gehöriger Erfahrung ran zu  lassen.

Wünsche rasche Erlösung von den Nebengeräuschen und grüße herzlich

Pollux

FrederikM Profilseite von FrederikM, 18.05.2009, 14:48:18

 Hallo Pollux,

es freut mich, daß Du mit der Arbeit von Kimura so zufrieden bist. Aus der Gründen der Ausgeglichenheit möchte ich jedoch anmerken, daß ich einige Kollegen kenne, die mit seiner Arbeit ganz und gar unzufrieden waren. Ich werde jedoch keine Einzelheiten und Namen nennen, da ich mich nicht dem Vorwurf der Rufschädigung aussetzen möchte.

Viele Grüße,

Frederik

bassknecht Profilseite von bassknecht, 19.05.2009, 00:38:57

Die Rufschädigung ist ja schon längst passiert. Jemand, der sich nun fragt,  welche Zahl und statistische Relevanz sich hinter dem Plural "einige Kollegen" steckt, wird  vorsichtig sein und seine resultierende Vermutung weniger als neutrale Unwissenheit  und eher als Gerücht weitergeben. Heisst "ganz und gar unzufrieden" erhitzte Diskussion in der Werkstatt mit  anschließende Türzuknallen oder  tausend Gutachten und Schadenersatzprozess wegen eines Mancini der verwechselt und versehentlich ausgeschäumt wurde?

Als Bemühung um Ausgeglichenheit hätte sicher auch ein Loblied auf  Willer Windelreit getaugt, in dem Du dessen nicht zu toppende Arbeitsqualität zum Dumpingpreis, über den guten Mann aus Koblenz gestellt hättest. Ich finde das was Du schreibst,  trotzdem nicht wirklich schlimm, ist ja auch sicher gut gemeint.  Nur schade, dass Du keine persönliche Eindrücke schilderst, diese, so Du denn welche hast, hätten mich eher interessiert als das, was Du mal gehört hast. Da ich seit Jahren maximal mit einem Bogen und nicht mit Kontrabass bei keinem Streichinstrumentenmacher war und mein Lebtag noch nie in Koblenz, kenne ich Herrn Kimura nicht und werde ihn in Kontrabassangelegenheit vermutlich auch nie kennenlernen. Ciao Roland

Neuester Beitrag Pollux Profilseite von Pollux, 19.05.2009, 18:12:13

Tach auch Frederik,

ob Du Dich wahrhaftig darüber freust, dass Meister Kimura gute Arbeit an meinen Kontrabässen geleistet hat? Ich weiß es nicht so recht! Deine Anmerkungen zu meinem kleinen Erfahrungsbericht läßt aber doch eher daran zweifeln - und irritiert  mich zudem etwas; denn ich erkenne in meinem als nicht meinungsmanipulierend formuliert empfundenen Lob für Gen Kimuras handwerkliche Leistung keine Notwendigkeit, eine, gegenüber in die Höhe katapultierte, imaginäre Waagschale ausgleichend mit unzufriedenen Kunden oder bösen Kritikern seiner Werkstatt füllen zu müssen. Ich habe doch mit meinem Reparaturreport hier nicht wirklich einen Kundenstrom nach Koblenz lenken und damit wohlmöglich die Verschiebung irgendeines bestehenden deutschen Geigenbauer-Kompetenz-Qualitäts-Geleichgewichtes einleiten wollen.

Lange Rede kurzer Sinn: mein von Dir angesprochener Beitrag hat niemandem geschadet! Dein Kommentar dazu bewegt sich aber  - im Sinne der einleitenden Sätze aus Rolands Tastatur -  leider in eine solche Richtung. Ich finde das schade und erkläre zum Schluß noch einmal, dass ich's schlicht und einfach nicht nachvollziehen und damit auch nicht verstehen kann!

Gruß in's Forum, Pollux

 

 

armen Profilseite von , 15.05.2009, 20:49:35
hallo zusammen,

vielen dank nochmals für eure ratschläge. ich denke ich habe das problem jetzt gefunden. es scheint der mittlere bodenbalken zu sein der locker sitzt. wenn ich ein wenig von außen gegendrücke während ich spiele ist das geräusch weg.
das heißt leider das der balken neu geleimt werden muß.
finanziell ist dies nicht gerade der beste zeitpunk, naja.

mfg. armen
bassknecht Profilseite von bassknecht, 16.05.2009, 13:41:41

Flachbodenbässe klingen für mich fast immer besser als Bässe mit Bodenwölbung, gelegentlich entwickeln sogar kleinere Flachbodeninstrumente einen Klang der mit grösseren Gewölbtbodenbässen von der Tragfähigkeit her locker mithalten kann, sehr praktisch wenn man grosse Mensuren scheut. Nachteil  dieses Konstruktionsprinzips ist eben die Schwachstelle "sich lockernde Bodenbalken". Jedes Ding hat zwei Seiten und wenn Du das Eine willst, musst Du halt das Andere akzeptieren. Allein diese Sicht der Dinge hilft nicht gegen einen Finanzengpass, da kann man nichts mit der Brechstange regeln. Trotz aller unorthodoxen und respektlosen Eingriffe die Pollux mir zu Recht unterstellt,  würde ich besagte Brechstange im vorliegenden Fall mal nicht ansetzen, wohl aber Augenmass und überlegtes Handeln. Nochmal, gerade lockere Bodenbalken kann man entweder mit geringer Bodenöffnung (wie von Pollux beschrieben)  neu leimen oder ganz ohne Bodenöffnung , ich nenne das invasiv.

