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Kb im Studio

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Zugeordnete Kategorien: Pickup & Mikrofon

Dusan Profilseite von , 11.06.2007, 19:37:23
Kb im Studio

Hallo Kollegen

Übers Wochenende war ich mit meinem Jazzquarktett im Studio. Der Tontechniker hat meinen Kontrabass folgendermassen abgenommen:

1. Einen dicken Neumann-Brügel direkt vor dem Bass, ca 10 cm Abstand etwas oberhalb vom Steg.

2. Ein kleines Kondensator-Mik durchs F-Loch hindurch in den Bass rein.

3. mein Piezo (halber Fischman BP 100....ich weiss, jetzt kommt euer Hohn, doch live stehe ich auf den Sound).

Auf seiner Festplatte hat der Tontechniker alle Signale einzeln drauf. Gleichzeitig hat er aber die ganze Band synchron in einem Stereo-Mix zusammengefasst. In diesem Stereo-Mix hat er alle drei Basssignale gemischt, und Anfangs gefiel mir der Sound sehr gut. Nun kriege ich aber den leichten Eindruck, der Klang wirkt etwas gepresst, als ob man mit dem Kopf direkt im Bass drin wäre, und ich habe den Verdacht, es ist das Kondensator-Mik im Bass drin, was diesen Effekt erzeugt.

Nun steht uns bald das Mastern bevor, und da haben wir folgende Optionen zur Verfügung:

Wir nehmen den Stereo-Mix und machen das beste draus. Dies würde am schnellsten gehen, wäre also am billigsten. Schliesslich ist der Techniker ein alter Hase, auch entsprechend teuer. Der Gesamt-Sound ist ja auch grossartig, bloss dieser gepresste Bass nervt mich manchmal.

Oder wir machen einen neuen Mix mit den Einzelspuren aus der Festplatte. Hierbei würde ich gerne hören, wie sich der Neumann alleine anhört. Es will mir nicht einleuchten, dass mehrere übereinander gemischte Bass-Signale besser tönen sollen als ein einzelnes hochwertiges. Da gibts doch Interferenzen und die Struktur der Obertöne leidet darunter. Oder liege ich da falsch?

So, und nun wäre ich froh über eure Erfahrungen, Vorschläge oder was auch immer.

