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Die Aufnahme

Endlich ist es soweit, viele Nächte sind vergangen, es wurde viel geübt, besprochen, gespielt, aber die Entscheidung ist gefallen. Es soll eine Aufnahme gemacht werden.
Nur wie? Muss ich mich als Musiker mit der ganzen Technik beschäftigen? Wenn das nötige Kleingeld vorhanden ist natürlich nicht. Man sucht sich ein gutes Studio, spricht mit dem Tontechniker über die eigenen Vorstellungen und der macht den Rest. Bringt man die notwendige Zeit mit, erhält man sicherlich ein professionelles und zufriedenstellendes Ergebnis. Allerdings wird man auch um ein kleines Vermögen ärmer.
Für diejenigen unter uns, die sich ein Studio nicht leisten können, keine Zeit für eine Woche Studioaufnahmen haben, oder einem Tontechniker nicht trauen, bleibt leider nur der dornige Weg über ein grundlegendes Verständnis der Aufnahmetechnik.

Welche Möglichkeiten gibt es?
Grundsätzlich gibt es wie immer mehrere Möglichkeiten. Ich kann für die Aufnahme einen Piezo- basierten Tonabnehmer verwenden, oder ich benutze ein Mikrofon. Die theoretische dritte Möglichkeit des Mischens von Piezo mit Mikrofon ist eine Frage des Geschmacks, aber dazu später mehr.
Unproblematisch ist die Aufnahme mit einem Tonabnehmer, von denen es
inzwischen wirklich viele zu unterschiedlichen Preisen gibt ( Balsereit, Fishman, Underwood, Wilson, K&K, etc.). Eigentlich braucht man hier nur darauf zu achten, dass die Impedanzen stimmen, d.h. das Signal des Tonabnehmers für ein Mischpult geeignet ist. Da die meisten Piezos nur sehr schwache Signale liefern, kommt man um einen Vorverstärker bzw. ein DI-Box nicht herum.

Bei mir hat sich eine aktive DI-Box von Palmer (PAN 02) bewährt. Sie hat den großen Vorteil entweder mit Phantomspeisung aus dem Mischpult oder zur
Not auch mit einer Batterie zu laufen. An den Eingang schließt man nun den Kontrabass an, über ‚Link out’ geht man in seinen Verstärker und benutzt den ‚Balanced out’für das Mischpult. So hat man einen relativ konstanten Pegel für die Aufnahme, der unabhängig von den Verstärkereinstellungen ist.
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Hat man die Möglichkeit erst einmal alle Spuren aufzunehmen und anschließend zu mischen, ist für den Kontrabassisten damit schon alles erledigt. Besteht die Möglichkeit nicht, sollte man vor der Aufnahme ein wenig an der Klangregelung drehen. Eine recht rigorose Absenkung im 60 Hz Bereich sorgt für einen angenehmeren Ton, da die meisten HiFi-Boxen in dem Bereich nicht mehr sauber arbeiten. Um ggf. für mehr Transparenz zu sorgen, sollte man je nach Instrument die Bereiche um 800 Hz und 3-5 kHz überprüfen und entweder leicht anheben oder absenken (Tipp: 120-400 Hz sorgt für Volumen, 1-3 kHz der Bereich des Näselns bzw. der Definition, 6-8 kHz bei Arco).

Wer mit seinem Instrument einigermaßen umgehen kann und nicht slapt sollte keinen Kompressor verwenden. Die bezahlbaren Kompressoren mögen sich vielleicht für Gitarre oder andere Instrumente eignen, bei einem Kontrabass machen sie meistens große Fehler und pumpen oder klicken.Bild11.jpg



Deutlich problematischer, aber vielversprechender ist die Aufnahme mit einem Mikrofon. Doch bevor man überhaupt zu den Problemen kommt, muss man das geeignete Mikrofon erst haben. Empfehlenswert ist ein Kondensatormikrofon mit einer möglichst großen Membran (z.B. Neumann TLM 103, U87ai ), zur Not auch ein dynamisches ( Shure SM 57/58, der Klassiker). Kondensatormikrofone sind allerdings sehr teuer.

