Hallo Frederik,
die Frage nach klanglichen Einflüssen von Saitenhaltern ist neben der Vibrationsentdämpfung eine der spannendsten die bei mir aufgetaucht ist - letztendlich geht es bei beiden Geschichten darum alles was den Klangmöglichkeiten eines Instrumentes entgegenwirkt, auszuräumen.
Neben flexibler Hängesaite, auf die Instrumentenmitte geführte Saitenzugkräfte hat die Frage was sich unterhalb des Steges tonlich abspielt eine sehr wichtige Bedeutung. Nimm einen chromatischen tuner, wenn´s geht mit Kontaktmicro und streich die Saitenenden, anschließend den Saitenhalter selbst. Du wirst Töne erzeugen die natürlich in einen tonalen Bezug zur Leersaitenstimmung zu bringen sind. Wenn bei Deinem Instrument nicht zufällig eine optimale Konstellation vorliegt, werden es tonale Bezüge sein die sehr weit weg liegen von den Leersaiten und deren natürlicher Obertonreihe.
Vielleicht hast Du die Erfahrung das eine Kontrabassgruppe aus drei Bassisten die sauber und vor allem gemeinsam intonieren in der Regel subjektiv lauter zu hören ist, als eine Kontrabassgruppe aus fünf Individualisten deren Intonation eben nicht homogen ist. Es hängt u.A. mit Phasenauslöschungen zusammen, also Schallenergie die durch den "Kampf" mit Frequenzabweichungen anderer Klangerzeuger verloren geht. Das gleiche passiert wenn deine Saitenenden z.B. einen unsauberen Tritonus in der Doppeloktave zur Leersaite erzeugen. Da dies weit über dem Grundton geschieht und die Saitenenden ja nicht direkt durch den Bogenstrich zur Schwingung angeregt werden (sondern durch Resonanz) ist der Effekt nicht brachial. Wenn ich in diesem Zusammenhang die Saitenenden als Bordun bezeichne wird manch einer lächeln, doch obacht, sobald viel mit Flageoletten und in hohen Lagen gespielt wird, kommt die ganze Mimik unterhalb des Steges sehr entscheidend ins Spiel. Man kann das aber nur erfahren wenn man die Möglichkeit hat dort etwas zu verändern und das ist umständlich.
Die ganze Konstellation hat sehr viele Variable, so ist die Länge und Beschaffenheit der Hängesaite wichtig für die Beweglichkeit aber insbesondere deren Länge bestimmt die Länge der Saitenenden. Material und Konstruktion des Saitenhalters beeinflussen seine Masse und damit auch wiederum seinen Ton. Ich habe an einem Saitenhalter verstellbare Reiter angebracht (wie bei einer E - Bass Bridge) um die Längen der Saitenenden und damit ihren Ton einstimmen zu können. Dies idee ist übrigens nicht neu, in Amiland kann man solche Dinger für teuer Geld schon seit längeren bekommen (kombiniert mit zentrischer Führung der Saitenzugkräfte). Die Saitenenden auf reine Quinten in Doppeloktav gestimmt peppt jedes Instrument in den höheren Lagen und Flageolettbereich deutlich auf. Ich glaube sogenannte Soloinstrumente gewinnen ihre brillianten Stärken zu grossen Teilen durch eine gute Konstellation unterhalb des Steges.
Was mir noch nicht gelungen ist, ist es den Ton des Saitenhalters selbst einzustimmen, ich werde demnächst Hobel und Ziehklinge ansetzen um durch Verringerung seiner Masse ein tonal günstiges Intervall zu einer Saite herzustellen. Das wird sicher ein nettes Geduldsspiel.
Nebenbei habe ich die Erfahrung das sich bei Elektrischen Uprightbässen die Wirkung der Mimik unterhalb des Steges geradezu klanglich aufdrängt (bei Piezoabnahme insbesonders). Der Unterschied von Klang, attack, punch zu Instrumenten ohne schwingenden Saitenhalter (wie z.B. Fichter o.ä.) ist immens.
Gruß Roland