Hallo, Kolophonium in den Haaren ist natürlich nicht toll, immerhin hindert es dort nicht unmittelbar den Spielbetrieb. Nimmt man sich die Zeit sich in die Haare zu greifen, könnte man sich auch die Zeit nehmen an einen alkoholgetränkten Lappen zu greifen, anschließend dann doch in die Haare, um schnell wieder etwas Gleitfett auf die Fingerkuppen zu bringen. Der Hauptgrund für die Verwendung schwerer Bögen ist nicht der angeblich geringere Kolophoniumbedarf, nach einigen Experimenten vermute ich eher besondere Klanglichkeiten aufgrund der höheren Masseträgheit des Bogens, die eine Art Reboundeffekt erzeugt (kennt man vielleicht vom Schlagzeug her). Unsinn ist das mit den schweren Bögen sicher nicht, es hat mich bislang aber noch nicht so gereizt wie die Obergriffbögen.
Da sich diese Geschichte nun off topic entwickelt zu Deiner resultierenden Frage. Ich habe mir vor kurzem eine Kontrabass- Obergriffhaltung fast autodidaktisch beigebracht, habe eigens dafür Cellountericht genommen. Die Bogenhaltung die man genau wie beim Cellobogen macht nennt man italienische Haltung und ist weltweit wahrscheinlich die verbreitetste Haltung, die eigentliche französische Haltung (mit Daumen unterm Frosch) ist dagegen ausserhalb Frankreich und Benelux vergleichsweise selten, für mich sind beides halt Obergriffhaltungen. Da mir zu dieser Bogenhaltung oft sehr borniert wirkende Ansichten begegnen, fast immer von Bassisten die es definitiv nicht können, hat es mich interessiert wie das geht, nun kann ich mir meine Meinung selbst bilden. Ich find`s gut, werde mich auf Dauer aber nicht umstellen, habe so viele schöne Untergriffbögen im Laufe der Zeit entdeckt und mir zugelegt und ich will die erst mal nutzen bevor ich neu entscheide. Was ich sagen kann ist, beim Obergriff ist es genauso ungünstig mit "Druck " zu spielen wie beim Untergriffbogen, Armgewicht reicht in beiden Fällen völlig aus und wird eher zu viel als das es nicht ausreichen könnte. Entgegen verbreiteter Ansichten kann man mit Obergriff genau so stark spielen und hat überhaupt alle Klangmöglichkeiten wie mit Untergriff. Ich denke das man mit Untergriffhaltung einem schlechten Bogen zur Not noch eher was abgewinnen kann als einem schlechten Obergriffbogen. Wichtig ist beim Obergriffbogen gutes Equipment, incl. qualitativ guter Haare, die fachmännisch gut aufgezogen sind. Man kann mit dem Obergriffbogen die gleichen Kolos in gleicher Menge und identischer Klebekraft benutzen wie mit dem Untergriffbogen, daher hat man auch die gleichen Probleme beim Spielen im ewigen Schnee. Bin gespannt ob hier noch etwas Aufschlussreiches zum Thema Klebefinger kommt. Ciao Roland