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Hilfe! Wehr - und Zivildienst

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Zugeordnete Kategorien: Studium - off topic

TobiAmBass Profilseite von , 29.06.2006, 22:52:48
Hilfe! Wehr - und Zivildienst
Liebes Bassikollegium,

Ich habe ein großes Problem. (Ich möchte unbedingt Bass studieren und mein Professor hat mir auch schon versichert, dass meine Leistungen ausreichen für die Aufnahmeprüfungen usw....
Ich habe aber nun nach 10 Jahren Schule zur Überbrückung noch eine Ausbildung gemacht und nun müsste mir theoretisch noch der Wehr-Zivildienst in die Queere kommen...Dann würde ich nochmal ein Jahr Zeit verlieren... Das wäre Fatal! Vom Wehrdienst in einem Musikkorps oder im Bundeswehrstreichorchester hab ich auch schon gehört, aber da muss ich ebenfalls Grundausbildung machen und denke, dass mich Trommel und Flöte spielen nich wirklich musikalisch voran bringt...!
Es ist teilweise wirklich ungerecht! Mein Nachbar zum Beispiel, körperlich topfit wollte unbedingt als Überbrückung zum Bund, wurde ohne richtigen Grund ausgemustert und muss nun gar nichts machen, obwohl er wollte. Die Leute hingegen, die echt was vor haben und für die ein Jahr seeeehr viel Zeit ist, müssen natürlich unbdeingt Dienste leisten, die eigentlich keiner braucht! Zivi ausgenommen... Hat irgendjemand ähnliche Erfahrungen und kann mir Tipps geben? Vielen Dank und Bässte Grüße !
Tobi
bassknecht Profilseite von bassknecht, 30.06.2006, 09:37:28
Hallo Tobi, natürlich ist das kein Kontrabass - spezifisches Problem, es gibt noch eine Menge Leute die genau dieses umtreibt. Da wir in Deutschland bekanntermassen dazu neigen uns gerne in Vereinen, Interessengemeinschafte, Selbsthilfegruppen ec zusammenzuschließen, wird es für Dein (euer) Problem mit Sicherheit eine adäquate Gruppe geben, wahrscheinlich bringt es Dir mehr wenn Du eine solche Vereinigung ausfindig machst, man wird Dir sicher ein angemessenes Verhalten empfehlen können, wahrscheinlich eher als Du in einem Kontrabassforum effektive Auskünfte bekommen kannst. Also such und sieh zu das Google in Schweiß kommt!

Andererseits besteht das Leben in seinen Aspekten nicht ausschließlich aus Kontrabassspielen - und lernen. Auch ein Jahr Bundeswehr kann zu verwendbaren Erfahrungen beitragen (wie Deine Berufsausbildung auch schon)und durchaus ganz lustig sein. Letztendlich ist es Glücksache wohin man kommt und mit wem man zusammentrifft, ausserdem eine Frage der eigenen Persönlichkeit und der Herangehensweise an neue und anscheinend unliebsame Situationen. Es gibt Zivildienststellen die einem musikalischen Schaffen recht wenig entgegenstehen. Allein aus so einem Grund den Wehrdienst zu verweigern halte ich heute (mit 30 Jahren Abstand) nicht für empfehlenswert. Ansonsten brennt für Dich nichts an, ich glaube es ist egal ob Du mit 25 oder 26 durch alle Probespiele fällst weil Dich 47 Polen an die Wand spielen. Ich weiß ausserdem, das es beim Bund durchaus die Möglichkeit gibt ein gerade begonnenes Studium zuende zu führen und für die Zeit zurückgestellt zu werden. Toi toi Roland
jonas Lohse Profilseite von , 30.06.2006, 11:13:55
Das Thema Reichsarbeitsdienst gehört zu meinen Liebklingsthemen, da wird mir sofort speihübel, wenn ich nur drüber nachdenke, so schreiend ungerecht ist das. Und wenn sich dann Politiker hinstellen (namentlich sind es ja nur noch CDU, CSU und SPD, die sich an der Wehrpflicht festklammern), und was von Wehrgerechtigkeit faseln, möchte ich am liebsten nur noch kotzen.

