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Gesellschaft der Bassisten in Deutschland

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• • • Geschichte-des-Kontrabasses

Der Inhalt dieser Seite:
Gamben und Geigen
Stimmung
Bauformen
Grössen
Materialien
Elektrische Bässe

Gamben und Geigen
Der Kontrabaß mit seiner über einem Meter messenden Mensur ist das größte Instrument aus der Familie der Geigen. Dabei ist er, von seiner Herkunft her betrachtet, gar kein richtiges Familienmitglied. Erste Vorläufer des heutigen Kontrabasses, die Ende des 16. Jahrhunderts in Deutschland entstanden, gingen aus der Familie der Gamben hervor. Gamben sind Geigen auf den ersten Blick recht ähnlich, unterscheiden sich aber in einigen entscheidenden Merkmalen. Gamben werden ebenfalls mit einem Bogen gestrichen, jedoch zum Spielen zwischen den Knien gehalten (weswegen sie auch als Kniegeigen bezeichnet werden). Sie hatten teilweise Bünde aus Darmsaiten, die um Hals und Griffbrett gebunden werden. In Stimmung, Mensur und Anzahl der Saiten gab es eine Vielzahl von Varianten. Sie wurden im Laufe der Jahrhunderte durch Geige, Bratsche und Cello verdrängt und sind heute nur noch von historischer Bedeutung. Einige Baumerkmale der Gambe haben sich aber bis heute im Kontrabaß erhalten: die abfallenden Schultern, der flache Boden, und der von unten gehaltene "Deutsche" Bogen. In Italien entstanden um 1600 Kontrabässe, die sich in der Form eher an Geigen orientierten. Sie hatten einen gewölbten Boden und die geigentypischen spitzen Ecken im Mittelbug.Einen wichtigen Impuls bekam die Weiterentwicklug des Kontrabasses um 1650, als erstmals umsponnene Darmsaiten aufkamen. Durch diese Neuentwicklung waren geringere Saitendurchmesser möglich, die ein leichteres Greifen und Streichen ermöglichten. Die Instrumente mußten auch nicht mehr ganz so monströse Größen haben, um den gewünschten Tonumfang zu erzielen. Dadurch wurden die Kontrabässe nach und nach wirklich spielbar.

Gambe
 
Stimmung
Während die Bünde schon um1800 völlig verschwanden, dauerte es noch bis in die Zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts, bis sich der viersaitige Kontrabaß und die heute übliche Stimmung E-A-D-G vollends durchsetzen konnten. Bis dahin hatten viele Bässe nur drei Saiten. Viele ältere Bässe, die sich bis heute erhalten haben, wurden von ursprünglich drei auf vier Saiten umgerüstet. Heute gibt es neben dem üblichen Standard, der sogenannten Orchester-Stimmung (E-A-D-G), auch die Solo-Stimmung. Sie baut sich ebenfalls aus Quarten auf, jedoch einen Ganzton höher (F# - H - E - A), und findet vornehmlich im Bereich der klassischen Musik Anwendung. Darüberhinaus gibt es einige Bassisten (Joel Quarrinton, Red Mitchell u.a.), die den Baß wie bei Cello und Geige üblich in Quinten stimmen.

Giovanni Bottesini (1821 - 1889), mit seinem drei(!)saitigen Baß
 

Um den Tonumfang zu erweitern, haben manche Bässe fünf Saiten; eine tiefe C- oder H-Saite oder eine hohe c-Saite. Alternativ gibt es spezielle Griffbrett-Verlängerungen über den Obersattel hinaus, die die schwingende Saitenlänge und domit den Tonumfang nach unten erweitern. Der Ton E wird dann auf Höhe des Sattels gegriffen. Manche dieser Verlängerungen sind zusätzlich mit einer Mechanik zum Greifen der Saite ausgestattet.

