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Bogenbezug weiss oder schwarz?

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Zugeordnete Kategorien: Bogen & Streichtechnik

phil Profilseite von phil, 15.11.2004, 20:54:52
Bogenbezug weiss oder schwarz?
Ich habe eine recht allgemeine Frage, die ich gern ins Rennen schicken würde: Besteht zwischen schwarzen und weissen Bogenhaaren ein signifikanter Unterschied?

Ich habe nämlich beobachtet, dass die Kollegen in den größeren Orchestern häufig mit schwarzen Haaren (am Bogen) spielen. Hat das einen Grund? Klingen schwarze Bogenhaare vielleicht orchestriger? Und die weissen dann entsprechend solistischer? Oder sind die Unterschiede da - wie immer - haupsächlich vom restlichen Material bzw. dessen Wechselwirkung abhängig?

Ich bin gespannt auf die Meinungen des werten tieftönenden Forums hierzu.
Jochen Profilseite von Jochen, 16.11.2004, 00:46:36
Hi!
Ich hab sowohl schwarze als auch weisse Haare schon ausprobiert und konnte noch keinen Unterschied feststellen. Angeblich sind die schwarzen Haare etwas dicker.
Meiner Meinung nach ist die Entscheidung weisse/schwarze Haare eine reine "Modeentscheidung"
mfG
Jojo
heini Profilseite von , 19.11.2004, 16:31:21
E i n entscheidender Unterschied besteht, find ich: schwarze sehn cooler aus... Sonst hab ich keine intelligenten Beiträge zu liefern...
Jonas Lohse Profilseite von , 19.11.2004, 20:32:23
Angeblich sind die schwarzen etwas rauher und greifen deswegen besser. Ich habe gerade schwarzem Bezug auf einem Bogen, und im im Vergleich zu den weißen, die vorher drauf waren, kann ich sagen: es stimmt. Kann allerdings auch Zufall oder getrübte Wahrnehmung sein, denn die alten Haare waren schon wirklich sehr glitschig gewesen.
bassknecht Profilseite von bassknecht, 21.11.2004, 00:24:44
Unterm Mikroskop betrachtet sind Haare keineswegs glatt. Es ist in der Tat so, daß Rappenhaare dicker sind und mehr und stärkere "Wiederhaken" besitzen als helle Haare.

Weil Rappenhaare dicker sind, sind sie auch reißfester. Allerdings ist die Reißfestigkeit nicht das entscheidende Kriterium, nach meiner Erfahrung verliert man die meisten Haare in erster Linie nicht durch das Durchreißen, sondern weil sie sich aus der Befestigung im Bogen lösen. Was diese Eigenschaft anbelangt, handelt es sich demnach weniger um eine Materialfrage sondern mehr um die Verarbeitungsqualität mit der ein Bogenbezug gemacht wird.

Schwarze Bogenbezüge sieht man fast ausschließlich bei Kontrabassbögen, selten mal bei Cellobögen, und in noch selteneren Fällen mal bei Bratschen - oder Geigenbögen.

Meine Erfahrung ist, bei Kontrabässen sind schwarze Bezüge für die meisten Bögen, Saiten und Instrumente günstiger. Dies ist aber wie alles was mit Musik zusammenhängt in erster Linie Geschmacksache und Gewohnheitssache. Ich habe aber auch Erfahrungen mit Bögen und Instrumentenkonstellationen bei denen ich nur helle Bezüge machen lassen würde, wie angedeutet ist das bei mir allerdings eher seltener der Fall. Das hat für mich übrigens nichts damit zu tun ob ich solistisch spielen möchte oder im Orchester schruppen will!

Eine weitere Erfahrung ist, es gibt einen Abnutzungseffekt bei Bogenhaaren, es scheint mir so zu sein, das Boogenhaare je älter sie werden, die Fähigkeit verlieren Kolophonium aufzunehmen (damit einen individuell benötigten Haftreibungsfaktor zu haben und diesen eine Zeit X lang zu behalten). Schwarze Haare behalten die Eigenschaft, diesen Haftreibungsfaktor konstant zu halten, länger als helle Haare. Sofern die Haare handwerklich korrekt bzw. optimal auf den Bogen gezogen worden sind, ist ein schwarzer Bezug demnach langlebiger.

