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Zugeordnete Kategorien: Basschulen - Jazz
Hallo, weiß jemand wo man das Buchim Netz bestellen kann?
Grüße
Bolle
Hallo zusammen,
auch mir war der Anspruch, den das Buch stellt, zunächst etwas hoch angesetzt. Zu empfehlen ist es auf jeden Fall, wenn man keine Angst mehr vor Simandl, Storch- Hrabe etc. hat. Eben eher ein Ergänzungswerk für Fortgeschrittene. Für Einsteiger eignet sich m.E. eher das "Jazz- Bass- Compendium" von Sigi Busch.
Ciao, max
Hallo,
mir hat das Buch nicht so besonders gefallen, bzw. fand ich es fast enttaeuschend - das Buch benutzt ausschliesslich die Skalenmethode, und schlägt halt wenig überraschende Übungen vor, die man in fast jedem Buch zur Skalenmethode findet. Das Buch ist viel zu lang und wiederholt sich staändig - echt langweilig.
Habe mich gefragt, wo da eigentlich das Konzept sein soll. Es geht in dem Buch ausschliesslich um Akkord-Skalen Relation - dass man auch anders an Improvisation rangehen kann, und dass die "richtige" Skalenwahl noch nicht bedeutet, dass das Solo auch interessant wird, das scheint den Autoren irgendwie nicht aufgefallen zu sein. In der Einleitung schreibt der Autor er habe sich gefragt, was man überhaupt zu Jazzimprovisation schreiben solle, und er habe eigentlich ablehnen wollen - er hätte mal dabei bleiben sollen.
Das Buch ist eine Art Abklatsch vom Skalenkapitel in Chers "IMprovisor's Bass Method" - welche insgesamt aber wesentlich vielseitiger ist (gibt Anregungen aus allen möglichen Blickwinkeln, nicht nur Skalen), und meiner Ansicht nach eine der besten Jazzbassschulen überhaupt. Das Buch kann man sich meiner Ansicht nach sparen, ausser man ist ein Hardcore Marc Johnson Fan - er spielt natürlich toll und es sind zwei CDs dabei.
Ist natuerlich auch Geschmackssache - bin kein grosser Fan vom ECM sound, und der gediegenen Aesthetik von melodischen Mollenskalensubstituten, welche natürlich hier dominiert (ebenso die Auswahl der Bassisten, deren Fotos das Buch schmücken - komischerweise fehlen da eine ganze Menge wichtiger schwarzer Bassisten, z.B. aus dem AACM Umfeld) - ich brauch da härteren Tobak - akzeptiere durchaus ein ganze Menge mehr an Dissonanz.
Armin
Hallo Armin,
für Dich mag das Buch keine Überraschungen bereitgehalten haben- das liegt m.E. aber eher daran, dass Du in Deinem Anspruch schon etwas weiter bist als der/die durchschnittliche HobbybassistIn. Für letztere/n bietet das Buch schon gutes und solides Handwerkszeug, das erst mal bewältigt sein will, bevor mensch sich auf Klangcollagen und freie Improvisation stürzt.
Auch Stockhausen- und Schönberg- InterpretInnen werden doch zunächst mal die klassische Harmonielehre gelernt haben.
Sollte ja auch nur´n Beispiel sein- Basstölpel ist ja auch kein Schönberg- oder Stockhauseninterpret (soweit ich weiß...)
OK, ich habe vielleicht zwei Sachen vermischt, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben: erstens der Wert des Buches als Lernhilfe, und zweitens ob mir der Stil gefaellt. Dazu kommt natürlich auch, dass es einfach begrenzt ist, was zu Jazzimprovisation so schreiben lässt, und sich daher einschlägige Bücher wiederholen - was man nicht unbedingt dem einzelnen Buch vorwerfen kann.
Ich fand das Buch nicht so klasse, weil es sich aussschliesslich auf die Skalenmethode stützt, und ich es einfach langweilig finde bzw Papierverschwendung, wenn die Übungen etwa so aussehen wie: Übung 1: spielen Sie 3-Ton Gruppen aus den Skalen - naechste Übung: spielen Sie 4-Ton Gruppen aus den Skalen - usw. in diesem Stil geht das hunderte von Seiten - Fand ich fast absurd - wer nun echt entschlossen ist, sich die Virtuosität der Nach-La-Faro Bassisten Schule anzuarbeiten (ich bin da einfach zu faul zu) der/die sollte genug Fantasie haben, sich solche Spielchen selber zu erarbeiten. Ich denke das ist ein wesentlicher Betsandteil von Jazz-Improvisation odfer auich freier Imnprovisation: nachdem man ein paar Grundlagen auf dem Instrument hat, versuchen sein eigenes Vokabular zu erarbeiten, was auch darüber geht, dass man sich eigenen Übungen ausdenkt. Dazu können natürlich Bücher nur Anregungen geben, und hier gibt es einige, die ich besser finde. Z.B. The Improvisor's Bass Method von Chuck Sher. Oder auch Bücher allgemein zur Improvisation, z.B. von David Baker, Jerry Cook oder Hal Crook.
