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Zugeordnete Kategorien: Pizzikato & Slappen - Jazz

HendrikNehls Profilseite von HendrikNehls, 25.02.2008, 09:33:35
rechte Hand beim Pizz

Hallo zusammen,

 

was habt Ihr trainiert, um Eure rechte Hand für das Pizzspiel im Jazz auf dem Kontrabass fitzukriegen. Mich interessieren besonders Übungen zur Entwicklung von Sound und Geschwindigkeit sowie der Unanbhängigkeit von linker und rechter Hand.

 

Herzliche Grüße

 

Hendrik Nehls

Ceperito Profilseite von Ceperito, 25.02.2008, 10:48:24

Hallo Hendrik,

da ich hauptberuflich Gitarrist bin und mit Fingernägeln spiele, kam für mich das zwei-Finger-Spiel (z.B.: Gary Peacock) oder drei-Finger- Spiel (z.B.: NHOP oder R.Garcia-Fons) leider nicht in Frage, Kontrabass klingt für mich mit Nagelanschlag einfach scheußlich. Nachdem ich mit der ein-Finger-Technik ein wenig herumexperimentiert hatte, habe ich gemerkt, daß mit die Haltung von Ray Brown genausowenig liegt, wie die von Charlie Haden.  Auch Ron Carters Spiel mit Zeige- und Mittelfinger als eine Einheit war für mich unangenehm. Fündig geworden bin ich bei Charles Mingus, dessen Techniken der rechten Hand bei mir auf Anhieb gut funktioniert haben. Dafür hatbe ich mir viele Video-Konzertmitschnitte angeschaut und meine Technik ab und zu von einem kompetenten Lehrer überprüfen lassen. Diese auf Mingus basierende Anschlagstechnik der rechten Hand kombiniere ich mit diversen Auf- und Abschlagstechniken der linken Hand in Stil von NHOP und anderen. Zusätzlich habe ich mir von Eddie Gomez diese Technik abgeguckt, so oft wie möglich vor der eigentlich gespielten Note eine kurze Dead-Note zu setzen (manchmal auch zwei oder drei Dead-Notes und einen "Pull-On"). Dadurch wirkt die Basslinie schneller und virtuoser, als sie eigentlich ist. Ein schöner Effekt, mit dem ich aber sehr sparsam umgehe. Dann habe ich mir eine Band gesucht, die einfache bis mittelschwere Jazzstandards, Bossa, "Bar-Musik, etc. spielt und mit denen probe ich ein mal in der Woche. Geschwindigkeit übe ich garnicht, sondern ich versuche gut zu grooven, in jedem Tempo rhytmische Variationen einzubringen, etc. Was meinen Sound bzw. Ton betrifft ärgere ich meine Bandkollegen regelmäßig, wenn ich mich ganz nah´ an eine Wand stelle und trotz Sängerin (über Gesangsanlage verstärkt), E-Gitarrist, Piano (manchmal Saxophon) und Schlagzeug, beharrlich auf eine Verstärkung meines Instruments verzichte.

L.G.Jan

Ceperito Profilseite von Ceperito, 25.02.2008, 11:17:58

...und was ich noch vergessen hatte: mein Lehrer gab mir damals den Rat, mir meine Fingersätze der linken Hand in den tiefen Lagen selber zu erarbeiten. Ich wußte damals noch nichts über die kontroversen Meinungen zu 1-2-4 oder 1-3-4 und hatte sicher der Vorteil einer gut trainierten linken Hand (30 Jahre auf der Gitarre). Und siehe da, ich spielte intuitiv alles mit 1-3-4, den zweiten Finger setze ich ausschließlich zur Unterstützung des dritten Fingers ein. Das ist bis heute so geblieben und ich bin davon überzeugt, daß diese uralte Debatte um 1-2-4 oder 1-3-4 in Wirklichkeit nichts weiter als eine Sache persönlicher Präferenzen ist - zumindest, was den Kontrabass im Jazz betrifft.

jlohse Profilseite von jlohse, 25.02.2008, 13:02:26
die unterschiedlichen Techniken für die rechte Hand finde ich ein interessantes Thema. Ich wollte das schon immer mal systematischer untersuchen, und mit YouTube hat man da heute ja eine prima Quelle zur Hand. Vielleicht kome ich ja mal dazu, meine Bookmarks dahingehend zu sortieren und auszuwerten.
bassknecht Profilseite von bassknecht, 25.02.2008, 13:33:07

