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Hallo zusammen,
hat jemand von Euch schon einmal einen Kontrabass umbauen lassen (oder selbst umgebaut), so dass der Hals abnehmbar ist? Kennt jemand eine Werkstatt, die diesen "Removable-Neck"-Umbau vornimmt?
Freue mich auf die Antworten
VG Stefan
Das scheint zunehmend "modern" zu werden, ist mein Eindruck... Ich könnte mir vorstellen, dass es daher auch immer mehr "Werkstätten" gibt, die so etwas machen. Ich weiß, dass z.B. Jean Auray den Bass von Arild Andersen umgebaut hat:
http://www.jauray.com/index.php?page=musiciens&lang=en#Andersen
Außerdem weiß ich, dass Heiner Windelband das gleiche mit dem Bass von Martin Wind gemacht hat. Das ganze wird hier zumindest ansatzweise dokumentiert:
https://www.youtube.com/watch?v=lbklVUN4LMc
Aber da wird es sicher noch "einige mehr" geben, die so etwas machen..
naja: „modern“ wird es deswegen, weil es ja zunehmend schwieriger wird mit Bass zu reisen, wenn man nicht mit dem ausreichend großem Auto (oder Lastenfahrrad) unterwegs ist. In Frankreich ist die Mitnahme von Bässen im TGV auch jüngst nochmal schwieriger geworden.
Zwei, von denen ich weiß, dass sie das machen und wo ich die Ergebnisse auch mal in Augenschein genommen habe:
www.bornhak.de
www.tobytimber.com
Ansonsten schließe ich mich dem Vorredner an: irgendwie ist das in Mode und es gibt viele Lösungen von vielen Geigenbauern. Ich würde die / den mal ansprechen, bei der / dem ich sowieso in Behandlung bin.
So richtig chique finde ich aber nur den da:
https://www.charton-luthier.com/details-b21/
... wenn ich einmal reich wär´.....
Hallo zusammen,
freut uns sehr, dass hier eine sachliche Diskussion über das Für und Wider des "herausnehmbaren Halses bei Kontrabässen" entsteht. Mittlerweile machen sich auch einige andere Kollegen Gedanken zu dem Thema. Wäre schön, wenn die sich hier auch zu Wort melden. So könnte eine angeregte Diskussion zwischen Handwerkern und Musikern über Ansprüche und Lösungen stattfinden.
In unserer Werkstatt unter der Leitung von Willi Balsereit wird nicht nur schon seit fast 15 Jahren mit Umrüstungen zu herausnehmbaren Hälsen gearbeitet - und es gibt keine einzige Unzufriedenheit bei unseren Kunden-, sondern wir richten mittlerweile standardmäßig alle unsere Neubaubässe und alte Instrumente, die wir zum Verkauf herrichten, so ein. Falls dann doch jemand die Vorteile des herausnehmbaren Halses nicht nutzen möchte, für den ist der Hals schnell verleimt. - umgekehrt ist mehr Aufwand. Außerdem haben wir längst begonnen, groß angelegte Versuche mit herausnehmbaren Hälsen bei Cello und Bratsche zu machen. Gerade bei 5-Saiter-Cello (mit tiefer F-Saite) und Bratsche gibt es da sehr interessante Beobachtungen.
Was sind die Vorteile des herausnehmbaren Halses für den Bassisten aus unserer Sicht des Geigenbauers? Der erste Vorteil ist natürlich die Nutzung als Reisebass: Du willst reisen? - Hals raus - das Ganze in einem entsprechend von uns vorbereiteten Koffer aus CFK (Kosten ca. 1000,-- €) verstaut - unter 30 kg- ab in den Flieger - kein Sondergepäck, keine Sonderkosten ! oder - zum Bahnhof gerollt und im Zug verstaut.
Darüber hinaus hat unser Konzept des herausnehmbaren Halses aber auch noch die vorteilhafte Funktion - zusammen mit höhenverstellbarem Steg, höhenverstellbarem Untersattel und höhenverstellbarer Stimme (KlangzauberStab) - den Halswinkel verstellbar zu machen. Das bedeutet Klangeinstellungen von Barock (Griffbrett annähernd parallel zur Decke) bis zu Winkeln (Schnecke bewegt sich nach hinten, Griffbrett "kommt hoch"), die massiven Druck auf den Steg bringen. Alle Zwischenstufen sind möglich und orientieren sich am "Geschmack" des Musikers und Repertoire.