Den Faktor "schwarz sieht cooler aus" kann ich nachvollziehen, hat für mich, der ich Musik primär als klingendes Ereignis einordne, aber keine Bedeutung.

Es gibt Gott sei Dank ja nicht nur ünifarbene Pferde. Ich kannte einen bekannten, leider früh verstorbenen Free Jazz Bassisten, der auf gemischtfarbige Bogenbezüge stand. Da er international tätig war und einen erheblichen Verschleiß an Bogenbezügen hatte, war es für ihn ständiges Problem einen Geigenbauer zu finden der gescheckte Haare angeboten hat.

Letztendlich sind alle "nicht weißen Haare" vom Materialeinkaufpreis her z.T. deutlich preiswerter als helle Haare.

Gruß Roland
Wolf-Dieter Profilseite von , 21.11.2004, 13:16:29
Eine weitere Facette zu "schwarz oder weiss": ein Bogenbauer hat mir mal erzählt, schwarze Haare auf dem Bogen wären haltbarer, weil sie im Gegensatz zu weissen Haaren nicht chemisch gebleicht seien. Man muss nur fest dran glauben... Ich habe in meinem Bassistenleben mal schwarz, mal weiss gespielt. Einen Unterschied konnte ich nie feststellen.
Gruß, Wolf-Dieter
philipp Profilseite von , 22.11.2004, 17:17:59
eine nette dame hat da mal eine kleine untersuchung angestellt was bogenhaare angeht.... es geht zwar um geigenbögen.... aber wir ham ja die selben haare auf unsren bögen :) zu finden ist ihre arbeit hier: http://iwk.mdw.ac.at/Forschung/deutsch/strinst/Bogenh/bogenh.htm ich hoffe das ist dir irgendwie von nutzen :) mfg philipp
dave1 Profilseite von dave1, 26.11.2004, 22:07:54
Ich hab mal unbehandelte Hengstschwanzhaare (Stuten bepinkeln sich, was die Haare wertlos macht) von der Musikmesse mit dem Rasterelektronenmikroskop untersucht (ca. 20.000fach).
In der Tat waren die schwarzen mit etwas stärkeren "Schuppen" ausgestattet; aber bereits ein einmaliges Kolophonieren egalisierte Schwarz und Weiss: Alle Haare hatten einen ebenen Harzüberzug, ähnlich einer dicken Lackschicht. Also gut kolophoniert dürfte zwischen den beiden Farben kein besonderer Unterschied mehr sein.

Übrigens zu den erwähnten "gescheckten" Pferdehaaren: Ich hab noch nie (obwohl Tierarzt) ein Pferd mit mehrfarbigem Schweif gesehen; Papageien schon, oder Dalmatinerhunde. Der gescheckte Eindruck entsteht durch absichtliches Mischen von weissen mit schwarzen Haaren im Bogenbezug. Manche glauben, dadurch einen optimalen allround-Bogen zu kriegen. Oder es sind Leute, die sich nich festlegen wollen. Der Bogenmacher freut sich über den Mehrverdienst.

dave1
Diethelm Profilseite von Diethelm, 27.11.2004, 01:32:34
Alle Behaarungen die nicht weiß sind, also gescheckt, braun oder wie auch immer, sind billiger als weiße Haare. Jeder Bogenmacher der sich über Mehrverdienst freuen kann, muss nach Deiner Einschätzung demnach ein Betrüger sein.