Interessantes Thema, habe vor längerer Zeit mal einen Vortrag und Demonstration von Siggi Busch dazu mitgekriegt, trotz damals frischer Proffessur fand ich das alles sehr kraus und subjektiv, interessanterweise konnte er mit Dreifingertechnik nur triolische Taktarten 3er, 6er 9er usw spielen, keine duole klappte so und auch schneller war er dadurch nicht).  Ich  fände allgemein gangbare Wege und übertragbare Kriterien sehr begrüssenswert. Jonas, vielleicht klappt es ja, ich wäre sehr interessiert. Die Situation von Jan als Gitarrist ist gar nicht so selten, ausserdem betrifft das auch "langnägelige" Frauen und Mädchen. Wenn ich als Lehrer die Empfehlung gebe "Nägel schneiden", kommt das fast wie ein Eingriff in die Privatsphäre manchmal an. Bin also sehr gespannt was als Alternativen zu kurzen Nägeln noch  so kommt. Ich persönlich spiele Einfinger (= viel Fleisch), Apoyando (two finger walkingpizzicato) sowie Ron Carter Pizz, alles verschiedene Klangfarben und für unterschiedliche Zwecke zu verwenden. Wie ich methodisch sowas erarbeiten würde ist eher banal, ich denke das ergibt sich durch die Praxis, man muss nur wissen was alles möglich ist und wenn die Hände unabhängig arbeiten können, man das jeweilige Stück gut drauf hat, macht man es dann automatisch wie es am besten klingt. Ciao Roland    

 

 

 

 

 

 

HendrikNehls Profilseite von HendrikNehls, 25.02.2008, 17:37:37

Hi zusammen,

 

vielen Dank für die Antworten soweit. Habt Ihr auch spezielle Übungen parat?

 

Herzliche Grüße

 

Hendrik

www.hendriknehls.de

bassknecht Profilseite von bassknecht, 25.02.2008, 23:51:06

Nach Besuch deiner Webseite denke ich, es ist eher an uns von Dir Tips und Übungsratschläge zu erbitten. Respekt Respekt Roland

denisdn Profilseite von denisdn, 26.02.2008, 17:48:33

Hier ist eine Übung für das 3-Fingerspiel. Habe ich bei einem Workshop bei NHOP Anfang der Neunziger gelernt.

Ganz einfach:

Auf einer Saite üben, welche ist egal

4/4-Takt, Metronom langsam auf Viertel

Betonung immer mit dem Finger der "dran ist" auf der 1

Ringfinger(1) -Mittelfinger(2) -Zeigefinger(3)-Ringfinger(4)

Mittelfinger(1) -Zeigefinger(2)-Ringfinger(3)-Mittelfinger(4)

Zeigefinger(1)-Ringfinger(2) -Mittelfinger(3) -Zeigefinger(4)

Das ganze natürlich dann in verschiedenen Tempi.

Viel Spaß. Wenn Du das lange genug übst, musst Du aufpassen das Du Dich hinterher nicht selber überholst. Beim richtigen spielen selbst achtest Du nach einiger Zeit überhaupt nicht mehr auf die rechteHand, sondern spielst einfach. Fingersätze für die rechte Hand wären ja auch Wahnsinn.

Christian Kassühlke Profilseite von , 03.03.2008, 23:12:42
"Fingersätze für die rechte Hand wären ja auch Wahnsinn." Es gibt Bassisten, die sowas machen. Zum Beispiel Percy Jones oder Gary Willis. Percy Jones auf Youtube (7 Teile, lustig ist der 5.): http://de.youtube.com/watch?v=XwcPon5FzPg&feature=related Gruß, Christian
bassau Profilseite von , 28.02.2008, 13:04:49
Im Beitrag von ceperito ist die Technik von Charles Mingus erwähnt. Kann jemand diese Technik näher beschreiben? Was macht er denn mit der Rechten?

Ich selbst habe übrigens eine Zeitlang mit Einfinger-System a la Ray Brown und Dreifingersystem experimentiert und bin wieder (zum Glück mit kurzen Fingernägeln) zum ganz konventionellen Zwei-Finger-Spiel (Zeige- und Mittelfinger) zurückgekehrt.
Ceperito Profilseite von Ceperito, 28.02.2008, 13:21:35

Im Prinzip ist es auch eine Einfinger-Technik, wobei praktisch die ganze Fleisch-Seite des Zeigefingers die Saite anzupft und dieser garnicht oder nur selten von den anderen Fingern gelöst wird. Die Kraft kommt aus Finger, Hand und Arm. Am besten guckst Du Dir mal auf youtube etc. etwas von Mingus an, im Internet gibt´s reichlich davon.

L.G.Jan

Jörn Profilseite von , 28.02.2008, 17:58:06
Ich habe diese Mingus-Biographie aus den 50-ern (glaube ich) auf DVD. Dort sind Mitschnitte zu sehen, auf denen Mingus Zeigefinger und Stinki getaped hat, obwohl er Darmsaiten spielt.
Neuester Beitrag Ceperito Profilseite von Ceperito, 07.03.2008, 20:02:23

Ja, den Film kenne ich auch, er ist aus den 60ern. In der Zeit ging es Mingus - laut mehreren Biographien - nicht so gut und er hat oft wochenlang seine Instrumente nicht angerührt. Dann geht die Hornhaut weg. Und wenn dann plötzlich doch ein Job kommt gibt´s Blasen, gegen die er sich nur noch mit Tape schützen konnte. So weit ich mich erinnere hat Sue Mingus in ihrem Buch auch ein wenig dazu geschrieben.

L.G.Jan

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