Grüssli von Dusan

Dick Flowsdorf Profilseite von , 11.06.2007, 21:16:50
Hallo Dusan,
ich bin zwar kein "alter Tontechnik Hase", habe aber speziell mit KB-Aufnahmen hab ich mich wirklich lange auseinandergesetzt. Tja, und wenn ich jetzt hier ein Fazit meiner Erfahrungen ziehen soll, das dir bei Deinen Gedanken weiterhilft wird es sofort komplex, ich versuch es dennoch so kurz es geht:
Zum einen hast Du recht: umso mehr Signale man mischt, umso künstlicher wird oft das Ergebnis durch Interferenzen und andere Effekte. Das bedeutet nicht, dass man auf diese Tour nicht die besten Ergebnisse erzielen kann, aber bis man den goldenen Mischungspunkt (und dabei sind vor allem Delayzeiten unglaublich wichtig!) gefunden hat können Wochen ins Land gehen.
Beim KB hat man mit dem Problem zu kämpfen, das der Klangkörper nunmal unglaublich groß ist - auch das beste Neumann 10cm vorm Steg "hört" nur das, was Du hören würdest wenn du Dich vor Deinen Bass knien würdest um an dieser Stelle zu lauschen. Das entspricht natürlich nicht dem gewohnten Höreindruck, bei dem z.B. Geräusche die 60cm weiter oben auf dem Griffbrett entstehen genauso prägnant sind wie jene aus der Stegregion.
Was also tun? um beides einzufangen musst Du entweder weiter Weg mit dem Mikro, dann hörst Du aber den Raum umso deutlicher, was von Vor- oder Nachteil sein kann. Wenn Du laute Mitmusiker hast ist die Variante nicht praktikabel, denn dann kommt von Dir wenig an. Also wird in der Praxis häufig mit mehreren Mics gearbeitet - ein erfahrener Mischkollege berichtete mal von guten Ergebnissen mit einem vertikal angeordneten Stereopaar (also ein Mic richtung Steg, eins richtung Griffbrett), wobei dann in der Mischung das Griffbrettmicro phasengewendet beigemischt wurde... klingt in der Theorie gut, bis das im Studio auch funzt hast Du als Bassist aber schon Blasen und langsam keinen Bock mehr die selbe Nummer nochmal runterzududeln, und dass hört man bekanntlich viel deutlicher als kleine klangliche Defizite.
OK, ich will versuchen den Bogen zu Deiner Frage zurückzuschlagen:
Da die Aufnahmen ja nun schon gemacht sind und es nicht zuletzt um die weiteren Kosten geht, würde ich Euch nahelegen, den Stereomix zugrunde zu legen, der klingt immer am echtesten. Wenn darin einzelne Stimmen zu schwach sind, können die Spuren der Einzelmikros als Stützen beigemischt werden, dafür müssen sie aber Zeitlich auf das Stereobild angepasst werden (der Ton ist ja früher beim Neumann vor dem Steg angekommen als beim Stereopaar drei Meter weiter!!), und die Stützmicros sollten nicht mehr als ca.30% aufgedreht werden, sonst fällt es auf, das da was nicht ganz stimmt - schätze das ist es, was Du als "gepresst" beschreibst. Bevor das passiert, lieber aus dem Stütz-Micro-Signal immer weiter Frequenzen wegfiltern. Könnte mir vorstellen, das es reicht den Stereomix der Band mit den tiefen Frequenzen des Neumann unten rum etwas "anzudicken" um den Bass präsenter zu machen. Da muss man dann halt mal rumprobieren, es kommt aber schneller ein aktzeptables Ergebnis raus als wenn man die Stereospuren in die Tonne haut und versucht aus 24 Einzelspuren was zu mischen, was nach Band klingen soll.
Für euren nächsten Studiogig: Versucht doch mal, euch so zu den Stereomics zu positionieren, das alle befriedigend rüberkommen - vielleicht fehlt es ja auch schlicht Deinen Bandkollegen an zurückhaltung, denn die ist m.E. einenm KBisten gegenüber dringend zu wahren, das Instrument hat halt seine natürlichen Grenzen, und jedes Stromdoping am KB fordert seinen Tribut! Also runter mit der Lautstärke - oder gleich nacheinander einspielen, dann können die Micros auch so weit weg das eins oder ein Stereopaar reichen, und dann klingts auch wirklich gut!
Hoffe ich konnte Dir ein bissl weiterhelfen!! Hoffe Dein Tontechniker ist gut mit den Delays, das macht echt viiiel aus, auch wenns nur ein paar Milisekunden sind! - warum der Meister ins Schalloch mikrophoniert hat verstehe ich nicht, es sei denn der rest war höllenlaut, denn 1.hat da noch kein Mensch mit dem Ohr hingehört (wie soll man da erkennen "oh, in Kontrabass"), 2. pumpt da zuviel Wind raus für empfindliche Mics und 3. wollen wir ja das Endergebnis der natürlichen Interferenzen in der Schachtel hören (das tun wir immer) und nicht dabei zuhören, wie sich Frequenzen imn Bass gegenseitig überlagern und mit den Ellenbogen darum ringen, aus dem Schalloch zu dürfen ;-)
Tontechniker sind Freaks, dieser Beitrag ist ein weiterer Beweis...
schönen Abend,
Dick
Neuester Beitrag Dusan Profilseite von , 11.06.2007, 22:03:58

Hi Dick

Ufff, das war guter Stoff. Schon mal Dank dafür.

Nur um Missverständnisse zu vermeiden: Der alte Hase hat den Stereo-Mix nicht mit einem Stereo-Mik im Raum erzeugt, sondern aus allen ihm zur Verfügung stehenden Signalen. Dh.: Meine drei Signale + ein Mik für Sax + 4 Miks für Piano + x  Miks fürs Schlagzeug + zusätzlich zwei Miks für den Raum. Da ich mich hauptsächlich auf meine Arbeit konzentrierte, konnte ich nicht genau nachzählen, wieviel Spuren das waren, aber so an die 15 warens schon.

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