Wenn eine Einkolophonierung alle Eigenschaften von verschiedenfarbigen Haaren egalisiert, dann verstehe ich nicht warum "nicht weiße Haare" statistisch betrachtet so extrem selten auf Streichinstrumentenbögen zu sehen sind. Ist die Welt denn voll von ignoranten Panneköppen? Unterstells Du z.B. allen hohen Streichern, daß sie aus optischen Gründen auf die "reine, weiße Lehre" abfahren? Oder spitzt Du Deine Gedanken zum Thema gerade wieder mal wie Florette zu

Obwohl Augenarzt, ist mir bislang noch kein Veterinärmediziner in die Praxis gekommen der keine Farbsehschwäche gehabt hätte. Was gescheckte Pferdeschweife anbelangt, so lade ich Dich gern ein zu einer Exkursion ins schöne südliche Ruhrgebiet. Direkt hinter meinem Haus kannst Du Dich niedertrampeln lassen von Pferden mit gescheckten Schweifen.
bassatuba Profilseite von bassatuba, 11.10.2010, 21:48:42

Mein Bassbauer hat sich vor einiger Zeit über gebleichte "weisse" Bogenhaare beklagt, die dadurch geschwächt seien ...

Die meisten Pferde und auch die Meisten Hengste sind doch braun, oder nicht?

 

Felix2010 Profilseite von FeliceIlBasso, 11.10.2010, 23:49:37

 Von der Problematik des "Blondierens" habe ich auch schon gehört, in den verschiedensten Varianten. Es ist wohl so, dass es sich bei den weißen Haaren teilweise um gebleichte schwarze Haare handelt oder gehandelt hat. Gerade bei KB-Haaren macht man das ganz gern, weil Haare mit der erforderlichen Stärke selten an weißen Pferden wachsen. Quelle weiß ich leider nicht mehr, aber da...

1.) schwarze Haare dicker sind als weiße und
2.) weiße Haare begehrter und damit teurer zu verkaufen sind als schwarze,

liegt es nahe, dem Kunden auch dicke weiße Haare hinzubleichen. So gleichmäßig und hell weiß, wie die Haare eines Bogens sind, habe ich sie noch nie an einem Pferd gesehen. Besser als schwarze Haare sind so behandelte weiße Haare dann bestimmt nicht.

Grüße, Felix (Schwarzhaarspieler)

 

Felix2010 Profilseite von FeliceIlBasso, 11.10.2010, 16:41:25

 Tut mir leid, diesen Uralt-Thread nochmal auszugraben, aber ich habe zum Thema "Hengst oder Stute" eben etwas gefunden, das ich euch nicht vorenthalten möchte.

Auf der Homepage eines Bogenhaar-Händlers (Sowden & Sons) werden explizit auch Stutenhaare feilgeboten, und zwar aus folgendem Grund:

[...] The mares hair is identified by the urine stains at the tapered lower end of the hair. This gives extra grip for the rosin, as the urine lifts the minute scales to act as microscopic anchors.[...]

Da fallen mir doch glatt ein paar interessante Versuche ein, wie man abgespielte Bögen wieder griffig machen könnte :)

so long

Uli Profilseite von Uli, 11.10.2010, 17:50:17

 >>Da fallen mir doch glatt ein paar interessante Versuche ein, wie man abgespielte Bögen wieder griffig machen könnte :)<<

Aah-jaa? Willst Du mit Deinem Bogen auf die Weide gehen und warten, bis eine Stute mal muß- oder den Bogen zur Veredelung in eine Damentoilette hängen...?  

LG

Uli

zwengelmann Profilseite von zwengelmann, 15.10.2010, 19:36:38

Igitt!

Wo wir schon ins Blödeln abdriften, ein ganz anderer Aspekt: Wer will schon Schimmel auf dem Bogen?

Duck und weg
Zwengelmann

Neuester Beitrag bassramtoo Profilseite von bassramtoo, 21.10.2010, 15:37:45

 So Leute jetzt hab ich auch noch was neues...

Ich habe festgestellt, dass mein Bogen mit Schwarzhaarbezug, im Gegensatz zu meinem Weißharrbogen,  als einziges vernünftig auf meinem 2-Bass läuft, bzw. auf Flexocores und ich schiebe das in der Tat darauf, dass der Schwarzhaar besser greift...

mit bassistischen Grüßen...

 

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