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Das Alter, ein heikles Thema.

Ähnlich wie bei Geigen hält sich auch bei Kontrabässen das Gerücht, erst ab einem gewissen Alter seien sie überhaupt brauchbar. Dieses gewisse Alter wird dann vorzugsweise in Jahrhunderten gezählt. Wie bei allen Gerüchten ist natürlich auch hier etwas wahres dran. Wichtig sind hierbei drei grundverschiedene Aspekte, die des verwendeten Materials, der Verarbeitung und der Einspielphase.

Material
Wichtig bei Holz ist die Lagerung vor der Verarbeitung. Erst ein sehr langsames und gleichmäßiges Trocknen sorgt für die nötige Formstabilität. Maschinell getrocknetes Holz hat die Tendenz sich nach einer gewissen Zeit zu verziehen bzw. zu verdrehen.
Aufwendige Konstruktionen und viel Leim (z. B. Sperrholz) kann diese Problematik auffangen. Ist ein Kontrabass entsprechend alt, kann man davon ausgehen, dass die Hölzer inzwischen gleichmäßig durchgetrocknet sind und er sich bei guter Pflege nicht mehr verzieht.
Wachstumsstörungen des Baumes durch Umwelteinflüsse beeinträchtigen ebenfalls das Klangverhalten. Dabei kann z. B. ein besonders regenreiches und warmes Jahr für ein beschleunigtes Wachstum sorgen und das Holz weniger fest und dicht machen, ähnliches gilt auch für chemische Einflüsse.

Aus meiner Sicht kann man nicht generell sagen, dass altes Holz (+100 Jahre) automatisch besser bzw. unerreicht klingt. Auch damals gab es das Problem der Lagerung und der Witterungsverhältnisse. Weiterhin waren damals gewisse Hölzer (Ebenholz) im Gegensatz zu heute viel schwerer oder gar nicht zu bekommen, gingen durch viel Hände und hatten sehr unterschiedliche Qualitäten.

Verarbeitung
Ist die alte Kunst längst vergangener Tage verloren gegangen? Ich denke nicht. Schon allein die Kommunikationsmöglichkeiten der heutigen Zeit sorgen für Möglichkeiten, die es früher nicht gab. Während früher mehr oder minder jeder für sich gearbeitet hat, gibt es heute Kongresse, Publikationen, Messen und vieles mehr. So können gute Ideen und neue Entdeckungen einfach weitergegeben werden und gehen in der Regel nicht verloren. Weiterhin denke ich, dass gerade die Reparatur bzw. Restauration alter Instrumente sowie die Wünsche der Musiker viel zu einem tieferen Verständnis beigetragen haben. Der entscheidende Faktor erscheint mir, nach wie vor, die nötige Sorgfalt und Zeit beim Bau eines Basses zu sein. Ein Bass, der innerhalb einer sehr kurzen Zeit mit Hilfe aller möglicher Tricks zusammengestellt wird, hat wohl nur eine geringe Chance wirklich gut zu klingen. Das Holz braucht Zeit um gleichmäßig zu trocknen, der Leim muss langsam anziehen, damit sich keine ungewollten Spannungen aufbauen und auch die Lackierung braucht ihre Zeit, damit das Holz nicht aufgeweicht wird und anfängt kurzzeitig zu quellen. Daher denke ich, hängt es hauptsächlich vom Geigenbauer und dessen Einstellung zu seiner Arbeit ab. Nicht ohne Grund findet man bei professionellen Kontrabassisten eine durchwachsene Mischung aus neuen und alten Instrumenten. Aber für viele wird diese Frage nur akademisch sein, da letztendlich natürlich das eigene Ohr und der Geldbeutel entscheiden.