Die handwerkliche Arbeit der Anpassung des Halsfußes im Oberklotz ist Präzisionsarbeit im 10tel mm-Bereich. Und wenn diese in unserer Werkstatt routinemäßig stattgefunden hat, reicht eine Schraube, den Hals in allen Positionen fest zu verankern.
Die Kosten hierfür richten sich nach Zeit- und Materialaufwand. Unser Team ist bemüht, wenn eben möglich mit dem vorhandenen Material die Kosten so gering wie möglich zu halten. Der "worst case" ist ein neuer Anschäfter mit neuem Griffbrett. (ca.4.000 €, je nach Holzauswahl), neuer Steg mit Stellschrauben (450,--€), höhenverstellbarer Untersattel (150,-- €) und höhenverstellbare Stimme (210,-- €) In der Regel bleiben wir aber deutlich darunter, weil der vorhandene Hals bearbeitet werden kann, ein höhenverstellbarer Steg sowieso vorhanden ist, etc. Außerdem sind individuelle Finanzierungen möglich.
In unserer Werkstatt könnt Ihr Bässe mit herausnehmbaren Hälsen ausprobieren und Euch zu Eurem Bass beraten lassen. Auch wenn Ihr Euch nach ausführlicher Beratung nicht sofort entscheiden möchtet, fühlen wir uns an unsere schriftlichen Kostenvoranschläge für 3 Monate gebunden. Ihr habt also ausreichend Zeit zum Überlegen und Entscheiden. Unsere Arbeiten werden fotografisch dokumentiert/archiviert und Euch wird jeder einzelne Schritt erläutert, wenn Ihr das möchtet. - soviel Zeit muss sein!
Selbstverständlich gelten für unsere Arbeiten die gesetzlich vorgeschriebenen Gewährleistungen. Und einmal angefixt von den spannenden Möglichkeiten eines herausnehmbaren und verstellbaren Halses bleiben wir über Eure Erfahrungen im Gespräch.
Wir freuen uns über Eure Fragen: hier, telefonisch, per Email oder die Nachrichten-Funktion unserer homepage www.diastrad-geigenbau.com (nach Anmeldung, verschlüsselt).
Bässte Grüße aus Brühl - unsere Werkstatt ist auch in Corona-Zeiten geöffnet
das Team von Diastrad Geigenbau.
Neben meiner direkten Bitte, doch bitte den Anteil Schleichwerbung im Posting zu unterlassen oder zumindest (wie bei Youtube u.ä.) den Beitrag ganz offen als Werbung zu kennzeichnen hätte ich zu den genannten fachlichen Dingen aber zumindest eine Rückfrage:
Nach meinem Wissen mit anderen Umbauten von Bässen (z.B. von James Ham an den Bässen von Gary Karr) sind die Halsumbauten so berechnet und ausgeführt, dass ein höhenverstellbarer Steg einfach nicht mehr notwendig ist bzw. eine weiterhin existierende Notwendigkeit eines höhenverstellbaren Stegs eindeutig als Makel gesehen würde. Welche Einstellmöglichkeiten genau soll dieser bei Ihnen bieten?
Diese wiederholt aufdringliche Werbung finde ich wirklich nervend. Ich hatte dies schon an anderer Stelle zu Diastrad-Posts geschrieben. Meine wiederholte Bitte an den Moderator: Bitte aktiv werden! Hier sind einige Geigenbauer, die an den Diskussionen teilnehmen und sich wohltuend mit Eigenwerbung zurückhalten. Von deren Fachwissen (z.B. Jonas Lohse) habe ich sehr profitiert, ohne dass diese das Geba-Forum für eigene Zwecke gebraucht (oder besser missbraucht) haben.
Hallo zusammen,
schon einmal vielen Dank für die vielen Rückmeldungen und Informationen. Freut mich sehr, dass mein Thread auf Interesse stößt!