Hallo Basstölpel,
könntest du die von dir favorisierten Werke von Sher usw. bitte beschreiben, insbesondere, inwiefern sie für fortgeschrittene Anfänger zum Erlernen und Erweitern der Improvisationsfähigkeiten aus deiner Sicht taugen?
Danke
basskl
Hallo Basskl,
ich bin leider nicht besonders up to date was Schulen usw angeht, da ich nicht unterrichte.
Heute gibt es soviel...
Wichtig waere zu wissen was in etwa Dein derzeitiges Niveau ist, und was Du suchst. „Damals, zu meiner Zeit“... gab es eigentlich nur zwei vernuenftige Jazzbassschulen, die von Siggi Busch und die von Rufus Reid. Die ich beide auch heute noch empfehlenswert finde. Siggi Busch ist fuer den schnellen Einstieg in Bass-Linien. die bessere Schule, Rufus Reid dagegen fand ich klasse einfach wegen der wirklich gut klingenden Linien. Als Ergaenzung dazu gab es „zu meiner Zeit“ nichts bass-spezifisches, d.h. man hat halt in die einschlaegigen Improvisationsmethoden fuer alle Instrumente reingeguckt, z.B. David Baker, Jerry Coker oder Jamey Aebersold Vol 1 [letztere ist am wenigsten theoretisch, daher zugaenglich, z.T. aber auch oberflaechlich] (neuer vom Erscheinungsdatum : Hal Crook), bzw. auch mal in das eine oder andere Theoriebuch (seinerzeit war dies der Jungblut, heute ist vielleicht Mark Levine das beste). Diese Buecher ueberlappen sich, das brauchst Du dir nicht alles zu kaufen, schau erstmal in der Buecherei. Was du letztendlich brauchst sind bestimmte Grundlagen in der Theorie, damit Du bei gaengigen Akkordfolgen weisst, welche Toene im Akkord sind, welche Skalen dazu gehoeren, und welche Akkorde tonartmaessig zusammengehoeren (also dass du erkennst, wenn ein Stueck in eine andere Tonart moduliert.) Dieses „linkshirnige“ Wissen ist wichtig als Grundlage – leider aber praxis fern und erstmal nicht besonders musikalisch.
Was die Praxisnaehe angeht, so sind Mitspiel-CDs eine sehr grosse Hilfe. Die angesprochene Chuck Sher Schule „Improvisers Bass Method“ (oder so aehnlich) hat leider keine CD, ist ausserdem eher eine Art Nachschlage- oder Arbeitsbuch, das einen lange beschaeftigen kann, als ein praxisnahe Einfuehrung. Also von daher ist es wahrscheinlich nichts was dir weiterhilft.
Ich habe gerade ein Heft gekauft, was vielleicht eher sein koennte, was Du suchst, Paul Del Nero, „Playing the changes. Bass. A linear approach to improvising“. Das Buch beruht auf der Skalenmethode. Ich bin nicht unbedingt ein grosser Freund der Skalenmethode in der Form „jeder akkord bekommt eine Skala zugeordnet“ – doch darum geht es bei dem Buch nicht – es arbeitet eher mit key areas. Wobei der Autor ein paar theoretische Begriffe einfuehrt, die ich als Theorie wenig ueberzeugend finde – wenn man diese aber einfach mal als Hilfskonstruktion akzeptiert, haut es aber hin. Soll heissen, man braucht fuer dieses Buch einen Ueberblick ueber die Grundlagen der Skalentheorie, sonst verwirrt es nur. Der Autor analysiert alles mit Hilfe von Tetracorden – theoretisch finde ich das wie gesagt nicht so ueberzeugend, praktisch aber bedeutet es, dass man sich erstmal auf vier Toene beschraenkt. Z.B. bei Blue Bossa koennte man ueber weite Strecken C, D, Eb und F nehmen, muesste dann irgendwann (wenn es nach Db dur moduliert) auf C, Db, Eb und F wechseln. Dem Autor geht es darum, mit diesem eingeschraenkten Material genau unter die Lupe zu nehmen, wie klingt welche Note ueber welchen Akkord. D.h. auch wenn die ersteren vier Toene z.B. ueber C-7, F-7, D-7/b5 und G7b9 genommen werden sollen, sind jeweils unterschiedliche der vier Toene stabil klingend bzw aufloesungsbeduerftig, und das zu hoeren, darum geht es. Das Buch betont also das intuitiv in Tonarten denken/hoeren und vereinfacht oft entsprechend, z.B. wird oft bei Dominanten (wenn sie in Moll stehen oder Zwischendominanten sind) der Dominantakkord nicht ausgespielt, sondern der tonarteigene Ton genommen (z.B. bei Blue Bossa wird uber G7 Bb [#9] anstatt B [Terz] genommen, was den Effekt hat, dass man den „anderen“ (zum obigen komplementaeren) Tetracord, G, Ab, Bb, C ebenfalls durchgehend nehmen kann ueber C-7, F-7, D-7/b5 und G7b9). Enstprechend ist das was in dem Buch beschrieben wird nur einer von verschiedenen moeglichen Ansaetzen, in meinen Augen aber wirklich gelungen. Der Preis erscheint vielleicht fuer so ein „Schmalspurheft“ etwas hoch, doch es ist eine gut klingende Play-Along CD dabei mit diversen Standards in bequemen Tempi, sowie gut klingenden, aber technisch nicht zu schweren Soloetueden ueber dieses Material.
