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Werden E-Bässe auch im Orchester akzeptiert?

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Zugeordnete Kategorien: Electric Upright Bass (EUB) - Klassik

Dennis Profilseite von , 14.04.2004, 21:52:25
Werden E-Bässe auch im Orchester akzeptiert?
Hallo zusammen?

Meine Frage geht an alle erfahrenen KontrabassistInnen in professionellen- und Laien-orchestern:
Bald muss ich meinen von der Schule gestellten Kontrabass - nach dem Abitur - wieder abgeben und mir selbst einen kaufen.
Bei mir in der Stadt gibts da nen Händler, der auch elektrische Kontrabässe verkauft. Der Klang ist wirklich berauschend, wenn ich das auch zuvor nicht geglaubt habe. Ich würde jetzt nur gern wissen, ob solche Bässe auch in klassischen Orchestern akzeptiert würden; bei den Duisburger, Berliner und Kölner Philharmonikern ( nicht dass ich da mal hin will!! ) hab ich sowas noch nicht gesehn.

Danke für eure Antworten,

Dennis
bassknecht Profilseite von bassknecht, 15.04.2004, 00:23:33
Hallo Dennis,
ich bin kein Hellseher aber ich halte es für ausgeschlossen, daß elektrische Kontrabässe (genannt Electric Upright Bass - EUB) in professionellen Orchestern jemals gepielt werden.
Abgesehen von einigen nachzuvollziehenden Gründen, die dagegen sprechen, wird es es aufgrund von Borniertheit und Animositäten keine Chance für diese Instrumente in diesen Kreisen geben.
Vereinzelte Ausnahmen gab es zwar schon mal im Rahmen von modernen Stücken aber auf breiter Ebene wird das nicht gemacht.
Aber warum auch? Die EUB Instrumente die ich kenne klingen nicht identisch und auch nicht besser als ein akustischer Kontrabass (letzteres ist natürlich Geschmacksache). EUB Instrumente haben aber interessante Charakteristika die ein akustischer Kontrabass nie haben kann. Aus diesem Grund finde ich ist ein EUB eine ideale Ergänzung, eigentlich Erweiterung für Kontrabassisten die etwas über ihren Tellerrand gucken mögen.

Wahrscheinlich schwebt Dir vor Dir einen EUB zuzulegen und mit diesem einen Instrument dann eine Vielzahl von Musikrichtungen machen zu können (und die vielbeschworene Transportabilität gleichzeitig zu nutzen). Ich glaube ein solcher Gedanke ist etwas zu pragmatisch aber Du hast ja noch einiges an Zeit vor Dir und wenn es so sein sollte, dann besorgst Du Dir später noch ein zweites Instrument.

Was sogenannte Laienorchester angeht, da ist natürlich alles denkbar und angesichts des traditionellen Bassistennotstandes wird man im Zweifelsfall froh sein einen Bassisten mit EUB zu bekommen als überhaupt keinen zu kriegen.
Überlegen solltest Du allerdings ob es nicht sinnvoller für Dich ist, Dir zunächst einen Kontrabass und einen EUB später erst zuzulegen. Für eine solche Entscheidung spricht, das EUB Instrumente - gemessen an den Herstellungskosten - meist gnadenlos überteuert verkauft werden. Das wird sich in den nächsten Jahren garantiert ändern, eine solche Entwicklung hat es bei E - Bassgitarren auch gegeben und mit dem 699 Euro EUB der bei Thomann angeboten wird, zeichnet sich dieser Trend schon ab.

Grüsse Roland
knechtsenkrecht Profilseite von knechtsenkrecht, 15.04.2004, 10:00:34
Hallo Dennis,
ich habe ungefähr das gleich hinter mir wie Du jetzt (bloss 20 Jahre her). Damals habe ich mir einen Sperrholzbass zugelegt und dann in diversen Orchestern mitgemacht (Gitarren-/Mandolinenvereine, Laienorchester, gelegentlich Aushilfe an der Bühne meiner Heimatstadt, Big Band meiner ehemaligen Schule etc.). Ich habe mich aus Preisgründen dafür entschieden, denn mit einem EUB brauchst Du ja auf alle Fälle auch geeignete Verstärkerhardware. Die ist eigentlich fast schlechter transportabel als ein KB (zumindest ab einigermassen grosszügiger Leistungsausstattung ist das Auto fast noch voller als mit einem KB). Ein KB kann aber mit einem Abnehmer auch über eine vorhandene PA verstärkt werden, sodass der Aufwand sich dann erheblich verringert. In "richtigen" Orchestern wird ein EUB (ich bin da derselben Meinung wie Roland) sich kaum durchsetzen können, da ja die Klang- und Lautstärkekomponenten eines Orchesters durch die Instrumentierung quasi festgelegt sind - jetzt kämst Du mit einem Instrument, das sich sowohl klanglich als auch in der Lautstärke (ausser bei der "einen richtigen" Einstellung) von dem auf dieser Position erwarteten Erlebnis deutlich unterscheidet. Das wird sich wohl kaum ein Dirigent ohne echte Notsituation wegen Unterversorgung im Basso geben. Die Aspekte Optik und Dünkel hat Roland ja schon genannt...
EUB im Selbstbau (d.h. preiswert) wird hier auf den Geba-Seiten in naher Zukunft ein reich bebildertes Thema sein (kannst Du jetzt auch schon sehen mit der Eingabe "EUB" in der Geba-Suchmaschine, da taucht Frank Schlossers Selbstbaubericht dan irgendwann mal auf).
Viele Grüsse von
Jan
Dave Profilseite von Dave, 15.04.2004, 10:40:54
Obwohl auch ich von den Möglichkeiten von EUB (und auch E-Bass-Git.) fasziniert bin, berichte ich kurz über einen E-Bass in einem klassischen Orchester (unverstärkte Streicher und Bläser):