Eine Frage an die Bassbauer unter Euch, bzw. die, die so einen Umbau schon einmal veranlasst haben:
Diastrad hat den "Worst Case" mit diversen Extras beschrieben. In welcher preislichen Größenordnung beginnt denn ungefähr ein "Best Case", bei dem "nur" der Bereich zwischen Hals und Korpus umgebaut und der Stimmstock stabilisiert wird?
Meine Gründe, warum ich über einen Umbau nachdenke:
- Fremdbässe im Ausland oft Katastrophe
- jedes Auto ist immer zu klein ;-)
- Platz sparen zu Hause
- mehr Freude beim Zugfahren
- ermöglicht Transport per Fahrrad
- schont das Instrument beim Transport
VG Stefan
Hallo Stefan,
ich habe von anderen Bassisten gehört, dass Sie in diesem Zusammenhang das Stimmstock setzen erlernt haben und das auch die bessere Lösung fanden, als die Stimme "zu stabilisieren" (wenn ich dich richtig verstanden habe).
Spricht da für dich etwas dagegen?
Nein, ich bilde mich gerne weiter! :-) Danke für die Anregung
Hallo Stefan,
ich habe gute Erfahrungen mit dem abnehmbaren Hals.
Jedoch auch auseinandergenommen ist es keine Luxussituation damit im Zug zu reisen. Der Koffer wiegt schon einiges und je nach Wagon braucht man auch die Hilfe einer zweiten Person, um ihn dort hineinzubekommen. Ist er aber mal im Zug, kann man den Koffer besser unterbringen, als eine Basstasche. Man kann ihn sogar durch den Gang rollen, so schmal ist er. Sicherer vor Einwirkung von außen ist der Bass im Koffer dann sowieso.
Tatsächlich gibt es auch die Möglichkeit den Winkel des Halses zu verändern. Bei mir ändert es den Charakter und den Ton des Instrumentes in sehr beeindruckender Weise. Ich sag mal so, vorher laut strahlend als Soloinstrument, klingt der Bass mit einem flacheren Halswinkel viel weicher und voluminöser.
Möchte ich die verschiedenen Charaktere nutzen, brauche ich einen höhenverstellnbaren Steg, denn die Änderung des Halswinkels um 1-2 mm bewirkt eine veränderte Saitenlage um ein Vielfaches.
Nutzt man diese Möglichkeit nicht, ist so ein Steg natürlich nicht nötig.
Auch mir ist die Stimme schon umgefallen und ich habe gelernt sie neu zu setzen, aber eine Fixierung geht auch gut, ohne dass man direkt zu einer Schraube greifen muss.
Insgesamt ist der abnehmbare Hals eine gute Sache.
Hallo conbass, meinen Dank für dieses - wie ich finde - klasse Posting.
Ich habe hier ganz naiv kurz drüber gegrübelt: Wenn sich der Halswinkel ändert und der Steg nachgestellt wird, dann ändert sich vor allem der Winkel, in dem die Saiten über den Steg gehen. Was bei flacherem Winkel zu weniger Druck auf der Decke führt (korrigiert mich, wenn ich hier total falsch liege ;-) und somit möglicherweise den Klangunterschied steuert.
Ich hätte jetzt gedacht, dass man den Effekt ja normalerweise über die Saitenauswahl (weniger Druck) steuert.
Hast Du hierzu Erfahrungen? Gibt es da noch weitere Unterschiede? Oder ist das einfach deine Beobachtung/als positiv empfundener Effekt?
Hallo jheise,
ich denke, dass sich die gesamte Geometrie des Instrumentes ändert. Wahrscheinlich ist der Druck auf den Steg bei flachem Hals geringer, jedoch irgendwo muss der Zug, den die Saite hat ja hin. Und der ist immer der gleiche.
Stimme ich die hohe Saite auf G, braucht sie einen bestimmten Zug, um das G zu erreichen. Dieser Zug ist unabhängig vom Winkel des Halses. Ich bin kein Physiker, aber ich glaube dass sich der Zug der Saite, also die Spannung der Saite, halt anders im Instrument verteilt, jenachdem wie flach oder steil der Halswinkel ist.