Hoffe diese Infos nuetzen dir was.
Cheers - Armin
Hallo Armin,
danke erstmal für deine ausführliche Antwort. Dein Tipp könnte gut für mich sein. Ich hab mir das Heft bestellt (kostet übrigens bei amazon nur knapp 14 €), ist also auf jeden Fall einen Versuch wert.
Gruß basskl
Halloo Joern,
meiner Ansicht nach braucht man sich da nicht so einen Kopf drum zu machen - Buecher uber Jazz improv zu schreiben ist halt auch eine Industrie, und da denken sich die Leute von Zeit zu Zeit was aus, nur um alten Wein in neuen Schlaeuchen zu verkaufen. Wie gesagt fand ich alles in dem Heft als Theorie-Konstrukt wenig ergiebig bis manchmal sogar leicht fragwuerdig.
Auff deine Frage - der Typ zerteilt jede Skala in zwei Tetracorde, sind also Teilskalen. Also C-Dur z.B. CDEF plus GAHC. Was das jetzt soll, eine berechtigte Frage - in Sachen theoretische Anbalyse ist damit nichts gewonnen.
Was Del Nero damit erreicht, ist dass man sich auf einen bestimmten Bereich des Griffbrettes konzentriert ,und nicht den Fehler macht bei jedem Akkordwechsel das Referenzsystem zu verschieben und von dem entsprechenden Akkordgrundton aus zu denken. Also bei Blue Bossa denkt er alles von den auf C und G (bzw Gb) aufbauenden Tetracorden aus, auch bei der Zeile die nach Db moduliert (Eb-7, Ab7, Dbmaj7). Ferner geht es ihm um tonales Hoeren.
Also vielleicht ist es klarer geworden, wenn nicht, es ist zwar ein duennes Buch, aber immerhin ein Buch, und wenn man das mal eben so in einem Forumsbeitrag auf die schnelle erschoepfend wiedergeben koennte, waere es sicherlich nicht wert empfohlen zu werden, was ich trotz meiner Einschraenkungen tue.
Regards
A.
Was mir noch einfaellt, der Begriff Tetrakord (wie es jetzt auf Deutsch richtig geschrieben wird muesste ich selber nachsehen) kommt aus der altgriechischen/mittelalterlichen Musiktheorie und bezeichnet eben so einen Vier-ton-Ausschnitt aus einer Tonleiter --- ist zwar alles historisch ganz interessant, fuer Blue Bossa und co. aber weniger relevant, da die mittelalterliche Musiktheorie von pythagoraeischem Tonsystem ausgeht... ausser man will bei einer Session mal was angeben mit Begriffen wie hypodorisch oder diapente ....habe so ein Keybord und da kann man auf diverse antike Stimmsysteme umstellen... du ahnst gar nicht wie furchtbar sich JEDER Jazzakkord darin anhoert... habe den Begriff 'Diabolus in Musicam' erst dank Kawai verstanden..,.
Und, wie gefaellt dir das Heft?
Hallo Armin,
ich finde das Heft insgesamt klasse. Das Zerteilen der Skalen in Tetracorden empfinde ich zwar für mich persönlich als nicht sehr hilfreich, bringt mich eher durcheinander, als wenn ich gleich die gesamte Skala nutze, aber seine stufenweise Vorgehensweise von der pitch axis-Suche bis zur Improvisation ist sehr klar und gut beschrieben.
In anderen Lehrwerken hat man teilweise einen Ansatz zur Improvisation erläutert, danach ein Beispiel und schon geht es zum nächsten Ansatz, wieder mit einem Beispiel usw. Dabei ist das nachhaltige Erlernen m. E. nicht möglich und man hat aufgrund der Aufgabenarmut auch keine Kontrolle, ob das Erlernte wirklich verstanden wurde. In diesem Heft bleibt man (soweit ich das bis dahin überblicke) bei einem Ansatz und die folgenden Übungen werden immer etwas anspruchsvoller. Für mich im Moment genau richtig.
Danke noch mal für den Tipp.
Gruß Basskl
Gut dass du mit der Methode klarkommst. Wie gesagt haette ich an den Theoriebegriffen diesem Werk so einiges zu maekeln, das faengt mit der 'pitch axis' an, die fuer mich eher eine Hilfskonstruktion ist, als ein ernstzunehmender Ansatz, Stuecke harmonisch zu analyseieren. Also es gab viele Stellen wo ich ein Fragezeichen im Gesicht hatte - wenn man die Treminologie des Autors aber maL einfach als Mittel zum Zweck akzeptiert, funktioniert die Methode und bringt einen auf andere Ideen, als wenn man Akkordbezogen spielt, also seine Ideen aus Arpeggien etc entwickelt (was m.E. die andere elementare Methode zum Einstieg in die Improv. waere).
Gruss Armin
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