Wichtig ist, das Du vorher untersuchst oder mit einem Fachmenschen abklärst, ob wirklich nur eine partielle Lösung der Verleimung vorliegt (das wäre der günstigste Fall),oder ob die Länge des Bodenbalkens nicht mehr stimmt. Du liest richtig, der Grund liegt in unterschiedlichen Koeffizienten von Schrumpfung des Bodens und des Bodenbalkens, das passiert, selbst wenn für beide Bauteile die gleiche Holzart genommen wurde. Hier liegt auch meistens der Grund für die partielle Lösung der Verleimung, wenn der Boden mehr schrumpft als der Balken, wird die Leimung teilweise abgeschert. Im Extremfall (und den habe ich schon erlebt)drücken die Bodenbalken die Zargen allmählich zur Seite weg, dann rappeln die gelösten Zargen. Es muss daher immer etwas Platz sein zwischen den Enden der Bodenbalken und der Zarge, nomalerweise sieht man dieses Prinzip sofort, wenn man in das Schalloch einer guten Gitarre hineinsieht. Ist das nicht der Fall, müssen die Bodenbalken entsprechend gekürzt werden und neu eingeleimt werden, in der Situation kommt man um eine Instrumentenöffnung nicht herum, da man die Balken nicht durch die Flöcher herausbekommt.

Investiere das dann, wenn Du der Meinung bist, dass es sich für das Instrument lohnt, diese Entscheidung ist nicht selbstverständlich, denn auch vor dreihundert Jahren hat man schon Instrumente für „wat Kleines“ gebaut, da waren dann Lehrlinge oder ungelernte Hilfskräfte dran. Die sind zwar oft  immer noch besser als zeitgenössische Serienproduktionen, trotzdem gibt es auch bei alten Kisten für mich eine ganz klare Grenze bis zu der ich grössere Summen in ein Instrument hineinstecken würde. „Alter schützt vor Torheit nicht“ und ein uraltes Instrument was im Laufe der Jahrhunderte zu wenig gespielt wurde, klingt nicht. Wenn Du die nächsten 40 Jahre fleissig Flageoletts sowie Tonleitern.und Arpeggien in Kreuztonarten drauf spielst hat die nachfolgende Generation sicher viel Spaß mit dem Instrument. Vibrationsentdämpfung ginge auch, aber erstmal der Bodenbalken. Im Zeifelsfall warte bis Du flüssig bist. Ciao Roland             
 

 

Dusan Profilseite von , 18.05.2009, 08:33:44

 Hallo Roland

Könntest du mal in wenigen verständlichen Worten beschreiben, wie die invasive Leimung eines lockeren Bodenbalkens vor sich geht?

bassknecht Profilseite von bassknecht, 18.05.2009, 12:29:57

Genauso wie es der Begriff impliziert. Es funktioniert nach dem Prinzip einer Marionette, man  "BOHRT" zwei oder mehrere 1,5mm Löcher  in Boden, Decke oder Zargen (je nach Ort der Leimung), fädelt Kunststoffschnur dadurch und fixiert mit Schlingen im Innerern des Instrumentes, natürlich muss man auch viel über die F Löcher und gegf. durch die Stachelbohrung mit Greifwerkzeugen bugsieren, bestimmte Dinge kann man mit einem Pärchen filzbezogener Dauer-, bzw. Elektromagneten erledigen  (eine Art Fernsteuerung). Bei einfachen Rissen, die nicht weit klaffen, kann  eigentlich auch ein Laie die kleinen Beleghölzchen relativ einfach setzen. Bassbalkenrisse sind auf die Art  nicht gut zu machen, aber die sind ja auch bei geöffneten Instrument nicht einfach zu reparieren und stellen immer ein Risiko dar. Alles was man mit Einsätzen / Futter machen muss (Stimmrisse ec), geht so natürlich nicht.  Beim Bodenbalken hat man das Problem den Leim an die richtige Stelle zu bringen, wenn es mit einer Spritze plus Sonde nicht geht, müste man auch hier kleine Zugangsbohrungen setzen, die man nach erfolgter Reparatur allerdings allesamt komplett und für das blosse Auge unsichtbar verschliessen kann. Ciao Roland    

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