Vielleicht tröstet es Dich, dass früher mal 24 Monate Reichsarbeitsdienst in Planung waren, und ich zu den betreffenden Jahrgängen gehörte ... immerhin kam dann noch schnell die Wiedervereinigung, und eine Verkürzung des Wehrdienstes, 2 Jahre hat mich der Spass aber trotzdem gekostet. Und das ist richtig lange, da sind die 9 Monate nun wirklich nichts dagegen ;-)
Nach zwei Jahren waren die Ausgemusterten und Frauen meines Abi-Jahrgangs schon zum Teil mit der Berufsausbilung fertig, als ich erst anfangen durfte. Ich habe mir mal den Spaß gemacht, und ausgerechnet, was mich die zwei Jahre an Verdienstausfall gekostet haben. Zum Glück habe ich's wieder vergessen.

Das tollste sind ja die ganzen Ausnahmeregelungen. Informiere Dich doch mal, wer alles nicht hin muss (ohne dafür ausgemustert zu werden):
1. Frauen
2. Polizisten
3. Zeugen Jehovas
4. Pfarrer
5. Dritte Söhne (je Familie müssen nur die ersten beiden Söhne hin, meine Brüder hat's gefreut)
6. Feuerwehleute
7. Verheiratete (!)
ich fürchte, die Liste ließe sich noch beliebig lange fortsetzen. Früher mussten auch Berliner nicht hin, damit war aber nach der Wiedervereinigung Schluss.

Grundsätzlich sehe ich drei Möglichkeiten:
1. Mach den Zivildienst, und richte es Dir gemütlich ein. Suche Dir einen Platz in Wohnortnähe, und lasse Dich viel krankschreiben und freistellen (Bildungsurlaub und sowas). Im Vergleich zum normalen Berufsleben hast du im Zuvieldienst immer noch genug Freizeit und somit Zeit zum Bassüben.
2. Versuche Dich zu drücken, und lass Dich bei dazu von den einschlägigen Wehrdienstverweigerungs-Initiativen beraten.
3. Geh zum Bund, und spiele dort KB. Mark, der Programmierer dieses Forums hat das übrigens auch so gemacht.
Christian Klein Profilseite von , 30.06.2006, 12:23:32
Nicht wirklich empfehlenswert, weil viel Aufwand nötig: Ich habe im Jahre Schnee "totalverweigert" (also Wehr- UND Zivildienst). Der "Wehrersatzdienst" war damals noch Gesetzesentwurf und ich konnte nicht einsehen, was es am Wehrdienst zu "ersetzen" gäbe ...
Darauf stand Knast - und nach der Entlassung das selbe Spiel von vorne (!).
Ich hab´s dennoch getan, wurde aber rechtzeitig an oberste Regierungsstellen weitergereicht, wo wir uns auf totale Untauglichkeit einigten ;-)

