Gesellschaft der Bassisten in Deutschland

Studieren ohne Abitur?
Hallo liebes Basskollegium,

ich bin ernsthaft am überlegen ob ich Bass studieren soll, jedoch hab ich kein Abitur, sondern "nur" einen Realschulabschluss. Ich bin jetzt 16, spiele seit ca. 3 Jahren Bass und mache derzeit erstmal eine 3-jährige Ausbildung zum Musikalienhändler, bekomme musikgeschichtlichen Unterricht, kann weiter Bassunterricht nehmen, weiter Orchester besuchen und vorallem noch genug üben. Nach den 3 Jahren würde ich so gerne Bass studieren, dass ist echt mein Traum. Mein Lehrer sagt, er rechne mir ziemlich gute Chancen aus, aber wie ist die Aufnhameprüfung aufgebaut, für jemanden ohne Abitur? Hat da jemand von euch Erfahrung und könnte mir weiterhelfen? Das wär wahnsinnig Nett von euch!!!

Danke
Euer Micha

hallo micha!
netter entschluss, kontrabass zu studieren. klar kannst du bass studieren - auch ohne abi. dann musst du allerdings eine "besondere künstlerische eignungsprüfung" bestehen, also eine etwas schwerere aufnahmeprüfung, denke ich. hab selber abi, daher kann ich dir nur sagen, was ich weiß. aber es geht auf jeden fall, da bin ich mir sicher! hoffe, dir geholfen zu haben, bis dann

marius

Hallo Micha,

entscheident ist zunächst welches Studium du machen möchtest. Wenn Du ein Lehramt Musik mit Hauptfach Kontrabass studieren willst (also Musiklehrer an allgemeinbildenden Schulen), dann wird es ohne Abitur wahrscheinlich schwierig. Letztendlich wird Dir aber Deine bis dahin abgeschlossene Berufsausbildung, zusätzlich zum Realschulabschluß sicher einiges nützen.

Wenn Du an einer Musikhochschule ein rein künstlerisches Studium (=Berufsmusiker) machen willst, wird man Dir relativ wenig Steine in den Weg legen, geht es Dir um ein musikpädagogisches Studium (= Musikschullehrer) kann es sein daß man mehr auf dem Abi bestehen wird. Letztendlich sind die Zugangsvorraussetzungen von Hochschule zu Hochschule uneinheitlich (zumindest war das immer so, wenn sich da in den letzten 20 Jahren nichts grundlegendes geändert hat). Als das Thema für mich aktuell war, hatte der zuständige Hauptfachlehrer immer das letzte Wort. Wenn man ihm in der Aufnahmeprüfung (oder durch vorherigen Kontakt) gut gefallen hat, dann hat der Hauptfachlehrer mit seinem Votum jegliche anderen Zugangsvoraussetzungen kippen können. Für Dich bedeutet das, wenn Du flexibel bist was Studienort und Lehrer angeht, wirst Du sicher kein Abitur benötigen. Vielleicht fängst Du schon mal an und telefonierst mit einigen Instituten und fragst wie wichtig ein Abi nun wirklich ist.

Ein anderes Thema für Dich ist die Sinnhaftigkeit eines Studiums in Bezug auf eine sichere Berufsperspektive. Mir war das damals egal und ich habe mir nie Illusionen gemacht als Musiker oder Musikschullehrer eine Anstellung zu bekommen. Mir hat es gereicht Bafög zu bekommen und in Ruhe und mit qualifizierten Unterricht mein Hobby ausbauen zu können. Das war natürlich eine Haltung die sich später als sehr fatal hätte herausstellen können. Ich habe aber Glück gehabt, wäre das nicht so gewesen, sässe ich vielleicht als Nachtkassierer an einer DEA Tanke oder würde mir in einem Callcenter dicke Knöpfe an die Backe labern lassen. Was ich sagen will, wenn man heutzutage Musik studiert (nicht Musik Lehramt), sollte man eine gehörige Portion Flexibilität und Phantasie für die spätere Gestaltung seines Lebens mit sich bringen.

Gruss Roland

DEA-Tankstellen gibt's nicht mehr, die wurden von Shell aufgekauft. Auch bei dieser Laufbahn wäre also Flexibiltät gefragt gewesen.