Weiterhin sollte das Mikrofon der Wahl einen möglichst engen räumlichen Empfindlichkeitsbereich (z.B. Hyperniere) haben, damit nicht so viel von den anderen Musikern aufgenommen wird. Nun fangen die Probleme erst richtig an. Damit man ein ausgewogenes Klangbild erreicht, ist das Positionieren des Mikrofons von entscheidender Bedeutung. Hier hilft eigentlich nur viel Zeit und experimentieren. Je nach Instrument scheint mir eine Position in einem Bereich um 15-30 cm vor dem Steg recht geeignet. Näher am Steg hört man mehr Saitengeräusche, bei einer größeren Entfernung mehr tiefe Mitten.Bild12.jpg
Auf keinen Fall sollte man das Mikrofon direkt vor das F-Loch stellen, die Ergebnisse sind dann viel zu basslastig. Ist endlich die ideale Position gefunden, darf der Bass allerdings nicht mehr bewegt werden. Schon ein leichtes Drehen kann die ganze Arbeit zunichte machen. Das kann bei einer längeren Aufnahme zu einem echten Problem werden. Am Besten die Positionen mit Klebeband auf dem Boden markieren, dann kann man auch mal eine Pause machen und findet seine Stellung recht problemlos wieder.
Nun zu den Übersprechungen. Macht man die Aufnahme in einem kleinen Raum mit z.B. Bläsern, Gitarre und Schlagzeug, nimmt das Mikrofon auch davon sehr viel auf (Übersprechung). Um das Problem gering zu halten eignet sich eine kleine Stellwand mit Noppenschaum hinter dem Mikrofon. Sie sollte aber unbedingt gedämpft sein, da sonst Reflexionen zu hässlichen Überlagerungen und Auslöschungen führen. Ganz wird man Übersprechungen nicht vermeiden können, sie können aber auch positiv zum Gesamteindruck beitragen. Einstellungen zur Klangregelung gelten eigentlich ähnlich wie beim Tonabnehmer, sind aber viel stärker vom Mikrofon und dessen Position abhängig.

Nun zur dritten Möglichkeit, das Kombinieren von Tonabnehmer und Mikrofon. Eigentlich eine tolle Idee, viel Tonabnehmer mit wenig Übersprechungen und viel Bewegungsfreiheit zu einem bisschen Mikrofon für mehr "Akustik" mischen. Leider gibt es einen ganz großen Haken, den mit der Phase. Stellt man sich einen Ton als Sinuskurve vor, so hat man eine Sinuskurve aus dem Tonabnehmer und eine Zweite (im Idealfall nahezu gleiche) von dem Mikrofon. Nun braucht der Ton allerdings eine gewisse Zeit bis er am Mikrofon angekommen ist. Daher hat man nicht zwei Sinuskurven die genau übereinander liegen und sich wunderschön ergänzen, sondern solche, die zeitlich versetzt sind und sich teilweise auslöschen. Der Unterschied ist so klein, dass man nicht zwei Töne hört, aber so groß, dass er wie eine Klangregelung
wirkt. Diesen Unterschied nennt man auch Phasenunterschied. Der Effekt kann so stark sein, dass wenn man beide Spuren mischt, die Summe leiser, näselnd und zischelnder klingt als jede Spur einzeln. Theoretisch kann man das Problem mit sehr viel Zeit auffangen, aber ich glaube, die Zeit ist besser in Spielen investiert.

Abschließend sollte man bei der Aufnahme eines Kontrabasses auf einen Hall entweder ganz verzichten, oder zumindest extrem sparsam damit umgehen. Natürlich lassen sich damit auch wunderbare Effekte erzielen z.B. im Solo, oder bei der Improvisation, aber das ist ein anderes Thema.

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Zuletzt aktualisiert von Meyer-Eppler am 25.03.2002, 17:27:30.