Viel Glück und Erfolg jedenfalls!
D&B Profilseite von D&B, 30.06.2006, 13:52:08
Hallo Tobi, bei mir war es umgekehrt. Ich habe eine zivile Lehre bei der Bundeswehr im ansässigen JaboG gemacht. In diesen vier Jahren habe ich mich sehr im Standortorchester engagiert und habe es bis zum jüngsten Registerführer im tiefen Blech gebracht. Mein Dirigent (ein ehemaliger BW-Musiklehrer in Hilden) hat am Ende meiner Lehrzeit mit Erfolg ziemlich viele Hebel in Bewegung gesetzt um mich auf die BW-Hochschule zu bringen, es wäre eigentlich 'nur' noch das vorspielen nötig gewesen. Was soll ich sagen. Von 60 Anwesenden bei meiner Musterung wurde einer ausgemustert … rat mal wer das war :-( Die Begründung war ein heute nicht mehr existentes Rückenproblem sowie eine angebliche Farbsehschwäche, die so stark ist, dass ich heute erfolgreich in der Druckvorstufe tätig bin. Geil, oder? Das war jetzt meine Geschichte, die dich zwar auch nicht weiter bringt, aber du siehst, dass auch andere Ihr Päckchen mit dem Baras zu tragen haben. @ Jonas: So sehr ich Deine fachlichen Beiträge in diesem Forum und auf Deiner Website schätze, so sehr missfällt mir Dein Tipp 1. Dieses Verhalten geht wohl sehr zu Lasten des Teams in dem er dann "arbeitet". Und das kann's ja wohl nicht sein. Sorry, wenn's nach Moralpredigt klingt, ist aber meine Meinung. Tipp 3 kann ich voll unterstützen. Ich kenne ebenfalls einige Musiker die die BW-Hochschulen absolviert haben, und was die Können ist meines Erachtens nicht von schlechten Eltern. Grüße Hebbe
jonas Lohse Profilseite von , 30.06.2006, 15:08:06
ich habe geahnt, dass das kommt. Ich selbst habe das auch nicht so gehandhabt. Wenn man seine Sicht nur auf das Team beschränkt, empfinde ich auch so wie Du. Allerdings kann man in seine Betrachtung ja auch all die einbeziehen, die eben in der glücklichen Situation sind, keinen Zwangsdienst leisten zu müssen. Und das sind ja heute die meisten, schau Dir mal die Zahlen an. Wehrdienst ist heute so eine Art Lotto, nur eben umgekehrt. Und da mache ich heute niemanden mehr einen Vorwurf, der sich (vielleicht auch zu Lasten seiner Kollegen) da irgendwie durchschlawienert. Das ganze Konstrukt "Wehrpflicht" ist doch absurd, wenn mehr Bürger der Ausnahme als der Regel unterliegen, und dann bei den einzelnen Pechvögeln die Moralkeule zu schwingen, ist unfair.
Es wäre ja auch unfair, jemanden vorzuwerfen, sich beim Bund lediglich "weichei-mäßig" im Musikkorps betätigt zu haben, anstatt die zwei Jahre als Kampftaucher unter Wasser verbracht zu haben, wie andere Soldaten. Oder?
D&B Profilseite von D&B, 30.06.2006, 16:02:53
Zum Thema "Konstrukt Wehrpflicht" kann ich Deiner Ausführung voll beipflichten. Dies wird aber wahrscheinlich von uns beiden nicht ausdiskutiert werden können.
Einen Musikkorps würde ich niemanden vorwerfen … Ich habe noch keinen Kampftaucher gesehen der am Heldengedenktag 8 Stunden lang vor Denkmälern oder auf Friedhöfen rumgestanden ist und so lange Choräle gespielt hat, bis im zuerst die Ventile seines Instruments und dann die Finger an die Ventile gefroren sind usw. usf. (gibt bestimmt noch einige andere Skurilitäten aus dem BW-Alltag) ;-)

Gruß Hebbe
streichbass_ Profilseite von , 02.07.2006, 21:45:45
Ich hatte Glück. Ich hatte ne Zivi-Stelle in der Denkmalpflege (selbst gesucht) und habe mit dem Chef nicht nur Übzeiten aushandeln können, sondern bin ogar vierzehntägig zum Unterricht gefahren und habe in der Zeit meine besten Probespiele gemacht. Also, die Polen haben mich da keineswegs an die Wand gespielt.
Und im Musikkorps spielt man nicht unbedingt Flöte oder Trommel, die haben da wohl auch ein richtiges sinfonisches Orchester.
gubi Profilseite von , 03.07.2006, 10:52:38
lieber tobi!
könnte es vielleicht sein, dass du einen (auch nur leicht) erhöhten blutdruck hast? falls dieses leiden reproduzierbar ist, wäre eine "salzlose diät" (kein witz!) unbedingt notwendig. mit dem zeugnis vom hausarzt bist du ALLE dienste sofort los. weil d a a s kann keine kantine bieten. (bei mir hat das geklappt).
beste grüsse
gubi
Neuester Beitrag Frank W Profilseite von , 05.07.2006, 15:15:38
Hallo
Ich habe meinen Zivi beim "Zivildienst Musikprojekt" in München gemacht. Im nachhinein eines meiner wertvollsten Jahre bisher. Sah damals so aus, daß ich 20 Stunden in einer sozialen Einrichtung, bei mir war das Blindne institut München,gearbeitet habe und den Rest der Zeit haben wir in Altenheimen, Krankenhäusern, etc. Musik gemacht. Quer Beet, Chanson Klassik Jazz,.....
Der Verein heißt "Soziale Betreuung durch Musik"
Grüße
Frank
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