Einspielphase
Bei einem Vollholzbass wird in der Regel spezielles Klangholz verwendet, dessen Beschaffenheit und Zuschnitt für eine bestimmte Eigenresonanz sorgt. Würde man im Extremfall alle Hölzer und Formen so wählen, dass sie exakt gleich schwingen, hätte man ein Instrument mit einem sinus-ähnlichen Klangverhalten. Ein enges Frequenzband (um die Eigenresonanz) wird extrem laut und ohne viel Obertöne dargestellt. Brauchbar würde ein solcher Bass nur bei ein paar Tönen klingen. Das ist natürlich nicht gewollt. Daher wählt man Material und Zuschnitt so, dass sich die Eigenfrequenzen der Einzelteile überlagern und ergänzen. Z. B. wird der Boden auf einen anderen Ton gestimmt als die Decke und die Form des Korpus auf ein gewünschtes Einschwingverhalten abgestimmt. Ziel ist es hierbei, eine subjektiv
gleiche Lautstärke und Obertonvielfalt über möglichst den gesamten Tonumfang zu erreichen. Das bedeutet eine stärkere Resonanz in den Tiefen und eine geringere in den Höhen, da das menschliche Ohr in den tiefen Lagen weniger empfindlich ist.
Schwingen nun die einzelnen Bestandteile unterschiedlich, kommt eine spezielle Eigenschaft von Holz zum Tragen. Wird es über einen längeren Zeitraum in unterschiedliche Schwingungen versetzt, ändert es sein eigenes Schwingverhalten.
Das führt dazu, dass sich ein Instrument erst nach einiger Zeit eingeschwungen hat und dann offener und homogener klingt. Ein weiterer Aspekt sind die Harze im Holz. Im Laufe der Zeit kristallisieren sie parallel zum Durchtrocknen des Holzes aus und verhärten sich. Wird innerhalb dieser Zeit der Bass in Schwingungen versetzt, ändert sich die kristalline Struktur und deren Bindung an die Fasern des Holzes. Dadurch wird ebenfalls der Klang des Instrumentes beeinflusst. Der Zeitraum der für beide Vorgänge benötigt wird hängt dabei stark von den klimatischen Bedingungen ab, sowie der Häufigkeit mit der ein Instrument gespielt wird.

Das Alter und seine Spuren
Da steht er nun, das Objekt der Begierde, und ist doch gezeichnet von den Jahren. Beinahe jeder alte und massive Bass zeigt im Laufe der Jahre seine Gebrauchsspuren und Risse. Das muss grundsätzlich kein Problem sein, solange Risse professionell repariert werden. Schwierig ist es dabei an die Risse heranzukommen. Der Geigenbauer wird dazu häufiger den Boden oder die Decke abnehmen müssen, da eine Reparatur durch die F-Löcher nur selten möglich ist. Hat ein Vorbesitzer nun allerdings um ein Schnarren zu eliminieren den Boden mit einem Holzleim (Ponal oder ähnlichem) fixiert, lässt er sich kaum noch ohne größere Schäden abnehmen. Um das zu vermeiden verwendet ein Geigenbauer üblicherweise einen, teils seltsam riechenden, Haut- oder Knochenleim, der sich mit heißer Luft und einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit wieder lösen lässt.

Hat das Instrument nun Risse ist es wichtig sie zu genau zu beobachten. Sie sollten nicht weiter wachsen und sich möglichst nicht um oder unter dem Steg bzw. am Halsansatz oder im Fußbereich befinden. Schnarrt der Bass, ist ein Gang zum Geigenbauer meist unumgänglich, das Problem aber auch oft schnell gelöst.
Bei Lackschäden sollte nicht nur das Auge entscheiden. Einerseits schützt der Lack das Holz, andererseits gibt es sehr viele verschiedene Lacke. Einige basieren auf Öl, andere auf Wasser, sie sollten nicht vermischt werden. Hier sollte der Geigenbauer
des Vertrauens bei der Entscheidung über Art und Umfang einer möglichen Reparatur zu Rate gezogen werden.
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Zuletzt aktualisiert von Dorina am 16.01.2003, 21:28:53.