Bauformen
Im Vergleich zu den anderen Streichinstrumenten weist der Kontrabaß die größte Formenvielfalt auf. Obwohl auch viele Baßbauer bewährte Formen und Maße alter Meister für ihre Instrumente kopieren, sind die Größen und Proportionen weniger standartisiert als bei Geige oder Cello. Bis heute haben sich als Korpusformen sowohl die Violin- als auch die Gambenform erhalten. Darüberhinaus gibt es auch Varianten wie z. B. die Busseto-Form, oder seltener die Gitarrenform. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellten einige Hersteller (u. a. Framus) Bässe mit Cutaway her, um wie bei der Jazzgitarre das Spiel in hohen Lagen zu erleichtern. Unabhängig von der Korpusform haben Bässe entweder den von der Gambe kommenden flachen Boden, oder den für die Geige typischen gewölbten Boden. Beide haben Vor- und Nachteile, die in Fachkreisen bis heute gerne diskutiert werden. Auch bei den Bögen haben sich zwei Formen gleichermaßen durchgesetzt: der Deutsche Bogen, der wie bei der Gambe von unten gehalten wird, und der Französische Bogen, der wie beim Cello von oben gehalten wird.

  
Busseto
  
Gambe
 
Violin

Französischer und Deutscher Bogen
 

Größen
Die heute übliche Standardgröße ist die 3/4-Größe. Das entspricht etwa einer Korpuslänge von ungefähr 114 cm und einer Mensur (schwingenden Saitenlänge) zwischen 104 cm und 108 cm. Weitere übliche Größen sind neben 4/4 auch 7/8, 5/8 und 1/2. Ein Baß in 1/2-Größe ist jedoch nicht etwa halb so groß wie ein 4/4-Baß, sondern hat eine Korpuslänge von ungefähr 96 cm.

Materialien
Neben der Verwendung der charakteristischen Hölzer (Fichte für die Decke, Ahorn für Zargen, Boden und Hals) gibt es bis heute Experimente mit anderen Hölzern sowie mit alternativen Materialien. So findet für die Decke neben Fichte gelegentlich auch Zeder Verwendung, für Zargen und Boden auch Platane, Kirsche, Walnuß, Esche und Weide. Hauptsächlich aus Kostengründen wird auch Buchenholz für Hälse und Palisander oder Brazilholz für Griffbretter verwendet. Es gibt aber auch immer wieder Versuche mit ganz anderen Werkstoffen als Holz. In den USA wurden in den 1930er Jahren Bässe aus Aluminium hergestellt. Gedacht waren sie z. B. für Militärorchester und ähnliche Einsatzorte. In jüngster Zeit kam Graphit bzw. Kohlefaser als Werkstoff auf. Inzwischen gibt es neben einzelnen Bestandteilen wie Griffbrettern und Stegen auch komplette Bässe und Bögen aus Composit-Materialien. Lediglich die Bögen aus Graphit sind aber bisher über den Status eines Kuriosums hinausgekommen.

Elektrische Kontrabässe
Mit dem Aufkommen elektrisch verstärkter Instrumente in den 1920er und 1930er Jahren entstanden erste elektrische Kontrabässe (engl. "Electric Upright Bass" bzw. "EUB"). Diese Bässe haben lediglich einen reduzierten, meist massiven Korpus. Dadurch sind sie unempfindlicher gegen Rückkoppelungen und lassen sich einfacher transportieren. Die Idee ist schon älter: schon in vergangenen Jahrhunderten gab für Übezwecke "Stumme" Bässe oder Geigen ohne vollwertigen Resonanzkörper. Mit den Mitteln der elektronischen Klangwiedergabe erschlossen sich Instrumentenbauern wie Musikern jedoch neue Möglichkeiten. Die Klangqualität der EUBs ließ lange zu wünschen übrig, denn es dauerte einige Jahrzehnte, bis Tonabnehmer und Baß-Verstärker ausgereift waren. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Herstellern, die EUBs als Einzelanfertigungen oder in Kleinserien herstellen.Während manche in einem EUB lediglich eine komfortabel transportierbare Alternative zum "richtigen", also akustischen Kontrabaß sehen, ist er für viele ein neues, eigenständiges Instrument. Die Konstruktions-Ansätze sind dementsprechend recht unterschiedlich: während sich einige EUBs am Klang und Spielgefühl eines akustischen Kontrabasses orientieren, und dem recht nahe kommen, gehen andere EUBs bewußt in eigene Richtungen.

 

 

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Zuletzt aktualisiert von Meyer-Eppler am 01.06.2003, 12:34:08.