Die Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien sah es gar nicht gern, dass ich parallel am Konservatorium der Stadt Wien bei Rudolf Hansen Jazz-KB studierte ...
Vom Unterrichtsmaterial ist mir - abgesehen von den üblichen Stücken a la "Bass Ball" - vor allem eines in Erinnerung:
Rudolf Hansen ließ uns alles (!) spielen, auch das klassische Material, das ich meist eingesteckt hatte (wobei er immer ein Blatt Papier zum Abdecken nahm, damit wir nicht "Fingersätze spielen" ;-)
Diese Praxis ist mir bis heute geblieben, wenn ich mich - was sehr oft vorkommt - wieder mal an einen neuen "Umhänge-Bass" bühnenreif gewöhnen muss:
1. das Selbe spielen, was ich auch am KB spiele.
Natürlich gibt es am bundlosen Akustik-Bass Abstriche bei Tempi und Phrasierungen (z.B. Bach/Solo-Suite II, Sarabande, Takt 1: fis/g auf der D-Saite mit 2/4 zu trillern während der 1. überstreckt auf der A-Saite das H hält ...), aber mein erklärtes Ziel ist, immer Musik zu machen - und so beginnt auch Literatur am Fretless irgendwann zu klingen (der spröde Sound mit absaufenden Trillern erinnert leicht an die Musizierpraxis der Barocklaute - im besten Sinne gemeint!).
2. hat jeder neue Umhänge-Bass seine Tücken - daher "erfinde" ich kurze Etüden, die gezielt diese Problemzonen ansprechen (Unsicherheit bei manchen Lagenwecheln, häufige Fehlintonation bei bestimmten Tönen, Doppelgriffe um eine reine Quint zu formen und ein "Mensur-Gefühl" zu kriegen, Einbeziehen von zugleich klingenden Leersaiten zur Qualitätskontrolle etc.).
Manche dieser meist swingenden, aus einer beliebigen Skala entstehenden Mini-Etüden vergesse ich über Nacht, manche spiele ich Jahre lang - weil sie meinen persönlichen Schwachstellen komprimiert auf den Zahn fühlen ;-)
Schlussfolgerung:
Möglichst quer durch den Gemüsegarten spielen, viel prima vista, aber auch schnell kreativ werden - und bei alledem als wichtigstes Kontrollorgan 2 kritische Ohren und 1 musikalischen Instinkt bewahren :-)
Selbst Tonleitern und Skalen müssen kein trocken Brot sein: Metronom auf Offbeat, deadnotes unterjubeln, Triolen beimischen, auch ungerade Taktarten spielen, bluenotes dazu, Alterationen (b9 etc.) einbeziehen - und schon swingt die Sache :-)