Es gibt ja auch viele alte Geigen, deren Halswinkel steiler gemacht wurde, um dadurch evt. lauter und strahlender in einem modernen Sinfonieorchester zu erklingen.
Ich will auch nicht sagen, ob es besser oder schlechter klingt, aber man könnte denken man spielt ein völlig anderes Instrument.
Es ist bestimmt auch bei jedem Instrument ein bisschen anders.
Mit verschiedenen Saiten habe ich auch verschiedene Ergebnisse, so dass der Winkel nicht automatisch der beste ist, den ich vorher mit einem anderen Fabrikat hatte. Also spielt die Saitenspannung der verschiedenen Fabrikate, ebenfalls eine große Rolle.
Es bedarf ein bisschen Fummelns und Ausprobierens, was einem am liebsten ist. Hat man das aber raus, dann ist das Ergebnis reproduzierbar, also nach dem erneuten Abnehmen und Anschrauben des Halses, finde ich meine bevorzugte Position dann ganz unproblematisch wieder, auch wenn diese sich nicht in den Extrempositionen ganz flach, oder ganz steil befindet.
Ich wollte eben noch hinzufügen, dass der Ab- oder Wiederzusammenbau des Instrumentes ca. 10 Minuten dauert. Bei einer Darmsaite braucht der Bass ca. 1-2 Stunden bis er die Stimmung wieder optimal hält. Bei Stahlsaiten kann man eigentlich direkt wieder loslegen.
Natürlich ist hier geschildertes meine persönliche Erfahrung, jedoch kenne ich auch andere Bässe, bei denen einiges davon ebenfalls zutrifft.
Eigentlich ist das mit dem abnehmbaren Hals ja eine Sache, die lediglich in Vergessenheit geraten war. Den Kollegen in zurückliegenden Jahrhunderten ging es mit den Postkutschen sicherlich nicht viel besser als uns heute mit den Flugzeugen oder der Bahn. Und schicke Flightcases aus Carbon-Composite gab es nocht nicht, die Segeltuchtaschen waren im Vergleich zu heute auch ein Witz. Die Transportprobleme waren damals alsosicher noch größer als heute, ich frage mich manchmal wie soviele Bässe das überleben konnten … aber es wurde einfach weniger gereist. (Ein Zustand, den wir aktuell ja aus anderen Gründen wieder haben … seufz.)
Die Bassbauer haben früher meist recht simple Lösungen praktiziert, mit einer Schraube von oben durch den Halsfuß, oder durch das Bodenblättchen in den Halsfuß. Das wird ja heute noch so gemacht (weiter oben ist Heiner Windelband verlinkt, und Matthew Tucker in AUS macht das auch so. Daneben gibt es aufwändigere Systme mit Metalprofilen und -Schwalbenschwanz-Verbindungen (u.a. Eminence/Christopher, oder auch Upton Bass/USA). Auch dafür gibt es historische Vorläufer, ich habe auch mal einen alten Bass gesehen, wo der Hals mit einem schmiedeeisernen Riegel im Klotz eingerastet ist.
Beides Ansätze – „eine-Schraube-rein-und-fertig“ sowie „High-Tech-Schienensystem“ haben Vor- und Nachteile. EInen verstellbaren Hals, der einen verstellbaren Steg überflüssig macht, bekommt man mit nur einer Schraube nicht hin. Und wenn man einen alten Bass umbauen lassen will, spielt bei so einer Entscheidung sicher auch die Beschaffenheit des Klotzes eine Rolle. Ich habe z.B. hier gerade einen Bass (bzw. eine Violone) vor mir, da ist der Klotz so schmächtig, dass kein Gewindeeinsatz auf Dauer halten würde …
In den USA scheint das auch irgendwie weiter verbreitet zu sein, vielleicht, weil sie da auch noch "weiter" und vielleicht auch öfter reisen?!?! Auch wenn das nicht unbedingt bedeutet, dass da die Systeme alle besser sind...
Hier sind noch zwei Beispiele für etwas "komplexere" Systeme, wobei mir das System von Jed Kriegel so rein optisch mit am besten gefällt...
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