Wir führten vor einiger Zeit ein klassisches Dittersdorf-Kontrabasskonzert auf, bei welchem der K-Bass-Solist durch einen (hervorragenden!!) E-Bassisten ersetzt war. Die Solo- Kadenzen, welche er rockig improvisierte, waren ein grosser Erfolg. Das Spiel mit dem Tutti-Orchester dagegen unsäglich.

Unsäglich nicht wegen E-Bass oder Bassist, sondern wegen der nötigen VERSTÄRKUNG. Obwohl er Experte mit gutem Equipment war, brachte weder er selbst noch sonstwer auch nur ein Minimum an MISCHUNG oder Integration von Amplifier und akustischem Orchesterklang zusammen.

Einesteils deckte auch der leise E- Bass so ziemlich alle Frequenzen der tiefen Streicher, inclusive Kontrabässe, zu. Andernteils sendete er keine der Obertöne aus, die die Kontrabässe und Celli normalerweise abliefern und mit denen sie die hohen Streicher zum Erstrahlen im typischen Orchesterklang bringen.

Wohlgemerkt, nicht die Lautstärke, sondern die Obertoninterferenzen waren das Problem. Ich glaube, da hätte auch kein Mischpult mit Toningenieur Harmonie reingebracht (meiner Erfahrung nach im Gegenteil; aber das ist ein anderes Thema).

Auch für uns "akustische" war es ein Waterloo, gegen den von uns weg ins Publikum gerichteten Verstärker anzuspielen. Die Siuation war völlig anders als in einer Big Band. Vielleicht, weil Blech und E sich besser vertragen?

Ich sehe da keine grosse Zukunft, auch nicht mit dem EUB. Schon wegen der zeitraubenden Aussteuerung. Eine solche lässt die Ungeduld der "akustischen" KollegInnen nicht zu. Du musst Dich hinstellen und nach kurzem Einstimmen losspielen können. Ansonsten heissts: Wann kaufen Sie sich endlich 'nen richtigen Bass? Und das ist keine "Arroganz".

dave
BrunoK Profilseite von , 16.04.2004, 11:57:25
Hallo Dave,
interessante Angelegenheit von der Du berichtest! Was mir nicht deutlich geworden ist "hat der Solist wie Du schreibst einen E - Bass, also eine elektrische Bassgitarre benutzt oder einen EUB?"

Die akustischen Orientierungs- und Integrationsschwierigkeiten die Du schilderst, sind mir nur allzugut bekannt. Gott sei Dank habe ich seit einiger Zeit die technische Möglichkeiten mittels derer ich exakt die von Dir genannten Probleme lösen kann (incl. Nullbereitschaft eines Orchesters auf den Soundcheck zu warten).

Da ich als Solist ähnliche Ambitionen habe würde ich gerne an den gemachten Erfahrungen teilhaben, wer war das denn der bei euch als Dittersdorf Solist tätig war, wann und mit welchem Orchester ist das gemacht worden?

Liebe Grüsse Bruno
Dave Profilseite von Dave, 18.04.2004, 23:45:46
o.k.
Dittersdorf-KB-Konzert (Opus-No. weiss ich nicht. Beginnt mit aufsteigendem Dreiklang; dann 2 ähnliche Dreiklangsfiguren; natürlich E major).

Vor ca. 5 Jahren

"Hansi" Maloleppsy (E-Bassguitarre) mit dem Darmstädter Kammersinfonie-Orchester, Amateure, 2 Tutti-KBs.

Ich nehme an, Hansi hat den E-Bass einen Ganzton höher gedreht.

Amp: Keine Ahnung.

dave
Neuester Beitrag Doublebasstard Profilseite von , 10.01.2005, 21:39:50
Aua, aua....
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